Frauen

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Muslimische weibliche Gelehrsamkeit

Viele Frauen prägten die muslimische weibliche Gelehrsamkeit. Doch waren sie deswegen auch Feministinnen? Allzu schnell werden westliche Konzepte muslimischem Schaffen überstülpt – dennoch lohnt es sich, den Koran als Inspiration für eine gendergerechte Theologie zu sehen. Ein Versuch, Wege zu entkolonialisierten Islam-Verständnissen aufzuzeigen.

Die muslimische Geschichte brachte viele bedeutende weibliche Gelehrte hervor, besonders auch was die formative Phase des Islams, also grob zugeordnet das erste Jahrhundert nach Hidschra (7. Jh. n. Chr.) betrifft. So etwa Amrah bint Abdur Rahman, die eine Juristin und Hadith-Expertin war. Sie korrigierte Richter in ihren Entscheidungen, wenn sie befand, dass diese auf falscher juristischer Grundlage ihr Urteil gefällt haben sollten. Ein Beispiel dafür ist in der Sammlung des berühmten Mālik ibn Anas, dem Gründer der mālikitischen Rechtsschule, zu finden. Auch Rābiʿa al-ʿAdawiyya ist als legendäre muslimische Mystikerin bekannt. Sie gilt als eine der ersten einflussreichen Frauen, welche die Liebe und Freundschaft zu Gott lehrten. Sie prägte den Sufismus maßgeblich.

Eine weitere Gelehrte Umm Darda lehrte sowohl in Damaskus in der großen Umayyaden-Moschee als auch in Jerusalem. Sie lehrte Imame, Juristen und Hadith-Gelehrte, unter anderem auch den Kalifen Abdul Malik b. Marwan. Diesem wird nachgesagt, dass er ihr ohne irgendwelche Vorbehalte half und sie unterstützte.

Karima bint Ahmad b. Muhammad b. Hatim al-Marwaziyya, die in Mekka im zehnten bis elften Jahrhundert lebte, war eine Bukhari-Expertin und nach heutigem Verständnis Hadith- und Rechtswissenschaftlerin. Sie spielte eine wichtige Figur in der Futuwwa-Bewegung der Frauen, die von Khadidscha al-Dschahniyya als Antwort auf die männliche Futuwwa-Gesellschaft gegründet wurde. Am Ende ihres hundertjährigen Lebens galt sie als renommierte Lehrerin und Gelehrte.

Die als Großgelehrten betrachteten Männer der früheren Zeit wurden also durch Frauen unterrichtet. Sie verdanken ihr Wissen unter anderem diesen Frauen.

Dieser Umstand zieht sich immer wieder durch die muslimische Geschichte. Frauen wie Hafsah spielten bei der Zusammenstellung des Korans eine wichtige Rolle. Im achten Jahrhundert nach Hidschra (14. Jh. n. Chr.) lebte Fatima bint Ibrahim b. Jowhar. Sie ist eine Lehrerin beider Imame Dhahabi und Subqi, die bei ihr die Hadith-Sammlung Bukhari studierten. Sie lehrte ebenfalls in der Prophetenmoschee in Medina. Aischa bint Abdul Hadi lehrte ebenso zur Sammlung Bukharis in der großen Moschee in Damaskus. Kein geringerer als Ibn Hadschar Al-Asqalani, für viele Sunniten eine Koryphäe unter den Experten zu Bukharis Sammlung, studierte bei ihr zahlreiche Bücher.

Sukayna schloss ihre eigenen Eheverträge

Ein Beispiel aus der muslimischen Geschichte sticht für mich besonders heraus: Sukayna (671-737). Die Urenkelin des Propheten ist ein Symbol für den Widerstand von Frauen in der Anfangszeit des Islams gegen das Patriarchat. Als Tochter einer Poetin erhielt sie die Bezeichnung «Barza», also eine Person, die sich weigert den Schleier zu tragen.

Als gebildete muslimische Gelehrte traf sie Männer hohen politischen oder wissenschaftlichen Ranges und diskutierte mit ihnen über religiöse, juristische und politische Angelegenheiten. Sie empfing bei sich zuhause auch Männer. Sukayna schloss ihre eigenen Eheverträge. Darin verlangte sie, dass sie ihrem Mann weder gehorchen müsse noch dessen Recht zur Polygynie anerkenne. Sie zögerte auch nicht, ihre Ehemänner für deren Untreue vor Gericht zu bringen. Sie liebte Kunst wie Musik und förderte DichterInnen wie auch SängerInnen.

Viele männliche Gelehrte verdanken ihr Wissen den gebildeten Frauen

Diese und unzählige weitere ungenannten Ereignisse belegen eindeutig, dass Frauen bereits früh in den wichtigsten Moscheen und an den wichtigsten Plätzen den männlichen Großgelehrten maßgeblich zu ihrem heutigen Ruhm verhalfen. Der aktuelle Zustand ist in vielen Moscheen hingegen eher mitleiderregend. Nicht wenige Gelehrte diskutieren darüber, ob Frauen überhaupt fürs Gebet zur Moschee kommen dürfen!

Leider sind viele muslimische Gläubige unwissend, was das eigene muslimische Erbe betrifft. Viele Strömungen behaupten, sie kehrten zurück zur Essenz und Tradition des frühen Islams. Doch sie zeigen durch ihre Haltung auf, dass sie durch diese erst im Laufe der Jahrhunderte aufgekommene Einstellung von der Tradition und der Praxis der früheren Generationen abweichen.

Nicht selten behaupten zeitgenössische Gelehrte wie auch Moscheegänger aufgrund gewisser dem Propheten unzulässig zugeschriebenen Hadithe (z.B. Abu Dawud 4679, andere Nr. je nach Ausgabe), dass der Intellekt einer Frau dem eines Mannes unterlegen sei. Früher fragten Gelehrte gebildete Frauen nach ihren Meinungen, bevor sie sich ein umfangreiches Urteil bildeten. Natürlich gab es auch Meinungsverschiedenheiten. Jedoch gehörten Bescheidenheit und Offenheit für Wissen – ohne dabei zwischen den Geschlechtern zu unterscheiden – bei den meisten Gelehrten zum wissenschaftlichen Usus.

Der Beitrag von Frauen zur vergangenen islamischen weiblichen Gelehrsamkeit ist eindeutig enorm. Dieser hatte wiederum Einfluss auf das Selbstverständnis der damals lebenden Frauen und deren Gelehrsamkeit. Nicht minder wichtig sind deshalb die zeitgenössischen Gelehrten. Namen wie etwa Amina Wadud, Riffat Hassan, Asma Lamrabet, Asma Barlas, Kecia Ali, Sa’diyya Shaikh oder Fatima Mernissi gehören mittlerweile zu den bekannteren im Feld der islamischen Studien und viele weitere könnten wir hier noch anführen.

Problematik kolonialistisch-eurozentrischer Diskurse

Im Jahre 1916 schrieb der Orientalist Dr. Max Horten im Vorwort seiner Übersetzung Muhammedanische Glaubenslehre – Die Katechismen des Fudali und Sanusi:

Manche Europäer brüsten sich mit einigen Kenntnissen äußerer Formen des Islam und treten dann dem Orientalen mit dem Selbstbewusstsein gegenüber, Sinn und Geist seiner Religion verstanden zu haben. In diesem Gebaren mancher Europäer liegt eine schwere Verletzung des Ehrgefühls und des religiösen Bewusstseins des Muslim. Er, wenn er auch nur ein Halbgebildeter ist, hat ein tieferes Verständnis der Lehre (Dogmatik und Moral seiner Religion), als der oberflächlich gebildete Europäer auch nur zu begreifen imstande ist. Er empfindet, dass der Europäer von den vielfach so großzügigen Gedanken der islamischen Religion auch nicht den Schatten eines Verständnisses hat und in Ermangelung eines solchen glaubt, der Islam bestehe aus nichts anderem als kultischen Äußerlichkeiten und Ähnlichem.

Hortens Worte sind auch heute noch aktuell, leider mit zusätzlichen Themenfeldern wie dem Vorwurf des fehlenden Feminismus, der angeblich noch nötigen Aufklärung und unaufhörlichen Aufforderungen nach Reformen des Islams zu «moderaten» Strömungen. Dies ist ein vor allem eurozentrischer Blick, der dem kolonialen sowie imperialen Denken entspringt und so nur kurzsichtig bleiben kann. Wann haben wir in der Gesellschaft das letzte Mal die Forderung nach modernen oder progressiven christlichen Strömungen breit diskutiert? Aber auch Hortens Worte sind zu vereinfachend und teilweise vereinnahmend.

Ebenfalls dürfen wir christlich-theologisch geprägte oder eurozentrische Begriffe wie «Gottesstaat», «heiliger Krieg», «liberal», «säkular», «Aufklärung» oder «reformiert» nicht einfach mit Begrifflichkeiten anderer Religionen gleichsetzen. Schon der Ausdruck Religion entspricht nicht dem arabischen Wort Dîn. Dîn bedeutet je nach Kontext eher eine freiwillige Hingabe oder auch schuldmäßige Verpflichtung zu einer friedfertigen Lebensweise oder Lebensordnung. Jede Religion hat ihren eigenen Wortschatz. Wir erzeugen einen verzerrten Blick, wenn wir das eigene religiöse, kulturelle Vokabular für eine andere Religion voraussetzen. Ein Kalifat ist zum Beispiel nicht ein «Gottesstaat». Dschihād ist mit Engagement zu übersetzen anstelle eines «heiligen Krieges» und in vielfältigen Bedeutungsnuancen zu differenzieren!

Gerade auch Vorstellungen von Reinheit, Sexualität und Schönheit haben sich kulturell gegenseitig beeinflusst. Viele als religiös gedachte Meinungen wie eine Homosexuellenfeindlichkeit in der heutigen Form oder Moralvorstellungen zur Sexualität widerspiegeln eher eine viktorianisch-christliche Haltung, die sich in vielen muslimischen Gesellschaften durchsetzte und die gläubige Menschen übernahmen, als eine traditionell religiöse.

Der sogenannte weiße Feminismus

Nicht wenige muslimische weibliche Gelehrte distanzieren sich deshalb vom Begriff des «Feminismus». Sie sehen darin eine eingeschränkte und nicht selbstreflexive Weltanschauung bzgl. der Frauen. Es ist schlicht unmöglich diese unter dem Begriff «feministisch-islamische Studien» oder andere ähnliche Wortgebilde zusammenzufassen. Dieser Feminismus steht für gewisse dieser Frauen im Allgemeinen für die Befreiung eines Typs von Frau: die weisse Frau aus der Mittelschicht – der sogenannte weiße Feminismus.

Dies betrifft auch andere Lebensbereiche, die von Klassismus wie auch Rassismus betroffen sind. So sind nun weitere Feminismen entstanden, die PoC (People of Color), queere oder marginalisierte Frauengruppen als weitere wesentliche Basis nehmen. Dadurch entstehen entkolonialisierte Feminismen. Sie sind darum bemüht, den imperialistisch orientierten Perspektiven auf gesellschaftliche Zusammenhänge bessere Modelle gegenüberzustellen. Diese berücksichtigen zudem die Intersektionalität.

Typischer Streitpunkt: Tragen des Schleiers

Nehmen wir das Tragen des Schleiers als Beispiel. Der weiße Feminismus betrachtet den Schleier als eine Unterdrückung und die Frau muss teils missionarisch drauf hingewiesen und befreit werden, damit sie ihre Haut und Haare zeigen kann. Ein entkolonialisierter Feminismus vertritt die Position, dass wenn sich eine Frau aus freien Stücken verschleiert, sie feministisch und eben nicht unterdrückt ist; sie entscheidet sich aus eigener Handlungskompetenz heraus für ihr Kopftuch. Erst wenn sie tatsächlich gezwungen wird, aus welchen Gründen auch immer, ist sie als unterdrückt zu betrachten.

Auch frühere weibliche Gelehrte zeitversetzt als «Feministinnen» zu bezeichnen, wie etwa das Beispiel Sukaynas weiter oben, zeigt einen Mangel an Verständnis über kulturellen Kontext. Sie als Beispiel anzuführen und zu verlangen, dass alle Frauen wie Sukayna sein müssten, um als Feministin zu gelten, wäre wiederum ein kolonialistisches, anachronistisches Denken und stelle ein großes Missverständnis Sukaynas und ihrer Motive dar.

Den islamischen Feminismus neu definieren

Andererseits gibt es wiederum viele, die den Begriff des islamischen Feminismus für sich neu definieren und bewusst beanspruchen. Persönlich kenne ich viele Musliminnen, die sich auch bewusst Feministinnen nennen. Auch gibt Versuche neue Begriffe zu definieren und zu verwenden. Es geht für mich schließlich darum, dass wir lernen Begriffe nicht trennend, sondern einigend zu verwenden. Gott möchte von uns Einheit in der Vielfalt (Koranverse 3:102-105, 6:159, 11:118-119, 42:8). Lila Abu-Lughod ruft in ihrem Aufsatz zu einem differenzierten Vorgehen auf:

«Ich argumentiere, dass wir stattdessen eine ernsthafte Wertschätzung der Unterschiede unter den Frauen dieser Welt entwickeln – als Ergebnis unterschiedlicher Geschichten, Erscheinungen verschiedener Umstände und Ausdrucksformen andersartig strukturierter Wünsche.»

Do Muslim Women Really Need Saving?

Ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken, dass nur europäische Geistliche und Philosophien schuld an den Miseren wären. Es gibt viele muslimische Gelehrte, die eindeutig sehr frauen- oder sexualitätsfeindlich waren, etwa die berühmten Gelehrten As-Sarachsi oder Ibn Dschawzi. Wichtig ist hierbei jedoch, dass die muslimische Gelehrsamkeit im Generellen lange eine Kultur der Ambiguität pflegte und viele Positionen gleichzeitig diskutierten. Diese Pluralität und Mehrdeutigkeit gingen durch die Moderne leider verloren, indem westliche Narrative der Suche nach Eindeutigkeit ebenfalls übernommen wurden. In jüngster Zeit sind glücklicherweise Aufbrüche zu mehr Ambiguität in europäischen Diskursen zu beobachten.

Koran als Inspiration für eine gendergerechte Theologie

Viele argumentieren, dass der Koran eine Inspiration für eine gendergerechte Theologie bietet. Dieser Überzeugung bin ich auch. Jedoch müssen wir dazu den Koran in seinem historischen, sowie altarabisch-sprachlichen Kontext verorten. So können wir dann aus dem Text ableiten, dass Partner ihre Beziehung auf Augenhöhe zu pflegen haben (Koranverse 2:187, 9:71, 24:26) und vor Gott die Geschlechter und ihre Taten generell gleichwertig sind (33:35, 3:195, 16:97). Partner sollen Ruhe beieinander finden können (30:21).

Unsere Gesellschaft funktioniert also besser, wenn nicht die Geschlechter untereinander im Fokus stehen, sondern, wenn wir Ruhe anbieten und aufrechterhalten können auf materieller, psycho-sozialer und individueller Ebene. Anders und vereinfacht gesagt müssen wir psychische und gesellschaftliche Sicherheit fördern.

Auch zahlenmäßig kommen Mann und Frau gleich oft vor im Koran, nämlich jeweils 24 Mal. Die Frau entsteht nicht aus den Rippen Adams, sondern alle Menschenkinder teilen sich denselben seelischen Ursprung:

Er schuf euch aus einer einzigen Seele (nafs), hierauf machte Er aus ihr ihr Partnerwesen.

4:1, 39:6

Solche Verse können so gedeutet werden, dass sämtliche Geschlechter gleichzeitig erschaffen wurden und nicht erst nacheinander. Nicht zuletzt deshalb besitzen alle dieselbe Menschenwürde als Kinder Adams, ungeachtet ihrer Taten (17:70). Ich bin würdig und würdevoll, aus dem einfachen Grund, dass ich als Geschöpf Gottes existiere. Ich muss nicht erst meine Würde beweisen.

Der Koran zugunsten der Frauen

Teilweise gibt es Unterschiede im Koran, die zugunsten der Frauen ausfallen. So hat die Frau beim Vorwurf des Ehebruchs oder der Unzucht das letzte Wort (vgl. Sura 24). Eine ähnliche Regelung gibt es nicht für Männer. Ebenfalls wird das Königtum im Koran negativ umschrieben (27:34), aber die positive Ausnahme bildet die Königin von Saba selbst. Sie wählte entgegen dem Vorschlag ihrer Berater nicht den Weg des Krieges und der Konfrontation. Der Weg des Friedens und Dialogs war ihr Weg (27:35). Sie zeigte sich standhaft, weise, reflektiert und einsichtig in gegenseitiger Übereinkunft mit dem Propheten Salomo (27:44).

Frauen wie Maria oder auch die Frau des tyrannischen und despotischen Pharaos werden als besonders rechtschaffene Gläubige beschrieben (66:11-12). Auch die Frauen des Propheten Muhammad sind nicht zu vergessen, die als Mütter der Gläubigen und somit unmittelbar als Vorbilder für alle hochgehalten werden (33:6). Individuelle Unterschiede sind keine Defizite, sondern eine Erscheinung des Menschseins an sich und als solche sind sie zu feiern und zu pflegen (49:13).

Spirituelle Räume rückerobern

Zusammengefasst gibt es also mindestens drei Ebenen, die eine große Rolle spielen. Die erste ist die Bildungs- und Aufklärungsarbeit über das muslimisch kulturelle Erbe. Die zweite Ebene ist die Entkolonialisierung der Diskurse, sodass ein ambiger, pluraler Meinungsaustausch entstehen kann. Dieser kann dann wiederum alle bereichern und berücksichtigt nicht nur eine ausgewählte Gruppe. Dabei müssen auch marginalisierte Gruppen darauf achten, dass sie nicht ihre eigene Perspektive stellvertretend zum «Feminismus» oder zum einzig gültigen Ausgangspunkt erklären oder unbewusst voraussetzen. Die dritte und nicht abschließende Herausforderung wird sein, weibliche Gelehrsamkeit in allen Bereichen wiederherzustellen und auszubauen: Imaminnen und Vorbeterinnen, Koranexegetinnen, Scharia- und Hadith-Expertinnen, Seelsorgerinnen, Theologinnen, Islamwissenschaftlerinnen, Rezitatorinnen, Ritualbegleiterinnen, Historikerinnen, Kulturschaffende in Musik, Poesie wie Literatur und darstellende Künste, Jugendarbeiterinnen und viele mehr.

Dies erfordert unter anderem die Sichtbarmachung all dieser Pionierinnen. Gewisse Frauen müssen dafür aus ihrer Komfortzone raus und die spirituellen Räume rückerobern. Auch ist eine islamisch-theologische Aufarbeitung der ideologischen Hürden vonnöten. Ein Beispiel kann sein, dass alte Fragestellungen wieder aufgegriffen werden, wie etwa die Frage nach der Selbstverständlichkeit, dass auch Prophetinnen nach islamischem Verständnis wirkten.


Weiterführende Literatur:

Kecia Ali: Sexual Ethics and Islam. Feminist Reflections on Qur’an, Hadith, and Jurisprudence. Oneworld Publications, 2016.

Zahra Ali (Hrsg.): Islamische Feminismen. Passagen, 2017.

Katajun Amirpur: Den Islam neu denken. Der Dschihad für Demokratie, Freiheit und Frauenrechte. C.H. Beck 2013.
Meine Rezension zum Buch: alrahman.de/wie-der-islam-neu-gedacht-werden-kann

Asma Barlas: Re-Understanding Islam: A Double Critique (Spinoza Lectures). Amsterdam, van Gorcum, 2008.

Thomas Bauer: Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams. Verlag der Weltreligionen, 2011.

Lamya Kaddor (Hrsg.): Muslimisch und liberal! Was einen zeitgemäßen Islam ausmacht. Piper, 2020.

Fatima Mernissi: The Veil and the Male Elite: A Feminist Interpretation of Women’s Rights in Islam. Addison Wesley Publishing Co., 1991.

Aisha Y. Musa: Hadith as Scripture. Discussions on the Authority of Prophetic Traditions in Islam. Palgrave MacMillan, 2008.

Muhammad Akram Nadwi: Al-Muhaddithat: The Women Scholars In Islam. Interface Publications, 2007.

Amidu Sanni: Women Critics in Arabic Literary Tradition with Particular Reference to Sukayna bt. al-Husayn. British Society for Middle Eastern Studies (July 1991): 358–366.

Annemarie Schimmel: Meine Seele ist eine Frau. Kosel Verlag, 1995.

Nimet Seker: Koran und Gender. Exegetische und hermeneutische Studien zum Geschlechterverhältnis im Koran. Hamburg: Editio Gryphus, 2020.

Lana Sirri: Einführung in islamische Feminismen. w_orten & meer, 2017.

Barbara Freyer Stowasser: Women in the Quran. Traditions, and interpretation. New York, Oxford: Oxford University Press, 1996.

Christian Ströbele, Amir Dziri, Anja Middelbeck-Varwick und Armina Omerika (Hrsg.): Theologie – gendergerecht? Perspektiven für Islam und Christentum. Friedrich Pustet, 2021.

Amina Wadud: Inside the Gender Jihad. Women’s Reform in Islam. Oxford, 2006.

Rafia Zakaria: Against White Feminism. Hanser / hanserblau, 2022.

Weißer Sand

Aufbrüche – auf SRF Blickpunkt Religion und Zwischenhalt

Unser Verein war sehr aktiv dieses Jahr. Kerem Adıgüzel spricht über die verschiedenen Vereinsentwicklungen im Radio SRF zum Thema Um- und Aufbrüche. Unter anderem sprach er über Weihnachten aus muslimischer Perspektive (etwa bei Minute 45’18’’). Zusätzlich nahm er teil an einem interreligiösen Gespräch zusammen mit der römisch-katholischen Theologin und Wort-zum-Sonntag-Sprecherin Veronika Jehle und mit der Juristin, Mediatorin und praktizierenden Hindu Laavanja Sinnadurai.

 

Aufbrüche für ein aufgeklärtes Verständnis des Islam

Unser Verein engagiert sich für eine offene Moschee, in welcher der Koran allein massgeblich ist. Dieser Vision sind wir dieses Jahr ein Stück näher gekommen, worüber in der Sendung Zwischenhalt gesprochen wird.

Zu hören auf SRF Zwischenhalt.

 

Aufbrüche: Interreligiöse Gesprächsrunde

Teil 1: Umweltschutz

Weltweit gingen 2019 so viele Menschen wie noch nie für den Klimaschutz auf die Strasse. Der Klimawandel ist auch seit Jahren bei uns in der Gemeinschaft ein Thema und bewegt allgemein auch religiöse Menschen.

Zu hören auf: https://www.srf.ch/sendungen/blickpunkt-religion/aufbrueche-2019-interreligioese-gespraechsrunde-1-umweltschutz

 

Teil 2: Frauenrechte

Beim Frauen*streik im Juni 2019 liefen auch Kirchenfrauen oder Musliminnen mit. Unser Verein verfasste dazu eine Medienmitteilung, welche auf viele positive Rückmeldungen stieß. Im zweiten Teil der interreligiösen Gesprächsrunde gehen wir der Frage nach der Stellung von Frauen in Bezug auf religiöse Ämter nach.

Zu hören auf: https://www.srf.ch/sendungen/blickpunkt-religion/aufbrueche-2019-interreligioese-gespraechsrunde-2-frauenrechte

 

Teil 3: Ehe für alle?

Sowohl das Parlament in der Schweiz als auch Religionsgemeinschaften haben 2019 viel über die gleichgeschlechtliche Ehe debattiert. Die Schweizer Reformierten sagten dazu ja. Darüber reden wir in unserem letzten interreligiösen Gespräch in der Adventsserie zu Auf- und Umbrüchen 2019 in der Sendung Blickpunkt Religion.

Zu hören auf: https://www.srf.ch/sendungen/blickpunkt-religion/aufbrueche-2019-interreligioese-gespraechsrunde-3-homosexualitaet

Wie ein muslimischer Mathematiker gegen religiösen Fanatismus kämpft

Eine Gruppe junger Muslime trifft sich regelmässig in Zürich zum Gebet. Nun wollen sie eine Moschee gründen, um mit den Worten Gottes gegen den konservativen Islam zu kämpfen.

Lesen auf: https://www.nzz.ch/zuerich/offene-moschee-geplant-mit-dem-koran-gegen-religioesen-fanatismus-ld.1310005


Es gab eine Rückfrage zum Artikel, der bei der NZZ über mich erschien:

Könnten Sie mir sagen, welche Moschee in der Schweiz für Frauen oder Homosexuelle nicht offen steht?

Meine Antwort (Kerem Adıgüzel):
Theoretisch gesehen sind selbst die Salafisten offen für den Besuch von Homosexuellen in den Moscheen. Wir reden hier aber von der Theorie und von einzelnen Besuchen. Wenn die Moscheen so offen sind, wie suggeriert wird, wieso braucht es dann überhaupt unsere Moschee, die Offene Moschee Schweiz oder die Inclusive Mosque Initiative in London oder die Muslims for Progressive Values in den USA oder den Liberal-Islamischer Bund in Deutschland und viele weitere in anderen Ländern? Darüber hinaus gibt es unzählige homosexuelle Muslime, die sich leider nicht in die traditionellen Moscheen getrauen wegen ihren vielen negativen Erfahrungen diesbezüglich. So habe gar ich Mühe, einem homosexuellen Muslim klar zu machen, dass er sich bei uns und in unserer zukünftigen Moschee, so Gott will, in Sicherheit wähnen darf, weil die Vorbehalte so gross sind.

Ich betone noch einmal den Aspekt, dass sich die Moscheen theoretisch offen präsentieren für diese Gruppen. Heterosexuelle haben es da natürlich einfacher, dennoch sind in unserer Gruppe einige heterosexuelle Frauen, die sich in den hiesigen Moscheen auch nicht wohl fühlen oder nicht einmal einen Platz kriegen. Die Ressentiments sind schlichtweg überwältigend, auch für Frauen ohne Kopftuch oder eben Homosexuelle als ständige (!) Moscheegänger.

Diskutieren wir also nicht theoretisch herum, sondern werden praktisch und klären in den eigenen vier Wänden auf, dass es flächendeckend auch bspw. homosexuelle Imaminnen ohne Kopftuch geben darf und dies nicht als Widerspruch empfunden (!) wird. Erst wenn diese Belanglosigkeiten als nebensächlich empfunden werden, bin ich bereit, die hiesigen Moscheen als praktisch offen für Frauen und Homosexuelle anzusehen. Denn im Koran steht auch:

7:26 O Kinder Adams, Wir gaben euch Kleidung, eure Scham zu bedecken, und zum Schmuck; doch das Kleid der Achtsamkeit – das ist das beste. Dies ist eins der Zeichen Gottes, auf daß sie (dessen) eingedenk sein mögen.

Also spielen nicht die Äusserlichkeiten eine Rolle, sondern der Charakter und die Achtsamkeit eines Menschen – unabhängig vom Geschlecht. Man muss nicht einverstanden sein, dass eine Person Homosexualität als normal betrachtet, man muss aber tolerieren können, dass eine Person anderer Meinung sein kann und dies auch so ausleben darf. Kleiden wir uns also ein mit der Achtsamkeit und achten auf unsere Mitmenschen.

Schlüssel zum Verständnis des Koran: 4. Der Tunnelblick – Frauen schlagen?

4. Das Wort selbst und seine Mehrdeutigkeit beachten – Der „Tunnelblick“: Frauen schlagen?

Einige arabische Wörter, genauso wie in der deutschen Sprache, können mehr als eine einzelne Bedeutung in sich tragen. Dadurch kann die zugeschriebene Bedeutung manchmal Widersprüche zwischen den Versen der Schrift oder ein merkwürdiges Verständnis nach sich ziehen. Ist es in solchen Fällen nicht ratsam der besten Bedeutung, die abgeleitet werden kann, zu folgen?

 

39:18 die auf das Wort hören und dann dem Besten davon folgen. Das sind diejenigen, die Allah rechtleitet, und das sind diejenigen, die Verstand besitzen.41

 

Hierbei ist es sehr wichtig, dass nur weil Sie eine Bedeutungsschicht eines gegebenen Wortes noch nicht gehört oder gewusst haben, der „neuen Idee“ gegenüber nicht abgeneigt sein dürfen. Dieses allgemeine Prinzip finden wir auch in der Lesung:

 

10:39 Nein! Vielmehr erklären sie das für Lüge, wovon sie kein umfassendes Wissen haben, und schon bevor seine Deutung zu ihnen gekommen ist. So haben es auch diejenigen, die vor ihnen waren, für Lüge erklärt. Schau, wie das Ende der Ungerechten war!42

 

Dieser Vers bezieht sich direkt auf die Lesung (10:38) und gilt deshalb als Prinzip im Umgang mit allem, was mit der Lesung zu tun hat, also auch die Ideen und ihre Auslegungen. Wir haben die Aufgabe, der besten Idee zu folgen (39:18), nachdem wir alle Ideen überprüft haben. Ideen vorschnell ohne gründliches Verstehen abzulehnen wird hier mit den Ungerechten in Verbindung gebracht. Hierbei sollten wir ein weiteres Prinzip befolgen:

 

17:35–36 Und gebt, wenn ihr zumeßt, volles Maß und wägt mit der richtigen Waage! So ist es am besten (für euch) und nimmt am ehesten einen guten Ausgang. Und geh nicht einer Sache nach, von der du kein Wissen hast! Gehör, Gesicht und Verstand, – für all das wird (dereinst) Rechenschaft verlangt.43

 

Hier wird also von uns verlangt, dass wir keine oberflächlichen Analysen einfach so annehmen sollen, sondern sie gründlich abzuwägen und zu prüfen haben. Hierbei dürfen wir nichts annehmen, worüber wir kein Wissen haben. Die Grundhaltung ist in dem Sinne also eher defensiv und zurückhaltend geprägt. Dies hat seinen Sinn, da sich gefestigtes Wissen erst mit der Zeit bildet und die darauf aufbauenden Ideen ein starkes Fundament benötigen, was Zeit und Wissen braucht. So dürfen Sie auch die in diesem Buch präsentierten Vorschläge und Ideen nicht als Wahrheit einfach  so hinnehmen, sondern sollten alles nachprüfen. Wenn ich also Bedeutungen zu arabischen Wörtern angebe, so müssten Sie diese zumindest in den erwähnten Wörterbüchern nachschlagen und das Verständnis der Wurzel nachvollziehen können. In diesen Versen findet sich also sinngemäß der Imperativ „Bediene dich deines eigenen Verstandes“ wieder! Dies bedeutet aber natürlich nicht, dass beispielsweise ein junger Mensch im Alter der Pubertät keine Einsicht haben könnte, im Gegenteil! Hat dieser die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt, kann er unter Umständen gar mehr wissen und auf mehr hinweisen als so manch studierter Gelehrter. Erfahrungsgemäß ist dies leider eher selten anzutreffen, weil das Potenzial der Kinder häufig erstickt wird durch Einschüchterung und Autoritätsdenken in den meisten Koranschulen. Ein klares Beispiel dessen, was ein mehrdeutiges Wort und seine inkorrekte Anwendung an seriösen Problemen verursachen kann, ist das Wort „ḍaraba“ aus 4:34, was von den meisten Übersetzern primär mit “schlagen” übersetzt wird. Hier eine mögliche Übersetzung, wobei das entsprechende Wort in der Transliteration belassen wurde:

 

4:34 Die Männer haben die Frauen zu unterstützen; Angesichts der vielfältigen Gaben, die Gott ihnen gegenseitig geschenkt hat, und angesichts des Reichtums, den sie in Umlauf bringen. Aufrechte Frauen, die achtsam über ihre Privatsphäre sind, bewahren das Verborgene im dem Sinn, wie Gott es vorsieht. Die Frauen aber, deren Verlassenheit ihr befürchtet, gebt ihnen gute Ratschläge und vermeidet sie in den Betträumen und iḍribū sie. Wenn sie aber eure Argumente einsehen, dann sucht keinen Vorwand sie zu ärgern. Gott ist erhaben und groß.44

 

Bild: Patrick Kolencherry, CC BY-NC 2.0

Bild: Patrick Kolencherry, CC BY-NC 2.0

Die Wahl von „schlagen / prügeln“ in diesem Beispiel erzeugt eine bizarre Bedeutung, da der Vers von einem Streit zwischen den Ehegatten handelt. Der Vers schlägt eine Lösung vor, wie schrittweise vorzugehen ist, um die Ehe zu retten. Dass der letzte Schritt seine Frau zu „schlagen“ wäre, ist der Tod für jedweden Respekt und jegliche Liebe und Barmherzigkeit, die vorher in einer Ehe laut der Lesung vorhanden sein musste (30:21)!

An dieser Stelle ist der „Tunnelblick“ anzuwenden in Bezug auf ein bestimmtes Wort aus dem entsprechenden Vers. Hierbei gibt es drei miteinander verbundene Wege, wie Sie dies bewerkstelligen können. Auch hier spielt die Reihenfolge keine Rolle.

 

  1. Wörterbücher: Schlagen Sie die Wörterbücher auf, die Ihnen zur Verfügung stehen und suchen Sie die entsprechende Wurzel heraus mit all ihren weiteren Bedeutungen der Verbstämme und Verbalnomen. Studieren Sie diese eingehend, wobei Sie nach einer Grundbedeutung der Wurzel suchen sollten. Achten Sie hierbei darauf, dass Sie nach den klassisch-arabischen Bedeutungen suchen müssen und nicht nach dem modernen Gebrauch, was den Unterschied zwischen „Kopftuch“ und „Bedeckung“ in 24:31 ausmachen kann.
  2. Semantische Ebene(n): Alle Stellen in der Lesung suchen, in denen dieses Wort und seine Wurzel vorkommen. Die im Vers vorkommenden Worte legen die Bedeutung durch die entsprechende Verwendung fest, wie zum Beispiel als Antonym (Gegensatz) zu einem anderen Wort. Dieser Punkt ist ein zentraler Bestandteil der koranischen Hermeneutik. Berücksichtigen Sie hierbei das im Vers behandelte Thema: Geht es hier um rituelle Pflichten, wird in Gleichnissen vom Jenseits berichtet oder werden grundsätzliche ethische Werte behandelt? All dies spielt eine erhebliche Rolle in der Art und Weise, wie die Wörter in der Lesung zu verstehen sind. Gehen Sie also analytisch vor und begutachten Sie die Verse und die Vorkommnisse des Wortes genau. Auch wenn Sie kein Arabisch können, werden Sie diesen Punkt mit der Zuhilfenahme von Transliterationen erfolgreich durchführen können.
  3. Der Mehrdeutigkeit des Wortes in der eigenen Sprache nachgehen: Wieso soll ich ein arabisches Wort mit dem deutschen Wort und seiner Mehrdeutigkeit vergleichen? Dies möchte ich wie folgt illustrieren, indem ich für den weiteren Verlauf annehme, ḍaraba sei tatsächlich immer nur „schlagen“. Schauen wir beispielsweise im Duden nach, über welches semantische Spektrum sich die Bedeutungen dieses so einfach erscheinenden Verbes erstreckt, so lesen wir von 17 verschiedenen Bedeutungsebenen, unter denen nicht jede Variante ein wörtliches „schlagen“ meinen kann, wie etwa im Satz „Das Gebiet wurde in dem Friedensvertrag zum Osmanischen Reich geschlagen (ihm angegliedert) “.45

 

Wie Sie also aus Ihrer eigenen Sprache heraus verstehen können, ist die Mehrdeutigkeit dieses Wortes eine von der Anwendung des Wortes abhängige Angelegenheit, was Ihnen dabei hilft, Einsicht zu gewinnen in die Vielfalt beider Sprachen, der deutschen und arabischen. Dies geht natürlich mit jeder weiteren Sprache, die Sie gut beherrschen. Mit der Zeit werden Sie auch ein Gefühl für die richtige Wortwahl in der Übersetzung entwickeln und den sogenannten „roten Faden“ der Geschichte nicht aus den Augen verlieren.

Bedenken Sie hierbei auch, dass im Endeffekt die genaue Wortwahl nicht wirklich eine Rolle spielt, wenn Sie diesen „roten Faden“ erst einmal erfasst haben. Die Idee hinter dem Text ist wichtig,  nicht die eingeschränkten Worte. Die Worte dienen lediglich zur Übertragung der Idee in einer uns bekannten und zugänglichen Form. In dem Sinne sollten Sie also die Idee in möglichst viele unterschiedliche Sätze „übersetzen“ können, wenn Sie einen gegebenen Vers wirklich begriffen haben.

Natürlich sollten bei diesem Tunnelblick möglichst viele Wurzel-Konkordanzen aufgeschlagen werden. In unserer Datenbank zu den Wurzeln auf www.alquran.eu lesen wir über „Ḍaraba“:

 

  • Nominativ:
    ضرب [ḍarb] Schlagen, Multiplizieren,
    جدول الضرب [dschadwal aḍ-ḍarb] Einmaleins,
    ضرب ضروب [ḍurūb] Gattung, Art,
    ضربة [ḍarbah] Schlag, Stoß,
    ضِراب [ḍirāb] Paarung,
    ضريبة [ḍarībah] Steuer,
    إضراب [ʾiḍrāb] Streik,
    مِضرب [miḍrab] Schlaginstrument, Schläger, Schlegel
    مضرب [muḍrib] Streikender,
    مضاربة [muḍārabah] Spekulation,
    إضطراب [ʾiḍṭirāb] Unruhe, Schwankung,
  • Verb:
    ضرب [ḍaraba] (ab-)schlagen, (mit Plagen, Schmach, Elend) treffen lassen, (Erdbeben) einschlagen, (Belagerung) einschließen, (mit Kugeln) beschießen, (Musikinstrument) spielen, (Schreibmaschine) schreiben, (Glocke) läuten, (Zelt) aufschlagen, (Beispiel) anführen, (Math.) multiplizieren, (durch Länder) umherziehen, (durch-)reisen, (Wunde) schmerzen, (Tiere) sich paaren, (Münz) prägen, (zwei Sachen) zusammenmischen, (Rekord) brechen
    أضرب [ʾaḍraba] sich abwenden, streiken,
    تضارب [taḍāraba] sich gegenseitig schlagen, Meinungsverschiedenheit haben, kollidieren,
    إضطرب [ʾiḍṭaraba] unruhig sein, erregt sein,
  • Adjektiv:
    ضربي [ḍarbī] multiplizierend, schlagend,
    مضروب [maḍrūb] geschlagen, multipliziert,
    مضطرب [muḍṭarib] unruhig,
    ضريبي [ḍarībī] steuerlich

 

Also haben wir auch auf Arabisch eine beachtliche Bedeutungsvielfalt in einer einzelnen Wurzel. Die Wurzel „Ḍaraba“46 hat in der Lesung selbst auch mehrere Bedeutungen:

 

1. Umherwandern / unterwegs sein:

4:94 O die ihr glaubt, wenn ihr auf Allahs Weg umherreist (ḍarabtum), dann unterscheidet klar und sagt nicht zu einem, der euch Frieden anbietet: “Du bist nicht gläubig”, wobei ihr nach den Glücksgütern des diesseitigen Lebens trachtet. Doch bei Allah ist Gutes in Fülle. So wart ihr zuvor. Aber dann hat Allah euch eine Wohltat erwiesen. Unterscheidet also klar. Gewiß, Allah ist dessen, was ihr tut, Kundig.47

 

2. Etwas oder jemanden schlagen:

47:27 Und wie (sind sie denn), wenn die Engel ihre (Seelen) einzogen, sie schlagen (yaḍribūna) auf ihre Gesichter und ihre Rücken?!48

 

3. Etwas versiegeln, verschließen:

18:11 Da machten Wir in der Höhle ihre Ohren taub (ḍarabnā), so dass sie lange Jahre schliefen.49

 

4. Jemanden oder etwas abwenden / trennen:

43:5 Sollen Wir da die Ermahnung von euch abwenden (naḍrib), weil ihr ein zügelloses Volk seid?50

 

5. Gleichnis prägen:

14:24 Siehst du nicht, wie Gott das Gleichnis eines guten Wortes prägt (ḍaraba)? (Es ist) wie ein guter Baum, dessen Wurzeln fest sind und dessen Zweige bis zum Himmel (ragen).51

 

6. Im Land bewegen:

2:273 Für die Armen, die auf dem Weg Gottes gehindert werden, sich frei im Land zu bewegen (lā yastaṭiʿūna ḍarban). Der Unwissende hält sie für reich wegen (ihrer) Zurückhaltung. Du aber erkennst sie an ihrem Auftreten. Sie betteln die Menschen nicht aufdringlich an. Und was immer ihr an Gutem spendet, wahrlich, Gott weiß es.52

 

Wie Sie sehen, haben wir uns nun ausführlich mit einem einzelnen Wort beschäftigt. Wir hatten den Tunnelblick auf dieses Wort gerichtet. Nach der Wortanalyse soll dieser Tunnelblick wieder verlassen werden, um die ganzheitliche Idee, den roten Faden einzufangen.

Die beste Bedeutung kann nur dann erlangt werden, wenn nach einer logischen, kontextuell vernünftigen und konsistenten Bedeutung gesucht wird. In diesem Falle, wenn die Bedeutung auf „lassen / trennen“ (vierte aufgeführte Bedeutung) gesetzt wird:

 

4:34 Die Männer haben die Frauen zu unterstützen angesichts der vielfältigen Gaben, die Gott ihnen gegenseitig geschenkt hat, und angesichts des Vermögens, den sie in Umlauf bringen. Aufrechte Frauen, die achtsam über ihre Privatsphäre sind, bewahren das Verborgene so, wie Gott es vorsieht. Die Frauen aber, von denen ihr befürchtet, von ihnen verlassen zu werden, gebt ihnen guten Rat, und vermeidet sie in den Betträumen und hinterlasst sie sich selbst. Wenn sie aber eure Argumente einsehen, dann sucht keinen Vorwand sie zu ärgern. Gott ist erhaben und groß.

 

Dies kann dann dahingehend verstanden werden, dass der Ehe der „letzte Schlag“ verpasst wird, weil keine Lösung gefunden werden konnte durch einvernehmliches Reden. Dieser letzte „Schlag“ ist das symbolische Aufgeben der Ehe. Auf diese Weise wird nicht nur ersichtlich, wieso dieser Vers von den meisten Übersetzern mit „schlagen“ übersetzt wurde, sondern ebenso auch, dass eben gerade rein sprachlich kein Zwang besteht, dieses Wort allein als „schlagen“ zu verstehen. Um allfällige Einwände bezüglich der fehlenden Präposition ʿan bereits von vornherein zu klären: Es ist richtig, dass in 43:5 eine Präposition eingesetzt wird, welche die Bedeutung klarstellt. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass die arabische Sprache und ihre Grammatik erst etwa 100 Jahre nach der Niederschrift der Lesung überhaupt schriftlich festgehalten wurde. Insofern sind also die Verse bedeutsam, die uns mitteilen, dass Gott Gleichnisse anführt (14:24). Denn in diesen Versen wird auch keine Präposition verwendet und dennoch übersetzt man nicht in der Bedeutung, dass Gott Gleichnisse schlage! Hier darf das Argument, dass es sich hierbei ja um eine Redewendung handle, nicht angeführt werden, denn mit welcher Begründung soll 14:24 eine Redewendung sein, 4:34 aber keine? Insbesondere mit dem Hintergrundwissen, dass diese Gelehrten oft aus einer patriarchalisch geprägten Kultur entstammen und ebenso die patriarchalisch durchsetzten Aussprüche (aḥādīṯ) verwenden, wird klar, wieso diese sogenannten Gelehrten heute noch wider besseren Wissens dieses Wort als „schlagen“ übersetzen anstelle der konsistenten Wahl der „Trennung“.

Vers 4:34 – Totaler Gehorsam der Frau im Islam gegenüber dem Mann?

Ich suche Zuflucht vor dem verworfenen Satan
Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Friede sei mit euch und der Segen und die Barmherzigkeit Gottes.

 

4:34 Die Männer haben die Frauen zu unterstützen; Angesichts der vielfältigen Gaben, die Gott ihnen gegenseitig geschenkt hat, und angesichts des Reichtums, den sie in Umlauf bringen. Aufrechte Frauen, die achtsam über ihre Privatsphäre sind, bewahren das Verborgene im dem Sinn, wie Gott es vorsieht. …

 

Der Vers 4:34 der Lesung (Koran) ist vielen Menschen bekannt als der Vers, der dem Mann gestattet, seine von den Traditionalisten als „widerspenstig“ beschriebene Frau zu schlagen. Es wird diskutiert, wie der Mann sie schlagen darf: Darf es hart sein? Dürfen Spuren zurück bleiben? Soll es eher eine psychische als eine physische Wirkung haben? Darf man es nur in der Härte tun, mit der man eine Frau mit einem Siwak Schmerzen zufügen könnte? All diese Gedanken sollen dazu beitragen, das Schlagen zu verharmlosen. Aber das Schlagen, egal in welcher Härte, hat einen symbolischen Charakter. Man schüchtert den anderen ein, zollt ihm nicht den erforderlichen Respekt und demütigt ihn. Es hinterlässt Spuren, auch wenn es keine äußerlichen sind. Jeder, der schon einmal geschlagen wurde, möge es noch so leicht gewesen sein, kann das bestätigen. Die äußerlichen Wunden mögen verheilen, die inneren bleiben. Das Verhältnis zu dem Menschen wird auf ewig zerrüttet sein, auch wenn der Streit schon längst begraben ist.

Aber zum Schlagen will ich mich nicht ausführlich äußern. Wer sich mit diesem Thema näher befassen will, wie dies in der Lesung wirklich geregelt ist und welche Übersetzungsfehler bzw. Verständnisfehler begangen wurden, der kann den Artikel ‚Erlaubt die Lesung Frauen zu schlagen?‚ oder auch den vierten Punkt im Artikel Schlüssel zum Verständnis der Lesung zu Rate ziehen.

 

Totaler Gehorsam der Frau gegenüber dem Mann?

Mir geht es heute um einen anderen Teil dieses Verses, insbesondere um das Wort qānitāt in der folgenden Aussage: فَال‍‍‍صَّ‍‍الِح‍‍َ‍اتُ قَ‍‍انِت‍‍َ‍اتٌ حَافِ‍‍ظَ‍‍‍ات ٌ‌ لِلْ‍‍غَ‍‍‍يْ‍‍بِ بِمَا‌ حَفِ‍‍ظَ ‌اللَّ‍‍هُ oder transliteriert faṣ-ṣālihātu qānitātun ḥāfiẓātun lil-ghaybi bimā ḥafiẓa l-lāhu. Diese sind die unveränderlichen Wörter auf der Originalsprache der Lesung, auf Arabisch. Wie patriarchalisch dieser Vers von einigen missdeutet wird, möchte ich an einem Beispiel aufzeigen. Erst kürzlich schrieb ein irrender Bruder folgende Worte an mich (Rechtschreibfehler nicht ausgebessert):

 

Eine Frau muss sich ihrem Mann unterwerfen bzw. unterordnen! Dein Mann entscheidet ob du arbeiten gehen darfst oder nicht. Dein Mann entscheidet ob du jemanden von deinen Freundinnen reinlassen darf in deine Wohung. Dein Mann entscheidet ob du fasten darfst oder nicht. Dein Mann entscheidet ob du rausgehen darfst oder nciht. Abgesehen davon, darst du nur mit einem Mahram raus und auf keinen Fall allein. Ich würde dir raten weniger Sprüche hier zu klopfen, sondern mehr den Islam zu lernen. Und nebenbei gefragt, wo ist dein Kopftuch? Auch ist das studieren an gemischten Universitäten(Männer & Frauen) haram!!!!!!

 

Die Frage des Kopftuchs lassen wir heute aus, da sie anderswo behandelt wurde. Diese Art der Misogynie fußt auf einem sunnitischen Verständnis und hat mit der Gottergebenheit aus der Lesung nichts zu tun. Auf Deutsch finde ich bei den vier bekanntesten Übersetzungen die folgende Wortwahl:

 

Ahmadiyya: Darum sind tugendhafte Frauen die Gehorsamen und die (ihrer Gatten) Geheimnisse mit Allahs Hilfe wahren.

Paret: Und die rechtschaffenen Frauen sind (Gott) demütig ergeben und geben acht auf das, was (den Außenstehenden) verborgen ist, weil Gott (darauf) acht gibt.

Rassoul: Darum sind tugendhafte Frauen die Gehorsamen und diejenigen, die (ihrer Gatten) Geheimnisse mit Allahs Hilfe wahren.

Azhar: Die guten Frauen sind gottergeben und verschweigen, was Gott zu verschweigen gebietet.

 

Das Wort „qānitāt“ wird als „die Gehorsamen“, „demütig ergeben“ oder „gottergeben“ übersetzt. Die Ausdrücke in den Klammern kommen im Originaltext nicht vor und sind Interpretationen der Übersetzer. Mithilfe von Corpus Quran fand ich die Wurzel zum Wort qānitāt: qāf-nūn-tāʾ (q-n-t). Die Bedeutungsumschreibung der Wurzel wird in Lane’s Lexikon wie folgt wiedergegeben:

 

to be devout, obedient, fully and wholeheartedly in all humility to stand long in prayer. qanitun – one who is fully, wholehearted and in all humility devout and obedient.

 

Auf Deutsch übersetzt: andächtig/fromm/andachtsvoll, folgsam/gehorsam/obrigkeitshörig/unterwürfig/fügsam, voll und mit ganzem Herzen in aller Bescheidenheit/Demut lang im Gebet stehen. qanitun – jemand, der voll, mit ganzem Herzen und in aller Bescheidenheit/Demut andächtig und gehorsam ist.

Die Ableitungen dieser Wurzel kommen in der Lesung 13 Mal in 12 Versen vor (2:116, 2:238, 3:17, 3:43, 4:34, 16:120, 30:26, 33:31, 33:35, 39:9, 66:5, 66:12). Die Übersetzungen für die Verse aus den Kapiteln zwei und drei sind der Hanif-Übersetzung entnommen, der Rest der Übersetzungen ist von Paret. In eckigen Klammern fügte ich die arabischen Wurzelableitungen hinzu, wie sie im Vers verwendet werden.

 

2:116 Und sie sagten, Gott habe sich einen Sohn genommen. Gepriesen sei er. Vielmehr ist für ihn, was in den Himmeln und auf der Erde ist. Alle sind ihm loyal [qānitūn]

2:238 Bewahret die Kontakte und den mittleren Kontakt und steht loyal [qānitīn] zu Gott

3:17 Die Geduldigen, die Wahrhaftigen, die Loyalen [al-qānitīn], die Ausgebenden und die bei den Dämmerungen um Vergebung Bittenden

3:43 Maria, sei deinem Herrn loyal [uqnutī] und unterwirf dich und beuge dich mit den Beugenden

16:120 Abraham war eine Gemeinschaft (für sich) (dem einen) Gott demütig ergeben [qānitan], ein Hanief und kein Heide, …

30:26 Und ihm sind (alle Wesen) untertan (w. ihm gehören (alle Wesen)) die im Himmel und auf der Erde sind. Alle sind ihm demütig ergeben [qānitūn].

33:31 Wenn aber eine von euch Gott und seinem Gesandten demütig ergeben [yaqnut] ist …

33:35 Was muslimische Männer und Frauen sind, Männer und Frauen, die gläubig, die (Gott) demütig ergeben [qānitīn] …

39:9 Ist etwa einer, der (Gott) demütig ergeben ist [qānitun], indem er zu (gewissen) Zeiten der Nacht sich niederwirft oder (w. und) (andächtig im Gebet) steht und sich dabei vor dem Jenseits ängstigt, …

66:5 Wenn er euch (Frauen) … entläßt, wird sein Herr ihm vielleicht Gattinnen zum Tausch geben, die besser sind als ihr: Frauen, die den Islam angenommen haben (muslimaat), die gläubig sind, (Gott) demütig ergeben [qānitāt], bußfertig, fromm, asketisch …, solche, die schon verheiratet waren oder (w. und) noch Jungfrauen sind.

66:12 … Und sie glaubte an die Worte ihres Herrn und an seine Schriften und gehörte zu denen, die (Gott) demütig ergeben sind [al-qānitīn].

 

Da die friedliche Ergebung mittels des Wortes Islām umschrieben wird (Wurzel s-l-m), passt die Ergänzung ergeben in ‚demütig ergeben‘ für die Wurzel q-n-t nicht. Ebenso wird das Wort demütig mit einem anderen Wort in Verbindung gebracht, nämlich chāschiʿ (خاشع, siehe z.B. 2:45). Ebenso könnte unter Umständen die Wurzel ḍād-rāʾ-ʿayn mit Demut in Verbindung gebracht werden (z.B. in 7:205). Aus diesem Grund sollte q-n-t mit Loyalität und nicht mit Demut oder Ergebenheit umschrieben werden, wie es auch in der Übersetzung von Hanif verwendet wird.

Viel wichtiger als die genaue Übersetzung der Wurzel ist aber der Umstand, dass kein einziger der Verse, in denen eine Ableitung der Wurzel q-n-t vorkommt, von der Loyalität, dem Gehorsam oder auch demütigen Ergebenheit jemand anderem gegenüber als Gott spricht. Selbst in 33:31 wird lediglich gegenüber dem Gesandten Gottes zusätzlich Loyalität verlangt, da er ja die Botschaft Gottes übermittelt. Die Loyalität gegenüber dem Gesandten bedeutet also die Loyalität gegenüber der Botschaft Gottes und somit Gott selbst. Vor allem der Vers 66:5 beschreibt gottergebene Frauen in ihrem Verhältnis zu Gott:

  • Sie sind gegenüber GOTT bußfertig und nicht gegenüber ihren Männern.
  • Sie sind gegenüber GOTT fromm und nicht gegenüber ihren Männern.
  • Sie sind für GOTT asketisch (enthaltsam) und nicht für ihre Männer.

Gott wählt die Worte nicht ohne Grund, alles hat einen Sinn: Die Wortwahl, die Syntax, der Satzbau. Und so kann es doch nicht sein, dass er all diese Eigenschaften, die im Verhältnis zu Ihm stehen, neben das Wort „qānitāt“ setzt, was eine Frau angeblich ihrem Mann gegenüber sein müsse.

Es gibt noch die folgende Argumentation, welche auch teils gemäßigte, männliche Gottergebene zu akzeptieren scheinen:

 

In 4:34 ist ganz klar die Rede von Gehorsamkeit der Frau gegenüber dem Mann und am Anfang steht ja deutlich „Die Männer sind Aufrechterhaltende gegenüber den Frauen“. In 66:10 steht über die Frauen von Noah und Lot, dass „sie beide zwei Dienern von unseren rechtschaffenen Dienern unterstanden“, also gibt es sicherlich unterschiedliche Stärken und Schwächen bei Männern und Frauen, deswegen kann man nicht von einer bedingungslosen Gleichberechtigung sprechen.

Erklärung zu 4:34
Das verwendete Verb ist aṭāʿa, was ‚gehorchen‘ bedeutet und in 4:34 steht. Der Ausdruck aus 4:34 kann sinngemäß übersetzt werden als: „Wenn sie (Frauen) euch (Männer) gehorchen, dann sucht keinen Weg gegen sie.“ Und da die Männer die Auflehnung der Frauen fürchten, gibt es Schritte gegen die Frau. Und warum sollte die Frau dem Mann gehorchen? Weil wenn dieser die Gebote Gottes gebietet, so gehorcht die Frau den Geboten Gottes.

 

So gilt für die Frauen das Gleiche, wie über ihnen ist, in erkenntlicher Weise – 2:228Es ist natürlich verständlich, dass eine bedingungslose Gleichberechtigung nicht immer Sinn ergibt. Ich fordere aber die Gleichberechtigung für Frauen, wo eine Ungleichbehandlung nicht wegen zwingenden natürlichen Unterschieden gegeben ist, so wie Gott sie den Frauen zuspricht in 2:228 und 4:128. Zumal ist aus dem Ausdruck aus 66:10 sprachlich gesehen keine Vorrangstellung des Mannes abzuleiten. Es wird lediglich folgendes ausgesagt: Da die Männer zu dieser Zeit hauptsächlich für das Einkommen verantwortlich waren, begaben sich die Frauen unter ihre Fittiche. Genauso wie auf Deutsch „sich unter jemandes Fittiche begeben“ nicht bedeutet, dass der Mann eine allgemeine Vorrangstellung genieße, verhält es sich genau gleich in diesem Vers. Der Vers 66:10 ist darüber hinaus auch kein Argument dafür, dass die Frau generell dem Mann „unterstehe“, da man hier beachten muss, dass es sich um Gesandte Gottes handelt, die jedem Menschen aufgrund ihrer Gesandtschaft eine Stufe höher gestellt sind und ihnen durch ihren Glauben, ihre Standhaftigkeit und Charaktereigenschaften überstehen.

we_all_can_do_itNun zum Argument bezüglich 4:34: Es stimmt, dass dort das Verb gehorchen verwendet wird. Jedoch ist aus diesem Vers keine allgemeingültige Regel abzuleiten, da dieser Vers nur für einen Spezialfall gilt, nämlich für den Streitfall zwischen verheirateten Paaren und darüber hinaus nur dann, wenn der Mann Recht haben sollte! Darüber hinaus bedeutet das nicht „gehorchen“ im absolutistischen, religiösen Sinne. Siehe als Beispiel 26:151 oder auch klarer 49:7, woraus wir verstehen können, dass der Gehorsam des Gesandten gegenüber einigen Befehlen von den Menschen gut sein kann. Gehorsam bedeutet in der Lesung ein auf Einsicht, Recht, Wahrheit und Überzeugung aufbauender Gehorsam. Sowieso muss man auch die Verse 17:36, 8:22, 10:100 berücksichtigen bezüglich dem Einsatz der Vernunft. Wenn ich jemandem zustimme in seiner Ansicht und seine Ansicht akzeptiere, so gilt das auf Arabisch als „ihm gehorchen“. Das heißt aber nicht, dass ich mir keine eigenen Gedanken gemacht und blind akzeptiert hätte.

Ich wiederhole also nochmals: Es ist aus 4:34 kein allgemeiner Gehorsam der Frauen gegenüber Männern herauszulesen! Sowohl Männer haben Frauen zu gehorchen als auch Frauen Männer, wenn die jeweilige Person die Gebote Gottes gebietet. Eine geschlechtsspezifische Regelung gibt es jedoch nicht.

Ich habe bisher noch kein Argument von einem Verfechter der demütigen Ergebenheit gegenüber einem Mann gehört, welches beweisen würde, dass der Mann hiermit irgendwie in einem Zusammenhang steht. Kontextuell wie auch sprachlich gibt es kein Argument. Denn der Vers 4:34 beinhaltet eine Regel für die Frau: Das, was es zu bewahren gibt (wie zum Beispiel meiner Meinung nach eheliche Geheimnisse, Intimitäten etc.) muss sorgsam verschwiegen werden. In diesem Punkt wird die Frau daran erinnert, dass sie Gott gegenüber loyal sein muss und dadurch verpflichtet ist, Seine Gebote einzuhalten. Aber es macht überhaupt keinen Sinn, hier auf einmal einen totalen Gehorsam gegenüber dem Mann anzunehmen. Dies würde außerdem dem „Schirk“ – der Beigesellung – gleichkommen, da man nun den Mann als Herrn neben Gott akzeptierte, und dies ist die größte Sünde in der Gottergebenheit, von der man sich weit fern halten muss.

Und Gott weiß es am besten.

Verbleibt in Frieden.

Sprache und unsere Denkweise in der Sprache – Kopftuch im Koran?

Es ist nicht nur wichtig, sich selbst als Person in den Kontext seiner Zeit zu setzen, sondern genauso die eigene Muttersprache und jegliche Sprachen, die man häufiger verwendet.

Als ein einfaches Beispiel der Veranschaulichung ist der folgende Vers anzuführen, der über die Gottergebenen spricht:

 

90:18 Das sind die Angehörigen der Rechten

 

Wir leben in einer Zeit und Kultur, in der Begriffe wie „rechts“ oder „Rechte“ einen negativen, politischen Beigeschmack haben. Wenn solche Verse gelesen werden, muss man sich also daran erinnern, dass die Lesung kein politisches Buch ist und deshalb nichts mit einer rechtsextremen Einstellung zu tun hat! Dieses Beispiel ist natürlich trivialer Natur, doch viele Missverständnisse beruhen auf einem Verständnis von Begrifflichkeiten, die durch unsere jetzige Zeit geprägt sind.

Wenn wir Metaphern wie „Zeit ist Geld“ betrachten, so finden wir, dass sich diese Metapher erst kürzlich im Verlaufe des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Problematischer wird es dann bei Begrifflichkeiten wie „Qual“ (ʿaḏāb – عذاب), die in der Lesung öfters verwendet werden, nicht etwa um Folter zu meinen, sondern um die Bestrafung desjenigen durch das Ertragen der Konsequenzen eigener Handlungen zu betonen. Die Strafe ist deshalb eine Qual, weil man sich selbst in diese Situation gebracht hat. Es ist also damit keine Folter gemeint, sondern unter anderem die Peinlichkeit, dass man selbstverschuldet in diese Lage geriet. Man spricht deshalb auch von Peinlichkeit, weil es eine Pein für einen selbst ist, aber keine körperliche, sondern emotionale Strafe. Das Wort quälen beherbergt auch weitere Bedeutungen wie etwa „nicht in Ruhe lassen“, „jemanden innerlich anhaltend beunruhigen“ oder „sich (mit etwas, jemandem) sehr abmühen“. Auch diese Bedeutungen müssen berücksichtigt und genau unter die Lupe genommen werden.

Genauso geht es in die andere Richtung, nämlich bei den Begrifflichkeiten der Lesung und die veränderte Wahrnehmung derselben Worte im heutigen Arabisch. Bestes Beispiel dafür ist das Wort „Bedeckung“ (chimār), was heute fälschlicherweise nur noch als „Kopftuch“ verstanden wird, obwohl das Wort „Kopf“ (raʾs) in diesem Vers nicht enthalten ist.

Der entsprechende Vers aus der Lesung ist 24: 31 und das Wort, das wir betrachten, chumurihinna, wobei chumur der Plural von chimār ist. Dieser Begriff wird meistens komplett falsch übersetzt oder in merkwürdigen Abwandlungen wie „ihre Gewänder“ wiedergegeben. Chimār bedeutet schlicht und einfach Tuch oder allgemeiner Bedeckung. Es ist dieselbe Wurzel chā-mīm-rā (خ م ر), von der auch das Wort für „Berauschendes“ (chamr) abstammt. Diese Wurzel wird in der Lesung nur sieben Mal verwendet:

  • Sechsmal als das Nomen chamr (2:219, 5:90, 5:91, 12:36, 12:41, 47:15), was allgemein für „Berauschendes“ steht, weil es die Sinne und den Geist „bedeckt“ und vernebelt. Berauscht oder betrunken zu sein wird deshalb als chamrān umschrieben. Im heutigen modernen Arabisch wird das Wort häufig nur noch unter der eingeschränkten Bedeutung „Wein“ verwendet.
  • Einmal in 24:31 als der Plural chumur vom Nomen chimār in der Bedeutung Bedeckung oder Tuch.

Berauschendes bedeckt, betucht den Verstand und die Sinne. Chimār bedeckt etwas Materielles, Körperliches wie den Kopf, einen Tisch oder möglicherweise auch ein Bett.

Auch das Wort „dschuyūb“ (Brüste) wird oft falsch übersetzt oder verstanden, denn es gibt die Argumentation, dass mit „dschuyūb“ die Taschen gemeint seien und man nur bei den Hosen diese Taschen habe, das Tuch also mindestens vom Kopf bis zur Kniehöhe gehen müsse. Zwar ist die Bedeutung als „Tuch“ schon richtig für das Wort dschayb (Singular von dschuyūb), aber in diesem Sinne lässt sich fragen: Wo sollen die Taschen bei einem Kleidungsstil ohne Taschen sein? Gott der Allwissende hätte sicherlich nicht dieses Wort gebraucht, wenn es andere Wörter gäbe. Wenn man wirklich und wörtlich die Hosentasche meinen will, so müsste dort stehen: جَيْب البَنْطَلُون (dschaybu-l-banṭalūn), was aber modernes Arabisch ist, da das Wort „banṭalūn“ dem französischen Wort pantalon entspricht. Das richtige Wort für Beinkleid auf Arabisch wäre sirwāl – سروال, also müsste dschaybu-s-sirwāl stehen. Sowas steht aber nirgends und deshalb muss diese Bedeutung abgelehnt werden, weil sie versucht, ein kulturell und traditionell bedingtes Verständnis der Worte als Gottes Worte zu verkaufen.

Man bezeichnet die Sinuskurve auch mit diesem Wort, weil es diese Taschen-ähnliche Form hat (dschaybu-z-zāwiyyah – جيب الزاوية) und der Busen einer Frau hat auch diesen „Taschenverlauf“. Es ist also im Endeffekt klar, dass damit die „Taschen“ der Frau gemeint sind, wo ihre Muttermilch aufbewahrt wird für die Kleinkinder: ihre Brüste. In der Lesung kommt die Wurzel nur in drei Versen vor: 24:31, 27:12 und 28:32 (zweimal als Hemdausschnitt, einmal als Brüste in 24:31). Sowohl die moderne arabische Sprache als auch die Wörterbücher (z.B. E.W. Lane: breast, bosom) übersetzen dieses Wort dschayb als Brust (Busen).

Der Wortlaut, der in 24:31 als Anweisung für die Frauen zu verstehen ist, lautet: وليضربن بخمرهن على جيوبهن oder transliteriert wal-yaḍribna bichumurihinna ʿalá dschuyūbihinna:

  • und (wa)
  • sie (feminin plural) sollen hervortun (l-yaḍribna)
  • mit (bi)
  • ihren (hinna) Bedeckungen/Tüchern (chumur)
  • über (ʿalá)
  • ihre (hinna) Ausschnitte/Taschen/Brüste (dschuyūb)

Auf Deutsch also:

Und sie sollen ihre Tücher über ihre Brüste legen.

Was das Kopftuch angeht, so denke ich, ist es eine klare Angelegenheit. Hier kommt das Wort Kopf (raʾs – رَأس) nirgends vor, ansonsten müsste die Wortwahl wie folgt lauten: bichumuri ra’sihinna (بخمر رأسهن), also ihre Kopftücher und nicht einfach nur ihre Tücher.

Das Wort chimār (pl. chumur) wird auch von den klassisch-orthodoxen Gelehrten als solches verstanden, nämlich nur als Tuch:

 

Khimaar comes from the word khamr, the root meaning of which is to cover. For example, the Prophet […] said: “Khammiru aaniyatakum (cover your vessels).” Everything that covers something else is called its khimaar.90

 

Im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Definition vieler Fiqh-Gelehrter steht chimār für das Kleidungsstück, welches eine Frau verwendet, um ihren Kopf zu bedecken. Die sprachliche Verwendung als solches ist nicht falsch, doch diese Definition als die Grundbedeutung des Wortes zu akzeptieren kommt der Verdrehung der Worte Gottes gleich.

Rein sprachlich ist es also klar: Gott spricht in der Lesung davon, dass die Frauen den Ausschnitt über den Brüsten bedecken sollen. Gott gehen die Worte nicht aus und Er ist sehr genau im Erklären (31:27). Gott ist sogar so präzise, dass Er zum Beispiel unterscheidet zwischen dem Fleisch und dem Fett (im Fleisch), das Juden zum Verzehr erlaubt ist oder nicht (6:146). Er würde also auch das Wort Kopf nicht vergessen, wenn damit wirklich Kopftuch gemeint wäre.

Natürlich müsste man hier das Wort „dschalābīb“ (جلبيب – Gewänder, was nur in 33:59 vorkommt) auch noch betrachten, doch die Argumentation ist dementsprechend analog. Hierbei geht es mir mehr darum aufzuzeigen, dass kulturell und zeitlich bedingte Wortverständnisse das wirkliche Begreifen der Lesung verhindern können, wenn man darauf nicht Rücksicht nimmt. Versuchen Sie einmal das Wort „Idiot“ auf die ursprüngliche Bedeutung zurückzuführen, dann werden Sie so Gott will sehen, dass sich die Bedeutung der Wörter über die Zeit genauso ändert wie die Menschen!

Zu Sura 33, Vers 33: Frauen zuhause einsperren?

Frieden sei mit Ihnen, liebe LeserInnen,

eine Schwester fragte nach Vers 33:33 nach, ob man daraus tatsächlich ableiten könne, dass gottergebene Frauen zuhause bleiben müssen – oder anders formuliert: dürfen Männer ihre Frauen zuhause einsperren, weil sie laut Koran zuhause bleiben müssen? Eine gängige Übersetzung dieses Verses lautet wie folgt:

 

33:33 Und bleibt in euren Häusern und prunkt nicht wie in den Zeiten der Unwissenheit und verrichtet das Gebet und entrichtet die Zakah und gehorcht Gott und Seinem Gesandten. Gott will nur jegliches Übel von euch verschwinden lassen, ihr Leute des Hauses, und euch stets in vollkommener Weise rein halten.

 

Zu diesem Vers gibt es zwei wichtige Umstände anzumerken. Erstens, dass hier lediglich die Frauen des Propheten gemeint sind (siehe Vers 33:32). Die Aussagen können deswegen nicht verallgemeinert werden. Das Problem besteht jedoch darin, dass diese Frauen, von denen die Rede ist, als Vorbilder für eine Gottergebene (arabisch: muslīma) gelten und diese Verse deshalb je nach Absicht und kulturell-traditioneller Prägung zu bestimmten Zwecken missbraucht werden.

Zweitens, und dies ist der wichtige Punkt, kann das erste Verb im Vers auf zwei Arten gelesen werden (an den arabischen Buchstaben wird hierbei nichts geändert), abhängig davon, ob man den Buchstaben „waw“ als Teil des Verbes sieht (Wurzel waw-qaf-ra) oder nicht (Wurzel qaf-ra-ra). Die arabische Sprache ist im Wesentlichen eine sogenannte Konsonantensprache, welche auf Wurzeln aufgebaut ist. Diese Wurzeln stützen sich in den meisten der Fälle auf drei, in wenigen Fällen auf vier Konsonantenbuchstaben, aus denen die Verben, die Nomen und Adjektive abgeleitet werden.

Die traditionelle Lesung „wa qarna“ (und bleibt ihr; Imperativ des femininen Plurals), die aus diesem Wort die Wurzel q-r-r herausliest und was ansiedeln, auf dem Boden sitzen, absitzen bedeuten kann, ist in den gängigen Übersetzungen zu finden (wie eingangs zitiert). Wir wissen bereits aus der Übersetzung des Verses 34 aus Sura 4, dass die Übersetzer nicht sehr vorsichtig sind in ihren Übersetzungen und noch mit patriarchalischen Denkmustern an den Koran herangehen, also mit ideologischen Vorurteilen.

Die gängige Übersetzung des zu Beginn zitierten Verses wird dahingehend missbraucht, um die Frauen zuhause einzusperren oder um zumindest eine patriarchalische, nicht islamische Sichtweise in der eigenen Kultur zu rechtfertigen. Andere missbrauchte Verse wie 4:34 tragen dazu bei. Etliche unsinnige Gesetze aus den Aḥādīṯ (sekundäre, im Koran nicht vorkommende Literatur; fälschlicherweise dem Propheten Mohammed zugeschrieben und untergejubelt) stärken diese Sicht, beispielsweise indem eine Frau alleine nicht mehr als 80 Kilometer reisen dürfe ohne einen „zulässigen männlichen Begleiter“, sei es auch nur der fünfjährige kleine Cousin. Auch hierzu gibt es dann noch etliche Variationen.

Nun was ist denn die zweite Lesart?

Meine bevorzugte Lesevariante wäre, weil sie dem Missbrauch keinerlei Raum bietet: wa qirna, abgeleitet von (waqara-yaqiru; وَقَرَ-يَقِرُ), was von der Wurzel Waw-Qaf-Ra abstammt und in etwa soviel bedeutet wie: handelt/seid ehrwürdig, respektabel, ernst, achtsam. Siehe auch hier für den Gebrauch im heutigen Arabisch. Diese Lesung wäre erst dann nicht korrekt, stünde „qararna“ (Wurzel Qaf-Ra-Ra) im Vers statt „qarna“. Die Verse dieser Wurzel q-r-r:

2:36 2:84 3:81 3:81 6:67 6:98 7:24 7:143 11:6 14:26 14:29 19:26 20:40 22:5 23:13 23:50 25:24 25:66 25:74 25:76 27:40 27:44 27:61 28:9 28:13 32:17 33:51 36:38 38:60 40:39 40:64 54:3 54:38 75:12 76:15 76:16 77:21

Diese Wurzel wird im Allgemeinen dazu gebraucht, um etwas oder jemandem „Gewicht zu verleihen“. Einige Araber oder Personen, die der arabischen Sprache mächtig sind, mögen hier einwenden, dass diese Wurzel auch im Sinne von „bleiben“ gebraucht werden kann und wird. Und tatsächlich, im symbolischen Sinne „dem Ort Schwere zu verleihen“ bedeutet nichts anderes als „sitzen, bleiben“. Für die Bedeutung des „bleiben“ werden im Koran aber bereits andere Wurzeln verwendet, weshalb diese Wurzel primär nicht als „bleiben“ verstanden werden sollte. Hier die entsprechenden Wurzeln:

– Wurzel qaf-ra-ra (قرر), auch im Sinne von „entscheiden“, Beispielvers:

40:39 O mein Volk, dieses irdische Leben ist nur Nutznießung. Das Jenseits aber ist die Wohnstätte zum Bleiben. (دَارُ ٱلْقَرَارِ – dāru-l-qarār)

 

– Wurzel qaf-ʾAyn-dal (قعد), Beispielvers:

9:46 Wenn sie hätten hinausziehen wollen, hätten sie fürwahr Vorbereitungen dazu getroffen. Aber Allah war ihr Ausziehen zuwider, und so hielt Er sie zurück. Und es wurde gesagt: „So bleibt (daheim) mit denjenigen, die (daheim) sitzen bleiben!“ (اقْعُدُوا مَعَ الْقَاعِدِينَ – aqʾudū maʾa al-qāʾidīn)

 

– Wurzel ba-qaf-ya (بقى), auch im Sinne von „übrig bleiben“, Beispielvers:

43:28 Und er machte es zu einem bleibenden (bâqiyyatan – بَاقِيَةًۭ) Wort unter seinen Nachkommen, damit sie umkehren.

 

Aus diesem Grund ist die Wurzel w-q-r in einem anderen Sinne zu verstehen. Etwas Gewicht zu verleihen bedeutet auch eine Wichtigkeit beizumessen, jemandem Ehre erweisen oder eine Angelegenheit nicht einfach verfliegen zu lassen. Gewicht zu verleihen bedeutet auch Ruhe und Gelassenheit. Und genau in diesem Sinne wird diese Wurzel in den berühmtesten Wörterbüchern der arabischen Sprache beschrieben. Für jene unter den Leserinnen und Lesern, die kein Arabisch, aber dafür Englisch beherrschen, sei das Lexikon von E.W. Lane empfohlen, Seiten 2960-2961. Beispielverse, in denen diese Wurzel w-q-r vorkommt:

 

48:9 Damit ihr an Gott und seinen Gesandten glaubt, ihm beisteht und ihn ehrt (تُوَقِّرُوهُ – tuwaqqirūhu), und (damit ihr) Ihn preist morgens und abends.

71:13 Was ist mit euch, dass ihr Gott kein Gewicht beimesst? (وَقَارًا – waqāran)

 

Der Vollständigkeit halber liste ich hier noch die komplette Liste an Versreferenzen zu dieser Wurzel auf: 6:25 17:46 18:57 31:7 41:5 41:44 48:9 51:2 71:13. Also würde die korrekte, sinngemäße Übersetzung dann lauten:

33:33 Und seid ehrwürdig in euren Häusern und prunkt nicht wie in den Zeiten der Unwissenheit und verrichtet den Kontakt und steuert zur Verbesserung bei und gehorcht Gott und Seinem Gesandten. Gott will nur jegliches Übel von euch entfernen, ihr Leute des Hauses, und euch in Reinheit reinigen.

 

Mittels dieser Übersetzung wird der Kontext auch um einiges klarer und die Aufforderung ergibt mehr Sinn, da es sich hierbei um Haltungen und Lebensweisen handelt.

Leqaa Hussein, Teacher, Jordan - World Bank Photo Collection

Was ist gleich? Foto: Dana Smillie, CC BY-NC-ND 2.0

Es ist auch bekannt, dass die Frauen des Propheten ein eigenes Einkommen und Vermögen hatten (man denke dabei zum Beispiel an Khadija). Es ist offensichtlich, dass diese Lesevariante eher dem Wesen der Gottergebenheit (arabisch: Islām) entspricht, wonach Frauen allgemein positiv bewertet und ihnen Rechte und Verantwortungen gleich wie dem Manne erteilt werden, dass ihnen gar Königspositionen (Königin von Saba; siehe 27:23,44) zugesprochen werden können und die Königin von Saba gerecht, mächtig und am Ende rechtgeleitet war. Und dies, obwohl der Koran das Königstum als etwas grundsätzlich Negatives (18:79, 27:34) beschreibt. Wie würde Gott also wollen können, dass Frauen zuhause eingesperrt bleiben und demzufolge keine gesellschaftlichen Aufgaben (z.B. in der Politik) übernehmen können sollen, wenn Er als der Allwissende gerade eine Frau als positives Beispiel anführt, wo die Männer dafür gesorgt haben, das Bild des Königs zu vermasseln?

Im Gegensatz dazu haben wir die Ahadith, welche meinen, dass keine Nation Erfolg hätte, wäre ihr Anführer eine Frau. (Sahih Bukhary Band 9, Buch 88, Nr. 219)

Noch einmal wird ersichtlich, welch erhebliche Kluft zwischen den Ahadith, die leider fälschlicherweise als Teil der Gottergebenheit (Islam) wahrgenommen werden, und dem Koran besteht, der eine ethische Hochreligion beschreibt, die friedensstiftend zwischen den Völkern wirkt bei angemessener Ausübung und Auslebung der im Koran vollständig erhaltenen und beschriebenen Religion.

 

49:13 Oh ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander kennenlernen möget. Wahrlich, vor Gott ist von euch der Angesehenste, welcher der Rechtschaffenste ist. Wahrlich, Gott ist allwissend, allkundig.

Das Thema des Monats August 2013: Sittliche Kleidung

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Der Frieden sei mit euch liebe Leserinnen und liebe Leser, und Gottes Barmherzigkeit wie sein Segen!

So Gott will werden wir jeden Monat ein ausgewähltes Thema unseren Lesern zum Kommentieren anbieten. Damit möchten wir unseren Lesern die Möglichkeit geben, Einblicke zu erhalten, wie unterschiedlich die Menschen zum selben Thema denken können.

Ähnlich einer Pinnwand, an der wir unsere Gedanken “pinnen” können, soll hier stichwortartig oder auch in mehreren Sätzen der eigene Gedanke verewigt werden. Einfach am besten spontan antworten!

Das Thema des Monats August 2013: Sittliche Kleidung


Der Koran greift das Thema der sittlichen Kleidung ebenso auf und teilt im Vergleich wenige Vorschriften mit, was als sittlich gilt und was nicht.

7:26 Ihr Kinder Adams! Wir haben euch Kleidung gewährt, die eure Blöße bedeckt und euch zur Zierde gereicht.


Wo in Vers 24:31 klar wird, dass die Brüste bedeckt werden sollten, ist der Vers 33:59 hingegen sehr flexibel zu deuten und so finden sich Menschen, die dahinter den Niqab, die Burka oder auch eine lockerere Kleidung sehen, solange die Brüste klar bedeckt sind. Nach den einen ist das Zeigen der Schultern unsittlich, nach den anderen ist das Verweilen am Strand im Bikini halb so wild. Auch auf unserer Seite versuchten wir, ohne die Freiheit der individuellen Ansichten groß einzuschränken, die gesamte Angelegenheit zu durchleuchten.

Wie definiert ihr für euch eine sittliche Kleidung? Ist es ok, wenn Frauen am Strand im Bikini liegen? Wie ist die Empfindung bei Männern, die oben ohne herumlaufen? Sollte man sich lieber komplett verhüllen? Ist das Kopftuch förderlich oder steht es eher im Weg? Schützt ein Kleidungsstück einen automatisch? Nützen Kopftücher überhaupt, wenn man sich dennoch eng anzieht?

bedeckung

Menstruation und Beten im Islam, Fasten während der Menstruation…

Der Koran, der alles erklärt (16:89; 6:114), was wir für unsere Rechtleitung benötigen, schränkt einzig und allein den Geschlechtsverkehr ein, wenn es um die Menstruation geht.

 

 

Foto: Jennifer Hayes – CC BY-NC 2.0

 

2:222 Und sie fragen dich nach der Menstruation. Sage: „Sie ist eine Beeinträchtigung!“ So haltet Abstand von den Frauen während der Menstruation und nähert euch ihnen nicht (sexuell), bis sie gereinigt sind. Wenn sie sich reinigten, dann kommt zu ihnen, von wo euch Gott gebot. Gewiss, Gott liebt die Bereuenden und liebt die sich Reinigenden


Der Koran beinhaltet alles, was unsere Rechtleitung betrifft. Und so beschreibt er in diesem Vers alles, was die Menstruation angeht. Laut Koran ist Regelblutung eine Beeinträchtigung, ein Unwohlsein und Gott sieht für uns vor, dass wir während dieser beeinträchtigenden Phase keinen Geschlechtsverkehr üben. Unser Herr beschreibt die Menstruation nicht als eine spirituelle Unreinheit, sondern als eine Beeinträchtigung. Man soll sich auch nicht durch den nachfolgenden Satz verunsichern lassen, in dem das aus der Wurzel T-h-r (طهر) abgeleitete Verb (يطهرن – yaThurna, femininer Plural der dritten Person) verwendet wird. So wie das Wort „rein“ im Deutschen mehrere Bedeutungen in sich tragen kann, wie etwa in „eine reine Weste haben“, kommen die von der Wurzel abgeleiteten Wörter im Koran in unterschiedlichen Varianten vor:

  • materielle, körperliche Reinheit: 2:25, 2:222 (die ersten beiden Vorkommnisse im Sinne von „sich der Menstruation entledigen“), 3:15, 4:57, 8:11, 25:48, 76:21
  • geistige Reinigung: 2:222 (letztes Vorkommnis), 2:232, 3:55, 5:41, 9:103, 33:33, 33:53, 56:79 (die hier beschriebene Reinheit hat nichts mit der rituellen Waschung (غسل – Ghusl) vor dem Gebet zu tun*), 58:12,  80:14, 98:2
  • Geistige und materielle/körperliche Reinigung: 2:125, 3:42 (könnte auch als rein geistige Reinheit gelten), 4:43, 5:6, 7:82, 9:108 (ebenso möglich: nur geistige Reinheit), 11:78 (ebenso möglich: rein geistig), 22:26, 27:56, 74:4

* Koranisch gesehen bedeutet Ghusl, anders als in der traditionellen Lehre üblich, sowohl Ganzkörperwaschung als auch die Waschung vor dem Gebet, siehe 4:43 und 5:6 (und die Wortwahl des arabischen Textes), wohingegen aus 5:6 zu verstehen ist, dass طهارة – Tahaara im Kontext des Gebets (und nicht allgemein) durchaus als reine Ganzkörperwaschung verstanden werden kann. Achtung: Hier beim allgemeinen Ghusl bedeutet dies nicht, dass die Person in dem Moment körperlich unrein sei, um Missverständnisse zu vermeiden. Dies hat lediglich mit dem Gebet zu tun.

Es gab und gibt verirrte Menschen, die die Menstruation bei Frauen gar als eine göttliche Strafe ansehen. Ihre Ansichten und Interpretationsweisen haben auch ihren Weg in die Kommentaren und Tafsir-Bücher gefunden, wonach man eine Frau nicht nur sexuell nicht berühren, sondern gleich komplett vermeiden sollte. Dies wird ebenso ersichtlich in den Übersetzungen, welche die Menstruation in 2:222 wie folgt beschreiben bzw. das Wort (أَذًى – adhan) wie folgt übersetzen:

  • Khoury, Bubenheim, Rassoul: Leiden
  • Azhar, Ahmadeyya: Schaden
  • Paret: Plage
  • Zaidan: Beschwerlichkeit
  • Pickthall: Krankheit (illness) (sic!)
  • Qaribullah: Verletzung (injury)
  • Khalifa, Progressive Muslims, Amatul R. Omar: schädlich (harmful)
  • M. Asad: verwundbarer Zustand (vulnerable condition)
  • Ali F. Yavuz: eine verhasste Unreinheit (nefret edilen bir pisliktir) (sic!)

Wie wir sehen tun es sich die Übersetzer nicht gerade einfach, das Wort angemessen zu übersetzen. Auch während unserer Übersetzung von 2:222, die wir eingangs zitierten, hatten wir lange diskutiert. Insbesondere in gewissen Übersetzungen wie die von Paret, Pickthall oder von meinem persönlichen Favorit in der Kategorie „abstruseste Übersetzung“ Ali F. Yavuz sieht man deutlich, welch lausige Arbeit da verrichtet wurde bei der Übersetzung.

Im Koran kommt dieses Wort an 24 Stellen in verschiedenen Formen vor: 2:196 2:222 2:262 2:263 2:264 3:111 3:186 3:195 4:16 4:102 6:34 7:129 9:61 (2x) 14:12 29:10 33:48 33:53 (2x) 33:57 33:58 33:59 33:69 61:5

Dass es sich bei diesem Wort nicht um den Aspekt der „Schmerzen“ handelt, wird klar, wenn man bedenkt, was „schmerzhaft“ auf Arabisch heißt: مُؤْلِم – mu’lim oder أَلِيم – ‚aliim, was im Koran sehr oft in der Wendung ‚Adhaabun ‚aliimun (schmerzhafte Qual) vorkommt. Dieses Wort bedeutet auch nicht „Schaden“ (ضَرَر – Darar, türkisch: zarar) an sich, denn man betrachte Vers 3:111:

لن يضروكم إلا أذى وإن يقتلوكم يولوكم الأدبار ثم لا ينصرون

Sie werden euch nicht schaden (lan yaDurruukum), bis auf eine Beeinträchtigung (‚illaa ‚adhan). Wenn sie euch bekämpfen, werden sie euch den Rücken kehren und weglaufen. Keine Hilfe wird ihnen zuteil werden.

Hier wird das Wort zwar mit Schaden in Verbindung gebracht, aber dennoch sprachlich wie auch inhaltlich getrennt. Im Vers hätte auch ‚illa qaliilan (bis auf ein wenig) stehen können. Jedoch wird durch diese Wortwahl klar gemacht, dass das Wort in der Bedeutung schwächer als „Schaden“ (Darar) ist (das Verb yaDurruuna stammt von derselben Wurzel ab wie das Wort Darar) und damit etwas anderes ist als Schaden.

Dasselbe Wort kommt in den übrigen 23 Stellen in der Bedeutung „bedrücken, belästigen“ (zum Beispiel im Sinne einer Beleidigung, siehe 3:186 oder 6:34) oder „leiden“ (auf dem Wege Gottes „leiden“, siehe 3:195) vor, allgemein aber im Sinne von einer „Einschränkung“, weshalb wir uns für das Wort „Beeinträchtigung“ entschieden hatten. Nirgends, aber nirgends erhält es die Bedeutung „verhasste Unreinheit“! Es bedeutet auch in keinster Form „unrein“ oder „Schmutz“. Doch nur in 2:222 Stelle übersetzen gewisse Übersetzer dieses Wort anders.

Wieso erst dann, wenn es sich um Frauen handelt?

Traditionell wird gelehrt, dass eine menstruierende Frau spirituell und körperlich vor Gott unrein sei, und deshalb nicht beten, nicht fasten und die Pilgerfahrt nicht vollziehen dürfe. Der Koran, der alles erklärt (16:89; 6:114), was wir für unsere Rechtleitung benötigen, schränkt einzig und allein den Geschlechtsverkehr ein, wenn es um die Menstruation geht. Hätte Gott gewollt, dass Frauen nicht beten, nicht fasten und auch den Koran nicht lesen, so hätte dies Gott, Der weder wortarm noch vergesslich ist, mit Leichtigkeit erwähnen können. Sowieso enthält der Koran die Einzelheiten zu den Umständen, die dem Kontaktgebet im Weg stehen: Urinieren, Stuhlgang oder die spirituelle Unreinheit durch Geschlechtsverkehr (dschunub).

Eine menstruierende Frau hat zu beten und zu fasten und die Pilgerfahrt zu vollziehen. Sie kann den Koran auch zu jeder Zeit lesen. Falls die Menstruation eine erhebliche Beeinträchtigung ist und körperlich von der Frau viel abfordert, so kann sie das Fasten aufschieben (2:184f.). Jedoch ist dies keine allgemeine Regel und sehr individuell behaftet, da nicht jede Frau das Menstruieren als ein intensives Leiden erlebt.

Männer waren es, die diese Interpretation den Frauen aufgezwungen haben und wieder Männer waren es, die die menstruierenden Frauen von den Moscheen, vom Gebet, vom Fasten und vom Koran ferngehalten haben. Die patriarchalische Mentalität, welche die Frauen davon fernhält, Gott zu dienen, zu Gott zu beten und mit Ihm eine innige Verbindung aufzubauen wie etwa durch das Koranlesen, hat dafür gesorgt, dass sich viele Frauen, insbesondere die jungen Mädchen vor der Gesellschaft sehr verlegen fühlen können und ihnen das Gefühl gegeben, dass sie etwas im Körper haben, dass sie vor Gott unrein mache. Damit wurden sie in den Hintergrund gedrängt. Sie haben auch dafür gesorgt, dass auch die Frauen den Koran verlassen haben und von der Klage unseres Propheten angesprochen werden (25:30).

Die sogenannte Scharii’a, die durch die erfundenen und erlogenen Ahadith und mittels der Dutzenden Idschtihad der Gelehrten Jahrhunderte später eingeführt und dem letzten Propheten Gottes untergejubelt wurde (42:21), hat das diesseitige wie auch das jenseitige Leben der Muslime (arabisch für „Gottergebene“) ins Verderben geführt.

Die Gottergebenen, welche den Koran, den gesamten Koran und nur noch den Koran einhalten wollen, werden mit Gottes Hilfe und Erlaubnis diesen Aberglauben aufdecken und entlarven.

Koranischer oder sunnitischer Mohammed?

Ich suche Zuflucht beim Herrn vor dem verstossenen Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Viele der Gottergebenen, die dem Koran allein folgen, werden oft in der Diskussion um die Ahadith mit der Frage konfrontiert, dass Mohammed doch ein gutes Vorbild für uns ist (33:21) und woher wir deshalb wissen können, wie er war, was er gesagt und getan hat, wenn nicht aus den Ahadith? Sie sagen also: er war ein sunnitischer Mohammed. Wie waren auch die restlichen Propheten, über die der Prophet angeblich in den Ahadith gesprochen haben soll? Wie können wir von diesen Propheten lernen?

Diese Frage ist leicht zu beantworten: so wie wir es auch bei allen anderen Propheten lernen können, wie sie waren und was sie sagten. Wie zum Beispiel bei Abraham (60:4), der im Koran ebenso als Vorbild genannt wird: es ist der Koran, der unsere Führung und unsere Quelle ist. Bereits in Sura 12 wird betont, dass die Geschichten im Koran uns zum Nachdenken anregen sollten:

 

12:111 Gewiss war in ihren Geschichten eine Lehre für die Verständigen. Es war keine erdichtete Erzählung, sondern eine Beglaubigung für das, was er zwischen den Händen hielt und eine genaue Darlegung für alles und eine Rechtleitung und Barmherzigkeit für die Leute, die glauben.


Hier ist es lohnenswert zu betonen, dass das Wort ‚Erzählung‘ im Vers auf Arabisch „Hadith“ ist. Dies ist eine klare Botschaft an uns, welche eine klare und strikte Trennung zwischen dem Hadith Gottes, dem einzigen schönsten Hadith des Propheten (39:23), und den von Menschen dem Propheten untergejubelten Ahadith vornimmt: der Koran ist kein erdichteter Hadith wie die Ahadith von Bukhary und Konsorten, sondern eine Darlegung für alles – wirklich für alles, auch fürs Gebet und alle anderen Einzelheiten des Islam. Gottes Wort reicht aus.

Doch kehren wir zurück zur Ursprungsfrage. Mit dieser Frage zeigen sich die Hadith-Anhänger gänzlich unwissend über die zahlreichen Beleidigungen, welche die Ahadith über den Propheten beinhalten. Es sollte im wahrsten Sinne des Wortes ein Aufstand gegen die Ahadith geben und nicht gegen irgendwelche im Vergleich harmlosen, aber nicht weniger dummen Diffamierungen des Propheten in irgendwelchen Karikaturen oder Videos. Die Tiefe der Beleidigung des Propheten sitzt in den Ahadith tiefer und wer den Propheten echt liebt, der würde ihn davon freisprechen.

Aus diesem Grunde empfinde ich es als angebracht, einen Vergleich zwischen den komplett unterschiedlichen Bildern aufzuzeigen, die vom selben Propheten gezeichnet werden, aber einmal vom Koran und einmal von der Sunna abstammen. Der koranische Teil soll gleichzeitig auch eine Antwort sein, wie wir denn wissen können, wie der Prophet war?

 

Der gottergebene Mohammed aus dem Koran

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass diese Liste bei Weitem nicht komplett ist. Der Prophet könnte noch mit unzähligen weiteren Versen noch ausführlicher beschrieben und charakterisiert werden.

  • Er ist uns ein schönes Vorbild (33:21), weil er über großartige Tugendeigenschaften verfügte (68:4).
  • Aufgrund der Barmherzigkeit Gottes wurde er entsandt (21:107) und dennoch blieb er bescheiden und sah sich nicht als etwas Besseres an als andere (18:110, 41:6).
  • Es gab viele Menschen, die über ihn gespottet hatten (17:47-48), doch über ihn nichts Wahrhaftiges wussten. Bei solchem Spott mit den Zeichen Gottes hat er sich nicht auf dieses Niveau herunter gelassen, sondern ging mit Würde daran vorbei (4:140) und sprach selbst mit diesen törichten Menschen auf die freundlichste und friedlichste Art und Weise (25:63) und blieb gütig und barmherzig (9:61).
  • Er war menschlich, nicht fehlerlos oder ohne Sünde (22:52, 48:2, 40:55), und beging auch religiöse oder weltliche Fehler (8:67-68, 66:1, 33:53, 80:1-10), doch war er einsichtig und kehrte zu Gottes Weg umgehend zurück.
  • Er war ein konsequenter Mann, der Schwierigkeiten geduldig ertrug, keine Schwäche zeigte und sich nicht klein machen ließ. (3:146) Er lebte vor, was er predigte (2:44).
  • Er wusste, dass der Koran die Wahrheit ist, also hatte er auch keinen Drang zu missionieren und die Menschen zu zwingen, zu seinem Glauben zu übertreten (2:256).
  • Er hatte seine religiöse Position, doch versäumte er es nicht, in weltlichen Angelegenheiten gütig und geziemend zu sein. (31:15)
  • Er wusste, wie er das Böse mit etwas Besserem, nämlich dem Guten abwehren kann (13:22) und handelte nicht unredlich (3:161) und beleidigte niemals den Glauben anderer Religionsangehörigen (6:108).
  • Er einte die Menschen, statt sie zu spalten (6:159). Er näherte sich dem Guten und entfernte sich vom Bösen (7:157).
  • Er war ein Mann der Vernunft, der nichts unüberprüft hinnahm (17:36), und auch wusste, dass es kein Zeichen eines Gottergebenen sein kann, die von Gott geschenkte Vernunft nicht zu gebrauchen (10:100).
  • Er setzte sich für den Frieden ein (2:208) und ebenso für die Gleichstellung von Mann und Frau (3:195, 9:71-72) und trat dafür ein, dass sich die Männer und Frauen gegenseitig unterstützen.
  • Er behandelte seine Ehefrau mit Zuneigung und Barmherzigkeit. (30:21)
  • Er wusste den Wert der Kunst zu schätzen, so wie unser Prophet Salomon vor ihm auch schon (34:13)

77:50 An welchen HADITH, wollen sie denn nach diesem (Koran) glauben?

 

Sunnitischer Mohammed (Frieden auf ihn)

Auch diese Liste ist bei Weitem nicht vollständig in Bezug auf die Lächerlichkeiten, die in den Hadith-Büchern gefunden werden können. Dennoch zeigt es das wahre hässliche Gesicht dieser Bücher deutlich auf:

  • Er heiratete ein Mädchen mit 6 oder 9 Jahren und vollzog den Geschlechtsverkehr mit ihr in ihrem Kindesalter. (Bukhary, Band 7, Buch 62, Nummer 64; weitere zu finden in Bukhary, Muslim, Abu Dawud, Nasai und Tabari)
  • Allgemein war der sunnitische Mohammed ein sehr am Sex interessierter Mensch, der eine Vorliebe fürs „Liebkosen junger Jungfrauen“ hatte und mit ihnen gerne „spielen“ wollte. (Bukhary, Band 7, Buch 62, Nummer 17)
  • Der Gesandte hätte die sexuelle Fähigkeit von 30 Männern gehabt, weil er besonders lang und oft konnte. (Bukhary, Band 1, Buch 5, Nummer 268) Er war dermaßen aktiv im Liebesleben mit seinen Frauen, dass Bukharys Ahadith berichten, dass es üblich für den Sunnitenmohammed gewesen sei, Geschlechtsverkehr mit all seinen Frauen in einer Nacht zu haben, auch dann, als er neun Ehefrauen hatte (Band 7, Buch 62, Nummer 142; siehe auch folgende Ahadith in Bukharys Sammlung: Band 7, Buch 62, Nummer 6; Band 1, Buch 5, Nummer 270)
  • Der Sex besessene Prophet war dermaßen leicht erregbar, dass er nach Hause rennen musste, um sich mittels Geschlechtsverkehr abzureagieren, wenn er eine schöne Frau sah. (Bukhary)
  • Der Prophet riet den Leuten auch genüsslich Kamel-Urin zu trinken. (Bukhary Band 1, Buch 4, Nummer 234)
  • Der Prophet war ein blutrünstiger Mensch, der Augen ausmeißelte und Hände und Beine abschnitt und Menschen in der Wüste verdursten ließ. (Bukhary Band 1, Buch 4, Nummer 234; siehe auch: Tirmidhi, Abu Dawud, Nasai, Ibn Majah; Siehe auch folgende Ahadith in Bukharys Sammlung: 2.24.577; 4.52.261; 5.59.505; 6.60.134; 7.71.590; 7.71.623; 8.82.794; 8.82.796; 8.82.797; Siehe weiter folgende Ahadith in Sahih Muslims Sammlung: Buch 16, Nummer 4130- 4132)
  • Der Hadith-Mohammed war ein widersprüchlicher Mensch, der dem Koran widersprach, indem er Sätze wie folgende äußerte: „Der Besitz und das Blut eines Apostaten fällt nicht unter den Schutz des Gesetzes.“ (Bukhary – Todesstrafe für Apostasie)
  • Der Prophet sandte Spione, um seine Kritiker Kab bin al-Ashraf und Abu Rafi töten zu lassen. Er trat das Recht nach Meinungsfreiheit mit Füßen. (Berichtet in Bukhari, Abu Dawud und Sahih Muslim)
  • Der Judenhasser Muhammad aus den Ahadith ordnete die Hinrichtung vierhundert Männer von Bin Qurayza an, einem jüdischen Stamm. Nachdem sie alle mit dem Schwert geschlachtet wurden, wurden ihre Kinder und Frauen unter den Muslimen verteilt. (Bukhari, Muslim, Abu Dawud)
  • Er missbrauchte die Religion, um politische Vorzüge zu erhalten und betonte: Führer müssten immer vom Quraisch-Stamm gewählt werden. (Bukhari)
  • Er ließ sich von einem Juden (natürlich!) aus Medina verhexen, wonach er in der Stadt vier Tage lang schlenderte ohne zu wissen, was er tat. (Bukhari; Hanbal)
  • Ähnlich wie im vorigen Punkt ließ sich der Prophet von Aberglaube und Zauberei beeinflussen, statt seinen Verstand zu gebrauchen. (Bukhary Band 4, Buch 53, Nummer 400)
  • Weiterhin förderte er die Datell-Wirtschaft, indem er Aberglaube und Unwissenschaftlichkeit propagierte, wie etwa die Aussage: „Der, der am Morgen sieben Datteln aus der Region Ajwa isst, wird nicht durch Gift oder Magie an dem Tag beeinflusst, an dem er sie isst.“ (Bukhary, Hadith Nr. 5086 / Band 7, Buch 65, Nummer 356)
  • Weitere unhaltbare Aussagen, die den Propheten ins Lächerliche ziehen:

    Abu Hurayra berichtete, dass der Gesandte Gottes sagte: „Wenn eine Fliege in dein Getränk reinfliegt/reinfällt, sollte man ihn komplett in das Getränk eintauchen und dann wegwerfen, da einer der Flügel Krankheit und der andere die Gesundheit (Gegengift) enthalte z.B. die Behandlung dieser Krankheit.“ (Bukhary, Band 4, Buch 54, Nummer 537; Siehe auch folgenden Hadith in Bukharys Sammlung: Band 7, Buch 71, Nummer 673)

     

  • Er setzt Frauen auf dieselbe Stufe wie Affen oder schwarze Hunde. (Bukhary Band 1, Buch 9, Nummer 490)
  • Allgemein hatte dieser hadithische Mensch keine gute Ansicht über die Frauen, denn er glaubte daran, dass eine gute Frau zu finden unter den Frauen dem gleiche, als ob man eine weiße Krähe unter hundert Krähen finden wollte. (Bukhari)
  • Er glaubte daran, dass die eheliche Bindung eine Art der Versklavung für Frauen sei. (Bukhari)
  • Die Frau steht faktisch unter dem Manne, denn der sunnitische Mohammed habe gesagt: „Müsste sich irgendjemand vor etwas anderem als Gott niederwerfen, dann sollten sich Frauen vor ihren Ehemännern niederwerfen.“ (Bukhari)
  • Er glaubte daran, dass die Mehrheit der Höllenbewohner Frauen sind. (Bukhary, Band 8, Buch 76, Nummer 456)
  • Er sah die Frauen dermaßen niedrig an, dass nach seiner Aussage eine Frau ihre Schuld gegenüber ihrem Ehemann nicht begleichen könne, selbst wenn sein Körper mit Eiter bedeckt wäre und sie alles mit ihrer Zunge ableckte. (Bukhari)
  • Frauen zu vertrauen war für ihn der Anfang des Untergangs, denn er habe gesagt: „Jene, die ihre Angelegenheiten Frauen anvertrauen, werden nie Wohlstand erfahren.“ (Bukhari) Er glaubte auch daran, dass schlechtes Glück nur in drei Sachen vorhanden sei: Frauen, Heim und Tieren. (Bukhari)
  • Er hasste Kunst und Hunde und lehrte: „Engel betreten kein Haus, worin ein Hund oder ein Bild ist.“ (Bukhari)
  • Er hasste die Hunde so sehr, dass er befahl, die Hunde zu töten. (Muslim Buch 10, Nummer 3809)
  • In Abu Dawud Buch 16, Nummer 2840 wird der Befehl plötzlich auf schwarze Hunde eingeschränkt und gemäß Muslim Buch 4, Nummer 1032 glaubte der Prophet, dass der schwarze Hund ein Teufel sei.
  • Die sunnitische Mentalität nimmt die Affen als Vorbild, um die Steinigung zu rechtfertigen, weil sie sahen, wie ein Affenstamm einen ehebrüchigen Affen einfingen und ihn steinigten. (Bukhari)
  • Das Zeichnen von Bildern wird aufs Höchste verabscheut, denn diejenigen, die in der Hölle am meisten leiden werden, sind diejenigen, die von der Schöpfung Gottes Bilder zeichnen. (Bukhari) Am Jüngsten Tag werden die Künstler zusätzlich herausgefordert, den Bildern, die sie gemacht haben, Leben zu geben. (Bukhari)

25:30 Und der Gesandte sagte: „O mein Herr, mein Volk hat wirklich diesen Koran verlassen.“

45:6-11 … An welchen HADITH wollen sie denn glauben, nachdem Gott und seine Verse gesprochen haben. Wehe jedem sündigen Lügner, der die Verse Gottes hört, wenn sie ihm verlesen werden und danach hochmütig (auf seinem Standpunkt) verharrt, wie wenn er sie nicht gehört hätte! Verkünde ihm eine schmerzhafte Strafe! Und der, wenn er etwas von Unseren Zeichen kennen lernt, Spott damit treibt, für solche ist die schmähliche Strafe. Die Hölle wartet auf sie. Ihnen hilft dagegen nicht, was sie erworben haben, auch nicht die Beschützer, die sie anstatt Gottes genommen haben. Ihnen steht eine gewaltige Strafe zu. Dies ist eine Rechtleitung. Diejenigen aber, die an die Zeichen ihres Herrn nicht glauben, haben ein schmerzhaftes Strafgericht zu erwarten.