Damit Irrtümer wirklich klargestellt und folglich richtig gestellt werden, halten wir es für ratsam, gewisse Punkte noch einmal zu betonen. Es könnte Leute geben, die argumentieren, dass die Ahadith, die nicht mit dem Koran in Konflikt stehen und sich mit dem Verstand vertragen, letztendlich als echt angenommen werden können. Tatsache ist, dass diese Ahadith aus der selben Quelle stammen. Selbst wenn die Ahadith sich nicht mit dem Koran widersprächen, sollten sie verworfen werden, sofern sie zuzügliche Auffassungen von Sünden oder guten Taten und Vorstellungen von Hölle und Paradies einführen, da sie lediglich Kommentare und Interpretationen sind. Jedenfalls gibt es kein Bedürfnis für weitere Betrachtungen, weil der Koran vollendet und vollständig und die einzige Quelle des Islam ist.
16:89 … Und Wir haben dir das alleserklärende Buch herniedergesandt; eine Führung, eine Barmherzigkeit und eine frohe Botschaft für die Ergebenen.
Unter diesen Umständen mit Vorstellungen von Sünden und guten Taten daher zu kommen, in der Absicht, Ergänzungen zum Koran aufzustellen, widerspricht sich mit den Koranversen, die wir in Kapitel 2 zitiert haben. Wenn ein gegebener Hadith etwas angeblich unklar Dargelegtes zu erklären versucht, oder wenn darin gewisse neue Vorstellungen vorgebracht werden, oder nicht im Koran vorhandene Auffassungen in Bezug auf gute Taten, Sünden, Sunna oder Handlungen beinhalten, allesamt nicht von Gott verboten, aber von den Gelehrten mit Abscheu und Entsetzen betrachtet, so wäre dieser Hadith notwendigerweise ein falscher. Dies führt uns zu einer weiteren Betrachtung. Wenn ein gegebener Hadith nicht dem Koran, einem anderen Hadith oder der Logik widerspricht und keine Ergänzung zu religiösen Auffassungen anstellt, sollten wir ihn dann als echt akzeptieren? Die Antwort lautet: „Wir sind nicht im Stande, eine Antwort auf etwas zu geben, was wir nicht wissen.“ Wie können wir auch? Alle Ahadith im Umlauf haben ihre Quelle in den Büchern der Übermittler von einem Haufen Lügen. Wieso müssen wir darüber hinaus Zuflucht in den Ahadith suchen, da wir ja den Koran, in jeglicher Hinsicht unfehlbar, haben? Da der Koran ausdrücklich aussagt, dass wir nicht mutmaßliche Vorschriften einhalten dürfen, müssen wir sicherlich jeden Hadith vermeiden, der eine Angelegenheit von Vermutung ist. Wie können wir 1400 n. H. die Widersprüche, Paradoxe, Lügen und Unlogiken aussortieren, die in die Sammlungen aus den Jahren 200-300 n. H. eindrangen? All diese fruchtlosen Mühen resultieren aus dem Mangel, den Koran als ein komplettes Buch zu sehen; diese Verfehlung hatte in der Tat schlimme Folgen. Um unser Argument darzustellen, nennen wir nachfolgend zehn Beispiele.
1) Mathematisch messbare Gebete?
Das in Gemeinschaft verrichtete Kontaktgebet (salaat) beträgt 27 Mal mehr als das individuell verrichtete Gebet. (Bukhary, Adhan 30; Muslim, Masjid 249; Muwatta, Dschamaat 1.)
Sie mögen diesen Hadith weder mit dem Koran, noch mit einem anderen Hadith, noch mit der Logik in Widerspruch stehend betrachten; Sie können jedoch sicher sein, dass er ein erfundener Hadith ist, da nirgends im Koran solch eine Information vorhanden ist. Es gibt ebenso Ahadith, die besagen, dass ein Kontaktgebet, das nach einer mit einem Miswak (Holzstock, der an einem Ende in Fasern geschlagen und als Zahnbürste benutzt wird) vollzogenen Waschung verrichtet wird, 27 oder 70 Mal besser sei, als das Kontaktgebet, das mit dem Turban auf dem Kopf verrichtet wurde.
2) Vermeide die linke Hand!
Verwende nicht deine linke Hand beim Essen oder Trinken, denn Satan verwendet seine linke Hand beim Essen oder Trinken. (Hanbal 2/8,33)
Die Kinder, die ihre linke Hand zum Essen gebrauchen, werden während den Kursen, die von einigen traditionellen, religiösen Gruppen ausgeführt werden, geschlagen bis die Hände rot und geschwollen sind, und auch jene, die nachts flach auf ihrem Bauch schlafen, werden aufgeweckt und geschlagen; eine Folge aus solchen Ahadith, die sich im Umlauf befinden.
3) Feierlichkeiten anlässlich Geburt
Der Prophet bestimmte, dass am siebten Tag nach der Geburt eines Kindes der Name ins Ohr des Kindes geflüstert, es gewaschen und gereinigt und ein Schaf geopfert werden soll. (Tirmidhi, Adab 63/2834; Abu Dawud 2837)
Die Leser mögen in diesem Hadith keine Irrelevanz erkennen. Dennoch gibt es im Koran zu diesem Zweck keine Vorschrift. Es folgt, dass dieser Hadith eine nicht im Koran vorhandene Erfindung ist. Ein fabrizierter Hadith mag harmlos sein, aber sofern er etwas hinzufügt, das nicht in den religiösen Vorschriften enthalten ist, ist er erfunden. Der Grund für einige Erfindungen könnte der Versuch sein, der Religion den Reiz zu verschaffen, den wir kurz in Kapitel 5 angesprochen hatten. Doch egal was der Grund sein mag, etwas menschlichen Ursprungs zu Gottes Wort hinzuzufügen ist nichts außer Verrat.
4) Sollten schwarze Hunde getötet werden?
Töte alle schwarzen Hunde, weil sie der personifizierte Teufel sind. (Hanbal 4/85,5/54)
In Sura „Die Höhle“ werden Jugendliche und Hunde erwähnt. Die fraglichen Jugendlichen werden gelobt und es wird nichts gegen Hunde erwähnt. Wenn Sie sich nicht an die relevanten Verse erinnern können, wenn Sie den Hadith nicht kennen, der besagte, dass die Hunde zu Lebzeiten des Propheten in den Moscheen gewandert sind, wenn dieser Hadith Ihnen nicht unlogisch erscheint, so können Sie folgern, dass dieser Hadith ausgeschlossen werden muss, weil er etwas in die Religion einführt, das der Koran nicht erwähnt; genauso wie alle Ahadith, die gegen Hunde sprechen, ausgeschlossen werden müssen. Solche Ahadith führten dazu, die Hunde als unrein zu betrachten, und auf diese Weise wurden die loyalsten Tiere verstoßen.
Es sind unzählige Ahadith über das Tierreich vorhanden. Beispielsweise wird in einem Hadith besagt, dass ein Hahn gekräht hat, weil er einen Engel gesehen habe und dass der Affe gekreischt hat, weil er den Teufel gesehen habe (siehe Sahihi Muslim). Gemäß einem anderen Hadith ist die Ratte ein Jude und trinkt deshalb nicht die Kamelmilch (siehe Sahihi Muslim, Zuhd). Ein weiterer Hadith behauptet, dass die Krähe ein Perversling sei (siehe Bukhary 59/16; Hanbali Musnad 2/52). Die Biologie sollte die „Tatsache“ betrachten, dass das Kamel vom Teufel erschaffen wurde (siehe Hanbal, Musnad 4/85)! Es gibt ebenso Ahadith, die behaupten, dass die Katze aufgrund des Schnäuzens des Löwen erschaffen wurde und dass das Schwein eine Folge des Schnäuzens des Elefanten sei (siehe Al Madschruhin 1/101). All diese Ahadith haben die Religion als unlogisch und irrelevant erscheinen lassen. Gemäß jenen, die vorbringen, dass die Ahadith notwendig sind um den Koran vollständig zu verstehen, sollten auch diese Ahadith, die in „verlässlichen Hadith-Büchern“ vorkommen, Glauben geschenkt werden. Wenn sie andrerseits denken, dass daraus folgt, dass sie dem Koran als einzig zuverlässige Quelle folgen, sollten sie sich auch nur auf den Koran beziehen. Wenn, wie auch immer, sie diese Ahadith als wortwörtlich korrekt akzeptieren, ja dann…
5) Verbot in goldenen und silbernen Tellern zu essen
Der Prophet verbat uns, aus silbernen und goldenen Tellern zu essen. (Bukhary 12/1952)
Im Koran wird solch ein Verbot nirgends eingegangen. Solche Erweiterungen werden von jenen gemacht, die den Inhalt des Korans für nicht ausreichend erachten.
6) Die Bestrafung fürs Abschneiden der Finger von Frauen
Die Bestrafung fürs Abschneiden der Finger einer Frau beträgt (bezogen auf Kamele) zehn Kamele für einen Finger; zwanzig Kamele für zwei Finger; dreißig Kamele für drei Finger und zwanzig für vier Finger. (Muwatta 43/11; Hanbal 2/182)
Sei es ein Mann oder eine Frau, die Entschädigung für das Abschneiden der Finger von jemandem kann vom Täter verlangt werden, aber solch eine Vorschrift gibt es im Koran nicht. Die Menschen können die Entschädigung gemäß den vorherrschenden Bedingungen der Zeit erteilen. Selbst wenn eine solche Bestrafung irgendwann in der Geschichte ausgemessen worden sein mag, kann kein Mensch mit einem gesunden Menschenverstand behaupten, dass sie eine universelle Gültigkeit hätte und dass das Kamel die Einheit der Maßregeln darstelle. Andererseits baut der obige Hadith nicht auf der Vernunft auf, weil er für drei Finger dreißig Kamele verlangt aber er die Anzahl für vier Finger auf zwanzig Kamele schrumpfen lässt.
7) Beschneidung der Frauen
O Atiyye, beschneide die Klitoris oberflächlich, denn dies verursacht Hitzewallungen und wird sie ihrem Ehemann schöner erscheinen lassen. (Imam Ghazali, Ihyau Ulumiddin 1/382)
Die Beschneidung wird vom Koran nicht vorgeschrieben, weder für den Mann noch für die Frau. Alle, die meinen, dass die Beschneidung eine empfängnisverhütende Methode sei, können sie ausführen. Es ist definitiv keine koranische Vorschrift. Dennoch gab der Hadith der Beschneidung eine religiöse Konnotation. Außerdem wird die Beschneidung bei Frauen nur ausgeführt, damit sie „dem Ehemann schöner erscheinen“!
O ihr, die Ghazzali preisen und ihn als den Beweis des Islam und das Ornament der Religion bezeichnen und die ihn als den Gipfel der Weisheit betrachten und ihn mit den Versen des Koran gleichstellen, habt ihr eure Frauen und Töchter beschneiden lassen? Wenn ihr es nicht bereits getan habt, wieso tut ihr es nicht jetzt? Oder wollt ihr zu jenen gehören, die der Sunna nicht folgen? Wisst ihr denn nicht, dass jene, die solche erfundene Ahadith misstrauisch betrachten, als Ausgestoßene gelten? Es ist bedauerlich, dass diese Erweiterungen die Religion zu einem System von unausführbaren Praktiken gemacht haben. Es ist zudem bedauerlich, dass solche Informationen ihren Platz in Werken von wichtigen Persönlichkeiten wie Ghazzali fanden.
8) Magischer Baum, gigantischer Mahlzahn und immense Haut
Im Paradies ist ein Baum, unter deren Schatten ein Ritter einhundert Jahre reisen kann. (Ibn Madsche, Zuht 39; Muslim, Dschenna 6; Tirmidhi, Dschenna 19)
Der Mahlzahn eines Ungläubigen in der Hölle ist so groß wie der Berg Uhud und die Dicke seiner Haut kommt der Distanz von drei Tagen gleich. (Sahihi Muslim)
Die Bewohner der Hölle werden mitten im Feuer an Umfang gewinnen und die Distanz zwischen dem Ohrläppchen und dem Nacken wird so sein, dass sie in 700 Jahren umfasst werden kann. (Hanbal Musnad)
Die Armen meiner Gemeinschaft werden ins Paradies 500 Jahre vor den Reichen eingelassen. (Tirmidhi; Ibn Madsche)
Diese, nicht im Koran vorhandene Beschreibungen sind bloße Ergänzungen. Das Paradies und die Hölle werden im Koran allegorisch beschrieben. Die koranischen Beschreibungen zu ignorieren bedeutet, die Schilderungen über sie zu missachten. Es gibt eine große Anzahl an Schilderungen über Paradies und Hölle in den Ahadith. Ob sie nun auf der Vernunft aufbauen oder nicht, sie dürfen nicht mitberücksichtigt werden. Ahadith können weder in der Anwendung noch in der Theorie akzeptiert werden, da sie keinerlei Bedeutung haben.
9) Der Waschungsbefehl des Propheten für die Esser von Kamelfleisch
Sie fragten den Propheten, was eine Person tun soll, die Kamelfleisch aß. Er sagte: „Alle, die Kamelfleisch gegessen haben, müssen die Waschung vollziehen.“ (Abu Dawud 1/185)
Im Koran wird nichts dergleichen vorgeschlagen. Dieser Hadith ist deswegen ein weiterer Einschub. Es gibt Sekten, die der Person, die Kamelfleisch isst, auferlegen, die Waschung zu vollziehen. In Kapitel 36 werden wir die Art und Weise der Waschung untersuchen.
10) Ghazzalis Verordnung fürs Seelenheil
Wenn Dienstag mittags oder wenn die Sonne an ihrem Höhepunkt ist, eine Person Die Eröffnende (1. Sure) und Ayatal Kursi (ein langer Vers aus der 2. Sure) rezitiert und Die Bekenntnistreue (112. Sure) drei Mal wiederholt, so vervollständigt er eine Rakat (vollständige Einheit des Gebets mit vorgeschriebenen Körperhaltungen) in der Anbetung im Verlaufe von seinen zehn Rakats, so wird für 70 Tage in seinem Buch keine Sünde verzeichnet; und wenn die Person im besagten Zeitraum stirbt, so gilt sie als Märtyrer und die von ihr begangenen Sünden der letzten 70 Jahre werden verziehen. (Ihyau Ulumuddin)
Wer auch immer seine Anbetung von zwölf Rakats verrichtet, wenn die Sonne mittwochs am Höhepunkt ist, und einmal Die Eröffnende, einmal Ayatal Kursi und dreimal Ihlas und dreimal Muawezeneteyn (letzte zwei Suren im Koran) rezitiert, wird ein Vorbote aus dem Himmel verkünden: O Gottes Diener! All deine Sünden wurden verziehen. Gott hat dir die fürchterliche, dem Menschen zugemessene Qual erspart, du wirst fortan keine guten Taten vollbringen müssen und noch heute wird der Segen des Propheten auf dir sein. (Ihyau Ulumuddin)
Es obliegt uns jenen, die damit nicht vertraut sind, eine Ausgabe der Verordnung für das Seelenheil (Buch Ihyau Ulumuddin) von Ghazzali anzuraten. Ghazzalis Behauptung ist, dass der Mensch, der denkt, das Heil erlangen zu können, wenn er seinem Verstand folgt, nie seine Zielvorgabe erreichen wird. In seinen Argumenten mit Philosophen gab es Zeiten Ghazzalis, die unerreichbare Höhen erreichten, jedoch scheiterte er sich in den Bereichen wie kanonisches Gesetz, Ahadith und Mystizismus auszuzeichnen.
Wie diese Ahadith wieder mit dem Islam in Einklang bringen?
Nachdem die Tatsache betont wurde, dass ein Hadith nicht eine Quelle des Islam sein kann, bewerteten wir die Ahadith gemäß:
- Dem Koran
- Anderen Ahadith
- Logik
- Erweiterungen von Ahadith
und sahen unsere Schlussfolgerungen durch, was unsere Meinungen noch einmal bekräftigte. Einige der untersuchten Ahadith widersprachen dem Koran, andere widersprachen sich mit anderen Ahadith, andere waren widersinnig, während andere wiederum nur Ergänzungen waren. Um zu verhindern, dass wir unser Buch mit weiteren enzyklopädischen Angaben füllen, haben wir in jedem Kapitel nur zehn Beispiele genannt. Wir hoffen, dass unser Unterfangen es den Menschen ermöglicht, das vom Koran abgeworfene Licht wahrzunehmen und die die Ahadith umwickelnde Dunkelheit zu erkennen.
Wir fragen uns, ob die Anhänger der Hanafi, Schafi, Maliki oder Hanbali Sekte immer noch behaupten, dass diese Ahadith würdig sind, sie als ein Teil der Religion Gottes zu berücksichtigen. Wenn dem so ist, so müssen sie sie alle zusammen fallen lassen. Wenn darüber hinaus diese Ahadith als unzuverlässig betrachten werden, so wird die Mentalität der Sekten automatisch eine Umkehr erleiden und die Sekten an sich werden sich zwingenderweise als null, nichtig und sinnlos erweisen. Die Folge daraus wird der Sieg der einzigen Religionsquelle sein, der Koran; Gottes Wille! Wir sahen in Kapitel 2, dass der Koran tatsächlich ein vollständiges Werk ist, worin alles ausreichend erklärt wurde. Und im Verlauf der letzten vier Kapiteln brachten wir Beispiele von Ahadith, um es unseren Lesern zu ermöglichen sich zu überzeugen, dass der Koran in der Tat die einzige Quelle des Islam ist. Wenn diese Tatsache einfach genug dargestellt wurde, so kehren Sie zum Koran zurück, ziehen Sie Bilanz von dem, was Ihnen bezüglich Ihren Traditionen und Konventionen aufgezeigt wurde, die von sektiererischen Praktiken und Ahadith stammen können. Beginnen Sie damit, all Ihre vorgefassten Gewohnheiten fallen zu lassen, um dann genau am Anfang zurück zum Koran zu kehren. Wenn Sie immer noch auf ihre vorhergehenden Überzeugungen beharren, warum nicht über den Koran immer und immer wieder nachdenken und die Ahadith im Lichte des Koran durchsehen?
27:77 Und er (der Koran) ist wahrlich eine Führung und eine Gnade für die Gläubigen.