Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verworfenen Satan Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Gnädigen
2:30 Und als Dein Herr zu den Engeln sagte: „Ich werde auf der Erde einen Nachfolger hinterlassen“, sagten sie: „Lässt Du darauf solche, die Unheil stiften und Blut vergießen, wo wir Dir Lob preisen und Dich heiligen?“ Er sagte: „Ich weiß, was ihr nicht wisst!“
Der Mensch kann kein Stellvertreter Gottes auf Erden sein. Jemand, der den Platz eines anderen einnimmt, wird als Khalif bezeichnet (7:142). Gott erschuf die Menschheit so, dass jeder Mensch die Position eines anderen einnehmen könnte, im Sinne eines Nachfolgers oder Stellvertreters. Wir sehen das bereits im Alltag. Die Nachkommen nehmen den Platz der Vorfahren ein. Es ist auch so, dass das Rennen um die Nachfolgerschaft andere dazu verleiten kann, die Stellung, die Möglichkeiten und die Güter in unserer Hand an andere zu verlieren. Dies ist das Gefühl des Neides auf all diese Dinge und andererseits die Angst, die Güter und das Ansehen an andere zu verlieren. Jene, die sich den Propheten widersetzt haben, hatten Angst, ihre Tradition, ihr Status Quo, ihre Gewohnheiten und ihr täglichen Lohn zu verlieren. Die Propheten jedoch hatten folgenden Auftrag:
26:127 Ich verlange von euch dafür keinen Lohn. Mein Lohn obliegt nur dem Herrn der Welten.
Aus Vers 2:30 des Koran ist zu verstehen, dass die Engel – noch bevor Iblis zu einem abgefallenen Engel wurde (!) – ihre Bedenken Gott näher gebracht haben, dass der Mensch im Kampf um die Nachfolge viel Leid anrichten würde. Woher wissen diese Engel diese Tatsache, bevor Adam auf die Erde gestellt und Iblis zum Satan wurde? Gott widerspricht ihnen auch nicht, sondern sagt lediglich: Ich weiß, was ihr nicht wisst. Aus diesem Satz kann auch direkt gefolgert werden, dass mit der Erschaffung des Adam, des Menschen, kein vergleichbares Wesen existierte. (Dies ist aber weder ein Argument für noch gegen die Evolutionstheorie.)
Das System der Nachfolge
Der Mensch kann kein Stellvertreter Gottes auf Erden sein
Die Menschen wetteifern auch im Guten um die Nachfolge, indem sie versuchen mehr Wissen und mehr Können anzueignen. Dies ist das Wetteifern im Guten und begünstigt das Heilvolle. So entstehen Fortschritte und Weiterentwicklungen, Kultur, Wissenschaft und Zivilisation. Wäre das System der Nachfolge auf Erden nicht eingesetzt worden, würden sich die Menschen von den anderen Wesen kaum unterscheiden, hätten keine Zivilisation errichten können. In anderen Worten: der Mensch ist lernfähig und kann sich weiterentwickeln. Genau dies ist der Punkt, den die Engel nicht zu unterscheiden wussten und was in den nachfolgenden Versen im Koran weiter erläutert wird (2:31ff.).
Das System des Khalifats, der Nachfolge auf Erden eröffnet auch Wege fürs Blutvergießen; dies ist im Tierreich zu beobachten. Auch dort bestehen Hierarchien und ein Beispiel sei der Hahn. Zwei Hähne bleiben nicht am selben Ort. Entweder verlässt der eine diesen Ort oder wird vom anderen umgebracht. Der Mensch war auf Erden nicht das erste Wesen. Die Erde musste bereits existieren, dass der Mensch auf ihr leben konnte. So wussten also die Engel um all die Lebewesen auf der Erde vor Adam/dem Menschen (dies kann und soll als Argument für die Evolutionstheorie gelten). Und sehr wahrscheinlich aus diesem Grund, weil sie sahen, was die Lebewesen auf der Erde im Kampf um die Nachfolge anstellten, befürchteten sie Zerstörung, Chaos und Blutvergießen, wenn der Mensch als Mann und Frau im System des Khalifats erschaffen wird. Interessant auch, dass aus derselben Wurzel Wörter im Sinne wie „mukhtalafiin“ (مختلفين, sh. 11:118) oder „ikhtalafa“ (اختلف, sh. 2:213) gebildet werden und „uneins“ oder „uneinig“ bedeuten. Und das nachdem das Wissen kam.
Aus diesem Vers wird auch oft behauptet, dass der Mensch/Adam Gottes Nachfolge oder Stellvertreter sei. Da ein Khalif, ein Nachfolge oder Stellvertreter, die Position desjenigen einnimmt, der vor ihm war, muss diese vorherige Position von jemandem besetzt worden sein, der nicht mehr da ist, schwach oder unfähig geworden oder gestorben ist. Diese Dinge kann man über Gott nicht sagen. Deshalb kann der Mensch nicht der Khalif Gottes sein, sondern nur der Khalif eines anderen Menschen. Weitere Verse, welche dies ausreichend und vollkommen erklären: 38:26, 10:13-14, 10:73, 7:129, 6:133, 6:165.
Es wäre des Weiteren auch eine ungeheuerliche Aussage der Engel, falls der Mensch tatsächlich Stellvertreter Gottes auf Erden wäre, indem sie ihre Bedenken gegenüber Gott damit ausdrücken, dass der Stellvertreter, der angeblich die Position Gottes und somit seine Aufgaben wahrnehmen sollte, ein Wesen darstellt, das Blut vergießt und Unheil stiftet. Dies wäre indirekt eine Anschuldigung der Engel, dass Gott Blut vergießen würde und Unheil stiftete.
Gott gibt uns durch den Koran zu verstehen, dass es an uns liegt, ob wir mit anderen Nachfolgern ersetzt werden oder nicht. Dies ist eine klare Anspielung auf die Vernichtung von Städten und Staaten. Wir haben es selbst in der Hand, wie wir unseren Zustand gestalten wollen (13:11) und können zu denen gehören, die Gottes Anweisungen missachten (19:59) oder zu denen, die eine angesehene Stellung bei Gott erhalten durch ihr gutes Wirken und im Wetteifern nach den Guten Taten im zwischenmenschlichen, wissenschaftlichen und persönlichen Bereich (24:55).
Die Nachfolge auf Erden wurde uns als Zeichen der Barmherzigkeit Gottes zuteil. Seien wir dankbar dafür.
Gott sei gepriesen und jeglicher Dank gebührt Ihm…
Ich suche Zuflucht beim Herrn vor dem verworfenen Teufel, Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Erbarmers
Es ist im Koran öfters so, dass ein gewisses Wort, ein Satz, ein Versabschnitt oder gar mehrere Verse unterschiedlich verstanden werden können – wenn man das Arabische betrachtet. Ich verfolge die Methodologie, dass solange eine spezielle Lesart (die sich im Groben an die ursprünglich vokalisierte Fassung hält, aber die Vokalisation nicht als zwingend gegeben erachtet) dem Koran nicht widerspricht oder neue Widersprüche erzeugt, sie ebenso anzunehmen ist. Zweideutigkeit wird also nicht als Widerspruch, sondern als Bereicherung verstanden. Ein „sowohl-als auch“ statt eines „entweder-oder“.
Ich möchte hier gewisse Verse anführen, die man unterschiedlich oder zweideutig lesen kann. Die Auswahl ist subjektiv, da ich nach eigenem Ermessen die „interessanten“ Beispiele heranziehen will und die durchaus unterschiedliche Motivationen im Glauben aufwerfen können. Ich persönlich sehe JEDE dieser Lesarten als einen wesentlichen Inhalt des Islam an, solange sie keine Widersprüche im logischen Sinne oder mit den mehr oder weniger abgesicherten Tatsachen der heutigen Wissenschaften erzeugen.
Der Zweifel, den es nicht geben soll
Ein Beispiel, was ein Satzteil eines Verses an unterschiedlichen Bedeutungen ausmachen kann, ist „la rayba fihi“ aus dem zweiten Vers der zweiten Surah. Dieses Beispiel wird im von hier zitierten Artikel näher betrachtet:
In der ersten regulären Sure, der zweiten nach der gebetsformelhaften Eröffnungssure, heißt es in Bobzins Übertragung: „Dies ist das Buch, in dem kein Zweifel ist – es ist Geleit für Gottesfürchtige.“ Die Übersetzung „Buch“ ist ein Anachronismus, der jeden Leser unbewusst in die Irre führt, weil er suggeriert, der vorliegende Text sei zu gebrauchen wie das, was man in Buchhandlungen findet. Nun ist dieser berühmte Vers, der zweite der zweiten Sure, für koranische Verhältnisse von der leichtverständlichen, durchaus übersetzbaren Sorte, und doch lauern bereits hier alle Tücken. In der Übersetzung von Muhammad Asad, einem Text, den der Patmos Verlag aus dem Englischen ins Deutsche weiterübertragen lassen musste, heißt die Stelle: „Diese göttliche Schrift – keinen Zweifel soll es darüber geben – ist eine Rechtleitung für alle Gottesbewussten.“
Der Zweifel, den es nicht geben soll
Und schon der Zweifel, den es nicht geben soll. Glauben wir dem deutschen Professor oder dem intellektuellen Abenteurer und Islamkonvertiten deutsch-jüdischen Ursprungs? Wer die bei Asad schon anklingende elliptische Emphase mag, kann auch zu der Übersetzung von Ahmad Milad Karimi und Bernhard Uhde im Herder Verlag greifen. Um die deutsche Syntax wird hier kein Federlesens gemacht: „Dies die Schrift, darin kein Zweifel, Rechtleitung für die Gottesfürchtigen.“ So expressionistisch das klingt, man könnte einen oder sogar zwei klassische Übersetzungsfehler vermuten. Das Arabische kennt die Kopula „ist“ nicht, man muss sie also ergänzen. Aber handelt es sich überhaupt um einen Aussagesatz, wie Bobzin nahelegt? Wir schlagen in seinem zweihundertseitigen Kommentar nach. Dort steht: „Den Vers könnte man auch übersetzen: ‚Dieses Buch – kein Zweifel ist in ihm.‘“ Nun scheint wieder Asad mit seiner Fassung recht zu haben. Aber was heißt eigentlich, „darin“ sei kein Zweifel? Ist das nur schlechtes Deutsch für „daran“, eine Art sprachlicher Ansteckung durch das arabische fî, wörtlich „in“? Was soll es bedeuten, wenn ein Zweifel „in“ einer Schrift ist – außer dass sie angezweifelt werden kann? Dann aber hieße der Satz sinngemäß nichts anderes als: „Diese über jeden Zweifel erhabene Schrift ist ein Wegweiser für Gottesfürchtige.“
Genau so wird die Bedeutung klar, und doch wird in allen Übersetzungen ein Krampf daraus. Karimi und Uhde scheinen zu glauben, gerade die Treue zum Original sei besonders archaisch-expressionistisch. Bei Asad kommt es allein auf die ihm genehme theologische Stimmigkeit an – der Wortlaut, zumal bei dieser Zweitübersetzung aus dem Englischen, zählt gar nicht. Bei Bobzin wiederum schwingt die ganze Geschichte der abendländischen Koranrezeption mit. Daher das „Buch“, daher die um Genauigkeit an falscher Stelle bemühte Halbherzigkeit bei der syntaktischen Einordnung des „Zweifels“, daher das altertümliche, fast heideggerianisch anmutende „Geleit“ – eine Eskorte ist doch wohl kaum gemeint! Erfahrene Übersetzer würden diesen irreführenden Interpretationsmöglichkeiten nicht auf den Leim gehen. Genau das ist Teil des Problems: Alle Koranübersetzer, die neuen wie die alten, der gute alte Rückert ausgenommen, sind keine Übersetzer, geschweige denn erfahrene. Sie sind nur und allein Koranübersetzer und ansonsten Akademiker (Bobzin), Schwärmer (Karimi/Uhde) oder Gläubige mit einer spezifisch exegetischen Agenda (Asad).
Nahm sich Gott einen Freund?
Es ist eine sehr schöne Angelegenheit einen vertrauten Freund zu haben, mit dem seine Geheimnisse teilen oder auch zusammen arbeiten kann, ohne zu befürchten, von ihm verraten zu werden. Ein wahrhaftiger Freund kann mir auch näher stehen als nahe Verwandte. In Vers 4:125 soll es jedoch davon handeln, dass Gott solch einen Freund zu sich nahm. Ist es möglich?
Exemplarisch zitiere ich eine deutsche und auch eine englische Übersetzung, die dies behaupten:
ومن أحسن دينا ممن أسلم وجهه لله وهو محسن واتبع ملة إبرهيم حنيفا واتخذ الله إبرهيم خليلا
Khoury Und wer hat eine schönere Religion als der, der sich völlig Gott hingibt und dabei rechtschaffen ist und der Glaubensrichtung Abrahams, als Anhänger des reinen Glaubens, folgt? Gott hat sich Abraham ja zum Vertrauten genommen.
KhalifaWho is better guided in his religion than one who submits totally to God, leads a righteous life, according to the creed of Abraham: monotheism? God has chosen Abraham as a beloved friend.
Hierbei handelt es sich nicht um eine falsche Wiedergabe des Verses, sondern das durch die klassische Vokalisation übernommene Verständnis führt zur Annahme, Gott habe sich einen Freund genommen. Eine ähnliche Stelle im Koran ist auch:
ومن الناس والدواب والأنعم مختلف ألونه كذلك إنما يخشى الله من عباده العلمؤا إن الله عزيز غفور
35:28 Auch die Menschen, die Zug- und Lasttiere und das Vieh sind von verschiedenen Arten und Farben. Nur die Wissenden unter Seinen Dienern fürchten Gott. Gottes Allmacht und Vergebung sind unermesslich.
Die Reihenfolge der fett markierten, arabischen Worte ist anders als man es durch die Übersetzung vermuten würde, nämlich: … denn Gott fürchten einige Seiner wissenden Diener…
In diesem Beispiel haben diejenigen, welche die Vokalisation vor ca. zwölf Jahrhunderten einführten, um das Lesen des Koran für Nichtaraber wie auch für Araber zu vereinfachen, aufgepasst. Sie setzten ein Fatha-Zeichen auf das Wort Allah. Der unkundige und unvorsichtige Leser würde sonst ein Damma-Zeichen voraussetzen und „Allahu“ lesen, was bedeutete, dass Gott sich vor den Wissenden fürchten würde.
Genauso verhält es sich bei Abraham und Seinem Herrn. Doch dieses Mal wurde ein Damma-Zeichen auf das Wort Allah gesetzt statt eines Fatha-Zeichens. Deshalb wird heutzutage verstanden, Gott hätte sich einen Freund genommen. Selbst auf Deutsch könnte es bei entsprechend knapper Ausdrucksweise zu solchen Verwechslungen kommen. Denn die Phrase „Gott nahm sich Abraham als Freund“ könnte auf zweierlei Arten verstanden werden:
„Gott nahm sich den Abraham als Freund“ oder
„Gott nahm sich der Abraham als Freund“
Derjenige, der damals die Vokalisation einführte, hat sich fälschlicherweise für die erste Möglichkeit entschieden. Diese Art der Interpretation, dass Abraham der Freund Gottes sei, ist ähnlich zur Bibelstelle Jesaja 41,8 und es lässt sich fragen, ob der Vokalisator von diesem Vers Bescheid wusste. Doch die entscheidende Frage kann hier gestellt werden: Braucht Gott einen Vertrauten? Gepriesen sei Gott über das, was behauptet wird ….
72:3 Und hoch erhaben ist Unser Herr. Er nahm sich weder Partnerin noch einen Sohn
Nein, nicht Gott ist es, der die Menschen braucht oder der Schwächen hat, die er jemandem anvertraut, oder der sich einsam fühlt und deshalb Freunde, Lebenspartnerin oder Kinder braucht. Es ist eher so, dass sich Abraham Gott als Vertrauten nahm. Gott, dem man alles erzählen kann, ohne zu befürchten, von ihm nicht ernst genommen zu werden, oder von Ihm verraten zu werden. Abraham, der in seiner Einsamkeit nicht einsam war, denn er hatte ständig einen außergewöhnlichen Freund neben sich, Der ihm immer wieder mit einem guten Rat weiterhelfen kann. So soll das Beispiel Abrahams nicht als Sonderfall gelten, sondern uns allen als Vorbild dienen, dass wir uns Gott in dieser Form annähern mögen.
Gott bezeugt oder wird als Zeuge genommen?
Ein weiteres, durchaus interessantes Beispiel aus Sura 2, die Kuh: die Verse 204 und 205. Unsere Übersetzung, das heißt, unsere Entscheidung für diesen Vers:
204 Und unter den Menschen gibt es den, dessen Rede dir im weltlichen Leben gefällt. Doch Gott bezeugt, was in seinem Herzen ist, dabei ist er der Übelste der Streitsüchtigen 205 Und wenn er sich abwendet, so strebt er auf der Erde danach, auf ihr zu verderben und den Acker und die Fortpflanzung zu vernichten. Doch Gott liebt nicht das Verderben
Im Vergleich dazu eine der gängigen deutschen Übersetzungen des entsprechenden Abschnitts: und er nimmt Allah zum Zeugen für das, was in seinem Herzen ist, und doch ist er der streitsüchtigste Zänker.
Die ganze Sache entscheidet sich an einer einzigen Vokalisation! Nämlich im Wort „Gott“ aus dem Vers 204. Die Vokalisation lässt sich wie folgt wiedergeben:
kurzes a: Fatha
kurzes i: Kasra
kurzes u: Damma
kein Vokal: Sukun
Der Akkusativ- wie auch Nominativfall sind die möglichen Fälle für diesen Vers. Setzt man den Akkusativ für Gott, also ein Fatha auf das „ha“ bei Allh, so endet der Satz noch lange nicht und der Mensch, dessen Rede rhetorisch eindrücklich sein soll, ruft Gott noch zum Zeugen auf für das, was er in seinem Herzen trägt – „Gott“ wird in den Akkusativ gesetzt, also zum Objekt des Bezeugens. In diesem Sinne übersetzen auch fast alle anderen Übersetzer (Khoury, Al Azhar, Ahmadeyya, Paret, Bubenheim, Rassoul, Bobzin und Zaidan als einige Beispiele), weil sie die klassische Vokalisation übernehmen. Natürlich weckt auch der nachfolgende Satzteil „wa huwa aladdu alkhisami“ den Eindruck, als sei der Satz vorher noch gar nicht beendet worden.
Setzt man jedoch den Nominativfall, also ein Damma auf das „ha“ bei Allh, so hat der Satz vorher seine grammatikalische Trennung erhalten und wird nun in einer folgenden Betrachtung weiter kommentiert. Nämlich dass Gott sehr wohl weiß, was in seinem Herzen ist. Gott ist also das Subjekt, welches bezeugt. Der nachfolgende Satzteil „wa huwa …“ greift dann inhaltlich gesehen wieder zurück auf den Redner. Von der Syntax her wäre es möglich, dass mit „huwa“ Gott gemeint wäre. Allerdings macht es vom Semantischen, also von der Bedeutung her überhaupt keinen Sinn, Gott als den „Übelsten unter den Streitsüchtigen“ zu bezeichnen – was jeglichem gesunden Menschenverstand und jedem Gottergebenen zuwider sein muss. Wir haben also zwei mögliche Bedeutungen:
Gott wird innerhalb einer Rede zum Zeugen aufgerufen; als Bekräftigung und Nachdruck für das, was der rhetorisch gewandte Redner im Herzen tragen soll
Gott weiß genau was in seinem Herzen (d.h. im Herzen des Redners) ist und sagt aus, dass Er darüber Zeuge ist.
Da die deutschen Übersetzungen bereits die erste Variante weitgehend verbreitet haben, legen wir mit unserer Übersetzung die zweite Variante vor und unterstützen beide Sichtweisen. Ungleich wie im Deutschen sieht man aber an den englischen Übersetzungen, dass beide Varianten vorkommen, wir also nicht die ersten sind, die so übersetzen (was uns aber erst bei der näheren Besprechung des Verses aufgefallen ist).
Inhaltlich an Vers 204 gebunden ist der nachfolgende Vers, Vers 205. Dieser ist zwar nicht mehr zweideutig von der Übersetzung her, doch gebunden an das Verständnis aus Vers 204. Die folgenden (nicht sehr wesentlich unterschiedlichen) Konsequenzen ergeben sich:
in der rhetorisch gewandten Rede wurde Gott als rhetorisches Mittel verwendet, sozusagen als Spiel mit den Gefühlen, ein Bluff; ein falsches Versprechen, zum Beispiel eines Politikers, der sich auf Gott beruft in seinen Aussagen – im Anschluss aber Unheil und Verderben anstiftet im Land (auf der Erde)
Gott wurde in der Wortkultur des Redners nicht zwingend zum Objekt und schließt somit auch alle die ein, die Gott nie in den Mund nehmen würden. Allerdings ist ihre Rede ebenso geheuchelt. Sie verstehen es zwar, die Menschen mit ihren Worten zu beeinflussen und zu manipulieren, doch vergessen dabei, dass Gott Zeuge über sie ist – nämlich was sie wirklich in ihren Herzen tragen, was ihre wahre Absicht ist hinter dieser Rede (21:110). Oder auch, ob sie das überhaupt ernst meinen, was sie sagen. Es kann auch aus einer sozialen Notwendigkeit herausgehen, so zu reden, wie sie reden.
Zu Punkt 2 gibt es noch einige weitere Betrachtungen, die man vornehmen kann: bezüglich den Heuchlern im Glauben gibt es zum Beispiel den Vers, der ihr Gebet als „Pfeifen und Klatschen“ (8:35) charakterisiert. Sehr viele von diesen können durchaus gut reden, doch ihr Glaube ist leer, nichts weiter als eine seelenlose Abfolge von Körperbewegungen und Einhalten von Ritualen. Bezüglich des „leeren Geredes“ gibt es ebenso Verse, die den Punkt weiter erläutern. So zum Beispiel all die Menschen, die zwar an Gott glauben, Ihn aber nicht beachten, wenn sie für sich alleine sind (70:27, 3:102, 8:29, 36:11, 64:16, 8:2, 35:18, 5:94, 21:49 uvm). In ihrem Herz hat Gott kein Gewicht und keine Wichtigkeit (71:13). Sie glauben aus sozialen Normen heraus und nicht aus Wissen, Herzensüberzeugung und gefühlter Nähe zu Gott. Das ist insbesondere auch dann zu sehen, wenn Sunniten oder Schiiten meinen den Islam zu leben, ihm aber in Wahrheit schaden (31:6) und mit ihrem Verhalten und ihrer Unterstützung dieses sozialen Gefüges dabei helfen, das Verderben auf Erden aufrechtzuerhalten. Insbesondere Vers 6:23 legt nahe, wie ignorant und unwissend die meisten Menschen über das Konzept der Beigesellung (shirk) sind. Shirk wird im Koran oft mit sehr negativen Handlungen verbunden, wie etwa politischer Unterdrückung oder gesellschaftlichen Fehlentwicklungen.
Somit sind all die Verhaltensweisen miteingeschlossen, die sowohl direkt wie auch indirekt dem Verderben auf der Erde dienlich sind. Anders gesagt helfen sie damit dem Teufel. Es ist wohl nicht nötig zu erwähnen, dass dies ein weiteres Beispiel nebst den zahlreich vorhandenen ist, dass der Koran sich selbst erklärt und deutlich, einfach, alles umfassend und detailliert (!) ist, sogar detaillierter als man es erwartet hätte. Das System des Koran ist wie ein lebendiger Organismus. Gott sei gepriesen!
Für den Gottergebenen, der zum Gläubigen aufsteigen will und Gottes Liebe sucht (denn Gott liebt die Verderbenden nicht), ergibt sich eine klare Konsequenz:
Lerne die Kunst des Wortes (Rhetorik), um dich nicht beeindrucken oder hinters Licht führen zu lassen und beobachte dich selbst in dieser Hinsicht, ob du auch so bist, wie du redest.
Als Abschluss dieser Betrachtung ein Koranvers, denn wessen Wort wäre geeigneter als letztes?
61:2 O ihr, die ihr glaubt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut? 61:3 Großen Abscheu erregt es bei Gott, dass ihr sagt, was ihr nicht tut.
5:38 Dem Dieb und der Diebin hackt die Hände ab als Vergeltung für ihre Tat und als abschreckende Strafe Gottes! Gott ist mächtig und weise.107
Motiviert durch diesen Vers und die sehr verwirrende und fragliche Bedeutung, die durch die gängigen Übersetzungen mit „abhacken“ nahegelegt wird, will ich diesen Vers genauer untersuchen. Es gibt tatsächlich verschiedene Interpretationen in Bezug auf das Handabschneiden des Diebes in der Gottergebung. Traditionalisten wie Sunniten oder Schiiten folgen in erster Linie bei den Interpretationen der Verse ihren Ḥadīṯ-Büchern, die sie all die Jahre pflegten und als Quelle des Wissens betrachteten. Die Gelehrten sind sich nicht mal einig, wo die Grenze der Hand fürs Abhacken liege, ob beim Ober- oder Unterarm, obwohl in der Lesung wortwörtlich das Wort „Hände“ steht und nicht Ober- oder Unterarm.
Im Mittelpunkt unserer Betrachtung stehen die beiden Wörter „Hand“ und „schneiden“:
Hand: arabisch „yadd“ – يد bzw. Plural ʾaydī – أيدي aus der Wurzel yā-dāl-yā (ي د ي)
schneiden: arabisch „qataʿa“ – قطع abgeleitet von der Wurzel qāf-ṭā-ʿayn (ق ط ع)
Hand in der Lesung
Von großer Wichtigkeit für das Verständnis ist es, über die Vorkommnisse des Wortes Hand bzw. Hände Bescheid zu wissen. Die Wurzel von Yadd kommt im Koran in 120 Stellen108 vor. In diesen findet man beispielsweise in der Azhar-Übersetzung in 27 Stellen yadd tatsächlich als Hand und in 33 Stellen als Hände übersetzt. Ich nehme hier drei Verse als Beispiel zur Veranschaulichung:
38:45 Gedenke Unserer Diener Abraham, Isaak und Jakob, die Macht (al-aydi) und Ansehen besaßen und einsichtig waren!109
Das Vorkommnis des Wortes in diesem Vers habe ich in insgesamt 16 Übersetzungen (Türkisch, Französisch, Deutsch und Englisch) nachgeschlagen und „yadd“ wird in jeder dieser Übersetzungen nicht als „Hand“ wiedergegeben. Eine Auswahl der Übersetzungen für dieses Wort: Macht, Kraft oder innere Kraft, Möglichkeit, Fähigkeit.
Ein Beispiel für die wörtliche Übertragung des Wortes yadd als symbolische Bedeutung:
48:10 Gewiß, diejenigen, die dir den Treueid leisten, leisten (in Wirklichkeit) nur Allah den Treueid; Allahs Hand ist über ihren Händen. Wer nun (sein Wort) bricht, bricht es nur zu seinem eigenen Nachteil; wer aber das einhält, wozu er sich Allah gegenüber verpflichtet hat, dem wird Er großartigen Lohn geben.110
Es sei hierbei jedoch angemerkt, dass die Azhar-Übersetzung an dieser Stelle die Wörter yadd und aydīhim als „Macht“ und „Kraft“ wiedergibt.
Ein weiteres Beispiel:
51:47 Und den Himmel haben wir mit Kraft aufgebaut. Und wir lassen (ihn) expandieren!
Schneiden in der Lesung
Es gibt einen kleinen Unterschied in den Wörtern, die aus derselben Wurzel qāf-ṭā-ʿain (قطع) stammen. Folgende Formen dieser Wurzel kommen in der Lesung vor:
12 Mal111 als ersten Verbstamm quṭiʿa (قُطِعَ).
12 Mal112 als zweiten Verbstamm qaṭṭaʿa (قَطَّعَ).
Fünfmal113 als fünften Verbstamm taqaṭṭaʿa (تَّقَطَّعَ).
Viermal114 als Nomen qiṭʿ (قِطع) oder als Nomen qiṭaʿ (قِطَع).
Dreimal115 als Partizip in aktiver (qāṭiʿah – قَاطِعَة) oder passiver Form (maqṭūʿ – مَقْطُوع; maqṭūʿah – مَقْطُوعَة) des ersten Verbstammes.
Das berühmte Arabisch-Englisch-Wörterbuch von E. W. Lane listet folgende mögliche Bedeutungen dieser Wurzel (ins Deutsche übersetzt) für sämtliche Ableitungen der Wurzel:
schneiden/trennen/auflösen/separieren/absondern, eine Bestrafung verunmöglichen, unfähig weiterzufahren, zurückziehen, abreißen, verenden/aufhören/abschließen/fehlschlagen, kurz schneiden / stoppen, abfangen/unterbrechen/durchqueren, ein Ende machen / anhalten, ein abgeschnittenes Stück / Teil / Anteil von einem Ganzen, Herde, unterscheidbarer Teil.116
In den also insgesamt 36 Versen finden wir, dass ohne 5:38 nur in 15 Versen etwas Physisches oder Materielles zerrissen, abgeschlagen, durchtrennt, zugeschnitten, ausgerottet oder gespalten wird,wie etwa die Erde, das Seil zum Himmel, die Gedärme wegen des Getränks in der Hölle, die Gewänder aus dem Feuer usw. Diese Verse sind 5:33, 6:45, 7:72, 8:7, 7:124, 12:31, 12:50, 13:31, 15:66, 20:71, 22:19, 26:49, 47:15, 59:5 und 69:46. Die Anmerkung erscheint hier notwendig, dass dabei nicht alle Verse ein tatsächliches „Schneiden“ als Bedeutung beinhalten müssen. Als Beispiel sei hier das „Ausrotten“ bzw. „Ausmerzen von Menschen“ angeführt, was als symbolisches „Abschneiden vom Leben“ verstanden werden kann.
In den anderen Versen wird das Wort zum Beispiel wie folgt gebraucht:
Für die Bindungen oder Gebote, welche abgebrochen werden,
für die 12 Stämme Israels, welche zerteilt werden,
für einen bestimmten Teil der Nacht,
für die Herzen, die zerrissen werden,
für Wege, die geschnitten werden
oder für die Trennung am großen Tag zwischen den fälschlicherweise Verehrten und den Götzendienern.
Allesamt symbolische Vorgänge der Trennung.
Außerhalb von 5:38 ist die Bedeutung dieses Wortes auch „Beziehungen (Verbindungen) trennen“ oder „einen Schlussstrich ziehen“, also auch nicht-physische Vorgänge.
Die restlichen Verse können wie folgt gruppiert werden:
Für physisches Abschneiden und Spalten (5:33, 7:124, 13:31, 20:71, 22:19, 26:49, 47:15)
die Beziehung unterbrechen oder beenden (2:166, 6:94, 7:160, 7:168, 9:110, 47:22, 21:93, 23:53) oder auch
verletzen bzw. zerkratzen (12:31, 12:50).
Schneiden und Hand im selben Vers
Beide Wörter gemeinsam finden wir in sieben Versen:
Das erste Mal in Vers 5:33, in welchem drei Vergeltungsformen für die kriegführenden Feinde Gottes und des Propheten beschrieben werden, unter anderem die Hände und Füße wechselseitig abzuschlagen. Dies ist jedoch nicht als direkter Befehl und nicht als einzige Möglichkeit zu verstehen. Hier wird eine Kriegssituation beschrieben und damit eine Möglichkeit, die Angreifer aus dem Land zu verweisen. Also nicht einmal wenn Menschen angreifen, welche die Feinde Gottes und des Propheten sind, müssen sie zwingend getötet oder ihre Körperteile abgetrennt werden.
Das zweite Mal in Vers 5:38, den wir untersuchen.
Das dritte Mal in Vers 7:124, wobei Pharaos Androhung erwähnt wird, den betenden Magiern Hände und Füße abzuschlagen.
Das vierte Mal in Vers 12:31, wonach sich die Frauen in die Hände schneiden aufgrund ihrer Verwunderung über die Schönheit Josefs. Sie trennen ihre Hände aber natürlich nicht ab.
Das fünfte Mal in Vers 12:50, laut welchem Josef über einen Boten sich nach den Frauen erkundigt, welche sich in die Hände geschnitten hatten. Hier handelt sich also um denselben Umstand wie in Vers 12:31.
Das sechste und siebte Mal in den Versen 20:71 und 26:49, in welchen die Androhung Pharaos wiederholt wird.
Im vierten Beispiel in Vers 12:31 ist ersichtlich, dass der Gebrauch von Präfixen in der Sprache eine enorme Bedeutung erlangt. So wie schneiden eben nicht „abschneiden“ bedeutet, verhält es sich ähnlich in der Lesung. Die Hände zu schneiden bedeutet noch bei Weitem nicht, die Hände abzuschneiden.
Was bedeutet es denn, in die Hand zu schneiden? Als Zeuge muss man immer noch vor Gericht bei seiner Zeugenaussage die Hand heben und schwören, „die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen, so wahr Gott helfe“. Das Handheben im Gericht diente damals zur Prüfung, dass der Zeuge keine Schnittnarbe oder Brandmarkung auf seiner Hand aufweist, was als Zeichen für die Gültigkeit seiner Zeugenaussage und für einen tadellosen Leumund galt. Denn wer schon einmal gestohlen hatte und solch ein Brandzeichen (in Form eines „T“ für theft) bekam, dessen Zeugenaussage konnte vor Gericht nicht mehr gelten.117
Die Strafe für Diebstahl
Einen weiteren Hinweis über Diebstahldelikte im monotheistischen Glauben der Familie Abrahams, der ja bekanntlich als Gründer der gottergebenen Lebensordnung gilt, finden wir in der Geschichte von Josef erzählt. Josefs Söldner beschuldigten seine Brüder, den Pokal des Königs gestohlen zu haben. In Vers 12:74 lesen wir, wie die Söldner die Brüder (die Söhne Jakobs) nach der Strafe des Diebstahls fragen:
12:74–75 Sie sagten: „Was ist dann seine Strafe, wenn ihr lügt?“ Sie sagten: „Derjenige, in dessen Gepäck er gefunden wird, soll selbst die Strafe sein. So bestrafen wir die Ungerechten“
Vers 12:74 deutet auf das Gesetz, das Jakob seinen Söhnen beigebracht hatte und unter seinem Stamm ausführte. Es geht um die gemeinnützige Arbeit, die der Dieb verrichten muss, um seine Schuld bei dem Bestohlenen begleichen zu können, bis die Summe des Diebstahls beglichen ist. Hierbei kann jedoch der Bestohlene auf die volle Leistung als Vergebung verzichten, um Gottes Wohlwollen zu erlangen (2:178). Die gerechte Strafe ist das Gesetz Gottes und darf kein anderer, außer der Schuldige, auf sich nehmen, so wie Josef den Brüdern in den nächsten Versen erklärt (12:78–79).
Unter Berücksichtigung all dieser Punkte haben wir nun drei verschiedene Bedeutungen dieses einen Verses aus dem fünften Kapitel.
Das physische Abschneiden der Hände (abhacken);
Das Kennzeichnen, Zerkratzen oder Verletzen der Hände (sichtbares Merkmal für die Mitmenschen und für zukünftige Gerichtsprozesse beim Heben der Hand);
Die Mittel (Ressourcen/Einnahmen) entziehen und/oder ihre sozialen Verbindungen einschränken (wie etwa Leisten von Sozialarbeit oder Gefängnis).
Die Entscheidung, welche dieser Bedeutungen akzeptiert wird, liegt beim Volk, welches die Lesung als Gesetz umsetzen will. Aufgrund der Tatsache, dass eine Bestrafung höchstens gleichermaßen vergolten werden darf (16:126), sehen wir die beste Lösung in der dritten Bedeutung. Bei einem Diebstahl wurden Waren oder Produkte gestohlen, womit dem Dieb die Ressourcen oder Einnahmen (seine soziale, individuelle Macht) entzogen werden dürfen, zum Beispiel in Form von Sozialarbeit kombiniert mit einer Geldbuße.
Ich möchte an dieser Stelle den Leser unter Rücksichtnahme der Zeitlosigkeit der Offenbarung, der Tatsache, dass die Bestrafung die Tat an Maß nicht überschreiten darf (16:126) und der Bedeutung des folgenden Verses einladen, zu überdenken ob das Abschlagen der Hände die von Gott gewollte Strafe für Diebstahl sein kann. Wahrlich und Gott der Allwissende weiß es besser.
5:39 Wenn aber einer, nachdem er Unrecht tat, bereut und sich bessert, wendet Gott sich ihm wieder zu. Gott ist vergebend, gnädig.
Koran 14:24-26 Siehst du nicht, wie Gott das Gleichnis vom guten Wort anführt? Er vergleicht das gute Wort mit einem guten Baum, dessen Wurzeln fest in der Erde liegen und dessen Äste hoch in den Himmel ragen. Er trägt seine Früchte mit Gottes Erlaubnis zur bestimmten Zeit. Gott führt Gleichnisse für die Menschen an, damit sie sich Gedanken machen. Ein schlechtes Wort aber ist wie ein schlechter Baum, der aus der Erde entwurzelt ist und keine Festigkeit hat.
Frieden, Unsere Koranlesung in Zürich bereitet allen Beteiligten große Freude (so haben wir letzten Sonntag deshalb eine extra Lesung gemacht) und es ist immer sehr erfrischend, da viele Themen besprochen werden und bemerkt wird, wie tief die Verse des Koran doch gehen. Dabei kam zum Beispiel auch zur Sprache, dass der Koran offen mit der Sexualität umgeht und von uns will, dass wir sie im richtigen Rahmen (einer Ehe) ausleben können. Bei der Besprechung sahen wir, dass es nicht ganz so einfach ist, eine dermaßen schöne Sprache zu entwickeln, wie es der Koran macht und es war auch teilweise ein gewisses Tabugefühl bei manchen Teilnehmern vorhanden, so offen über dieses Thema reden zu können – so mussten wir oft schmunzeln oder waren verlegen. Denn wir konnten nicht wie der Koran die Seelen streicheln. Allerdings lernen wir durch den Koran ja gerade, wie wir die richtigen Worte verwenden können, ohne dass wir uns gleich verlegen fühlen müssen.
Streicheln der Seele
Und das ist uns besonders aufgefallen, dass der Koran in sehr vielen Gesichtspunkten von uns will, harmonische weiche Worte zu verwenden, die eine Freundlichkeit nahelegen. Egal wem gegenüber (60:8).
– Sprecht freundlich zu den Menschen. (2:83)
– Freundliche Worte und Verzeihen sind besser als ein Almosen mit nachträglicher Zufügung von Ungemach. Und Allah ist reich und mild. (2:263)
– Und macht nicht Allah mit euren Eiden zu einem Hinderungsgrund, gütig und gottesfürchtig zu sein und zwischen den Menschen Frieden zu stiften. Allah ist Allhörend und Allwissend. (2:224)
– Der Ehemann darf nach jeder Scheidung seine geschiedene Frau wieder in Würde heiraten oder sie im Guten und gerecht entlassen. (2:229)
– Gott verbietet euch nicht, gegen diejenigen, die euch des Glaubens wegen nicht bekämpft und euch aus euren Häusern nicht vertrieben haben, gütig und gerecht zu sein. Gott liebt die Gerechten. (60:8)
17:53 Und sprich zu Meinen Dienern, sie möchten nur das Beste reden; denn Satan stiftet zwischen ihnen Zwietracht. Wahrlich, Satan ist dem Menschen ein offenkundiger Feind.
Behandelst Du die Menschen, wie sie sind, machst Du sie schlechter. Behandelst Du sie, wie sie sein könnten, machst Du sie besser… – Johann Wolfgang von Goethe Es gibt noch zahlreiche andere Verse, doch eines wird klar, was bei unserer Lesung versucht wurde zu betonen: der Koran will, dass wir in allen Lebenslagen eine Art und Weise des Umgangs miteinander entwickeln, die geziemend, gütig und freundlich wirkt. Dies ist etwas, was sehr subtil ist. Etwas, das in Worte zu kleiden schwierig ist. Deshalb müssen wir darüber nachdenken. Das heißt nicht, dass wir alles zu tolerieren oder zu akzeptieren haben (wie in 60:13 erklärt), aber dass wir in weltlichen Dingen geziemend sein müssen. Wir haben die Seelen unserer Mitmenschen durch unsere Worte zu streicheln, Zärtlichkeit im Charakter zu zeigen ohne schwach zu werden oder Schwäche vermuten zu lassen. Eine echte konsequente, gefestigte Identität entwickeln, deren Stärke es ist, Freundlichkeiten als Grundlage des Seins zu nehmen.
Dabei stellt sich auch z.B. die Frage, wie ein Kind, das zum Beispiel sexuell oder physisch missbraucht oder von den Eltern vernachlässigt wurde, mit den entsprechenden Personen umzugehen hat. Denn diese Wirklichkeit müssen wir akzeptieren, dass es Menschen gibt, die solch Schändliches begehen. Verzeihen ist das oberste Gebot (42:43), was aber große Geduld erfordert. Es wird von uns auch verlangt milde Worte sogar gegen eine dermaßen arrogante und selbstherrliche Person wie Pharao zu gebrauchen (20:44). Wir haben darüber hinaus jedes Recht der Welt, gegen Menschen vorzugehen, die Schändlichkeiten und Ungerechtigkeiten begehen (41:41-42). Aber wir haben dennoch ihnen gegenüber gütig im weltlichen Leben zu bleiben! (31:15)
Ohne die eigene Identität und die eigenen Erfahrungen zu verleugnen, ein Ventil für angestaute Gefühle und Wut zu finden ist ein Teil der Hingabe zu Gott. Das Ziel ist, diese Gefühle in die richtige Bahnen zu lenken, wo sie viel mehr bewirken als einfach unkontrolliert primitives Ausleben der niederen Triebe.
Bei einer Scheidung sind zum Beispiel viele bewegte Gefühle vorhanden und doch wird uns geboten, die Frauen, von denen wir uns scheiden wollen, in Güte zu behandeln und sie in Würde zu entlassen – oder ebenso in Güte und Würde ohne Hast und Eile wieder zu heiraten. Eine Gesellschaft, welche diese wunderschönen Grundsätze des menschlichen Zusammenseins tief im Herzen trägt, wird ein unvergleichlich schönes Licht ausstrahlen und somit zu den besten unter den Menschen gehören, weil ihre Gesellschaft gesund ist und sich um das Wohlbefinden anderer sorgt (auch derer, denen großes Unrecht getan wurde) – ohne sich selbst zu verleugnen. Denn sie werden eine innere Stärke besitzen, die es ihnen erlaubt Anfeindungen und Beleidigungen abprallen zu lassen. Sogar noch mehr, sie werden im Gegenzug den Frieden anbieten. (25:63)
Dabei ist dies nicht zu verwechseln mit den leeren Worthüllen, die einfach gedankenlos gesagt werden. (Sprich: Schwört nicht, (leistet lieber) einen geziemenden Gehorsam. 24:53) Erst beides zusammen ergibt die richtige Mischung: Gehorsam und geziemende Worte. (47:21) Wenn wir Geschenke machen, sollen wir diese nicht einfach übergeben, sondern dabei Worte der Zuneigung und Freundlichkeit wählen. (4:8) Und sprecht geziemende Worte. (33:32)
41:34-36 Das Gute ist nicht dem Schlechten gleich. Wehre ab mit dem, was besser ist und gleich wird derjenige, mit dem du verfeindet warst, wie ein warmer Freund sein. Diese Huld wird nur denen gewährt, die geduldig sind und denen, die ein Höchstmaß an innerer Größe besitzen und die großes Glück haben. Und wenn du von Seiten des Satans (zu Bosheit und Gehässigkeit) aufgestachelt wirst, dann such Zuflucht bei Gott! Er ist der Allhörende und Allwissende.
Möge Gott in uns den Knoten der Zunge lösen (20:27) und uns die Worte lehren, welche ein Öffnen unserer Herzen ermöglichen.
Wir sollten beginnen darüber nachzudenken, wie wir mit Gottes Hilfe aus einer Position der Stärke freundlich sein können. Allen gegenüber.
16:125 Lade ein zum Weg Deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und debattiere mit ihnen auf die beste Art und Weise! Dein Herr ist es, Der am besten weiß, wer sich von Seinem Weg abwendet und wer zur Rechtleitung findet.
Gott sei gepriesen, dass Er uns diese Lehre zugänglich macht.
26:58 Und die, welche keinen anderen Gott außer Allah anrufen und niemanden töten, dessen Leben Allah unverletzlich gemacht hat – es sei denn, (sie töten) dem Recht nach -, und keine Unzucht begehen: und wer das aber tut, der soll dafür zu büßen haben.
24:2 Bestraft die Unzüchtige und den Unzüchtigen gegebenenfalls jeweils mit hundert Hieben; und lasst euch angesichts dieser Vorschrift Allahs nicht von Mitleid mit den beiden ergreifen, wenn ihr an Allah und an den Jüngsten Tag glaubt. Und eine Anzahl der Gläubigen soll ihrer Pein beiwohnen.
24.3. Ein Unzüchtiger darf nur eine Unzüchtige oder eine Götzendienerin heiraten, und eine Unzüchtige darf nur einen Unzüchtigen oder einen Götzendiener heiraten; den Gläubigen aber ist das verwehrt.
17:32 Und kommt der Unzucht nicht nahe; seht, das ist eine Schändlichkeit und ein übler Weg.
24:30 Sprich zu den gläubigen Männern, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen. Das ist reiner für sie. Wahrlich, Allah ist dessen, was sie tun, recht wohl kundig.
4:15 Und wenn einige eurer Frauen eine Hurerei begehen, dann ruft vier von euch als Zeugen gegen sie auf; bezeugen sie es, dann schließt sie in die Häuser ein, bis der Tod sie ereilt oder Allah ihnen einen Ausweg gibt.
4:16 Und wenn zwei von euch (Männern) es begehen, dann fügt ihnen Übel zu. Wenn sie (aber) umkehren und sich bessern, dann lasst ab von ihnen; denn Allah ist Gnädig und Barmherzig.
5:5 Und ehrbare gläubige Frauen und ehrbare Frauen unter den Leuten, denen vor euch die Schrift gegeben wurde, wenn ihr ihnen die Brautgabe gebt, und nur für eine Ehe und nicht für Unzucht und heimliche Liebschaften. Und wer den Glauben verleugnet, dessen Tat ist ohne Zweifel zunichte geworden; und im Jenseits wird er unter den Verlierern sein.
Einer der am meisten missbrauchten Begriffe des Koran ist der Ausdruck „Ma Malakat Aymanukum“, was wortwörtlich übersetzt „Was eure rechte Hand besitzt“ bedeutet. Viele traditionelle Muslime haben dies missbraucht. Sie folgten dabei korrupten Gelehrten, die eigene Gesetze fabriziert hatten, die keinerlei Basis im wahren Islam (Unterwerfung) haben und im Widerspruch zu den göttlichen Gesetzen des Koran stehen.
Wenn wir die Verse, die sich mit „Ma Malakat Aymunukum“ (MMA) befassen, so können wir eine Antwort in dieser heiklen Angelegenheit erhalten.
Wir erhalten über unsere Internetseite submission.org häufig Anfragen, bezüglich MMA und ob es statthaft sei, mit ihnen sexuelle Beziehungen einzugehen oder nicht. Andere Besucher sprechen davon, dass solche sexuellen Verbindungen ihr Recht seien. Dieser Artikel wird sich mit dieser Fragestellung unter Bezugnahme auf den Koran befassen. Er wird definieren, was mit MMA gemeint ist, die Beziehungsart zu ihnen und wer für sie verantwortlich ist erläutern.
MMA umfasst fünf Kategorien von Menschen. Dabei kann es sich um Männer, Frauen, Jungen oder Mädchen handeln. Dieser Ausdruck hat je nach Kontext der entsprechenden Verse unterschiedliche Bedeutungen, obwohl allesamt unter die gleiche Rubrik fallen: Personen, die von einem in Bezug auf Lebensunterhalt, Sicherheit und Wohlbefinden abhängig sind. Der Koran lehrt zweifelsohne, dass MMA Teil unserer Familien sind und mit Respekt behandelt werden sollen und sie nicht ihrer Rechte als Menschen beraubt werden dürfen. Lediglich in zwei der fünf Bedeutungsebenen von MMA ist es erlaubt mit diesen sexuelle Bindungen einzugehen, jedoch erst, nachdem der Bund der Ehe geschlossen wurde. Unter keinerlei Umständen gestattet Gott im Koran sexuelle Beziehungen zu MMA, so lange es sich dabei nicht um eine eheliche Verbindung handelt. Selbst im Krieg fallen alle gefangenen Frauen (und Männer) unter den Schutz von MMA und können nicht als Sexobjekte betrachtet werden. Sie sollten mit Respekt behandelt werden, es sollte um ihre Hand angehalten werden und sie sollen ihre rechtmäßige Mitgift erhalten. Vergewaltigung von Frauen ist in Kriegszeiten ebenso ein Verbrechen, wie es dies in Friedenszeiten ist. Gerechtigkeit ist ein fest gefügter moralischer Wert, der am besten mit den Worten Gottes im Koran umgesetzt wird und nicht durch die Frage nach Krieg oder Frieden.
Das Folgende ist eine Beschreibung dieser Kategorien von MMA im Koran, die Verse, die sie erwähnen und die erwarteten Beziehungen:
1. Ma Malakat Aymunukum – was ihr bereits besitzt
Die erste Kategorie von MMA bezieht sich auf eine Gruppe von Frauen, die bereits mit ihren Ehemännern verheiratet sind, selbst wenn diese Ehe nicht nach koranischen Prinzipien erfolgt ist, weil sie vor der Offenbarung des Koran geschlossen wurde oder vor der Konversion zum Islam. Dies kann aus Sure 3 Vers 4 abgeleitet werden.
In diesem Falle, wenn man eine Frau oder auch Frauen – selbst wenn sie nach der Offenbarung des Koran zu einer verbotenen Kategorie gehörte, darf man mit ihnen verheiratet bleiben. Man muss sich nicht scheiden lassen, denn Gott wird keine anerkannte Ehe brechen. Diese Kategorie von MMA ist diesen Menschen erlaubt und gehören zu dem, was man bereits besitzt. Da es sich um verheiratete Paare handelt, sind sexuelle Beziehungen erlaubt.
[4:3] If you deem it best for the orphans, you may marry their mothers – you may marry two, three, or four. If you fear lest you become unfair, then you shall be content with only one, or with what you already have (Ma Malakat Aymanukum). Additionally, you are thus more likely to avoid financial hardship.
[33:50] O prophet, we made lawful for you your wives to whom you have paid their due dowry, or what you already have (Ma Malakat Yameenek) , as granted to you by GOD. Also lawful for you in marriage are the daughters of your father’s brothers, the daughters of your father’s sisters, the daughters of your mother’s brothers, the daughters of your mother’s sisters, who have emigrated with you. Also, if a believing woman gave herself to the prophet – by forfeiting the dowry – the prophet may marry her without a dowry, if he so wishes. However, her forfeiting of the dowry applies only to the prophet, and not to the other believers. We have already decreed their rights in regard to their spouses or what they already have (Ma Malakat Aymanuhum). This is to spare you any embarrassment. GOD is Forgiver, Most Merciful.
[33:52] Beyond the categories described to you, you are enjoined from marrying any other women, nor can you substitute a new wife (from the prohibited categories), no matter how much you admire their beauty. You must be content with those already made lawful to you (Ma Malakat Yameenek). GOD is watchful over all things.1
2. Ma Malakat Aymanukum = was euch rechtmäßig gehört
Dies ist die zweite Kategorie von MMA, was einem rechtmäßig gehört. In dieser Kategorie sind sexuelle Beziehungen statthaft. Wir müssen beim Verständnis bei Gottes Gesetz im Koran sehr vorsichtig sein. Gott benutzt bei der Genehmigung von Sex zwischen Männern und ihrer MMA bewusst das Wort ODER. Es ist ENTWEDER die Ehefrau ODER die MMA. Gott hat nicht UND benutzt (Ehefrauen UND MMA). Gott wählt seine Worte ganz bewusst bei der Darstellungen seiner Gesetze und hinterlässt somit bei seinen Dienern keinerlei Zweifel. In dieser Kategorie von dem, was einem rechtmäßig zusteht geht es um eine Situation, in der das Ehepaar die Ehe nicht bei den zuständigen Behörden hat eintragen lassen. Die Common-Law-Ehe in den USA stellt einen solchen Fall dar. Mann und Frau entschließen sich vor Gott eine Ehe zu führen, lassen diese aber nicht registrieren. Es kann sich aber auch um Fälle handeln, die in der ersten Kategorie beschrieben wurden, bei denen MMA durch Gottes Erlaubnis rechtmäßig geworden sind.
Kurzfristige Vereinbarungen zwischen Mann und Frau um eine gewisse Zeit lang Sex zu haben gehören nicht in diese Kategorie. Derlei ist Prostitution, was Gott verboten hat. Bei diesen Vereinbarungen wird die Frau um ihre Rechte betrogen und der Mann von all seinen Verpflichtungen gegenüber seiner geschiedenen Ehefrau entbunden. Ein Beispiel für solch eine Vereinbarung ist das, was manche gelehrte Muta nennen. Sie erklären derlei für erlaubt, obwohl es gegen alle koranischen Gesetze zur Heirat und zum Aufbau einer Familie steht.
[70:30] (They have relations) only with their spouses, or what is legally theirs – (Ma Malakat Aymanuhum)
[23:6] Only with their spouses, or those who are rightfully theirs (Ma Malakat Aymanhum), do they have sexual relations; they are not to be blamed.
3. Ma Malakat Aymanukum = Sklaven, falls vorhanden
Da Sklaven vollkommen von ihrem Besitzer abhängig sind, fallen sie unter die MMA. Obwohl der Koran anordnet, Sklaven in allem möglichen Fällen zu befreien, ist dieses Gesetz im Koran verankert, um diejenigen zu schützen, die zur Zeit der Offenbarung des Koran versklavt waren oder aber in Zukunft Sklaven geworden sein könnten. Einige der Besucher unserer Internetseite sprechen von ihren Bediensteten so, als ob sie Sklaven seien, da sie vollkommen von ihnen abhängig seien. Sklaven und Bedienstete sind geschützt und unter keinen Umständen außerhalb der Ehe als Sexualpartner vorgesehen.
[4:25] Those among you who cannot afford to marry free believing women, may marry believing slave women (Ma Malakat Aymanukum). GOD knows best about your belief, and you are equal to one another, as far as belief is concerned. You shall obtain permission from their guardians before you marry them, and pay them their due dowry equitably. They shall maintain moral behavior, by not committing adultery, or having secret lovers. Once they are freed through marriage, if they commit adultery, their punishment shall be half of that for the free women. Marrying a slave shall be a last resort for those unable to wait. To be patient is better for you. GOD is Forgiver, Most Merciful.
In diesem Vers verdeutlicht Gott den Status der MMA als ehrenvolle Frauen, die gläubige Männer heiraten können, nachdem sie die Erlaubnis ihres Vormundes eingeholt haben. Wenn diese Frauen Sexualpartner ihres Vormundes wären, wie könnte Gott sie dann mit gläubigen Männern heiraten lassen? Gott fordert sie auf ihr moralisches Verhalten AUFRECHT ZU ERHALTEN, indem sie keinen Ehebruch begehen oder heimliche Liebhaber haben. Dieser Vers sagt deutlich, dass diese Sklaven (MMA) keine Sexualpartner ihres Vormundes sind.
[24:33] Those who cannot afford to get married shall maintain morality until GOD provides for them from His grace. Those among your servants (Ma Malakat Aymanukum) who wish to be freed in order to marry, you shall grant them their wish, once you realize that they are honest. And give them from GOD’s money that He has bestowed upon you. You shall not force your girls to commit prostitution, seeking the materials of this world, if they wish to be chaste. If anyone forces them, then GOD, seeing that they are forced, is Forgiver, Merciful.
In diesem Vers sind zwei wichtige Lehren zu finden: Sklaven (Diener) müssen freigelassen werden, wenn man sie heiraten will und man darf die Mädchen nicht zu Prostitution zwingen. Laut diesem Vers können MMA (Diener, Sklaven) befreit werden, um zu heiraten. Sie sollen sogar Geld dafür erhalten. Wären sie Sexualpartner ihrer Eigentümer oder ihres Vormundes, so könnten sie nicht jederzeit heiraten. Sie zu Sex zu zwingen wäre Prostitution oder Vergewaltung.
4. Ma Malakat Aymanukum = Bedienstete
Da unsere Bediensteten von uns abhängig sind, sind wir verpflichtet für ihr Wohlergehen zu sorgen. Sehen sie sich die folgenden Verse an:
[24:31] And tell the believing women to subdue their eyes, and maintain their chastity. They shall not reveal any parts of their bodies, except that which is necessary. They shall cover their chests, and shall not relax this code in the presence of other than their husbands, their fathers, the fathers of their husbands, their sons, the sons of their husbands, their brothers, the sons of their brothers, the sons of their sisters, other women, the male servants (Ma Malakat Aymanuhunna) or employees whose sexual drive has been nullified, or the children who have not reached puberty. They shall not strike their feet when they walk in order to shake and reveal certain details of their bodies. All of you shall repent to GOD, O you believers, that you may succeed.
In diesem Vers liegt eine gewichtige Lehre. Gott zeigt uns, dass die gläubigen Frauen dieselbe Kategorie (MMA) besitzen können, wie Männer. Es ist zu beachten, dass der Vers damit beginnt, dass die Frauen ihre Keuschheit wahren sollen.
Die männlichen Gelehrten, die es einem Mann gestatten Sex mit seiner MMA zu haben würden es keiner Frau gestatten, dies mit ihrem MMA zu tun. Diese Gelehrten erfinden Gesetze, die den Männern dienen und die Frauen benachteiligen. Solche Erfindungen finden keine Basis in Gottes Gesetz. Dieses Gesetz gilt allen Geschlechtern, ohne diese zu diskriminieren. Gott hat außerhalb der Ehe sexuelle Beziehungen mit MMA verboten. Dies gilt für Männer und Frauen.
[33:55] The women may relax (their dress code) around their fathers, their sons, their brothers, the sons of their brothers, the sons of their sisters, the other women, and their (female) servants (Ma Malakat Aymanuhunna). They shall reverence GOD. GOD witnesses all things.
[24:58] O you who believe, permission must be requested by your servants (Ma Malakat Aymanukum) and the children who have not attained puberty (before entering your rooms). This is to be done in three instances – before the Dawn Prayer, at noon when you change your clothes to rest, and after the Night Prayer. These are three private times for you. At other times, it is not wrong for you or them to mingle with one another. GOD thus clarifies the revelations for you. GOD is Omniscient, Most Wise.
Diese Verse machen klar, dass ein MMA (Diener) nicht dieselben Rechte hat, wie eine Ehefrau, nämlich nach eigenem Willen das Schlafgemach zu betreten. Würden diese MMA als Sexualpartner gelten, so gäbe es keinen Grund ihnen dies zu verbieten.
[4:36] You shall worship GOD alone – do not associate anything with Him. You shall regard the parents, the relatives, the orphans, the poor, the related neighbor, the unrelated neighbor, the close associate, the traveling alien, and your servants (Ma Malakat Aymanukum). GOD does not like the arrogant show-offs.
[16:71] GOD has provided for some of you more than others. Those who are given plenty would never give their properties to their subordinates (Ma Malakat Aymanukum) to the extent of making them partners. Would they give up GOD’s blessings?
[30:28] He cites for you herein an example from among yourselves: Do you ever elevate your servants or subordinates (Ma Malakat Aymanukum) to the level where they rival you, and to the point that you pay them as much allegiance as is being paid to you? We thus explain the revelations for people who understand.
5. Ma Malakat Aymanukum = Spezielle Kategorie
Frauen, die ihre ungläubigen Ehemänner während eines Krieges verlassen haben und zu den Gläubigen gestoßen sind.
Diese Gruppe ist laut Koran ebenfalls geschützt und nicht als Sexsklave vorgesehen. Sie müssen wie jede andere freie Frau behandelt werden. Es muss um ihre Hand angehalten werden und sie erhalten denselben Respekt und die Mitgift, die jede legale Ehe erfordert. Dies wird in 60:10 klargestellt.
[4:24] Also prohibited are the women who are already married, unless they flee their disbelieving husbands who are at war with you (Ma Malakat Aymanukum). These are GOD’s commandments to you. All other categories are permitted for you in marriage, so long as you pay them their due dowries. You shall maintain your morality, by not committing adultery. Thus, whoever you like among them, you shall pay them the dowry decreed for them. You commit no error by mutually agreeing to any adjustments to the dowry. GOD is Omniscient, Most Wise.
[60:10] O you who believe, when believing women (abandon the enemy and) ask for asylum with you, you shall test them. GOD is fully aware of their belief. Once you establish that they are believers, you shall not return them to the disbelievers. They are not lawful to remain married to them, nor shall the disbelievers be allowed to marry them. Give back the dowries that the disbelievers have paid. You commit no error by marrying them, so long as you pay them their due dowries. Do not keep disbelieving wives (if they wish to join the enemy). You may ask them for the dowry you had paid, and they may ask for what they paid. This is GOD’s rule; He rules among you. GOD is Omniscient, Most Wise.
Gottes Worte sind klar. Wir, als Untergebene unseres Schöpfers haben keine andere Wahl, als sich seinem Gesetz zu unterwerfen. Jede Person, die sich nicht an dieses Gesetz hält, praktiziert etwas anderes als Islam (Ergebung) und kann nicht als Muslim (Ergebener) bezeichnet werden. Wer sich nicht dem Gesetz Gottes unterwirft ist ein Gegner und kein Ergebener.
[24:51] The only utterance of the believers, whenever invited to GOD and His messenger to judge in their affairs, is to say, „We hear and we obey.“ These are the winners.
[5:7] Remember GOD’s blessing upon you, and His covenant that He covenanted with you: you said, „We hear and we obey.“ You shall observe GOD; GOD is fully aware of the innermost thoughts.
[2:285] The messenger has believed in what was sent down to him from his Lord, and so did the believers. They believe in GOD, His angels, His scripture, and His messengers: „We make no distinction among any of His messengers.“ They say, „We hear, and we obey. Forgive us, our Lord. To You is the ultimate destiny.“
übersetzt von Andreas Heisig
1 Die Übersetzung wurde nicht übersetzt, da es im Deutschen keinen adäquaten Vergleich zur vom Autor benutzten Übersetzung durch R. Khalifa gibt.
Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verstoßenen Teufel, Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen
Es gibt einen Vers im Koran, der den Selbstmord verbietet (4:29). In Vers 4:29 lautet der entsprechende Teil auf Arabisch:
ولا تقتلوا انفسكم
Transliteriert: wa la taqtulū anfusakum Wörtlich: Und tötet nicht euch euer selbst
Die korrekte Übersetzung lautet also: Und tötet nicht euer Selbst.
Dass durch Vers 4:29 der Selbstmord verboten wird, ist denke ich klar. Denn wenn berücksichtigt wird, dass das unrechtmäßige Töten eines Menschen in 5:32 als eine schandvolle Tat abgelehnt wird, erscheint 4:29 in klarerem Lichte, dass es sich dabei um das Behandeln des Selbstmordes geht, da bereits das Töten von anderen Menschen in einem anderen Vers behandelt wurde.
Dabei ist aber auch zu beachten, dass Gott die Worte nicht umsonst so wählt, wie sie im Koran stehen. Die Formulierung „Und tötet euch nicht selbst“ ist sowohl im Arabischen wie auch im Deutschen, Türkischen und Englischen mehrdeutig. Da der Koran nicht nur einen einzelnen Menschen anspricht, sondern die ganze Menschheit, sind viele Formulierungen, welche die Menschen wie z.B. in diesem Vers direkt ansprechen, im Plural offenbart worden. Tötet euch nicht selbst bedeutet also zweierlei, was Yaşar Nuri Öztürk in seiner Übersetzung versucht hat wiederzugeben: tötet euch nicht gegenseitig UND begeht keinen Selbstmord.
Unser Körper wurde uns von Gott geschenkt. Für einen Gottergebenen (arab.: Muslim) sollte es m.E. eine selbstverständliche Pflicht sein, die Geschöpfe Gottes zu achten. Das schließt auch sich selbst ein. Deshalb ist von Übertretung die Rede. Allerdings endet es auch nicht hier mit der Bedeutungsvielfalt des Verses.
Prinzipiell ist alles, was aus dem Koran abgeleitet werden kann und dem Koran nicht widerspricht, als gültig anzusehen. Ein gutes Beispiel dafür ist gerade dieser Vers, der alles abdeckt. Einerseits ist hier vom wörtlichen Töten die Rede, andererseits beschreibt der Koran die Ableugner (Kafir) als spirituell tote Menschen (35:22, 6:122; 27:80; 30:52). Damit kann „tötet euch nicht“ auch als der andere Tod verstanden werden, da ja von Übertretung die Rede ist. Ich töte mich in dem Sinne, dass ich nicht errettet bin, wenn ich schlecht oder betrügerisch handle. Diese Sicht wird eben auch in 2:195 erläutert. Man tötet sich selbst, wenn man Gottes Schranken überschreitet und sich nicht an Gottes Wort hält, da man dann das ewige Leben durch eigenes Fehlverhalten nicht erhalten wird.
Es ist eine der wunderbaren Eigenschaften des Koran, dass mit sehr wenigen Worten sehr viele Themen abgedeckt werden. Aber dies ist wiederum ein anderes Thema.
Wie definiert der Koran Tag? Wie definiert der Koran Tageszeit? Wie definiert der Koran Nacht? Diese drei Fragen werden im nachfolgenden Artikel beantwortet.
Ein Tag beginnt mit der Morgendämmerung desselben Tages und endet mit der Morgendämmerung des folgenden Tages. Somit beginnt z.B. der Freitag mit der Morgendämmerung und endet mit der Morgendämmerung des Samstages. Die reine Tageszeit beginnt mit der Morgendämmerung (dem ersten Zwielicht) und endet mit der Abenddämmerung (dem letzten Zwielicht). Die Nacht beginnt mit Sonnenuntergang und endet mit Sonnenaufgang. Dieser Artikel ist in zwei Teile geteilt. Der erste Teil belegt die erste These, der zweite Teil belegt die zweite und die dritte These.
Teil 1: Die Definition eines Tages
Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Verständnismöglichkeiten eines „koranischen“ Tages: Die erste Möglichkeit sagt aus, dass der Tag mit der Morgendämmerung desselben Tages beginnt und mit der Morgendämmerung des zweiten Tages endet. Also dass z.B. der Freitag mit seiner Morgendämmerung anfängt und mit der Morgendämmerung des Samstages endet.
Die zweite Möglichkeit ist die, dass der koranische Tag sich so verhält wie der jüdische Tag. Er beginnt mit Sonnenuntergang des vorherigen Tages und endet mit Sonnenuntergang des selben Tages. In diesem Falle würde der Freitag bereits mit Sonnenuntergang des Donnerstages beginnen und mit Sonnenuntergang des Freitages enden. Das einzige Argument für diese letztere Sichtweise ist folgendes: Immer, wenn Gott im Koran von Tag und Nacht spricht wird die Nacht zuerst genannt. Deswegen muss ein koranischer Tag mit der Nacht beginnen.
Ich stimme dieser zweiten Möglichkeit nicht zu, sondern favorisiere die erste. Sehen wir also, was der Koran dazu zu sagen hat:
Im Deutschen kann der Begriff Tag zwei Bedeutungen einnehmen: den 24-Stunden-Tag oder die reine Tageszeit. Die Verwendung dieses Begriffes hängt also vom Kontext ab. Im Gegensatz zum Deutschen hat das Arabische für diese beiden unterschiedlichen Bedeutungen auch unterschiedliche Begrifflichkeiten. „Yaum“ ist der 24-Stunden-Tag und „Nahar“ ist die reine Tageszeit. Im Koran nutzt Gott beide Begriffe. Hier nun ein Beispiel für die Benutzung des Begriffes „Nahar“:
91:3-4 Beim Tag, wenn er sie erstrahlen lässt, und bei der Nacht, wenn sie über sie kommt (und ihr Licht in Finsternis verwandelt)!
In diesem Vers spricht Gott von der Tageszeit (Nahar) vor Eintritt der Nacht. Wir haben erfahren, dass das einzige Argument für die zweite Annahme ist, dass im Koran der Begriff Nacht immer vor dem Begriff Tag benutzt werden würde. Dieser Vers belegt jedoch das Gegenteil und somit hält diese These den Tatsachen nicht stand.
Prüfen wir also nun die These, dass die koranische Tageszeit vor der Nacht kommt, was uns zu dem Schluss führen wird, dass der 24-Stunden-Tag, oder einfacher der Tag mit der Tageszeit beginnt und mit der Nacht endet. Für diese Behauptung haben wir zwei Argumente:
Wenn Gott davon spricht, dass der Übergang von Tageszeit zur Nacht wie ein „ineinander drehen“ sei, wie ein „Zusammenschluss“ oder das „Übereinanderrollen“ des einen über das andere, so nennt er stets zuerst die Tageszeit und danach die Nacht. Daraus kann man schließen, dass für diesen im Koran beschriebenen Prozess zuerst die Tageszeit da sein muss und dann die Nacht folgt.
36:40 Und weder steht es der Sonne an, den Mond einzuholen, noch kommt die Nacht dem Tag zuvor. Alle (Gestirne) schweben an einem Himmelsgewölbe (falak).
Nirgends im Koran sagt Gott, dass der Tag der Nacht nicht zuvor kommen solle. Daher ist dieser Vers ein klarer Beweis dafür, dass die Tageszeit vor der Nacht kommt.
Diese beiden Argumente belegen, dass die koranische Tageszeit vor der koranischen Nacht kommt. Sure 69 Vers 7 bestätigt dieses Verständnis:
69:7 Den Gott sieben Nächte und acht Tage ununterbrochen gegen sie aufbot, so dass man die Leute (schließlich alle tot) am Boden liegen sah, wie Stämme umgestürzter Palmen.
Wenn ein Tag mit der Tageszeit beginnt und der Nacht endet, so geht die obige Zählung korrekt auf. Wenn jedoch bei einem Tag die Nacht vor der Tageszeit käme, so kämen wir nur auf sieben Tage.
Aus diesem ersten Teil können wir schließen, dass der koranische Tag mit der Tageszeit beginnt und mit der Nacht endet.
Erinnern wir uns an den jüdischen Tag:
1. Mose:1-5 Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Und Gott sah das Licht, dass es gut war; und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein Tag.
Der erste Vers der Bibel sagt klar aus, dass die Nacht vor dem Tag kommt. Dunkelheit kam vor dem Licht. Dies widerspricht Sure 24 Vers 35:
Gott ist das Licht von Himmel und Erde. Sein Licht ist einer Nische zu vergleichen, mit einer Lampe darin. Die Lampe ist von Glas umgeben, das so (blank) ist, wie wenn es ein funkelnder Stern wäre. Sie brennt (mit Öl) von einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, der weder östlich noch westlich ist, und dessen Öl fast schon hell gibt, (noch) ohne dass (überhaupt) Feuer daran gekommen ist, – Licht über Licht. Gott führt zu seinem Licht, wen Er will. Und Er prägt den Menschen die Gleichnisse. Gott weiß über alles Bescheid.
Da Gott vor allem anderen existiert, so war auch Licht vor der Dunkelheit.
Teil 2: Koranische Tageszeit und Nacht
Oft setzen wir voraus, dass der helle Teil des Tages den Tag ausmacht und der dunkle Teil des Tages die Nacht. Daher ist es an dieser Stelle wichtig hervorzuheben, dass im Koran an keiner Stelle steht, dass die Helligkeit etwas mit der Tageszeit zu tun habe oder Dunkelheit mit der Nacht. Was jedoch gesagt wird ist, dass die vollständige Dunkelheit ein Bestandteil der Nacht ist:
10:27 Was jedoch diejenigen betrifft, die schlechte Taten begehen, so wird eine schlechte Tat mit gleichviel vergolten, und Erniedrigung wird auf ihnen liegen. Sie haben (dann) niemanden, der sie vor Gott schützen würde. Ihr Gesicht ist gleichsam von einem Stück Nacht überdeckt (so, dass alles um sie) dunkel (ist). Sie werden Insassen des Höllenfeuers sein und (ewig) darin weilen.
Es stellt sich somit die Frage, wie der Koran Tag und Nacht definiert. Wir betrachten hierfür zwei verschiedene Argumentationswege; einen kurzen und einen langen. Beide führen zum selben Ergebnis.
A – Der kurze Weg:
2:187 Es ist euch erlaubt, zur Fastenzeit bei Nacht mit euren Frauen Umgang zu pflegen. Sie sind für euch, und ihr für sie (wie) eine Bekleidung. Gott weiß, dass ihr (solange der Umgang mit Frauen während der Fastenzeit auch bei Nacht als verboten galt) euch selber betrogen habt. Und nun hat er sich euch (gnädig) wieder zugewandt und euch verziehen. Von jetzt ab berührt sie (unbedenklich) und geht dem nach, was Gott euch (als Zugeständnis für die Nächte der Fastenzeit) bestimmt hat, und esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt! Hierauf haltet das Fasten durch bis zur Nacht! Und berührt sie nicht, während ihr (zur Andacht) an den Kultstätten verweilt! Das sind die Gebote Gottes. Verstoßt nicht dagegen! So macht Gott den Menschen Seine Verse klar. Vielleicht würden sie gottesfürchtig sein.
An dieser Stelle definiert Gott, wann die Tageszeit beginnt. Sie beginnt, wenn ein weißer Faden (des Lichts) von einem schwarzen Faden (der Dunkelheit) zu unterscheiden ist. Ebenso beginnt die Nacht, wenn der schwarze Faden (der Dunkelheit) vom weißen Faden (des Lichts) zu unterscheiden ist. Somit endet der Tag mit dem letzten Faden des Lichts der Abenddämmerung. Die Nacht endet mit dem letzten schwarzen Faden (der Dunkelheit) der Morgendämmerung.
Zusammengefasst: Der Tag beginnt mit der Morgendämmerung und endet mit der Abenddämmerung. Die Nacht beginnt mit Sonnenuntergang und endet mit Sonnenaufgang.
B – Der lange Weg:
Der zweite Weg, um obiges zu Beweisen, führt uns dazu, den ganzen Tag in vier verschiedene Teile zu teilen:
Von Morgendämmerung bis Sonnenaufgang (Licht überlagert langsam die Dunkelheit)
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang (Absolute Helligkeit)
Von Sonnenuntergang bis Abenddämmerung (Dunkelheit überlagert langsam das Licht)
Von Abenddämmerung bis Morgendämmerung (Absolute Dunkelheit)
Beginnen wir zunächst mit den beiden einfachsten Teilen, nämlich zwei und vier:
Niemand würde bezweifeln, dass die Zeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, die ja komplett hell ist, zur Tageszeit gehört.
10:67 Er ist es, der euch die Nacht gemacht hat, damit ihr in ihr ruht, und den Tag (an dem alles) deutlich zu sehen (ist) (? wan-nahaara mubsiran). Darin liegen Zeichen für Leute, die (zu) hören (vermögen).
Es würde ebenfalls niemand bezweifeln, dass die Zeit zwischen Abend- und Morgendämmerung zur Nacht gehört, die ja komplett dunkel ist.
36:37 Und ein Zeichen ist für sie die Nacht, von der wir den Tag (mit seiner Helligkeit) wegziehen, worauf sie sich plötzlich im Dunkeln befinden.
17:12 Und wir haben die Nacht und den Tag zu zwei Zeichen gemacht und das Zeichen der Nacht gelöscht und das Zeichen des Tages deutlich sichtbar (? mubsiratan) gemacht, damit ihr danach strebt, dass euer Herr euch Gunst erweist (indem ihr eurem Erwerb nachgeht), und damit ihr über die Zahl der Jahre und die Berechnung (der Zeit) Bescheid wisst. Und alles haben wir im einzelnen auseinandergesetzt.
Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, der zweite Teil unserer Einteilung gehört also zum Tag und Abend- bis Morgendämmerung gehört zur Nacht.
Betrachten wir nun die beiden übrig gebliebenen Teile; Teil eins und Teil drei:
Die Frage, die sich an dieser Stelle stellt: gehört die Zeit von Morgendämmerung bis Sonnenaufgang (in manchen Regionen dauert dieser Zeitraum bis zu anderthalb Stunden) zum Tag oder zur Nacht? Dieselbe Frage stellt sich bei der Zeit von Sonnenuntergang bis Abenddämmerung? So Gott will, werden die folgenden Belege zeigen, dass die genannten Teile des Tages sowohl zur Nacht als auch zum Tag gehören.
3:27 Du lässt die Nacht übergehen in den Tag, und den Tag in die Nacht. Du bringst (in der Natur) das Lebendige aus dem Toten hervor, und das Tote aus dem Lebendigen. Und du bescherst, wem du willst, (Gutes) ohne abzurechnen.
Dieser Prozess des Übergangs findet zweimal am Tag statt. Somit muss dieser Vorgang jeweils einen Teil Licht und einen Teil Dunkelheit beinhalten. Das funktioniert so:
Schon immer ließ Gott den Tag in die Nacht übergehen. Der erste Teil davon muss also nicht vollkommen hell sein, hat also auch Anteile der Dunkelheit in sich. Dies ist exakt der Zeitraum zwischen Morgendämmerung und Sonnenaufgang. Somit gehört der erste Teil des Tages sowohl zur Nacht, als auch zum Tag. Dies ist also der erste Teil, der sowohl Tag als auch Nacht in sich vereinigt.
Anders gesagt: von der Morgendämmerung bis zum Sonnenaufgang ergreift das Licht immer mehr Besitz von der Dunkelheit. Wenn Licht eine Eigenschaft des Tages ist, so muss der Tag zu diesem Zeitpunkt beginnen. Diese anderthalb Stunden gehören also sowohl zur Nacht als auch zum Tag. Ebenso verhält es sich bei der Zeit von Sonnenuntergang bis zur Abenddämmerung: die Dunkelheit ergreift Besitz vom Licht. Ist die Dunkelheit eine Eigenschaft der Nacht, so beginnt die Nacht mit eben diesem Zeitpunkt. Auch hier gehören diese anderthalb Stunden sowohl zum Tag, als auch zur Nacht.
Die oben angeführten Argumente des B-Weges belegen, dass sowohl Morgendämmerung bis Sonnenaufgang, als auch Sonnenuntergang bis Abenddämmerung sowohl zum Tag als auch zur Nacht gehören.
Wir haben folgendes belegt:
Morgendämmerung bis Sonnenaufgang gehört sowohl zum Tag als auch zur Nacht
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gehört zum Tag
Sonnenuntergang bis Abenddämmerung gehört sowohl zum Tag als auch zur Nacht
Abenddämmerung bis Morgendämmerung gehört zur Nacht
In Übereinstimmung mit dem zweiten Argumentationsweg wurde beweisen:
Der Tag beginnt mit der Morgendämmerung und endet mit der Abenddämmerung
Die Nacht beginnt mit Sonnenuntergang und endet mit Sonnenaufgang
Dies ist dasselbe Ergebnis, wie bei Argumentation A.
Wundervolle koranische Beschreibungen
Neben den Beschreibungen Gottes für den Wechsel von Tag und Nacht als „Ineinander Drehen“, „Zusammenschluss“ oder „Übereinanderrollen“ nutzt er noch weitere wundervolle Beschreibungen:
17:12 Und wir haben die Nacht und den Tag zu zwei Zeichen gemacht und das Zeichen der Nacht gelöscht und das Zeichen des Tages deutlich sichtbar (? mubsiratan) gemacht, damit ihr danach strebt, dass euer Herr euch Gunst erweist (indem ihr eurem Erwerb nachgeht), und damit ihr über die Zahl der Jahre und die Berechnung (der Zeit) Bescheid wisst. Und alles haben wir im einzelnen auseinandergesetzt.
Gott unterscheidet hier klar zwischen zwei gegensätzlichen Zeichen für uns. Dennoch beschreibt Sure 25 Vers 62 Tag und Nacht als etwas, was sich gegenseitig bedingt:
25:62 Er ist es, der bestimmt hat, dass Tag und Nacht einander ablösen. (Lauter Zeichen seiner Allmacht und Güte) für Leute, die sich mahnen lassen oder dankbar sein wollen.
Dies sind nicht die einzigen Stellen, an denen Gott solch eine Beschreibung verwendet:
22:55 Und diejenigen, die nicht glauben, sind immer noch im Zweifel darüber, bis die Stunde (des Gerichts einmal) ganz plötzlich über sie kommt, oder die Strafe eines vernichtenden Tages.
Die Stunde impliziert, dass dieser Tag der letzte der Menschheit sein wird. Doch der vernichtende oder auch nutzlose Tag impliziert, dass er nur für diese Menschen der letzte Tag sein wird. Dasselbe geschah mit dem Volk der Ad. Ihr Wind war nur der letzte Wind für sie:
51:41 Ebenso in den `Aad (und ihrer Geschichte). (Damals) als wir den vernichtenden Wind über sie sandten.
Eine weitere schöne Beschreibung ist die folgende:
36:37 Und ein Zeichen ist für sie die Nacht, von der wir den Tag (mit seiner Helligkeit) wegziehen (schälen), worauf sie sich plötzlich im Dunkeln befinden.
Nirgends im Koran sagt Gott derlei über die Nacht; die Nacht wird als etwas beschrieben, was den Tag verhüllt.
7:54 Euer Herr ist Gott, der Himmel und Erde in sechs Tagen geschaffen und sich daraufhin auf dem Thron zurechtgesetzt hat (um die Welt zu regieren). Er lässt die Nacht über den Tag kommen (bedecken), wobei sie ihn eilends (einzuholen) sucht. Und (er hat) die Sonne, den Mond und die Sterne (geschaffen) und sie dabei durch seinen Befehl in den Dienst (der Menschen) gestellt. Steht nicht Ihm (allein) die Erschaffung (der Welt) und der Befehl (über sie) zu? Gott, der Herr der Menschen in aller Welt ist voller Segen.
Nirgends finden wir dieselbe Beschreibung für den Tag. Hier eine Erklärung für dieses Phänomen:
Die Helligkeit beschränkt sich nur auf eine dünne Schicht der Luft, die Atmosphäre, die dicht genug ist um das Licht auf dem der Sonne zugewandten Teil der Erde zu dispergieren. Daher die Verwendung von schälen/häuten des Tages aus der Nacht, wie das Häuten eines Tieres. Auf einer Erde, die keine Luft hätte, würden wir von totaler Dunkelheit zu totaler Helligkeit und umgekehrt wechseln. Durch die Streuung des Lichtes in der Luft sehen wir Licht, bevor die Sonne aufgeht. Dunkelheit ist ein Charakteristikum der Nacht. Dies ist auch eine Eigenheit unseres Universums, daher die Verwendung des Begriffes „bedecken“ des Tages.
All diese wundervollen Beschreibungen beweisen, dass der Koran das Wort Gottes ist, dem wir uns stets unterwerfen sollten.
Fazit
Wir erfuhren im ersten Teil dieses Artikels, dass der koranische Tag mit der Tageszeit beginnt und der Nacht endet. Der zweite Teil belegt, dass die Tageszeit von Morgendämmerung bis Abenddämmerung andauert, während die Nacht von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang dauert. Wenn die Tageszeit mit der Morgendämmerung beginnt und die Nacht mit der folgenden Morgendämmerung endet, dann dauert ein Tag von Morgendämmerung zu Morgendämmerung an.
Als Ergebnis dieses Artikels können wir somit zusammenfassen:
Der koranische Tag beginnt mit der Morgendämmerung und endet mit der Morgendämmerung des folgenden Tages.
Der koranische Freitag beginnt demnach mit der Morgendämmerung und endet mit der Morgendämmerung des Samstages.
Die koranische Tageszeit dauert an von dem ersten Licht der Morgendämmerung bis zum letzten Licht der Abenddämmerung.
Die koranische Nacht beginnt mit Sonnenuntergang und endet mit Sonnenaufgang.
2:32 …Gepriesen seist du! Wir haben kein Wissen außer dem, was du uns (vorher) vermittelt hast. Du bist der, der Bescheid weiß und Weisheit besitzt“
Anhang
Im Folgenden einige Statistiken über die Vorkommen der Begriffe „layl“ und „nahar“ im Koran. Bruder Abu Jamil hat diese erarbeitet und ich will sie nun kurz zusammenfassen:
Es gibt 42 Verse, in denen beide Begriffe – „layl“ (Nacht) und „nahar“ (Tageszeit) – vorkommen (Singular ohne Suffix). Das Wort „layl“ kommt insgesamt 48 mal vor, „nahar“ kommt 49 mal vor; wir haben also zusammen 97 Erscheinungen des einen oder des anderen Begriffes in den 42 Versen.
„Mein Kommentar: Es ist interessant, dass der Begriff „nahar“ nur einmal öfter, als „layl“ vorkommt. Meiner Meinung nach ein weiterer Hinweis darauf, dass „nahar“ vor „layl“ kommt. Gott weiß es am besten.“
Der Vergleich zwischen der „Nacht“ und „Tagsüber“ wird oft nur in Hinblick auf ihren gegenseitigen Wechsel angestrengt, wobei man sich auf die Begriffe „ikhtilaafun“ (2:164, 3:190, 10:6, 23:80, 45:5) oder „khilfatan“ (25:62). Dies zeigt dann auf, dass sich Tag und Nacht abwechseln, aber nicht, dass sie sich überlappen.
Fünf Verse stellen die Beziehung zwischen „layl“ und „nahar“ mit dem Begriff „walaja fii“ dar, was „in etwas eindringen“ bedeutet (3:27, 22:61, 31:29, 35:13 und 57:6). Yusuf Ali übersetzt dies meist mit „verschmelzen“. Dies beschreibt deutlich einen Zeitraum, in dem sich die beiden miteinander überschneiden. Um ihre gegenseitige Exklusivität zu betonen, hätte der Koran die Beziehung zwischen Tag und Nacht als „abschneiden“ bezeichnen können oder, dass die Nacht den Tag hervorbringe, wie es eine Kerze tut und der Tag sei die Leuchte des folgenden Morgens. Dennoch, trotz der Tatsache, dass Gott die Tageszeit oft als Symbol für „Erleuchtung“ im Sinne von Wissen benutzt – was in der Tat eine Kerzenmetapher rechtfertigen würde – , hat Gott sich entschieden den Wechsel von Tag und Nacht als etwas, das ineinander dringt oder ineinander fließt zu beschreiben.
Zwei Verse kennzeichnen dieses Verhältnis als Vorhang (7:54, 13:3). Wir können dabei zwar annehmen, dass es sich hierbei um eine Verschleierung (das Verb ist „ghashiya“) mit etwas undurchsichtigem handelt, jedoch wird an keiner Stelle nahe gelegt, dass diese Verschleierung eine endgültige Trennung sei, sondern ebenso gut von einer schrittweisen Verschleierung sprechen. Da ein Schleier aber eher durchsichtig ist, ist davon auszugehen, dass das, was hinter dem Schleier liegt, auch noch sichtbar ist. Dies ist eine treffende Beschreibung des schrittweisen Wechsels von Tag und Nacht. Gäbe es keine Überschneidung der beiden, so wäre eine solche Metapher nicht korrekt.
Ein Vers beschreibt ein „pflügen“ von Tag und Nacht (24:44). Dies ist interessant, denn es legt nahe, dass beide sich in gegenseitiger Opposition befinden (auf beiden Seiten des Planeten); dies angesichts der Tatsache, dass „qallaba“ „auf den Kopf stellen“ oder „rotieren“ oder „vorsichtig überholen“ im Sinne von „umdrehen“ des Bodens bedeuten kann.
Ein weiterer Vers vergleicht den Anfang der Nacht als Zeit, von der der Tag „gewonnen“ wird (36:37). Der Begriff der hier überraschenderweise verwendet wird ist „salakha“, der sich darauf bezieht, ein Tier dazu zu bringen auszuscheiden (z. B. in der Landwirtschaft). Das beschreibt einen Vorgang, bei dem aus der Nacht etwas Schritt für Schritt heraus geholt wird. Diese Beschreibung entspricht der Morgendämmerung.
Abschließend noch ein Vers, der Nacht und Tag als Dinge beschreibt, die sich gegenseitig „einwickeln (oder umhüllen / übereinander drehen / übereinander rollen)“ (39:5), wie man einen Turban wickelt. Der benutzte Begriff ist lautet „kawwara’ala“. Auch an dieser Stelle ist also nicht die Rede von einer Abfolge von Ereignissen, sondern von einer sanften Überlagerung der Geschehnisse.
Im Lichte dieser Verse und besonders des Begriffes „walaja fii“, der fünf Mal auftaucht ist zu konstatieren, dass der Koran den Wechsel von Tag und Nacht als etwas sich überlappendes beschreibt.
Beachten wir nun also die Häufigkeit der Begriffe „layl“ und „nahar“ so ist es auffällige, dass „nahar“ einmal häufiger als „layl“ vorkommt. Vers 36:37, der den Begriff „salahka“ benutzt spricht von einem „Hervorbringen“ des Tages aus der Nacht (ein Prozess der zum Dämmerlicht passt). Kein Vers jedoch spricht von einem „Hervorbringen“ der Nacht aus dem Tag. Stattdessen spricht ein Vers davon, dass der Tag von der Nacht bedeckt oder auch verschleiert wird. Vers 36:37 signalisiert klar, dass mit Einbruch der Nacht der Tag noch weiter andauert; es gibt aber keine Stelle, die Aussagen würde, dass die Nacht nach Tagesbeginn noch andauern würde. Dies entspricht der Vorstellung, dass die „Nacht“ für den Zeitraum von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang gilt, während der „Tag“ sich über den Zeitraum der beiden Dämmerungen erstreckt.
Wenn der Terminus „Nacht“ in dieser Art und Weise definiert wird, so beansprucht sie im Durchschnitt nur etwa die Hälfte der Zeit, die auf der Erde vergeht. (Die Brechung des Lichts sorgt eigentlich dafür, dass die Sonne optisch früher aufgeht, als es eigentlich der Fall wäre, wenn es keine Atmosphäre gäbe, so wie sie dadurch optisch etwas später untergeht, als dies theoretisch der Fall ist.) Wird der Tag nun also als etwas verstanden, was die Nacht an ihren beiden Enden durchdringt, so beträgt die Durchschnittsdauer des Tages etwa 60%. Dies ist mathematisch gesehen natürlich nicht so präzise wie eine Angabe von 49/48, es ist jedoch interessant, dass der Koran ein solches Ergebnis befürwortet.
Im ganzen Koran kommt das Wort „layl“ (Singular ohne Suffix) 79 Mal vor; „nahar“ kommt 57 Mal vor. Es ist also offensichtlich, dass dieses Phänomen nur Bestand hat, wenn man nicht den ganzen Koran, sondern nur die Verse, in denen beide Begriffe gleichzeitig vorkommen betrachtet. Wenn man jedoch das genannte Verhältnis (49/48) als eine wörtliche Wiedergabe der relativen Länge eines Tages (inklusive Dämmerung) und einer Nacht versteht, so würde die Dämmerung im Durchschnitt nur eine halbe Stunde dauern. In Realität dauert sie jedoch mindestens ungefähr eineinhalb Stunden.
Übersetzt von Andreas Heisig. Für die Koranzitate wurde die Übersetzung von Rudi Paret verwendet (bei Abweichungen vom wortwörtlichen Inhalt der englischen Übersetzung wurde diese in Klammern ergänzt). Für das Bibelzitat wurde die Elberfelder Übersetzung verwendet.
Theologische Bewertung des Jenseits aus philosophischer Sicht
Ich suche Zuflucht beim Herrn vor dem verstoßenen Satan, Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen
Frieden sei mit Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser!
Symbolik und wörtliche Bedeutungen spielen im Verständnis, in der Hermeneutik einer Schrift eine wichtige Rolle. So werden sowohl im Koran als auch in der Bibel des Öfteren Gleichnisse angeführt, die, wie der Name schon sagt, keine wörtliche, sondern metaphorische(Fn1) oder allegorische(Fn2) Beschreibungen einer Aussage sind. Wenn man beginnt, über die allegorischen oder metaphorischen Verse in der Schrift nachzudenken, werden einige Probleme ersichtlich. Mir stellte sich z. B. die Frage, wieso Gott menschliche Attribute wie Liebe, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit etc. auf sich selbst bezieht.
So heißt es beispielsweise im Koran:
17:110 Sprich: Ruft Gott oder ruft den Erbarmer an. Welchen ihr auch anruft, Ihm gehören die schönsten Namen. Und sei nicht laut beim Gebet, und auch nicht leise dabei. Suche einen Weg dazwischen.
Das deutsche Wort ‚Jenseits‘ entspricht im Koran dem arabischen Wort „aakhera“, was wörtlich „letzte“ bedeutet, im Sinne einer endgültig letzten Endstation auf der Reise unseres Lebens. Im Folgenden jedoch werde ich ohne Einschränkung der Bedeutung das deutsche Wort verwenden.
Die wohl bekannteste, falsche Vorstellung über das Jenseits, ist die fälschlich dem Propheten Mohammed zugeschriebene Aussage, dass im Paradies 72 Jungfrauen für den Märtyrer warten. Es wird leider von Hadith-Anhängern und oberflächlich informierten Menschen geglaubt, dass dies ein Bestandteil der islamischen Glaubenslehre sei. Es ist offensichtlich, dass diese nicht im Koran enthaltene Vorstellung eine männlich bedingte Interpretation ist. Leider haben Vorstellungen wie diese das Verständnis von den Koranversen, die über das Jenseits berichten, verzerrt(Fn3). Sowohl das Paradies (Garten; arabisch Dschennah) als auch die Hölle (ar. Dschahannam, verbunden mit Nar „Feuer“) werden im Koran als Allegorien angeführt. Es wäre deshalb unlogisch, den Garten und das Feuer im Jenseits mit unseren Kenntnissen gleichzusetzen. Ein Beispiel für die Unlogik der Annahme, dass das Jenseits mit unseren Kenntnissen über diese Welt realistisch beschrieben werden könnte, ist der folgende Koranvers:
17:60 Und Wir sprachen zu dir: „Dein Herr umfasst die Menschen.“ Und Wir haben das Traumgesicht, das Wir dich sehen ließen, nur als eine Prüfung für die Menschen gemacht und ebenso den im Koran verfluchten Baum. Und Wir warnen sie. Doch das steigert nur ihre Widersetzlichkeit.
37:62-66 Ist dies besser als Bewirtung oder der Baum Zaqqum? Wir haben ihn zu einer Prüfung für die Ungerechten gemacht. Er ist ein Baum, der aus dem Grunde der Hölle empor wächst. Seine Früchte sind wie Satansköpfe. Sie sollen davon essen und (ihre) Bäuche damit füllen.
Edip Yüksel kommentiert den Vers 17:60 wie folgt:
Kuran’ı almak için Muhammed peygamber’in seyahatine değiniliyor olabilir (17:1 ve 53:1-18). Cehennem ateşi içinde biten Zakkum ağacına değiniliyor (37:62-66). „Cehennem ateşi“ ifadesini mecazi olarak anlamak istemeyenler, „ateşin içinde ağaç mı yetişir?“ diyerek inkarlarında fanatikleştiler. Tanrı, ikiyüzlülere ve inkar etmek isteyenlere özellikle bahane verir (2:26; 3:7; 17:82; 74:31).
Übersetzung: [Der Vers] könnte sich auf die Reise beziehen, bei der der Prophet Mohammed den Koran erhielt (17:1 und 53:1-18). [Ebenso] bezieht sich [der Vers] auf den Zakkum-Baum, der im Höllenfeuer gedeiht (37:62-66). Jene, die die Formulierung „Höllenfeuer“ nicht allegorisch verstehen wollen, wurden in ihrer Ableugnung zu Fanatikern, indem sie „wie kann ein Baum im Feuer gedeihen?“ fragten. Gott gibt insbesondere den Heuchlern und denen, die ableugnen wollen, die Möglichkeit für Ausreden (2:26; 3:7; 17:82; 74:31)
Zu den wichtigsten Glaubensgrundsätzen des Koranischen Islam gehört der zweifellose Glaube ans Jenseits (vgl. 2:62, 5:69). Der auf den ersten Blick erscheinende Sinn dieser betonten Wichtigkeit liegt darin, dass das Jenseits Gerechtigkeit bringen wird. Jenseits als Hoffnung auf etwas Besseres, auf eine Belohnung. Leider wird das Konzept des Jenseits in vielen Moscheen in einer sehr einseitigen Sicht repräsentiert. Beispielsweise hörte ich in einer auf Türkisch gehaltenen Freitagspredigt in einer Zürcher Moschee ständig von der „Hölle“ und dem brennenden Feuer, welche die „Ungläubigen“ (meist als „Nichtmuslime“ gleichgesetzt) heimsuchen werde. Die meisten der Zuhörer, alle ausnahmslos männlich, waren zweifellos Türken. Ich sah, wie einige Köpfe nickten und dachte darüber nach, wie viele der Zuhörer wohl den Koran je selbst gelesen haben, so, dass sie ihn auch selber verstehen. Die meisten der „Argumente“, die in der Predigt gehalten wurden, hätte ich mit einigen wenigen Koranversen widerlegt (beispielsweise die Annahme der meisten Sunniten, alles aus ihrer Sicht Nichtmuslimische komme ins Feuer: 2:94, 2:111), doch ich war nicht auf eine Diskussion aus und es wäre bestimmt amüsant gewesen, zu sehen, was in einem Raum vollgefüllt mit Sunniten mit dem Widersprechenden passieren würde. Gott sei Dank, dass Er mir die Vernunft gegeben hat, zu schweigen!
Es gibt Gott sei aller unendlicher Dank viele Wege, die zu Ihm, dem Einen Gott führen und all diese Wege sind nicht zu werten!
17:63-65 Gott sprach: „Fort mit dir (Satan)! Und wer von ihnen dir folgt, fürwahr, die Hölle soll euer aller Lohn sein, ein verdienter Lohn. Und scheuche mit deiner Stimme auf, wen (auch immer) von ihnen du kannst, setze ihnen zu mit allen deinen Heerscharen und Ross, nimm an ihrem Vermögen und ihren Kindern (als Partner) teil und mach ihnen Versprechungen! Der Satan macht ihnen nur trügerische Versprechungen. Über Meine Diener hast du keine Macht. Sie verlassen sich auf Gott allein.“ Dein Herr genügt ihnen als Beschützer.
Viele der von Menschen ausgehenden Höllendrohungen, die an andere Menschen gerichtet sind, werden offensichtlich aus dem Grunde angeführt, dass sie meinen, nur das sei gerecht. Es ist ihre eigene Interpretation der Gerechtigkeit: die Anderen, die „Schlechten“. Dabei entstehen oft typische Rachegedanken wie „Wirst schon sehen, was du davon hast“ oder „Du wirst in der Hölle schmoren! Mir wird es dann besser gehen als dir“, die wir dann Gott „unterschieben“. Dabei übersehen Menschen oft, dass niemand den Anderen genau kennt, und tun all dies, ohne zu wissen, was Seine Gerechtigkeit ist. Denn Gott rechnet anders: würde er Gerechtigkeit vor Gnade walten lassen, gäbe es niemanden von uns mehr (35:45, 16:61). Wir denken, dass diese Beobachtung bei gewöhnlichen Menschen zutreffen kann. Politische Führerpersonen oder Gelehrte (studierte Personen) wissen auch, dass Angst die Bereitschaft bei Menschen verstärkt, alles zu tun, um sich wieder in Sicherheit zu wiegen. Dazu gehört auch die Befolgung von Anweisungen, welche den eigenen moralischen und ethischen Maßstäben widersprechen (wie wir später sehen werden, so Gott will).
Jenseits und die Göttliche Gerechtigkeit und Wahrheit sind laut Koran eng miteinander verbunden. Wenn wir eine oberflächliche Betrachtung der Realität vornehmen, sehen wir uns mit einer leider sehr traurigen (überprüfbaren) Wahrheit konfrontiert: der Mensch und die Gerechtigkeit tun sich schwer miteinander: Korruption, Kriege zu Profitzwecken (wie z.B. die Lüge des „Krieges für die Demokratie im Nahen Osten“ der Bush-Administration), (Ehren-)Mord, Menschenhandel, Scharlatanerie, Betrug, Egoismus (Eigennützigkeit) mit schadender Konsequenz, Umweltverschmutzung, Ausrottung gewisser Tierarten, grausame bzw. brutale Behandlung von Menschen (Steinigung, Handabhacken), Vergewaltigungen, Manipulation von Menschen, Feindseligkeiten, Passivität gegenüber Ungerechtigkeiten… die Liste scheint täglich zu wachsen. Dies alles geschieht durch die Hand des Menschen. Wer versucht, etwas gegen nur eine von den Ungerechtigkeiten zu unternehmen, wird zu Beginn der „Kampfansage“ in relativ kurzer Zeit demotiviert sein, aufgrund der unglaublich vielen Ungerechtigkeiten allein in diesem Aspekt.
Keine Frage, es gibt Gott sei Dank viele rechtschaffene, gutherzige Menschen. Doch bekannte Studien haben aufgezeigt, dass Menschen sich des Öfteren selbst falsch einschätzen.
Das Stanford Prison Experiment
Vielleicht kennen Sie den deutschen Film „Das Experiment“, die teilweise unrealistische Verfilmung eines wirklich stattgefundenen Experiments an der Universität von Stanford. Bei diesem Experiment von Philip Zimbardo (Bild rechts) erklärten sich 24 Studenten aus Palo Alto bereit, 14 Tage lang in einer Art Gefängnisanstalt zu verbringen. Die eine Hälfte sollte dabei die Rolle des Wärters übernehmen, die andere Hälfte die der Häftlinge. Die Motivation des Experimentes klingt simpel: Um die Einflüsse der Gefangenschaft zu untersuchen. Die „Wärter“ erhielten militärisch wirkende Uniformen, Sonnenbrillen, Trillerpfeifen und Schlagstöcke, und die „Gefangenen“ Kittel mit Nummern – fortan ihre Identität.
Die Lage schien entspannt und locker zu sein. Doug Karlson, einer der „Häftlinge“, schrieb: „Das Ganze ist lächerlich – nur ein Spiel, nichts weiter. Die 14 Tage schaffe ich locker!“ Die einzige Regel für die Wärter: körperliche Strafe oder Gewalt ist untersagt.
Das Scheingefängnis war kameraüberwacht und versteckte Mikrophone waren angebracht. In der ersten Nacht wurden die Gefangenen mit den Trillerpfeifen zum Appell geweckt. Schnell stellte sich heraus, dass die Wärter gerne Liegestütze als Bestrafung einsetzten. Das Experiment gerät bereits nach 36 Stunden außer Kontrolle, als der erste Gefangene – D. Karlson – seine Entlassung verlangte, nachdem er einen Nervenzusammenbruch erlitt. Am dritten Tag: Die Wärter verschärften ihre Behandlung der Gefangenen und zwangen einige, allein mit ihren Händen (ohne irgendwelche Hilfsmittel) Toiletten zu putzen. Mehrere Appelle fanden statt und Liegestütze wurden abverlangt. Zwei weitere Gefangene wurden entlassen, da sie unter dem Druck zusammenbrachen. Am vierten Tag kam ein katholischer Priester und machte die Gefangenen darauf aufmerksam, dass sie das Recht auf einen Anwalt hätten, da sie ja im Gefängnis saßen. Noch am selben Tag verlor ein weiterer Gefangener die Fassung und fing an zu weinen. Noch während seines Entlassungsgesprächs musste dieser zuhören, wie die restlichen Gefangenen, von einem Wärter dazu aufgefordert, im Chor sprachen „Gefangener 819 ist ein böser Typ“. Als erste Reaktion wollte er wieder zurück in seine Zelle, um allen zu beweisen, dass er doch durchhalten werde und konnte erst von Zimbardo zur Vernunft gebracht und entlassen werden.
Am Abend des fünften Tages kamen die Angehörigen der Gefangenen zu Besuch. Einige der Eltern berichteten, dass ein katholischer Priester angerufen und ihnen geraten hatte, ihrem Sohn einen Anwalt zu verschaffen, damit dieser auf Kaution freigelassen werden konnte. Zimbardo folgte dieser Aufforderung und ließ einen Anwalt mit jedem Gefangenen sprechen. Zu diesem Zeitpunkt wurde Zimbardo klar, dass er das Experiment beenden musste, weil es kein Experiment mehr war. Die Gefangenen wurden in der Nacht entlassen.(Fn4)
Die Ergebnisse: Bei nicht-sadistischen Menschen wurde sadistisches Verhalten hervorgerufen. Psychische Folter, um die „Gefangenen“ zu quälen, wurde ganz offen eingesetzt (Gefangener 819 ist böse). „Nicht die Persönlichkeit des Menschen entscheidet, ob er grausam handelt, sondern die Umstände“, lautet die Folgerung Zimbardos. Weiter sagt er: „Wir gleichen unseren Charakter immer weiter jener Rolle an, die wir übernehmen, sobald wir die Aufgabe ausführen.“ Einfacher ausgedrückt: Der junge Student verinnerlicht seine Rolle als Wärter, der für Ordnung und Ruhe sorgen soll. Die Rolle ist nicht mehr nur eine Rolle, sondern real.(Fn5)
Zimbardo fordert heute noch ein Überdenken des Aufbaus von Gefängnissen, da seine Studie gezeigt habe, wie leicht Gefängnis anfällig für Gewalt- und Machtmissbrauch ist.
Dieses Experiment erklärt aber immer noch nicht zufriedenstellend, weshalb dermaßen viele Menschen beispielsweise während der Nazi-Regime-Zeit bereit waren, sich in den Dienst der Tötungsmaschinerie der Nazis zu stellen! Lag es an einem grundsätzlichen Charakterfehler dieser Menschen oder gibt es Situationen und Umstände, unter denen möglicherweise jeder in der Lage wäre, andere Menschen zu foltern und sogar zu töten?
Das Milgram Experiment
Der amerikanische Sozialpsychologe Stanley Milgram untersuchte in einem Experiment den Obrigkeitsgehorsam von Menschen. Dieses Experiment ging in die Geschichte ein; interessant und faszinierend, beängstigend und erschreckend, entsetzend und erstaunlich zugleich. Ich habe versucht, das Experiment so kurz wie möglich zusammenzufassen:
Dem Probanden wird in einem manipulierten Los die Rolle des Lehrers zugeteilt. Dass der Schüler in Wahrheit ein Schauspieler ist, wird verschwiegen. Der Schüler wird an einem Stuhl angebunden, wonach ihm Elektroden angeschlossen werden. Den Versuchspersonen wird ein „Schockgenerator“ mit 30 aufsteigend angeordneten Kippschaltern gezeigt, die je um 15 Volt von 15 bis 450 Volt steigen. Zusätzlich waren zu je vier Schaltern die Aufschriften „Leichter Schock“, „Mäßiger Schock“, „Mittlerer Schock“, „Kräftiger Schock, „Schwerer Schock“, „Sehr schwerer Schock“ sowie „Gefahr: Bedrohlicher Schock“ angebracht, die letzten beiden Schalter trugen die Aufschrift „XXX“. Der Versuchsleiter sagt aus, dass die Schocks zwar äußerst schmerzhaft sein können, allerdings nicht zu dauerhaften Gewebeschäden führten.
Der „Test“ besteht darin, dass der Schüler gewisse Fragen gestellt bekommt, die er möglichst korrekt beantworten soll. Die Aufgabe des Lehrers ist nun, dem Schüler bei einer falschen Antwort einen Elektroschock zu verpassen und bei der nächsten falschen Antwort den nächsten Schalter zu betätigen (15 Volt höher). (Natürlich erhält der Schauspieler in Wahrheit keinen wirklichen Schock, er täuscht ihn lediglich vor.) Beim fünften Schock angelangt (75 V), beginnt der Schüler zu stöhnen und zu klagen. Bei 150 Volt möchte der Schüler das Experiment abbrechen und bei 180 Volt schreit er, dass der Schmerz nicht mehr aushaltbar sei. Beim Betätigen des mit „Gefahr: Extremer Stromstoß“ gekennzeichneten Knopfes hört er das Opfer im Nebenraum an die Wand hämmern. Der Schüler fleht regelrecht darum und wiederholt mehrere Male: „Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus!“ Die Tonbandaufnahme dazu:
Der Versuchsleiter erklärt dem Probanden, dass keine Antwort eine falsche sei und fordert den Lehrer auf weiterzumachen.
Es gab verschiedenste Reaktionen der Versuchspersonen, jedoch gehorchten sie im Allgemeinen den Anweisungen des Versuchsleiters. Auffällig war, dass die Probanden häufig versuchten, ihr Opfer so wenig wie möglich wahrzunehmen und ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf den Versuchsleiter zu richten. Dieses Ereignis bezeichnete Milgram als „Einstimmung auf die Autorität“. Einige lachten aufgrund ihrer Verlegenheit sogar, als das Opfer aufschrie.
Manche der Probanden verlangten zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt die Versicherung, dass sie nicht haftbar gemacht werden können bzw. dass die Verantwortung vollständig beim Versuchsleiter sei. Mehr als 62 Prozent gingen bis zum Ende der Skala (450 Volt), auch wenn einige Versuchspersonen durch vier sich steigernde Aufforderungen des Versuchsleiters (Bitte fahren Sie fort! – Bitte machen Sie weiter! – Das Experiment erfordert, dass Sie weitermachen! – Sie müssen unbedingt weitermachen! – Sie haben keine Wahl, Sie müssen weitermachen!) dazu gedrängt werden mussten.
Nach Ende des Experiments fand mit jeder Versuchsperson ein aufklärendes Gespräch statt. Milgrams Experiment wurde vielfach und in verschiedenen Variationen wiederholt und in allen Fällen ließ sich ein bedeutsames Maß an Gehorsam feststellen. Überall reagierten die Menschen, Mann oder Frau, ähnlich wie in Milgrams Versuch. In Nachbefragungen gaben 83,5 Prozent der gehorsamen Versuchspersonen und 83,3 Prozent der Ungehorsamen an, sie seien froh, an dem Experiment teilgenommen zu haben.
Die fundamentalste Erkenntnis der Untersuchung sei, dass ganz gewöhnliche Menschen, die nur ihre Aufgabe erfüllten und keinerlei persönliche Feindschaft empfänden, zu Handlungen in einem Vernichtungsprozess veranlasst werden könnten(Fn6). „Der Schlüssel zum Verhalten von Personen liegt nicht in einem aufgestauten Ärger oder in Aggression, sondern in ihrer Beziehung zur Autorität“, so Milgrams Urteil. Seine Studie zeigte, dass Menschen oftmals grausamer waren, als sie es sich selbst zuvor eingestanden hätten, wenn der an sich unspektakuläre Faktor hinzukam, dass sie ihre Verantwortung „abgeben“ konnten. Auch einige unter meinen Lesern glauben vielleicht, dass sie anders reagiert hätten. Doch die Studie zeigte, dass dem nicht so ist. Vielleicht hätte ich selbst auch bis 450 Volt weitergemacht. Gott bewahre!
Der kanadische Psychologe Albert Bandura sagt des Weiteren: „Gib einem Menschen eine Aufgabe, und er wird alles tun, egal wie grausam es ist.“ Erhalten wir eine Aufgabe zugeteilt, können wir die Verantwortung auf die „höhere Instanz“ abschieben. Einige von Ihnen werden so Gott will bereits wissen, worauf ich hinaus will.
Theologische Bewertung
2:170 Und wenn ihnen gesagt wird: „Folgt dem, was Gott hinabsandte“, sagen sie: „Nein! Wir folgen nur dem Weg unserer Väter.“ Wenn nun aber ihre Väter nichts verstanden haben und nicht rechtgeleitet waren?
6:116 Wenn du der Mehrzahl derer auf Erden gehorchst, werden sie dich wegführen von Gottes Weg. Sie gehen nur Vermutungen nach und raten nur.
26:74 Sie sagten: „Nein, aber wir fanden unsere Väter das tun (was wir tun).
32:34 und 28:36 Wir haben von unseren Vorfahren nie dergleichen gehört.
31:21 Wenn ihnen gesagt wird: „Folgt dem, was Gott herabgesandt hat!“ sagen sie: „Wir folgen den Wegen, auf denen wir unsere Väter fanden.“
53:39 Dass dem Menschen nichts anderes zuteil wird als das, wonach er strebt.
6:164 …und keine Seele wirkt, es sei denn gegen sich selbst, und keine lasttragende (Seele) soll die Last einer anderen tragen…
82:19 An jenem Tag wird keine Seele etwas für eine andere Seele zu tun vermögen; und der Befehl an jenem Tage steht einzig Gott zu.
Ich möchte diesen Artikel nicht mit Koranversen überfüllen, aber auch nicht die relevanten Verse vorenthalten. Deshalb gebe ich hier für die Interessierten und Neugierigen eine Liste von relevanten Koranversen an: 67:1-2, 18:7, 7:56, 23:115, 51:56, 13:26, 67:2, 21:34-35, 3:185-186, 2:155-157, 6:59, 94:5-6, 17:4, 2:286.
Ob Sie nun ein gläubiger Mensch sind oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Es ist zu leicht, die Verantwortung auf andere abzuschieben („er trieb mich dazu“, „wenn er nicht da wäre, hätte ich’s nicht gemacht“, „das haben doch unsere Vorväter auch so gemacht“, oder gar „eigentlich war er es“). Selbstbelügung, Ignoranz, „Missverständnisse und Trägheit verursachen mehr Irrungen in der Welt als List, Feindseligkeit und Bosheit. Wenigstens sind die letzteren gewiss seltener.“ Nach dem Gewissen zu handeln kann durchaus auch einmal bedeuten persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen. Zum Beispiel sich auch einmal gegen eine Mehrheit zu stellen, wenn etwas als falsch erkannt wurde. „Ein gutes Gewissen ist besser, selbst in einem schlechten Kerker“, meinte Ernst Wiechert. Wichtig ist auch, die Sensibilität gegenüber der Ungerechtigkeit zu bewahren. Die erste falsche oder schlechte Tat fällt vielleicht noch schwer, aber mit zunehmender Wiederholung – auch in verschiedenen Varianten der Tat – stumpfen wir für gewöhnlich ab. Wir sehen alles so, wie wir sehen wollen, bis wir es anders sehen müssen. Statt die schlechten Taten irgendwie zu rechtfertigen, sollten wir sie offen und direkt zugeben. Wir müssen uns also dazu zwingen, dass wir eine Sache anders betrachten müssen, als wir wollen. Ehrlichkeit, Geduld und Aufrichtigkeit sind dabei enorm wichtig. Ohne sie kann keine wirkliche Erkenntnis entstehen. Nur das, was aus Geduld und sorgfältiger Überlegung entsteht, kann reifen und zu etwas Fruchtbarem gedeihen!
Gott hat uns unseren Verstand und unser Herz geschenkt. Dieser gnadenreiche Wille Gottes zeigt, dass Er uns Freiheit und damit viel Verantwortung gegeben hat, vor allem für uns selbst. Unser Gewissen kann uns helfen, uns mit unseren Unzulänglichkeiten, Schwächen und Boshaftigkeiten auseinanderzusetzen, damit wir unser Herz reinigen können.
Doch nicht nur unser Gewissen, m. E. eine menschliche Kombination aus Verstand und Herz, sondern auch die Wissenschaft hilft uns bei der Reinigung der menschlichen Seele, indem sie mit aller Offenheit auch die unbequemen Wahrheiten offenlegt/entdeckt. Wir können von der Wissenschaft, dem Buch Gottes in der Natur, viel lernen und unser Weltbild erneuern.
Psalm 111:2-5 Groß sind die Werke des HERRN; wer sie erforscht, der hat Freude daran. Was er tut, das ist herrlich und prächtig, und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich. Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR. Er gibt Speise denen, die ihn fürchten; er gedenkt ewig an seinen Bund.
41:53-54 Bald werden Wir sie Unsere Zeichen sehen lassen überall auf Erden und an ihnen selbst, bis ihnen deutlich wird, dass es die Wahrheit ist. Genügt es denn nicht, dass dein Herr Zeuge ist über alle Dinge? Höret! Sie sind im Zweifel über die Begegnung mit ihrem Herrn. Siehe, Er umfasst alle Dinge.
13:11 … Gott verändert den Zustand eines Volkes nicht eher, bis die Menschen ihren Zustand selbst geändert haben.
35:18 Und kein Sünder kann die Last eines andern tragen; Und wenn eine schwerbeladene um ihrer Last willen ruft, soll nichts davon getragen werden, auch wenn es sich um einen Verwandten handelte. Du kannst die allein warnen, die Ehrfurcht vor ihrem Herrn auch im Geheimen (wenn sie allein sind) haben und das Kontaktgebet verrichten. Und wer sich reinigt, der reinigt sich nur zu seinem eigenen Vorteil. Und zu Gott soll die Heimkehr sein.
Der Sinn des Jenseits besteht darin, unser Gewissen anzusprechen. Wir sind keine perfekte Wesen und machen Fehler. Es ist wahrlich schwer, sich die eigenen Fehler einzugestehen. Nichtsdestotrotz sollten wir dies jeden Tag versuchen und hoffen, dass unsere Mitmenschen aktiv ins Geschehen eingreifen und uns gegebenfalls auf unsere Fehler aufmerksam machen (der „Dschihad“ mit uns selbst).
16:60 Diejenigen, die an das Jenseits nicht glauben, besitzen die Eigenschaft des Bösen. Gott besitzt die höchste Eigenschaft, und er ist der Mächtige, der Weise.
Dieser Vers spricht genau diesen Punkt an. Wer die Begegnung mit dem Herrn ableugnet oder sie ignoriert, vergisst auch das Konzept der Verantwortlichkeit eigener Taten. Das Konzept des Jenseits ist das Konzept der Verantwortlichkeit. Wer dies ignoriert, betrachtet sich selbst als – bewusst oder unbewusst – verantwortungslos und wird, wo er im Allgemeinen ein gutmütiger und friedlicher Mensch war, in den bestimmten Situationen zum Werkzeug der Maschinerie des Verderbens. Nur bei einer Verbundenheit mit Gott und Seinem Wort wird einem die eigene Verantwortlichkeit immer wieder aufs Neue vor Augen geführt. Deshalb:
Hinterfragen Sie alles und denken Sie daran, sobald eine einzige Stimme erhoben wird, folgen andere diesem Beispiel. Das liegt in der Natur des Menschen. Sie müssen nur den Mut haben, Gott zuliebe als Erste/r einzuschreiten! Bleiben Sie kritisch und hinterfragen Sie alles. Stellen Sie sich vor, dass Sie eines Tages vor Gott stehen und wegen Ihrer Taten zur Rechenschaft gezogen werden und Ausreden werden nicht gelten.
43:44 … und ihr werdet wahrlich zur Rechenschaft gezogen werden.
58:13 … Und Gott ist wohl kundig dessen, was ihr tut.
99:7-8 Wer ein gutes Werk im Gewicht eines Stäubchens verrichtet hat, wird es dann sehen. Und wer auch nur eines Stäubchens Gewicht Böses tut, der wird es dann schauen.
Fußnoten
1- Bei einer Metapher (griechisch, von metà phérein „anderswohin tragen“) wird ein Wort nicht in seiner wörtlichen, sondern in einer übertragenen Bedeutung gebraucht, wobei zwischen der wörtlich bezeichneten Sache und der übertragen gemeinten eine Affinität („Ähnlichkeit“) vorhanden ist.
2- Die Allegorie („etwas anders ausdrücken“) ist eine Form indirekter Aussage, bei der eine Sache (Ding, Person, Vorgang) aufgrund von Ähnlichkeits- und/oder Verwandtschaftsbeziehungen als Zeichen einer anderen Sache (Ding, Person, Vorgang, abstrakter Begriff) eingesetzt wird. (Quelle: Wiki)
3- Ein Beispiel für eine weitere verzerrte Vorstellung über das Jenseits aufgrund sunnitischer Interpretationen lautet wie folgt: „Die Hölle ist als Feuergrube gedacht, über die eine schmale Brücke in den Himmel führt. Alle Seelen der Toten müssen über diese Brücke gehen, lediglich die Verdammten fallen ins Feuer, wenn sie nicht durch die Gnade Gottes erlöst werden.“ Diese und auch weitere, „zu menschlich orientierte“ Vorstellungen entstammen aus den Hadith-Büchern, deren Inhalte zu Unrecht dem Propheten Mohammed untergejubelt werden. Das Höllenfeuer steht i. A. für die unsäglichen Schmerzen, die ein von Gott verurteilter Mensch in der Gottesferne erleiden wird.
4- Quellen und weitere Links zum Stanford Prison Experiment:
5- Meiner Meinung nach ist Zimbardos Ergebnis nicht vollständig, dass die Versuchspersonen allein die Rolle verinnerlicht hätten. Sowohl die Natur als auch der momentane Zustand eines Menschen bestimmen aus meiner Sicht das menschliche Handeln. Das Leben ist verwobener und komplexer, als es scheint.
6- Milgram, Stanley (1982): Das Milgram-Experiment. Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autorität. Reinbek bei Hamburg, S. 22. Quellen und weitere Links zum Milgram-Experiment:
„Wie stark dieser Einfluss [Anm. d. A.: der Agens-Zustand] ist, belegt ein Versuch mit 22 Krankenschwestern, die während einer Vorbesprechung alle einstimmig angaben, unter keinen Umständen einen Patienten wissentlich zu schädigen. Wenige Tage später erhielten ebendiese Schwestern auf ihrer Station einen Anruf von einem Unbekannten, der sich als Arzt ausgab. Seine Forderung: Die Frauen sollten einem Patienten 20 Milligramm eines bestimmten Medikaments verabreichen. Dieses Medikament befand sich in einer Packung mit der ausdrücklichen Warnung, dass bereits zehn Milligramm die zulässige tägliche Höchstdosis darstellen – die doppelte Menge wäre damit tödlich. Obwohl keine der Schwestern den angeblichen Arzt kannte, zogen 21 von ihnen die Todesspritze, in Wirklichkeit ein Placebo, auf. Nur eine einzige weigerte sich, den Anweisungen zu folgen. Erschütternd? Nein – steigerungsfähig: Eine Auswertung von 75 Flugzeugunglücken zeigte, dass 25 Prozent der Unfälle hätten vermieden werden können. Warum? Weil die Piloten offensichtlich Fehlentscheidungen trafen. Dennoch stellte sich keiner der Co-Piloten gegen diese Entscheidungen – sie nahmen eher den Tod in Kauf.“ (Welt der Wunder, Ausgabe 10/07, Seite 70)
Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Teufel, Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen
10 Leserfragen und ihre Antworten zum Islam:
1. Muslime beten zu „Allah“. Ist Allah derselbe Gott wie der von Christen und Juden?
Ja, Allah ist Gott, der Schöpfer, also derselbe Gott wie der von Christen und Juden.[1] Allah ist lediglich das arabische Wort für Gott und symbolisiert/bezeichnet keine andere Gottheit. Wenn arabische oder arabischsprechende Christen oder Juden Gott anbeten wollen, sagen sie „Allah“. Es gibt Muslime, die es ablehnen, das Wort Gott zu gebrauchen. Dies kann gewiss einen Eindruck vermitteln, dass „Allah“ eine komplett andere Gottheit sei. Ihre Beharrlichkeit ist ein Fehler, da der Koran uns dazu ermutigt: „Nennt Ihn GOTT oder nennt Ihn den Gnädigsten; welchen Namen ihr auch braucht, Ihm gehören die schönsten Namen.“[2]
2. Glaubt ihr, dass Nichtmuslime in den Himmel gehen?
Ja, Gott versichert uns, dass es Gläubige in allen verschiedenen Gruppen gibt, die in den Himmel gelangen. Die Worte Islam und Muslim sind mehr als nur Eigennamen/Bezeichnungen. Sie sind die Beschreibung für die vollständige Hingabe zu Gott allein. Der deutsche Begriff für Islam ist Hingabe/Ergebung, was von einem Ergebenen zu Gott allein praktiziert wird.[3] Es gibt Ergebene, die aus christlichem, jüdischem, buddhistischem, hinduistischem oder aus einem anderen Hintergrund abstammen. Alle Ergebenen, die sich Gott allein widmen, ohne jegliche Idole aufzustellen, werden von Gott rein gewaschen, erlöst.[4] Deshalb sagt uns die Schrift Gottes, der Koran, dass Seine ergebenen Anbeter, ganz gleich wie sie sich nennen mögen, in den Himmel gehen. Jede Person, gleichgültig welcher Religion sie auch angehören mag, wird als ein Gottergebener betrachtet, der sich Gott allein ergibt, an den Tag des Gerichts glaubt und ein rechtschaffenes Leben führt, also Frieden fördert. Viele der Christen und Juden fallen in diese Kategorie.
3. Wie ist das Wesen des Teufels zu verstehen? Ist er etwa ein Dämon?
Der Teufel ist laut Koran keine Person oder kein fixes Wesen außerhalb von uns. Er steht eher für den Mangel an Gutem in uns; er ist unsere schlechte Seite, die schlecht zu uns redet. Der Teufel unterliegt jedoch der Kontrolle Gottes, wenn wir also mit reinem Herzen an Gott und an Seine Barmherzigkeit glauben, müssen wir den Teufel nicht fürchten.[5] Der Koran zeigt uns, dass wir Zuflucht bei Gott suchen sollen vor dem Teufel, also vor den eigenen Mängeln, die wir wegen dem „Teufel in uns“ (und auch um uns) haben – damit z. B. eine Arbeit nicht von diesen Einflüssen belastet wird, um möglichst objektiv zu sein. Der Teufel ist das Abgleiten vom Weg des Lichts – die Versuchung dem Materiellen zu erliegen, statt sich auf Gott zu konzentrieren. Deshalb suchen wir Zuflucht vor dem Teufel, damit unser Herz möglichst rein ist.[6] Die Schöpfung von Satan (im Koran „Iblis“ genannt) wird im Koran metaphorisch beschrieben, dass er aus „Feuer“ erschaffen wurde.
4. Wieso müssen muslimische Frauen Kopftücher tragen?
Nirgends im Koran wird befohlen, dass sie ihre Haare, Arme etc. bedecken sollen. Die religiöse Vorschrift des Kopftuchs, oder Hijab (sprich: Hi-dschab), kommen von außerkoranischen Quellen; hauptsächlich von den Verordnungen der Religionsgelehrten und Hadith.[7] Nichtsdestotrotz ist es nicht falsch, Kopftücher wegen kultureller Tradition zu tragen. Es sollte also nicht ausgesagt werden, dass Kopftücher nicht getragen werden dürften. Die Kleidungsgebote des Koran lauten wie folgt:
Die beste Bekleidung ist die Bekleidung der Rechtschaffenheit; für Männer und Frauen.
Frauen sollten ihre Brüste bedecken und nur das zum Vorschein bringen, was nötig ist (Sittsamkeit implizierend).
Frauen können ihre Bekleidung verlängern, um als rechtschaffen erkannt zu werden.
Frauen UND Männer sollen ihre Blicke unterdrücken und ihre Keuschheit/Reinheit bewahren.[8]
5. Was sagt der Islam über Selbstmordattentate, Flugzeugentführer und Terrorismus im Allgemeinen?
Gott sagt uns im Koran, dass wir uns nicht selbst töten sollen[9], dass das Leben heilig ist[10] und dass wir nicht überschreiten sollen[11]. Wenn jemand uns angreift und bekämpft, können wir uns selbst verteidigen, aber wir haben keine Erlaubnis mehr zum Kampf, wenn sie sich entscheiden den Krieg zu unterlassen.[12] Wir dürfen auch keinen Gläubigen töten; bevor wir also zurückschlagen, müssen wir absolut sicher sein. Die Meinungs- und Religionsfreiheit ist des Weiteren eines der Hauptprinzipien des Koranischen Islam. Die Menschen können aufgrund ihres Glaubens nicht bestraft oder zu irgendetwas gezwungen werden. [13] Alles in allem bedeutet das, dass Selbstmordattentate, Flugzeugentführungen und Terrorismus anti-islamisch sind.
6. Was sind die verschiedenen Richtungen im Islam und wie unterscheiden sich ihre Glaubensauffassungen?
Laut Schrift unterstützt Gott es nicht, sich in Gruppen zu spalten. Eigentlich rät Er davon ab, Seine Religion zu teilen.[14] Einige der Gruppen heißen: Sunniten, Schiiten, Ismailiten, Ahmadiyas, Sufis, Wahhabiten, Aleviten, Kharidschiten etc. Diese Parteien entstanden entweder durch politische Differenzen oder wurden von Führern gegründet, die entschieden haben, dass ihre religiöse Interpretationen die rechtgeleitetsten seien. Dadurch wurden die Anhänger dazu verpflichtet, sich von der breiteren und allgemeineren religiösen, im Koran vorgeschriebenen Praxis abzuwenden.[15] Aufgrund dieser Sachverhalte bildete sich eine Gruppe, die zu den Ursprüngen zurückkehren und sich Gott allein hingeben will, statt falschen Führern.[16]
7. Was sind die prinzipiellen Unterschiede zwischen Islam und den anderen zwei Hauptreligionen des Monotheismus, Christentum und Judentum?
Die monotheistischen Religionen hatten Propheten und Gesandte, welche dieselbe Botschaft brachten: dass sich Gläubige Gottes allein Ihm hingeben, Ihn allein lieben sollen. Diese Proklamation wurde von Abraham, Jakob, Moses und allen Propheten Gottes verkündet.[17] Deshalb glauben Muslime an alle Propheten und an das, was durch sie überliefert wurde.[18] Einigen Gesandten wurde auferlegt, einige kleinere Aspekte der von Gott autorisierten Religion zu entfernen oder hinzuzufügen[19], jedoch bewirkten diese von Gott erlaubten Änderungen nicht eine vollständig andere Religion.[20] Es sind die menschengemachten Verordnungen, die solch große Unterschiede zwischen den monotheistischen Religionen erzeugen.[21] Gewiss, würden die unterschiedlichen religiösen Gemeinschaften Gottes Gesetze und Schrift allein einhalten, würden sie nur minimale unterscheidende Merkmale und stattdessen mehr Gemeinsamkeiten aufweisen.[22]
8. Ist der Islam nicht die Religion, dessen Buch die Anhänger dazu anstiftet, die Christen zu töten? Wie kann ich glauben, dass der Islam eine Religion von Barmherzigkeit und Frieden ist, wenn sie offensichtlich nicht barmherzig und friedfertig gegenüber Frauen ist? Wenn sie wirklich so sein würde, wieso wird dann den Frauen in den Ländern des Mittleren Ostens nicht erlaubt, kurzärmelige Kleidung zu tragen, in die Schule zu gehen oder Spiele zu spielen, was den Männern ja erlaubt ist?
Den Muslimen wird auf keinen Fall und nirgends im Koran auferlegt, Christen zu töten. Gottes gerechtes System erlaubt das gesetzmäßige Töten nur für die Selbstverteidigung, wenn auch einige selbsternannte Muslime die Verse missbrauchen, welche die Selbstverteidigung ansprechen. Sie haben die Bedeutungen verfälscht um nach Belieben zu verletzen, zu unterdrücken oder zu töten. Der Koran kritisiert Aggression ohne Grund[23] und zieht die friedliche Koexistenz mit anderen vor.[24] Deshalb verstehen wir, dass diese Verse nur für Kriegssituationen bestimmt sind, wenn ein Angriff stattgefunden hat[25], während zur selben Zeit Aggression und Unterdrückung aufs Schärfste verurteilt werden [26]. Gegenwärtige Muslime, die dem Koran folgen, werden wissen, dass es deutsche Gläubige gibt. Des Weiteren denken sie, dass das europäische System mit den vielen gewährleisteten Freiheiten und keinem Zwang in der Religion die angemessene Einhaltung von Gottes Gesetzen ist.[27]
Die unterdrückenden Verordnungen in einigen Ländern des Mittleren Ostens gehen gegen die Gesetze Gottes.[28] Nicht nur Gott spezifiziert im Koran, dass Frauen und Männer gleich zueinander sind, sondern auch die Diener Gottes müssen miteinander höflich umgehen. Unterdrückung ist absolut inakzeptabel.[29]
9. Ich habe davon gelesen, dass es gewisse Säulen des Islam gibt. Was sind diese Säulen des Islam? Sind sie besondere Rituale?
Die „Säulen“ des Islam sind die religiösen Hauptpraktiken, die durch Abraham eingeführt wurden, lange vor dem Koran und Mohammed.[30] Diese fünf religiösen Praktiken sind die Kernpraktiken des Islam und werden von den Gottergebenen mit Gottvertrauen verrichtet.[31] Diese Praktiken sind:
Das Glaubensbekenntnis zu Gott (auf arabisch: Schahadah). Diese Erklärung lautet: „Es gibt keine Gottheit außer Gott.“[32]
Drei Kontaktgebete (arabisch: Salât) pro Tag.[33] Ein Versammlungsgebet wird zusätzlich anstelle eines einmaligen Mittaggebets angeordnet.[34]
Die einmalige Pilgerfahrt im Leben eines Ergebenen (Hadsch).[37]
Anmerkung: Um die Übersichtlichkeit für den Leser zu gewährleisten, haben wir uns an das traditionelle Schema der „5 Säulen“ gehalten. Diese sind ein wichtiger Bestandteil des Islam im Koran, jedoch wurde ihre Bedeutung dahingehend verzerrt, dass man ein Gottergebener (Muslim) sei, wenn man sich an die fünf Säulen hielte. Wir finden im Koran etliche Verse, die die Charaktereigenschaften und das Verhalten eines Muslim beschreiben, welche nicht in „Säulen“ zusammengefasst werden und auch der Status „Gottergebener“ definiert sich nicht an diesen. Die Anforderung an uns Gottergebene besteht vielmehr darin dem „geraden Weg“ zu folgen, welcher von Abraham begründet und von allen Propheten gelehrt wurde. Die Grundlagen dieses Weges finden wir in 6:151-153. Vielleicht werden Sie bei der Lektüre des Koran und mit Hilfe unserer Webseite feststellen, dass Sie selbst bereits ein Gottergebener (Muslim) sind?
Der Hadith (Aussagen, die fälschlicherweise dem Propheten Mohammed zugeschrieben werden), aus welchem die Annahme, der Islam bestehe aus 5 Säulen, herrührt, lautet wie folgt:
Von Abu ‚Abdu-r-Rahmán ‚Abdullah, dem Sohn von ‚Umar Ibn Al-Hattáb […]: Ich hörte den Gesandten Gottes […] sagen: „Der Islam wurde auf fünf (Pfeilern) errichtet: dem Zeugnis, daß kein Gott da ist außer Gott, und daß Muhammad der Gesandte Gottes ist, dem Verrichten des Gebetes, dem Entrichten der Zakah (Almosen), der Pilgerfahrt zum Hause und dem Fasten im Ramadan.“
10. Was bedeutet „Nur-Koran“? Wird damit gemeint, dass nur ihr den Wahrheitsanspruch hättet? Werden andere Religionen pauschal für nicht wahr gehalten?
Dem ist nicht so. Die Antwort zur zweiten Frage könnte hier auch nochmals stehen. Die Formulierung „Nur-Koran“ bezieht sich in erster Linie auf die Handhabung der Religionsquellen. Für das Verständnis und die Einhaltung der Religion reicht Gottes Schrift, in unserem Fall der Koran, aus. Da in der mislamischen Geschichte und auch heute noch weit verbreitet im Mislam andere Beiwerke, so genannte „Hadith-Bücher“ (arabisch: Aussage, Worte; plural: Ahadith), fälschlicherweise im Namen des Propheten als autoritäre Religionsquellen verwendet wurden und werden, beziehen sich die Aussagen wie „Koran allein“, „Nur-Koran“, „Gottes Buch allein“ etc. auf diesen spezifischen Sachverhalt. Des Weiteren wird im Koran von den Muslimen gefordert, an die Wahrheit vergangener, von Gott offenbarten Schriften zu glauben.[38] Für die Gottergebenen gilt der Koran als letzte offenbarte Schrift[39] und alleinige Religionsquelle.[40]Des Weiteren hat „nur“ auch auf Arabisch eine Bedeutung, nämlich „Licht“, das wir als Beschreibung des Koran ansehen.
Referenzen:
Die Koranversangaben werden wie folgt angegeben: Surenlaufnummer: Verslaufnummer. Beispiel: 17:36 bedeutet Kapitel 17, Vers 36.
Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verworfenen Satan, Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Gnädigen
Die Ahlu-s-Sunna und die Schia haben viele Falschheiten über Abraham und die Opferung erfunden, welchen Gott als Imam oder Führer für die Menschen bestimmt hat (imam lin-naas). Leider wird dadurch der Ruf Gottes falsch dargestellt. Sie kommen im Koran nicht vor. Nein, sie widersprechen dem Koran sogar. Wir werden nun Beweise liefern, um zu zeigen, dass laut Koran Gott Abraham nie befohlen hat, seinen Sohn opfern zu müssen. Die Basis der Missverständnisse der Ahlu-s-Sunna über die Opferung bildet vermutlich die Bibel in Genesis 16:1-16, welche Eingang fand in den fälschlich Mohammed zugeschriebenen Ahadith:
Ibn Abbas erzählte: Als Abraham Differenzen mit seiner Frau hatte (wegen ihrer Eifersucht auf Hagar, der Mutter Ismaels), nahm er Ismael und seine Mutter ging weg. Sie hatten einen Wassersack bei sich, mit ein wenig Wasser drin; Ismaels Mutter trank üblicherweise aus diesem, damit ihre Milch sich vermehren würde für ihr Kind. Als Abraham Mekka erreichte, setzte er sie unter einen Baum und ging anschließend nach Hause. Ismaels Mutter folgte ihm und als sie Kada‘ erreichten, rief sie ihm von hinten zu: ‚O Abraham! Für wen verlässt du uns?‘ Er antwortete: ‚Für Allah(’s Sache).‘ Sie sagte: ‚Ich bin zufrieden, mit Allah zu sein.‘ Sie ging zurück an ihren Platz und begann Wasser aus dem Wassersack zu trinken und ihre Milch vermehrte sich für ihr Kind. Als das Wasser alle war, sagte sie zu sich selber: ‚Ich sollte besser gehen und schauen, dass ich vielleicht jemanden sehe.‘ Sie stieg den Safa-Berg empor und schaute, in der Hoffnung jemanden zu sehen, doch vergebens. Als sie runter zum Tal kam, rannte sie bis sie den Marwa-Berg erreichte. Sie rannte (zwischen den beiden Bergen) mehrere Male hin und her. Dann sagte sie zu sich selber: ‚Ich sollte besser gehen und nach dem Zustand des Kindes schauen.‘ Sie ging und fand es im Zustand des Sterbens. Sie hielt es nicht aus, ihn sterben zu sehen und sagte (zu sich selber): ‚Wenn ich gehe und schaue, dann finde ich vielleicht jemanden.‘ Sie ging und stieg den Safa-Berg empor und schaute für eine lange Zeit, konnte aber niemanden finden. So vervollständigte sie sieben Runden (des Rennens) zwischen Safa und Marwa. Ein weiteres Mal sagte sie (zu sich selber): ‚Ich sollte besser zurückgehen und nach dem Zustand des Kindes schauen.‘ Doch plötzlich hörte sie eine Stimme und sie sagte zu dieser merkwürdigen Stimme: ‚Hilf uns, wenn du uns überhaupt helfen kannst.‘ Lo! (?) Es war Gabriel(, der die Stimme hören ließ). Gabriel schlug auf die Erde mit seinem Absatz wie folgt (Ibn ‚Abbas schlug auf die Erde mit seinem Absatz um es zu illustrieren) und so strömte das Wasser heraus. Ismaels Mutter war erstaunt und begann zu graben.
Bukhary Ausgabe 4, Buch 55, Nummer 584
Dies ist die Nacherzählung der Bibel über die Eifersucht Sarahs gegenüber einer Leibeigenen namens Hagar, die sie ihrem Mann Abraham gegeben hatte. Gemäß diesem falschen Hadith konnte Sarah zu dieser Zeit keine Kinder gebären und entschied, ihre Leibeigene ihrem Mann als Geliebte zu geben.
Die Namen Sarah und Hagar werden nirgends im Koran erwähnt und deswegen können diese Namen nicht bestätigt werden. Die Idee, dass ein Prophet oder Gesandter Gottes sogar Leibeigene im Haushalt habe, ist widerwärtig und steht im Gegensatz zu allen Lehren des Koran und zu allem, was Gott Abraham und Moses gelehrt hat. Die Propheten Gottes kamen, um die Sklaven zu befreien – NICHT um Sklaven in ihrem Haushalt zu haben. Dies ist, was der Prophet uns lehrte:
90:4-16 Wir haben doch den Menschen in Bedrängnis geschaffen. Meint er etwa, dass niemand Macht über ihn habe? Er sagt: „Ich habe ein großes Vermögen verbraucht.“ Denkt er etwa, dass keiner ihn sah?! Haben Wir ihm nicht zwei Augen gegeben, und eine Zunge und zwei Lippen, und haben Wir ihm nicht die beiden Wege (des Guten und des Schlechten) gezeigt? Doch er ging den schwereren Weg nicht. Woher sollst du wissen, was der schwere Weg ist? (Es ist) die Befreiung eines Sklaven, oder die Speisung an einem Tag von großer Hungersnot eines nahen Waisen, oder eines notleidenden Bedürftigen.
Gott wird dem Menschen zwei Wege zeigen. Er muss, um ins Paradies zu gelangen, den Weg wählen, der mehr Anstrengung und Mühe abverlangt. Das ist der Weg der Befreiung der Sklaven, der Speisung der Hungrigen usw. Nie würde Gott jemanden bitten – speziell Seine auserwählten Propheten und Gesandten – Sklaven(mädchen) in ihren Häusern zu halten und sie dann später als Geliebte zu nehmen. Der Koran lehrt auch bis zur Heirat keusch zu bleiben. Aber im falschen Hadith wird vom Propheten behauptet, dass er angeblich mit einer Sklavin geschlafen habe.
Das Opfern menschlichen Lebens stellt eine heidnische Praxis dar! Die Falschheiten über Abraham und seine Familie enden leider nicht hier. Lange vor dem Koran fabrizierten die Menschen Geschichten und Verleumdungen gegen den Allmächtigen Gott, dass Er dem Propheten Abraham befohlen habe, seinen Sohn zu opfern. Dieses Missverständnis der Anhänger früherer Religionen machen Gott und Abraham zu Angehörigen barbarischer Ritualen – der Opferung eines menschlichen Lebens, zu lesen in Genesis 22:1-18. Dabei bleibt unklar, auf welche Art hier Gott genau „spricht“. Deshalb soll nicht die Bibelstelle selbst, sondern das Missverständnis des Bibeltextes durch die Menschen kritisiert werden.
Die Ahlu-s-Sunna und die Schia haben dieser Geschichte unreflektiert geglaubt und sie weiter überliefert. Die Geschichte Abrahams, wie er seinen Sohn opfern will, ist im Koran vorhanden. Doch sie wird aus einer völlig anderen Perspektive erzählt. Der Koran bestätigt die biblische Version nicht:
37:102-111 Als er alt genug war, um mit ihm zu arbeiten, sagte Abraham: „Mein Sohn! Ich sah im Traum, dass ich dich schlachten werde. Nun schau, was meinst du dazu?“ Er sagte: „Vater! Tu, was dir befohlen wird! Du wirst, so Gott will, finden, dass ich einer der Geduldigen bin.“ Als sich beide (in Gottes Willen) ergeben hatten und er ihn mit der Stirn zum Boden hingelegt hatte, riefen Wir ihm zu: „O Abraham! Bereits hast du das Traumgesicht bestätigt! Gewiss, solcherart vergelten WIR es den Rechtschaffenen.“ Gewiss, dies war die offenkundige Prüfung. Und Wir lösten ihn mit einem großen Schlachtopfer aus. Und Wir bewahrten seine Geschichte unter den Nachkommen. Friede sei auf Abraham! So belohnen Wir den Rechtschaffenen. Er ist (einer) von unseren gläubigen Dienern.
Dies ist der Bericht im Koran über Abraham, der seinen Traum zu erfüllen versuchte. Dies war aber definitiv kein Befehl Gottes. Es war nur ein Traum, den Abraham für wahr gehalten hatte, und den er demzufolge als Gottes Befehl interpretierte.
Doch noch einmal von vorn und analysieren wir, was der Koran lehrt: Wenn Gott Seinen Gesandten Anweisungen erteilt, bestimmte Dinge zu tun, gibt Er ihnen klare, deutliche Befehle und Zeichen, die keinen Raum für Missverständnisse bieten (10:15; 7:101; 2:87,92). Demzufolge wäre es nicht angemessen, dass Gott Abraham unklare Befehle durch einen Traum gibt, sodass Abraham seinen Sohn nach dessen Meinung befragt. Dies kann nicht das Verhalten eines Gesandten sein, der die Befehle Gottes erhält. Und wir sehen zusätzlich, dass ein Kind zu töten keiner der Befehle Gottes sein kann, da es Gottes Lehren völlig widerspricht:
6:151 Sprich: „Kommt her, ich will vortragen, was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts zur Seite stellen und den Eltern Güte erweisen. Und ihr sollt eure Kinder nicht aus (Angst vor der) Armut töten – Wir versorgen euch und sie – und ihr sollt euch nicht den Schändlichkeiten nähern, seien sie offenkundig oder verborgen, und ihr sollt nicht dessen Leben ausschalten, das Gott unverletzlich gemacht hat, außer wenn dies gemäß der Gerechtigkeit geschieht. Das ist es, was Er euch geboten hat, auf dass ihr es begreifen möget.“
Der Prophet lehrte uns Gottes Gebote, dass wir unsere Kinder nicht töten dürfen; sogar dann, wenn wir Angst vor der Armut haben. Wie kann also Gott einen Befehl erteilen, den Sohn eines Propheten opfern zu lassen? Und weiter steht auch, dass wir kein Leben ausschalten dürfen, außer es geschieht der Gerechtigkeit wegen (5:32). Wo war das Recht bei der Opferung seines Sohnes? Im folgenden Vers sehen wir, dass Gott uns mitteilt, dass das Opfern menschlichen Lebens eine heidnische Praxis darstellt.
6:137 Und ebenso haben ihre Teilhaber vielen der Götzenanbeter das Töten ihrer Kinder als wohlgefällig erscheinen lassen, damit sie sie verderben und ihren Glauben verwirren können. Und hätte Gott Seinen Willen erzwungen, hätten sie das nicht getan; so überlasse sie sich selbst mit dem, was sie erdichten.
Gottes Gebot für die Menschheit ist, dass das Töten der Kinder (menschliche Opfer) eine Praxis der Heiden darstellt. Deswegen ist es unmöglich, dass Gott Abraham befehlen sollte, diese heidnische Praxis auszuführen. Die Ulama (die „Religionsgelehrten“) werden natürlich alle obigen Verse ablehnen und glauben lieber der traditionellen Theorie, dass Gott dem Propheten Abraham befohlen habe, seinen Sohn zu opfern! Sie sagen auch, dass Gott es nie beabsichtigt habe, Abrahams Sohn töten zu lassen. Es wäre nur ein Test gewesen.
60:12 O Prophet! Wenn die gläubigen Frauen zu dir kommen, um das Treuegelöbnis zu leisten, dass sie Gott nichts beigesellen, nicht stehlen, keinen Ehebruch begehen, ihre Kinder nicht töten, keine Verleumdung vorbringen werden, die sie selbst wissentlich ersonnen, noch dir ungehorsam sein werden in dem, was recht ist, dann nimm ihren Treueid an und bitte Gott um Vergebung für sie. Wahrlich, Gott ist allvergebend, barmherzig.
In diesem Vers wird es ausdrücklich erwähnt, dass gläubige Frauen in ihrem Treuegelöbnis erwähnen, ihre Kinder nicht zu töten, da diese Handlung eine große Sünde ist. Daraus folgt, dass Gott unmöglich Abraham testen wollen kann, wo dies Seinen eigenen Lehren direkt widerspricht. Hätte Abraham über diese Gebote wissen können, die eigenen Kinder nicht töten zu dürfen? Er hatte es natürlich gewusst, denn Gott teilt uns mit, dass alles, was Er im Koran offenbart hat, bereits Moses und Abraham offenbart wurde:
87:18-19 Das steht bereits in den früher offenbarten Schriften, in den Schriften von Abraham und Moses.
Gott hat also Abraham gelehrt, dass die Darbietung menschlicher Opfer eine heidnische Handlung ist. Die Tradition lehrt jedoch, dass Gott dem Propheten Abraham es befohlen haben soll, seinen Sohn zu opfern. Was für ein Widerspruch zur koranischen Wiedergabe!
Es wird uns klar durch den Koran mitgeteilt, dass es eine große Sünde ist, eine unschuldige, gläubige Seele zu töten:
4:92 Keinem Gläubigen steht es zu, einen anderen Gläubigen zu töten, es sei denn aus Versehen… 4:93 Wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, wird mit der Hölle bestraft, in der er ewig bleiben wird. Gott zürnt ihm, verdammt ihn und bereitet ihm eine überaus qualvolle Strafe.
Einen Gläubigen zu töten ist eine zum Koran widersprüchliche Handlung. Es wird uns mitgeteilt, dass Gott nie das Sündigen befiehlt:
7:28 … Sprich: „Gott befiehlt nicht, abscheuliche Taten zu begehen. Wie könnt ihr Gott etwas zuschreiben, worüber ihr nichts wisst?“
Gott kann nicht, nachdem Er die Menschheit lehrt, dass die eigenen Kinder zu töten eine Praxis der Ableugner darstellt und dass die Strafe für einen vorsätzlichen Mord an einem Gläubigen die Hölle bedeutet, Sich Selber widersprechen, indem er Abraham testet, seinen eigenen Sohn zu opfern! Wenn wir diese Fakten einzeln betrachten, so wissen wir, dass Abrahams Sohn ein guter Gläubiger war. Ihn zu töten wäre eine Sünde und wir wissen, dass Gott nie das Sündigen befiehlt. Die Wahrheit wird deutlich: Abraham hatte einen Traum, aber es war nicht Gottes Befehl, seinen Sohn wahrhaftig töten zu lassen.
37:102-105 Als er alt genug war, um mit ihm zu arbeiten, sagte Abraham: „Mein Sohn! Ich sah im Traum, dass ich dich schlachten werde. Nun schau, was meinst du dazu?“ Er sagte: „Vater! Tu, was dir befohlen wird! Du wirst, so Gott will, finden, dass ich einer der Geduldigen bin.“ Als sich beide (in Gottes Willen) ergeben hatten und er ihn mit der Stirn zum Boden hingelegt hatte, riefen Wir ihm zu: „O Abraham! Bereits hast du das Traumgesicht bestätigt! Gewiss, solcherart vergelten WIR es den Rechtschaffenen.“
Was ist nun also mit dem Traum, den der Prophet Abraham sah? Woher stammt er ab und welche Bedeutung hat er in diesem Kontext? In den Versen 37:101-113 wird berichtet, dass Abraham seinem Sohn mitteilt, er habe im Traum gesehen, wie er ihn geopfert habe. Er sagt nicht, dass Gott es ihm befohlen habe. Der Traum hat seine spirituelle Bedeutung darin, dass diese Geschichte eine Lehre für uns beinhaltet (12:3, 12:111), sodass wir ein Beispiel in der Moral dieser Geschichte für uns haben. Der Traum Abrahams ist ein Warnzeichen an ihn, dass er seinen eigenen Sohn nicht höher stellen soll als Gott. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unsere Träume auch mit unserem Alltag zu tun haben. Insofern erlebt Abraham in seinem Traum die Realität in Metaphern und symbolischer Wiedergabe. Er hat seinen Traum missverstanden, in dem er ihn nicht metaphorisch, sondern wörtlich (und somit falsch) bewertet. Er meinte lediglich, seinen Sohn opfern zu müssen. Statt seinen Sohn auf mentale Art zu töten, das heißt seinen Sohn nicht als etwas Wichtigeres als Gott zu betrachten, versucht er fälschlicherweise seinen Sohn wirklich, also körperlich zu töten. Der Grund, wieso Abraham es versucht, ist, dass er sich von ganzem Herzen Gott ergeben hat und fälschlicherweise meinte, dass dies ein Befehl Gottes sei. Dieses Verhalten, seinen Sohn wirklich opfern zu wollen, zeigt, dass er sich Gott vollends ergeben hat und dass er auch den Traum in seiner metaphorischen Sichtweise erfüllt hat: Gott kommt vor allem, sogar vor den wertvollsten Vermögen und auch sogar vor den eigenen Kindern. Dies wird in dem Satz wiedergegeben, in dem davon die Rede ist, dass Abraham das Traumgesicht erfüllt hatte. Gott hat dann schließlich Abraham davor bewahrt, die falsche Bewertung seines Traumes zu verwirklichen, da es eben Seinen Gesetzen zuwider läuft. Abraham zeigte sein Vertrauen in Gott. Gott hat nicht das Wissen Abrahams (und seine Bewertung des Traumes), sondern seine Absicht und seine Verinnerlichung, sein Inneres belohnt.
Gepriesen sei der gnädige, barmherzige Herr!
Leserfragen zum Artikel und ihre Antworten
1. Frage: Gewiss, dies war die offenkundige Prüfung. Und Wir lösten ihn mit einem großen Opfer aus.
Mag sein Traum kein Befehl gewesen sein. (Er sagte: „Vater! Tu, was dir befohlen wird! – vielleicht doch ein Befehl?) Was ist dann mit offenkundiger Prüfung, die durch ein Opfer ausgelöst wird, gemeint?
Dass der Sohn Abrahams seinem Vater sagt, er solle tun, was ihm „befohlen“ wird, heißt nicht, dass das ein Befehl Gottes gewesen sein muss. Es gibt nur das Verständnis von Abrahams Sohn wieder. Es wird nichts darüber gesagt, ob dieses Verständnis korrekt ist oder nicht.
Das Verb „auslösen“ ist näher zu betrachten. Vielleicht ist es besser im Sinne von „erretten“ oder „erlösen“. Besser wäre auch als Erklärung von „auslösen“ wohl die bildliche Beschreibung mittels „Lösegeld“. Das arabische Verb, das dahinter steht ist fada (فَدَى) und im Verb kommt es in folgender Vorm vor: فدينه – wir lösten ihn aus. Abrahams Aufgabe war nicht, seinen Sohn wirklich zu töten, sondern mehr seine Einstellung zu seinem Sohn zu „töten“. Er durfte seinen Sohn nicht über Gott stellen und Abraham hat sich auf eigene Faust und auf Bestätigung seines Sohnes hin entschieden, seinen Sohn zu töten. Mit dieser Entscheidung hat er schon bewiesen, dass er seine innere Einstellung korrigiert hatte. Gott „errettete“ ihn durch ein „Schlachtopfer“, auch um damit die Geschichte von Abraham als Erinnerung zu erhalten für weitere Völker.
2. Frage: Als sich beide (in Gottes Willen) ergeben hatten und er ihn mit der Stirn zum Boden hingelegt hatte,“
Mit der Betonung „in Gottes Willen“. Wie soll man das verstehen? Sie ergeben sich in Gottes Willen, daraus kann ich nur herleiten, dass es Gottes Willen war, Ismael für ihn zu opfern?
Es sei betont, dass der Ausdruck „Wille Gottes“ im arabischen Original nicht vorkommt. Die Vermutung erscheint plausibel, dass es sich hierbei tatsächlich um Gottes Befehl handeln könnte, das ist aber eine Vermutung. Und da Gott laut Koran nichts Abscheuliches befiehlt und wiederum im Koran es verbietet, die eigenen Kinder zu töten, wäre es deshalb widersprüchlich anzunehmen, Gott befehle etwas, was Seiner eigenen Sunna (Vorgehensweise) entgegen geht. Im Koran steht, dass sich die Sunna Gottes (sunnatullah) nicht geändert hat und dass die Inhalte des Koran bereits in den Schriften Abrahams vorhanden waren. Dies alles zwingt uns dazu, die obige Vermutung abzulehnen. Stattdessen muss nun „Gottes Wille“ als etwas Allgemeines verstanden werden. Gottes Wille war es also, dass Abraham seinem Sohn nicht zu viel Wertschätzung entgegen bringt. Es ist ein allgemeiner Befehl Gottes, dass wir dieser Welt nicht zu viel Wichtigkeit beimessen. Dies ist der allgemeine Wille Gottes. Die Bereitschaft von Abraham und seinem Sohn zeigen gerade deutlich, dass sie sich diesem allgemeinen Willen Gottes vollends ergeben haben. Sie würden sogar so weit gehen, Widersprüche zu den Lehren und der Sunna Gottes zu akzeptieren, um sich Gottes Willen zu ergeben! In der Hinsicht ist in ihrer Geschichte ein anschauliches Beispiel für uns. Wir können von Abraham und seinem Sohn lernen, was die Ergebenheit in Gottes Willen angeht. Gott sei gepriesen!
3. Frage: Wo haben die Bajram/Eid Feste und Gebete ihrem Ursprung, reine Bräuche? Weil ich beim Kuranlesen nichts dazu finden kann.
Es sind reine Bräuche. Man kann zwar das Opferfest noch angelehnt an den Koran betrachten, da er davon spricht, die Geschichte von Abraham für die späteren Generationen aufzubewahren, doch sie sind kein integraler Bestandteil der Religion. Was nicht heißen soll, dass man sie nicht genießen und feiern darf. Feiertage dienen im Allgemeinen als Erinnerung an bestimmten Ereignisse, die man jedes Jahr zu gleicher Zeit wiederholt, um sich Gott gegenüber dankbar zu zeigen. In diesen Festen werden Geschenke an Armen, Obdachlose, Bedürftige usw. verteilt, das Fleisch der Opfertiere wird geteilt und es werden Mahlzeiten vorbereitet und angeboten. Das Problem ist, dass viele unter Fest etwas anderes verstehen (genau so wie bei Weihnachten), entweder möchte man sich selbst Geschenke machen und feiern oder man denkt an andere, die auch das Recht haben, gut zu leben. Siehe auch Vers 5:114 in Bezug auf Feiertage, es ist sozusagen ein Tag, an dem ein großes Zeichen geschah, als Erinnerung für die Menschen. Siehe auch: Gedankenlose Traditionen? Das Opferfest
4. Frage: Salem! Ich habe es soweit logisch verfolgen können bis auf die Tatsache, dass im Artikel steht, dass Abraham den Traum für wahr gehalten hat (woraus schließt Du das? Und woraus schließt Du, dass er überhaupt im Traum einen Befehl erhalten hat?), bei mir in der Übersetzung steht es so, dass der SOHN aus der Erzählung des Traumes auf die Erfüllung besteht. Es sei denn Teile der Konversation sind weggelassen worden und durch die Aussage des Sohnes diese vervollständigt wird. Aber da muss ich ehrlich wieder gestehen, da wäre ich ja nie und nimmer alleine drauf gekommen. Ich hätte wieder ewig nachgedacht, wie es nur sein kann, dass Gott so ein Opfer fordert. ABER es steht doch in Vers 108 ‚Das war in der Tat eine offenbare Prüfung‘, das bestätigt doch dann eigentlich, dass Gott es ihm befohlen hat? Weil wie sonst hätte die Prüfung ausgesehen? Oder soll der Traum die Prüfung gewesen sein?
Nicht verkomplizieren, einfach nur überlegen, was dort steht und was nicht: Ich sage nirgends, dass Abraham einen „Befehl“ erhielt im Traum, ja ich sage doch im Artikel das Gegenteil!
Abraham sah einen Traum (ar-ruy’aa), fragte seinen Sohn nach dessen Meinung, im Sinne von „bist du derselben Meinung?“, was dieser wiederum aufgrund seiner Ergebenheit in Gott als unbedenklich hielt und sagte, er solle ihn tatsächlich schlachten. So hat Abraham den Traum, der ihm mitteilte, dass er seinen Sohn zu hoch bewertet und deshalb diese hohe Bewertung zu „töten“ hatte (Träume werden in symbolischen Formen wiedergegeben), fälschlicherweise wörtlich genommen und die Zustimmung des Sohnes hat seinen falschen Beschluss noch bestärkt. Er war sich unsicher, ob der Traum wahr ist oder nicht – konnte sich also keinen Reim daraus machen, weshalb er überhaupt erst seinen Sohn fragt. Aufgrund des Nachdrucks von seinem Sohn hielt er ihn dann für wahr, weshalb er ja dann zur Tat schreiten wollte.
Nochmal: Abraham sah seinen Sohn zu hoch an, weshalb erst der Traum erscheint, da wir in uns selbst die Warnhinweise haben, die sich im Traum in Form von Symbolen und Metaphern manifestieren. Abrahams symbolische Manifestation war dann eben sein Traum. Darin lag die Prüfung: er soll seinen Sohn nicht zu hoch ansehen und bewerten, sondern vielmehr Gott ins Zentrum stellen. Das hatte er zu bestätigen und wurde bereits bestätigt (Traumgesicht bestätigen) in seiner Absicht, seinen Sohn (fälschlicherweise) gar töten zu wollen, da nur Gott oberste Priorität hat. Gott errettete ihn aber davor, seinen falschen Beschluss durchzuführen.
Die Frage „ist dies oder jenes von Gott“ ist irrelevant, da alles von Gott kommt (4:78), aber die schlechten Entscheidungen über dieses „alles“ von uns selbst (4:79). Auf jeden Fall war die gesamte Situation von Gott gewollt, deshalb die offenkundige Prüfung. Aber man kann nicht bestätigen, dass der Traum direkt von Gott für Abraham gedacht war. Befehle werden normalerweise laut Koran nicht in mehrdeutig zu verstehenden Träumen offenbart, sondern als Offenbarungen, die sich als solche zeigen.
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