Dämmerung

Definition von Tag und Nacht im Koran

Wie definiert der Koran Tag? Wie definiert der Koran Tageszeit? Wie definiert der Koran Nacht? Diese drei Fragen werden im nachfolgenden Artikel beantwortet.

Ein Tag beginnt mit der Morgendämmerung desselben Tages und endet mit der Morgendämmerung des folgenden Tages. Somit beginnt z.B. der Freitag mit der Morgendämmerung und endet mit der Morgendämmerung des Samstages. Die reine Tageszeit beginnt mit der Morgendämmerung (dem ersten Zwielicht) und endet mit der Abenddämmerung (dem letzten Zwielicht). Die Nacht beginnt mit Sonnenuntergang und endet mit Sonnenaufgang. Dieser Artikel ist in zwei Teile geteilt. Der erste Teil belegt die erste These, der zweite Teil belegt die zweite und die dritte These.

 

Teil 1: Die Definition eines Tages

Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Verständnismöglichkeiten eines „koranischen“ Tages: Die erste Möglichkeit sagt aus, dass der Tag mit der Morgendämmerung desselben Tages beginnt und mit der Morgendämmerung des zweiten Tages endet. Also dass z.B. der Freitag mit seiner Morgendämmerung anfängt und mit der Morgendämmerung des Samstages endet.

Die zweite Möglichkeit ist die, dass der koranische Tag sich so verhält wie der jüdische Tag. Er beginnt mit Sonnenuntergang des vorherigen Tages und endet mit Sonnenuntergang des selben Tages. In diesem Falle würde der Freitag bereits mit Sonnenuntergang des Donnerstages beginnen und mit Sonnenuntergang des Freitages enden. Das einzige Argument für diese letztere Sichtweise ist folgendes: Immer, wenn Gott im Koran von Tag und Nacht spricht wird die Nacht zuerst genannt. Deswegen muss ein koranischer Tag mit der Nacht beginnen.

Ich stimme dieser zweiten Möglichkeit nicht zu, sondern favorisiere die erste. Sehen wir also, was der Koran dazu zu sagen hat:

Im Deutschen kann der Begriff Tag zwei Bedeutungen einnehmen: den 24-Stunden-Tag oder die reine Tageszeit. Die Verwendung dieses Begriffes hängt also vom Kontext ab. Im Gegensatz zum Deutschen hat das Arabische für diese beiden unterschiedlichen Bedeutungen auch unterschiedliche Begrifflichkeiten. „Yaum“ ist der 24-Stunden-Tag und „Nahar“ ist die reine Tageszeit. Im Koran nutzt Gott beide Begriffe. Hier nun ein Beispiel für die Benutzung des Begriffes „Nahar“:

 

91:3-4 Beim Tag, wenn er sie erstrahlen lässt, und bei der Nacht, wenn sie über sie kommt (und ihr Licht in Finsternis verwandelt)!

 

In diesem Vers spricht Gott von der Tageszeit (Nahar) vor Eintritt der Nacht. Wir haben erfahren, dass das einzige Argument für die zweite Annahme ist, dass im Koran der Begriff Nacht immer vor dem Begriff Tag benutzt werden würde. Dieser Vers belegt jedoch das Gegenteil und somit hält diese These den Tatsachen nicht stand.

Prüfen wir also nun die These, dass die koranische Tageszeit vor der Nacht kommt, was uns zu dem Schluss führen wird, dass der 24-Stunden-Tag, oder einfacher der Tag mit der Tageszeit beginnt und mit der Nacht endet. Für diese Behauptung haben wir zwei Argumente:

Wenn Gott davon spricht, dass der Übergang von Tageszeit zur Nacht wie ein „ineinander drehen“ sei, wie ein „Zusammenschluss“ oder das „Übereinanderrollen“ des einen über das andere, so nennt er stets zuerst die Tageszeit und danach die Nacht. Daraus kann man schließen, dass für diesen im Koran beschriebenen Prozess zuerst die Tageszeit da sein muss und dann die Nacht folgt.

 

36:40 Und weder steht es der Sonne an, den Mond einzuholen, noch kommt die Nacht dem Tag zuvor. Alle (Gestirne) schweben an einem Himmelsgewölbe (falak).

 

Nirgends im Koran sagt Gott, dass der Tag der Nacht nicht zuvor kommen solle. Daher ist dieser Vers ein klarer Beweis dafür, dass die Tageszeit vor der Nacht kommt.

Diese beiden Argumente belegen, dass die koranische Tageszeit vor der koranischen Nacht kommt. Sure 69 Vers 7 bestätigt dieses Verständnis:

 

69:7 Den Gott sieben Nächte und acht Tage ununterbrochen gegen sie aufbot, so dass man die Leute (schließlich alle tot) am Boden liegen sah, wie Stämme umgestürzter Palmen.

 

Wenn ein Tag mit der Tageszeit beginnt und der Nacht endet, so geht die obige Zählung korrekt auf. Wenn jedoch bei einem Tag die Nacht vor der Tageszeit käme, so kämen wir nur auf sieben Tage.

Aus diesem ersten Teil können wir schließen, dass der koranische Tag mit der Tageszeit beginnt und mit der Nacht endet.

Erinnern wir uns an den jüdischen Tag:

 

1. Mose:1-5 Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Und Gott sah das Licht, dass es gut war; und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein Tag.

 

Der erste Vers der Bibel sagt klar aus, dass die Nacht vor dem Tag kommt. Dunkelheit kam vor dem Licht. Dies widerspricht Sure 24 Vers 35:

 

Gott ist das Licht von Himmel und Erde. Sein Licht ist einer Nische zu vergleichen, mit einer Lampe darin. Die Lampe ist von Glas umgeben, das so (blank) ist, wie wenn es ein funkelnder Stern wäre. Sie brennt (mit Öl) von einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, der weder östlich noch westlich ist, und dessen Öl fast schon hell gibt, (noch) ohne dass (überhaupt) Feuer daran gekommen ist, – Licht über Licht. Gott führt zu seinem Licht, wen Er will. Und Er prägt den Menschen die Gleichnisse. Gott weiß über alles Bescheid.

 

Da Gott vor allem anderen existiert, so war auch Licht vor der Dunkelheit.

 

Teil 2: Koranische Tageszeit und Nacht

Oft setzen wir voraus, dass der helle Teil des Tages den Tag ausmacht und der dunkle Teil des Tages die Nacht. Daher ist es an dieser Stelle wichtig hervorzuheben, dass im Koran an keiner Stelle steht, dass die Helligkeit etwas mit der Tageszeit zu tun habe oder Dunkelheit mit der Nacht. Was jedoch gesagt wird ist, dass die vollständige Dunkelheit ein Bestandteil der Nacht ist:

 

10:27 Was jedoch diejenigen betrifft, die schlechte Taten begehen, so wird eine schlechte Tat mit gleichviel vergolten, und Erniedrigung wird auf ihnen liegen. Sie haben (dann) niemanden, der sie vor Gott schützen würde. Ihr Gesicht ist gleichsam von einem Stück Nacht überdeckt (so, dass alles um sie) dunkel (ist). Sie werden Insassen des Höllenfeuers sein und (ewig) darin weilen.

 

Es stellt sich somit die Frage, wie der Koran Tag und Nacht definiert. Wir betrachten hierfür zwei verschiedene Argumentationswege; einen kurzen und einen langen. Beide führen zum selben Ergebnis.

 

A – Der kurze Weg:

2:187 Es ist euch erlaubt, zur Fastenzeit bei Nacht mit euren Frauen Umgang zu pflegen. Sie sind für euch, und ihr für sie (wie) eine Bekleidung. Gott weiß, dass ihr (solange der Umgang mit Frauen während der Fastenzeit auch bei Nacht als verboten galt) euch selber betrogen habt. Und nun hat er sich euch (gnädig) wieder zugewandt und euch verziehen. Von jetzt ab berührt sie (unbedenklich) und geht dem nach, was Gott euch (als Zugeständnis für die Nächte der Fastenzeit) bestimmt hat, und esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt! Hierauf haltet das Fasten durch bis zur Nacht! Und berührt sie nicht, während ihr (zur Andacht) an den Kultstätten verweilt! Das sind die Gebote Gottes. Verstoßt nicht dagegen! So macht Gott den Menschen Seine Verse klar. Vielleicht würden sie gottesfürchtig sein.

 

An dieser Stelle definiert Gott, wann die Tageszeit beginnt. Sie beginnt, wenn ein weißer Faden (des Lichts) von einem schwarzen Faden (der Dunkelheit) zu unterscheiden ist. Ebenso beginnt die Nacht, wenn der schwarze Faden (der Dunkelheit) vom weißen Faden (des Lichts) zu unterscheiden ist.  Somit endet der Tag mit dem letzten Faden des Lichts der Abenddämmerung. Die Nacht endet mit dem letzten schwarzen Faden (der Dunkelheit) der Morgendämmerung.

Zusammengefasst: Der Tag beginnt mit der Morgendämmerung und endet mit der Abenddämmerung. Die Nacht beginnt mit Sonnenuntergang und endet mit Sonnenaufgang.

 

B – Der lange Weg:

Der zweite Weg, um obiges zu Beweisen, führt uns dazu, den ganzen Tag in vier verschiedene Teile zu teilen:

  1. Von Morgendämmerung bis Sonnenaufgang (Licht überlagert langsam die Dunkelheit)
  2. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang (Absolute Helligkeit)
  3. Von Sonnenuntergang bis Abenddämmerung (Dunkelheit überlagert langsam das Licht)
  4. Von Abenddämmerung bis Morgendämmerung (Absolute Dunkelheit)

Beginnen wir zunächst mit den beiden einfachsten Teilen, nämlich zwei und vier:

Niemand würde bezweifeln, dass die Zeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, die ja komplett hell ist, zur Tageszeit gehört.

 

10:67 Er ist es, der euch die Nacht gemacht hat, damit ihr in ihr ruht, und den Tag (an dem alles) deutlich zu sehen (ist) (? wan-nahaara mubsiran). Darin liegen Zeichen für Leute, die (zu) hören (vermögen).

 

Es würde ebenfalls niemand bezweifeln, dass die Zeit zwischen Abend- und Morgendämmerung zur Nacht gehört, die ja komplett dunkel ist.

 

36:37 Und ein Zeichen ist für sie die Nacht, von der wir den Tag (mit seiner Helligkeit) wegziehen, worauf sie sich plötzlich im Dunkeln befinden.

17:12 Und wir haben die Nacht und den Tag zu zwei Zeichen gemacht und das Zeichen der Nacht gelöscht und das Zeichen des Tages deutlich sichtbar (? mubsiratan) gemacht, damit ihr danach strebt, dass euer Herr euch Gunst erweist (indem ihr eurem Erwerb nachgeht), und damit ihr über die Zahl der Jahre und die Berechnung (der Zeit) Bescheid wisst. Und alles haben wir im einzelnen auseinandergesetzt.

 

Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, der zweite Teil unserer Einteilung gehört also zum Tag und Abend- bis Morgendämmerung gehört zur Nacht.

Betrachten wir nun die beiden übrig gebliebenen Teile; Teil eins und Teil drei:

Die Frage, die sich an dieser Stelle stellt: gehört die Zeit von Morgendämmerung bis Sonnenaufgang (in manchen Regionen dauert dieser Zeitraum bis zu anderthalb Stunden) zum Tag oder zur Nacht? Dieselbe Frage stellt sich bei der Zeit von Sonnenuntergang bis Abenddämmerung? So Gott will, werden die folgenden Belege zeigen, dass die genannten Teile des Tages sowohl zur Nacht als auch zum Tag gehören.

 

3:27 Du lässt die Nacht übergehen in den Tag, und den Tag in die Nacht. Du bringst (in der Natur) das Lebendige aus dem Toten hervor, und das Tote aus dem Lebendigen. Und du bescherst, wem du willst, (Gutes) ohne abzurechnen.

 

Dieser Prozess des Übergangs findet zweimal am Tag statt. Somit muss dieser Vorgang jeweils einen Teil Licht und einen Teil Dunkelheit beinhalten. Das funktioniert so:

Schon immer ließ Gott den Tag in die Nacht übergehen. Der erste Teil davon muss also nicht vollkommen hell sein, hat also auch Anteile der Dunkelheit in sich. Dies ist exakt der Zeitraum zwischen Morgendämmerung und Sonnenaufgang. Somit gehört der erste Teil des Tages sowohl zur Nacht, als auch zum Tag. Dies ist also der erste Teil, der sowohl Tag als auch Nacht in sich vereinigt.

Anders gesagt: von der Morgendämmerung bis zum Sonnenaufgang ergreift das Licht immer mehr Besitz von der Dunkelheit. Wenn Licht eine Eigenschaft des Tages ist, so muss der Tag zu diesem Zeitpunkt beginnen. Diese anderthalb Stunden gehören also sowohl zur Nacht als auch zum Tag. Ebenso verhält es sich bei der Zeit von Sonnenuntergang bis zur Abenddämmerung: die Dunkelheit ergreift Besitz vom Licht. Ist die Dunkelheit eine Eigenschaft der Nacht, so beginnt die Nacht mit eben diesem Zeitpunkt. Auch hier gehören diese anderthalb Stunden sowohl zum Tag, als auch zur Nacht.

Die oben angeführten Argumente des B-Weges belegen, dass sowohl Morgendämmerung bis Sonnenaufgang, als auch Sonnenuntergang bis Abenddämmerung sowohl zum Tag als auch zur Nacht gehören.

 

Wir haben folgendes belegt:

  1. Morgendämmerung bis Sonnenaufgang gehört sowohl zum Tag als auch zur Nacht
  2. Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gehört zum Tag
  3. Sonnenuntergang bis Abenddämmerung gehört sowohl zum Tag als auch zur Nacht
  4. Abenddämmerung bis Morgendämmerung gehört zur Nacht

In Übereinstimmung mit dem zweiten Argumentationsweg wurde beweisen:

  1. Der Tag beginnt mit der Morgendämmerung und endet mit der Abenddämmerung
  2. Die Nacht beginnt mit Sonnenuntergang und endet mit Sonnenaufgang

Dies ist dasselbe Ergebnis, wie bei Argumentation A.

 

Wundervolle koranische Beschreibungen

Neben den Beschreibungen Gottes für den Wechsel von Tag und Nacht als „Ineinander Drehen“, „Zusammenschluss“ oder „Übereinanderrollen“ nutzt er noch weitere wundervolle Beschreibungen:

 

17:12 Und wir haben die Nacht und den Tag zu zwei Zeichen gemacht und das Zeichen der Nacht gelöscht und das Zeichen des Tages deutlich sichtbar (? mubsiratan) gemacht, damit ihr danach strebt, dass euer Herr euch Gunst erweist (indem ihr eurem Erwerb nachgeht), und damit ihr über die Zahl der Jahre und die Berechnung (der Zeit) Bescheid wisst. Und alles haben wir im einzelnen auseinandergesetzt.

 

Gott unterscheidet hier klar zwischen zwei gegensätzlichen Zeichen für uns. Dennoch beschreibt Sure 25 Vers 62 Tag und Nacht als etwas, was sich gegenseitig bedingt:

 

25:62 Er ist es, der bestimmt hat, dass Tag und Nacht einander ablösen. (Lauter Zeichen seiner Allmacht und Güte) für Leute, die sich mahnen lassen oder dankbar sein wollen.

 

Dies sind nicht die einzigen Stellen, an denen Gott solch eine Beschreibung verwendet:

 

22:55 Und diejenigen, die nicht glauben, sind immer noch im Zweifel darüber, bis die Stunde (des Gerichts einmal) ganz plötzlich über sie kommt, oder die Strafe eines vernichtenden Tages.

 

Die Stunde impliziert, dass dieser Tag der letzte der Menschheit sein wird. Doch der vernichtende oder auch nutzlose Tag impliziert, dass er nur für diese Menschen der letzte Tag sein wird. Dasselbe geschah mit dem Volk der Ad. Ihr Wind war nur der letzte Wind für sie:

 

51:41 Ebenso in den `Aad (und ihrer Geschichte). (Damals) als wir den vernichtenden Wind über sie sandten.

 

Eine weitere schöne Beschreibung ist die folgende:

 

36:37 Und ein Zeichen ist für sie die Nacht, von der wir den Tag (mit seiner Helligkeit) wegziehen (schälen), worauf sie sich plötzlich im Dunkeln befinden.

 

Nirgends im Koran sagt Gott derlei über die Nacht; die Nacht wird als etwas beschrieben, was den Tag verhüllt.

 

7:54 Euer Herr ist Gott, der Himmel und Erde in sechs Tagen geschaffen und sich daraufhin auf dem Thron zurechtgesetzt hat (um die Welt zu regieren). Er lässt die Nacht über den Tag kommen (bedecken), wobei sie ihn eilends (einzuholen) sucht. Und (er hat) die Sonne, den Mond und die Sterne (geschaffen) und sie dabei durch seinen Befehl in den Dienst (der Menschen) gestellt. Steht nicht Ihm (allein) die Erschaffung (der Welt) und der Befehl (über sie) zu? Gott, der Herr der Menschen in aller Welt ist voller Segen.

 

Nirgends finden wir dieselbe Beschreibung für den Tag. Hier eine Erklärung für dieses Phänomen:

Die Helligkeit beschränkt sich nur auf eine dünne Schicht der Luft, die Atmosphäre, die dicht genug ist um das Licht auf dem der Sonne zugewandten Teil der Erde zu dispergieren. Daher die Verwendung von schälen/häuten des Tages aus der Nacht, wie das Häuten eines Tieres. Auf einer Erde, die keine Luft hätte, würden wir von totaler Dunkelheit zu totaler Helligkeit und umgekehrt wechseln. Durch die Streuung des Lichtes in der Luft sehen wir Licht, bevor die Sonne aufgeht. Dunkelheit ist ein Charakteristikum der Nacht. Dies ist auch eine Eigenheit unseres Universums, daher die Verwendung des Begriffes „bedecken“ des Tages.

All diese wundervollen Beschreibungen beweisen, dass der Koran das Wort Gottes ist, dem wir uns stets unterwerfen sollten.

 

Fazit

Wir erfuhren im ersten Teil dieses Artikels, dass der koranische Tag mit der Tageszeit beginnt und der Nacht endet. Der zweite Teil belegt, dass die Tageszeit von Morgendämmerung bis Abenddämmerung andauert, während die Nacht von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang dauert. Wenn die Tageszeit mit der Morgendämmerung beginnt und die Nacht mit der folgenden Morgendämmerung endet, dann dauert ein Tag von Morgendämmerung zu Morgendämmerung an.

Als Ergebnis dieses Artikels können wir somit zusammenfassen:

  1. Der koranische Tag beginnt mit der Morgendämmerung und endet mit der Morgendämmerung des folgenden Tages.
  2. Der koranische Freitag beginnt demnach mit der Morgendämmerung und endet mit der Morgendämmerung des Samstages.
  3. Die koranische Tageszeit dauert an von dem ersten Licht der Morgendämmerung bis zum letzten Licht der Abenddämmerung.
  4. Die koranische Nacht beginnt mit Sonnenuntergang und endet mit Sonnenaufgang.

2:32 …Gepriesen seist du! Wir haben kein Wissen außer dem, was du uns (vorher) vermittelt hast. Du bist der, der Bescheid weiß und Weisheit besitzt“

 

 

Anhang

Im Folgenden einige Statistiken über die Vorkommen der Begriffe „layl“ und „nahar“ im Koran. Bruder Abu Jamil hat diese erarbeitet und ich will sie nun kurz zusammenfassen:

Es gibt 42 Verse, in denen beide Begriffe – „layl“ (Nacht) und „nahar“ (Tageszeit) – vorkommen (Singular ohne Suffix). Das Wort „layl“ kommt insgesamt 48 mal vor, „nahar“ kommt 49 mal vor; wir haben also zusammen 97 Erscheinungen des einen oder des anderen Begriffes in den 42 Versen.

 

„Mein Kommentar: Es ist interessant, dass der Begriff „nahar“ nur einmal öfter, als „layl“ vorkommt. Meiner Meinung nach ein weiterer Hinweis darauf, dass „nahar“ vor „layl“ kommt. Gott weiß es am besten.“

 

Der Vergleich zwischen der „Nacht“ und „Tagsüber“ wird oft nur in Hinblick auf ihren gegenseitigen Wechsel angestrengt, wobei man sich auf die Begriffe „ikhtilaafun“ (2:164, 3:190, 10:6, 23:80, 45:5) oder „khilfatan“ (25:62). Dies zeigt dann auf, dass sich Tag und Nacht abwechseln, aber nicht, dass sie sich überlappen.

Fünf Verse stellen die Beziehung zwischen „layl“ und „nahar“ mit dem Begriff „walaja fii“ dar, was „in etwas eindringen“ bedeutet (3:27, 22:61, 31:29, 35:13 und 57:6). Yusuf Ali übersetzt dies meist mit „verschmelzen“. Dies beschreibt deutlich einen Zeitraum, in dem sich die beiden miteinander überschneiden. Um ihre gegenseitige Exklusivität zu betonen, hätte der Koran die Beziehung zwischen Tag und Nacht als „abschneiden“ bezeichnen können oder, dass die Nacht den Tag hervorbringe, wie es eine Kerze tut und der Tag sei die Leuchte des folgenden Morgens.  Dennoch, trotz der Tatsache, dass Gott die Tageszeit oft als Symbol für „Erleuchtung“ im Sinne von Wissen benutzt – was in der Tat eine Kerzenmetapher rechtfertigen würde – , hat Gott sich entschieden den Wechsel von Tag und Nacht als etwas, das ineinander dringt oder ineinander fließt zu beschreiben.

Zwei Verse kennzeichnen dieses Verhältnis als Vorhang (7:54, 13:3). Wir können dabei zwar annehmen, dass es sich hierbei um eine Verschleierung (das Verb ist „ghashiya“) mit etwas undurchsichtigem handelt, jedoch wird an keiner Stelle nahe gelegt, dass diese Verschleierung eine endgültige Trennung sei, sondern ebenso gut von einer schrittweisen Verschleierung sprechen. Da ein Schleier aber eher durchsichtig ist, ist davon auszugehen, dass das, was hinter dem Schleier liegt, auch noch sichtbar ist. Dies ist eine treffende Beschreibung des schrittweisen Wechsels von Tag und Nacht. Gäbe es keine Überschneidung der beiden, so wäre eine solche Metapher nicht korrekt.

Ein Vers beschreibt ein „pflügen“ von Tag und Nacht (24:44). Dies ist interessant, denn es legt nahe, dass beide sich in gegenseitiger Opposition befinden (auf beiden Seiten des Planeten); dies angesichts der Tatsache, dass „qallaba“ „auf den Kopf stellen“ oder „rotieren“ oder „vorsichtig überholen“ im Sinne von „umdrehen“ des Bodens bedeuten kann.

Ein weiterer Vers vergleicht den Anfang der Nacht als Zeit, von der der Tag „gewonnen“ wird (36:37). Der Begriff der hier überraschenderweise verwendet wird ist „salakha“, der sich darauf bezieht, ein Tier dazu zu bringen auszuscheiden (z. B. in der Landwirtschaft). Das beschreibt einen Vorgang, bei dem aus der Nacht etwas Schritt für Schritt heraus geholt wird. Diese Beschreibung entspricht der Morgendämmerung.

Abschließend noch ein Vers, der Nacht und Tag als Dinge beschreibt, die sich gegenseitig „einwickeln (oder umhüllen / übereinander drehen / übereinander rollen)“ (39:5), wie man einen Turban wickelt. Der benutzte Begriff ist lautet „kawwara’ala“. Auch an dieser Stelle ist also nicht die Rede von einer Abfolge von Ereignissen, sondern von einer sanften Überlagerung der Geschehnisse.

Im Lichte dieser Verse und besonders des Begriffes „walaja fii“, der fünf Mal auftaucht ist zu konstatieren, dass der Koran den Wechsel von Tag und Nacht als etwas sich überlappendes beschreibt.

Beachten wir nun also die Häufigkeit der Begriffe „layl“ und „nahar“ so ist es auffällige, dass „nahar“ einmal häufiger als „layl“ vorkommt. Vers 36:37, der den Begriff „salahka“ benutzt spricht von einem „Hervorbringen“ des Tages aus der Nacht (ein Prozess der zum Dämmerlicht passt). Kein Vers jedoch spricht von einem „Hervorbringen“ der Nacht aus dem Tag. Stattdessen spricht ein Vers davon, dass der Tag von der Nacht bedeckt oder auch verschleiert wird. Vers 36:37 signalisiert klar, dass mit Einbruch der Nacht der Tag noch weiter andauert; es gibt aber keine Stelle, die Aussagen würde, dass die Nacht nach Tagesbeginn noch andauern würde. Dies entspricht der Vorstellung, dass die „Nacht“ für den Zeitraum von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang gilt, während der „Tag“ sich über den Zeitraum der beiden Dämmerungen erstreckt.

Wenn der Terminus „Nacht“ in dieser Art und Weise definiert wird, so beansprucht sie im Durchschnitt nur etwa die Hälfte der Zeit, die auf der Erde vergeht. (Die Brechung des Lichts sorgt eigentlich dafür, dass die Sonne optisch früher aufgeht, als es eigentlich der Fall wäre, wenn es keine Atmosphäre gäbe, so wie sie dadurch optisch etwas später untergeht, als dies theoretisch der Fall ist.) Wird der Tag nun also als etwas verstanden, was die Nacht an ihren beiden Enden durchdringt, so beträgt die Durchschnittsdauer des Tages etwa 60%. Dies ist mathematisch gesehen natürlich nicht so präzise wie eine Angabe von 49/48, es ist jedoch interessant, dass der Koran ein solches Ergebnis befürwortet.

Im ganzen Koran kommt das Wort „layl“ (Singular ohne Suffix) 79 Mal vor; „nahar“ kommt 57 Mal vor. Es ist also offensichtlich, dass dieses Phänomen nur Bestand hat, wenn man nicht den ganzen Koran, sondern nur die Verse, in denen beide Begriffe gleichzeitig vorkommen betrachtet. Wenn man jedoch das genannte Verhältnis (49/48) als eine wörtliche Wiedergabe der relativen Länge eines Tages (inklusive Dämmerung) und einer Nacht versteht, so würde die Dämmerung im Durchschnitt nur eine halbe Stunde dauern. In Realität dauert sie jedoch mindestens ungefähr eineinhalb Stunden.


Übersetzt von Andreas Heisig. Für die Koranzitate wurde die Übersetzung von Rudi Paret verwendet (bei Abweichungen vom wortwörtlichen Inhalt der englischen Übersetzung wurde diese in Klammern ergänzt). Für das Bibelzitat wurde die Elberfelder Übersetzung verwendet.