Gott dienen

Nachdenkliches Mädchen - Enthaltsamkeit

Ramadan: Eine Zeit der Enthaltsamkeit und Erneuerung

Ramadan ist eine Zeit der Enthaltsamkeit, in der Gottergebene («Muslime») Achtsamkeit üben müssen, wenn wir das Fasten in seiner Tiefe verinnerlichen möchten.

2:183 „Ihr, die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch das Fasten, so wie es denen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr achtsam seid.“

Hanif-Übersetzung

Dabei ist diese Übung der Enthaltsamkeit eine Einladung an alle Menschen über die verschiedenen Wege zu reflektieren, wie wir die Gesundheit unserer Seelen über den Rest des Jahres vernachlässigen.

Wir praktizieren einen Monat lang Fasten, Meditieren, Reflektieren und Gebete, um den Mysterien dieses wunderschönen Universums, der Barmherzigkeit und dem Wissen Gottes näherzukommen. Und in diesem Monat war es, in welchem die Lesung («Qur’an») eingegeben wurde:

2:185 Monat Ramadan: In dem die Lesung als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt wurde, als Klarstellungen über die Rechtleitung und die Unterscheidung. 

Hanif-Übersetzung

Seelische und gesellschaftliche Revolution

Diese Worte Gottes änderten nicht nur das Leben unseres geliebten Propheten, sondern revolutionierten auch seine Gesellschaft. Sie beeinflussen unsere Welt heute noch. Diese Worte gehen über die Beschreibung der Natur unserer Körper weit hinaus und zeigen uns auf, dass wir den Hauch Gottes in uns tragen und alle aus derselben einen Seele erschaffen sind (4:1, 15:29). Wir sind alle miteinander verbunden.

Diese Revolution, die beim Propheten zunächst in seiner Seele stattfand und dann in der Gesellschaft, sollte auch die Erfahrung von Gottergebenen in ihrem eigenen Ramadan sein, zusätzlich zur Enthaltsamkeit von Essen, Trinken und Sex von Morgendämmerung bis Sonnenuntergang. Diese intensive Disziplin sollte uns näher zu Gott bringen, indem wir unsere grundlegendsten Wünsche und Bedürfnisse kontrollieren. Dadurch erreichen wir eine höhere Ebene des Bewusstseins, um eine tiefere Hingabe gegenüber Gott zu leben.

Indem wir uns buchstäblich entleeren, einerseits physisch von Nahrung und andererseits spirituell von unserer Anhänglichkeit gegenüber allen Dingen, die uns von Gott weg bewegen, schaffen wir Raum. Wir schaffen den nötigen Raum, in dem unsere Seelen erneut gedeihen können. So wie bei einem vollen Glas nichts mehr hinzugefügt werden kann, ist es nicht möglich, einer von sich selbst gefüllten Seele Raum zu geben für Gott. Es muss eine Lücke entstehen.

Unsere Seelen atmen im Ramadan aus, damit wir beim Einatmen die Barmherzigkeit Gottes, sozusagen frische Luft empfangen können. Es ist kein Zufall, dass viele Meditationen mit dem Atmen arbeiten, um diese symbolische Verbindung zu verinnerlichen. Vom ersten Atem bis zum letzten widmen wir uns deshalb Gott:

6:162 Sprich: Mein Gebet und meine Kulthandlung, mein Leben und mein Sterben gehören Gott, dem Herrn der Welten.

Übersetzung von Adel T. Khoury

Es kann deshalb ein sehr positives Zeichen sein, wenn wir im Verlauf des Ramadan ein Gefühl der Leere oder der Erdrückung empfinden. Dies ist die seelische Wirkung der Enthaltsamkeit, die den so dringend benötigten Raum schafft.

Gott steht uns dabei stets zur Seite. Es liegt nur an uns, dass wir Seine gütige, liebende und leitende Gegenwart in diesem neu geschaffenen Raum spüren. Durch die Anrufungen erklären wir Gott gegenüber unsere Unfähigkeit, immer das zu tun, was nötig ist. Das Fasten mag sehr schwer vorkommen, die innere, seelische Arbeit sehr anstrengend sein. Es kann sogar so stark werden, dass wir das Gefühl entwickeln, keine Luft zu bekommen. Der Gedanke: «Ich kann das nicht machen, Gott!», zeigt auf, wie viel Raum wir uns selbst noch einräumen in unseren Seelen. Wir müssen uns innerlich entleeren, damit wir mehr Raum haben für das Göttliche. Wahre Ergebung und das Ego können nicht im selben Behälter fortbestehen.

2:186 Und wenn dich meine Diener nach mir fragen, so bin ich nah, antworte auf den Ruf des Rufenden, wenn er mich rief. Sie sollen dann mir antworten und an mich glauben, auf dass sie vernünftig sind.

Hanif-Übersetzung

Im Ramadan fand die erste Eingebung zwischen dem Heiligen und dem Siegel der Propheten (33:40) der Gottergebenheit («Islam») statt. Ramadan ist demnach eine Zeit, in der das Selbst hinterfragt und entleert wird. Dies kann schmerzhaft sein. Doch erst dieses Reflektieren erlaubt es uns, die Rechtleitung Gottes zu erhalten. Ohne eine seelische Änderung wird auch kein Wandel stattfinden (13:11). Gerade diese Einengung, den seelischen Gürtel enger zu schnallen, lässt unsere Seelen erneuern und sich erholen. Liebe zu erfahren und Kummer zu zeigen ist ein Ausdruck der Barmherzigkeit – Gottes Barmherzigkeit. Und die Barmherzigkeit Gottes ist für fortgeschrittene Seelen gedacht, die zeitgleich mit Stärke und Feingefühl durch die Welt wandern. Diese Seelen achten auf ihre Umwelt und Mitmenschen, üben Achtsamkeit («Taqwá»), und sorgen durch eine allseits gerichtete Läuterung («Zakâh») für eine Verbesserung sämtlicher Umstände (7:156).

Barmherzigkeit

Dies bedeutet, dass wir uns im Ramadan auch all dessen bewusst werden, was uns von dieser Rückverbindung mit uns selbst und Gott ablenkt. Wenn Gott sich selbst Barmherzigkeit vorschreibt (6:12, 6:54), so haben wir uns selbst auch Barmherzigkeit zu zeigen. Sollten wir gewisse Ziele nicht erreichen, so beginnen wir einfach von Neuem.

Wenn Gott sich selbst Barmherzigkeit vorschreibt, sollte unser Fokus dann nicht auch Barmherzigkeit, Vergebung und Verzeihung sein?

Lasst uns wieder bewusst werden, was die Bismillah bedeutet: im Namen Gottes, des Erbarmers, des Gnädigen. Dieser Satz wird unter Gottergebenen oft zu Beginn einer Tätigkeit ausgesprochen. Al-Rahman, der Erbarmer, Al-Rahiim, der Gnädige. Beide entstammen dem Wort rahmah, Barmherzigkeit, und haben eine Verbindung zu rahim, Gebärmutter. Gott, der Leben aus Seiner Barmherzigkeit heraus in den Gebärmüttern erschafft, zeigt uns die Verbindung zwischen der Barmherzigkeit und der Erschaffung. Wir müssen uns um unsere Familien und genauso um unsere Mitgeschöpfe aller Art gnädig kümmern.

Genauso sollten wir uns um uns selbst kümmern. So sollten wir zum Beispiel behutsam und bedacht unser Fasten brechen, traditionell mit einer Dattel und einem Schluck Wasser, während die ganze Wahrnehmung darauf ausgerichtet ist mit vollem Herzen (und Zunge) dabei zu sein und Dankbarkeit zu üben.

Dankbarkeit

2:185 … So sollt ihr die Anzahl vervollständigen und Gott hochpreisen dafür, dass Er euch rechtleitete, auf dass ihr dankbar seid.

Hanif-Übersetzung

Gerade im hungrigen, ermüdeten Zustand ist diese innere Haltung wichtig. Nicht der Moment des Fastenbrechens, die Nahrungsaufnahme, soll im Vordergrund stehen, sondern die Dankbarkeit, die durch die Enthaltsamkeit und das Fastenbrechen entsteht.

Die Enthaltsamkeit ist dabei auch mit einem Blick auf die Gemeinschaft und den Kontakt zu Gott («salâh») zu üben. Die eigene Seele mehr schweigen zu lassen, um gemeinsam aufeinander zu achten. Damit kann das Fasten auf eine gesunde Art und Weise und emotional erfüllend verlaufen. Auf diese Weise können Kinder unter Aufsicht nach gesundem Menschenverstand fasten und somit schrittweise und behutsam dem Ramadan näher gebracht werden. Auch die Fürsorge gegenüber älteren Mitmenschen und das Bewusstsein für die Tiere als Geschöpfe können so schöne Erinnerungen schaffen.

Aufklärung

Neben der Sanftmut gehört es auch dazu, das eigene Denken zu hinterfragen in der Lebensordnung. An welcher Tradition hafte ich aus welchen Gründen? Ist das, was ich für die Gottergebenheit halte, wirklich ein Bestandteil der koranischen Eingebung? Aufklärung ist eine gottergebene Pflicht. Nicht umsonst wird in der Lesung das blinde Befolgen unserer Vorväter angeprangert (2:170). Wir müssen klar unterscheiden zwischen der göttlichen Eingebung und hinzugedichteten Meinungen. Ansonsten enden wir bei einer Lebensordnung, die Gott nie verordnet hat (42:21).

Wir sind von der Einheit Gottes überzeugt. Diese Überzeugung der Einheit muss aber auch auf unser Denken einwirken, indem nur der Erbarmer unser Beschützer («mevlana»), unser Herr («rabb») und unser Lehrer ist (55:1-2). Lassen wir zu, dass Menschen oder Idole die Kontrolle über unseren Lernprozess innehaben, machen wir uns der Beigesellung («schirk») schuldig. Dadurch sind wir nicht mehr zur Aufklärung in der Lage, da wir uns von der Rechtleitung Gottes ausschließen. Auch hier gilt es Enthaltsamkeit zu üben.

Die Abmühung («Dschihâd») zugunsten der Gerechtigkeit und den Menschenrechten ist wahrscheinlich das Beste, um Identität zu stiften. Sich für andere einzusetzen ist ein wichtiger Teil des Dienstes an Gott und ein notwendiger Pfad zur Selbsterkenntnis. Dazu gehört auch das Zelebrieren unserer Geschwister, die sich leise oder auch laut für die Menschenrechte einsetzen.

Hoffnung

Einige denken jetzt vielleicht an die vielen Ungerechtigkeiten und Schmerzgefühle, die wir durch die ständige mediale Darstellung erlitten haben. Einige mögen gar Wut empfinden und sich unterdrückt fühlen. Es ist aber nicht richtig, in dieser Opferhaltung zu verharren. So heißt es doch:

39:53 Sprich: O meine Diener, die ihr gegen euch selbst Übertretungen begangen habt, gebt die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes nicht auf. Gott vergibt die Sünden alle. Er ist ja der, der voller Vergebung und barmherzig ist.

15:56 Er sagte: »Nur die Abgeirrten geben die Hoffnung auf die Barmherzigkeit ihres Herrn auf.«

Übersetzung von Adel T. Khoury

3:134 Diejenigen, die in Freude und Leid ausgeben, die die Wut unterdrücken, und die den Menschen verzeihen. Und Gott liebt die Gütigen

Hanif-Übersetzung

Diese Worte sind eine rituelle Reinigung für uns, welche den Schmutz und Dreck der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wegwaschen. Sie können uns beschämen und zugleich stärken. Sie beschämen uns, da wir uns der Arroganz der Verzweiflung bewusst werden: Wir haben kein Anrecht auf Verzweiflung, solange es Menschen auf der Welt gibt, die wahrhaft leiden. Wir müssen uns gesellschaftlich und politisch für die Leidenden einsetzen. Diese Worte stärken unsere Seelen, da wir merken, dass unsere Lebensordnung («dîn») auf Hoffnung aufbaut. Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die wir mitgestalten müssen. In der Gottergebenheit («Islam») stirbt die Hoffnung nicht zuletzt. In der Gottergebenheit lebt die Hoffnung immerfort.

So lasst Abschied nehmen von der giftigen Rhetorik des wir und sie. Wir sind alle aus derselben einen Seele. Es gibt nur ein Wir. Die schier unverständliche Menge an Leiden, Grausamkeit und Ungerechtigkeit stellen eine Aufforderung zur Tat und Hilfeleistung dar, nicht zur Verzweiflung und Wut. Dadurch erfüllen wir das Gebot Gottes, Gerechtigkeit zu üben (7:29). Zahlreiche Verse gebieten, die Schwachen und Unterdrückten zu schützen und unermüdlich Gutes zu tun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, einfach Gott zuliebe. Dies alles vor dem Hintergrund der Barmherzigkeit und Hilfe Gottes, ohne dass wir die Hoffnung auf Besserung aufgeben. Auf diese Weise eliminieren wir beispielsweise Stereotypen, Rassismus oder Frauenfeindlichkeit und setzen uns ein für die politische Gleichbehandlung aller Menschen.

Enthaltsamkeit bedeutet auch zu schweigen, wenn Schweigen angebracht ist. Wahre Gottergebene gebrauchen eine Sprache, die Frieden fördert. Sie schweigen, wenn sie mit Beleidigungen konfrontiert werden (z. B. «Geh dorthin zurück, von wo du herkommst!»), nachdem sie ihren Mitmenschen Frieden gewünscht haben:

25:63 Und die Diener des Erbarmers sind die, die demütig auf der Erde umhergehen und, wenn die Törichten sie anreden, sagen: »Frieden!«

Übersetzung von Adel T. Khoury

Mit einer friedlichen Sprache setzen wir uns für die Gerechtigkeit und Menschenrechte ein. Wir als Gottergebene wissen, dass Gott uns beisteht und Er uns ausreicht (39:36). Wir brauchen keine Anerkennung der Gesellschaft oder irgendwelche Preise zu gewinnen. Unser Preis ist bei Gott, Der alles wahrnimmt und uns lehrt, immer an der Hoffnung festzuhalten. Hoffnung, die zur Tat aufruft. Unsere Stärke in der Hoffnung liegt darin, dass wir die negativen Energien von Rassisten und Menschenfeinden nicht in uns zulassen. Enthaltsamkeit von negativen Energien ist also gefordert. Sie liegt auch nicht in der selbstgefälligen Zufriedenheit der heuchlerischen Rechtschaffenheit. Es geht vielmehr um eine Demut. Die Demut der Erkenntnis, dass wir selbstlos ein ethisch-moralisches, barmherziges Leben führen sollen, um anderen helfen zu können.

76:9 Wir speisen euch nur um Gottes Angesicht willen. Wir möchten von euch weder Entgelt noch Dank

Hanif-Übersetzung

In dieser Bewusstwerdung während der Enthaltsamkeit liegt wahrhaftig ein innerer Frieden. Ist es nicht aufregend, die lebensbejahende Hoffnung zuzulassen, welche den Hass und die Ungerechtigkeit überwindet und den Schmerz und die Wut in Zuversicht verwandelt? Wir alle haben die Möglichkeit, den Samen der Hoffnung für eine bessere Zukunft zu setzen, anstatt von der Vergangenheit geplagt zu werden.

In der Gottergebenheit lebt die Hoffnung immerfort.

Cover Schlüssel zum Verständnis des Koran

Schlüssel zum Verständnis des Koran: 7. Geduldig sein und Gott um Hilfe und Rat bitten

Selbst mit all den Fähigkeiten und dem Wissen, die wir besitzen könnten, ist das Studium der Schrift stets fehlerhaft, wenn Gott nicht um Unterstützung gebeten wird. Letzten Endes ist Er der ultimative Lehrer der Menschheit. Er ist der Lehrer von Allem, insbesondere Seiner Schrift (55:1–2).

 

16:98–100 Und wenn du den Koran liest, so suche bei Gott Zuflucht vor Satan, dem Verfluchten. Wahrlich, er hat keine Macht über die, welche glauben und auf ihren Herrn vertrauen. Siehe, seine Macht erstreckt sich nur auf jene, die bei ihm Beistand suchen und die (Gott) Götter zur Seite stellen.59

20:114 Hoch über allem ist Gott, Der König, die Wahrheit. Beeile dich nicht mit der Lesung, bis ihre Inspiration abgeschlossen ist, sondern sprich: „Gott, gewähre mir mehr Wissen!“

 

Wir sollen nicht erschrocken, verängstigt oder verwirrt sein, wenn die Ergebnisse oder das eigene Verständnis nicht mit dem übereinstimmen, was andere Gelehrte, Araber oder allgemein Menschen sagen. Die Wahrheit braucht nicht die Mehrheit, um wahr zu sein.

 

6:116 Und wenn du den meisten derer auf der Erde gehorchst, werden sie dich von Gottes Weg irreführen. Sie folgen nur Vermutungen, und sie raten nur.60

 

Als Letztes erinnere man sich immer daran, dass wir hier auf diesem Planeten sind, um Gott zu dienen (51:56) und uns zu bemühen, auf Seinem Wege zu gehen (9:20, 5:35, 64:16). Wir sind nicht hier, um uns selbst oder unseren eigenen Ansichten oder Ego zu dienen. Und so rufen wir Gott an:

 

1:5 Dir dienen wir und dich ersuchen wir

 

Demzufolge sollte der Auslegende also stets bestrebt sein, das Wohl der Menschen bei gleichzeitiger Einhaltung der göttlichen Vorgaben zu verbessern. Dies erscheint heutzutage vielen wie ein unauflösbarer Widerspruch oder zumindest wie ein Dilemma zwischen Vernunft und der Offenbarung, jedoch wird der Student der Lesung ziemlich schnell sehen können, dass dem überhaupt nicht so ist.

Nun sollten alle nötigen „Werkzeuge“ zugänglich gemacht worden sein, um sich selber gemäß dem System der Lesung auszubilden. Versuchen Sie es zu einer Gewohnheit werden zu lassen, die Antworten auf eigene Faust zu suchen, nebst der Bitte an Gott für Führung und Unterstützung (20:114). Zögern Sie nicht andere Wissende über die Bedeutung eines bestimmten Verses zu befragen (16:43), aber versuchen Sie trotzdem die Bindung mit Gott direkt herzustellen. Es ist nur durch dieses Selbstbewusstsein möglich, dass man einen defensiven Mechanismus gegen Fehlinformationen und Ignoranz hat, welche nun bereits über mehrere Generationen hinweg gelehrt wurden.

Wir sollten versuchen anzustreben, dass Gott der Fokus unserer Handlungen und unseres Lebens wird. Lassen wir Seine Worte unsere Führung sein, um Erfolg in diesem und im nächsten Leben zu haben. Es ist unbedeutend, wie viel Wohlstand wir erreichen oder wie mächtig wir werden, sondern bedeutender ist wie wir diesen Wohlstand nutzen, um anderen zu helfen und wie wir unsere Macht und Position ausnutzen, um der Menschheit zu helfen, damit die Welt besser wird.

 

63:9–11 O ihr, die ihr glaubt, euer Vermögen und eure Kinder sollen euch nicht vom Gedenken Gottes ablenken. Diejenigen, die dies tun, das sind die Verlierer. Und spendet von dem, was Wir euch beschert haben, bevor der Tod einen von euch ereilt und er dann sagt: »Mein Herr, könntest Du mich doch auf eine kurze Frist zurückstellen! Ich würde Almosen geben und einer der Rechtschaffenen sein.« Gott wird aber niemanden zurückstellen, wenn seine Frist kommt. Und Gott hat Kenntnis von dem, was ihr tut.61

 

Ich bin mir sicher, dass die / der Studierende der Schrift mehr als erwartet finden kann, wenn die Lesung aufmerksam gelesen und studiert wird. Obwohl die Schrift in ihrer Form von Wörtern und Seiten begrenzt ist, ist sie bezüglich dem Wissen und den Lehren innerhalb dieser materiellen Form „unbegrenzt“.

Thema des Monats Dezember 2013: Gott dienen

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Der Frieden sei mit euch liebe Leserinnen und liebe Leser, und Gottes Barmherzigkeit wie sein Segen!

So Gott will werden wir jeden Monat ein ausgewähltes Thema unseren Lesern zum Kommentieren anbieten. Damit möchten wir unseren Lesern die Möglichkeit geben, Einblicke zu erhalten, wie unterschiedlich die Menschen zum selben Thema denken können. Ähnlich einer Pinnwand, an der wir unsere Gedanken “pinnen” können, soll hier stichwortartig oder auch in mehreren Sätzen der eigene Gedanke verewigt werden. Einfach am besten spontan antworten!

Das Thema des Monats Dezember 2013: Gott dienen

 51:56  Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nur darum erschaffen, dass sie  Mir dienen.


Eingangsfrage: Was bedeutet für uns Gott zu dienen, wie können wir ihm dienen?

Gott hat uns alle mit bestimmten individuellen Fähigkeiten und Gaben erschaffen und wir alle haben einen für uns bestimmten Platz in der Welt. Meines Erachtens dienen wir Gott, indem wir diese uns  geschenkten Fähigkeiten  in einem guten Sinne und zur Ehre Gottes einsetzen und somit zur Verbesserung  beitragen. Dies umfasst sowohl unserer Taten in Worten, als auch unsere äußeren und inneren Handlungen –  nicht nur gegenüber unseren Mitmenschen, sondern gegenüber Gottes gesamter Schöpfung, also auch gegenüber den Tieren und der Natur.
Oftmals sind wir unsicher darüber, welches unsere speziellen Fähigkeiten und somit unsere Aufgaben sind. Ich denke aber, wenn wir auf Gottes Wort hören, wenn wir uns von Ihm leiten lassen und achtsam sind, dann wird Er es uns im Laufe unseres Lebens offenbaren, wo und wie wir Ihm am besten dienen können.

Wie ist Ihre Meinung darüber und haben Sie dazu vielleicht auch schon ganz eigene Erfahrungen gemacht?

Demut

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

In unserer heutigen Zeit hat Demut leider sehr viel an Bedeutung verloren, da sie fälschlicherweise oft mit Demütigung, Unterdrückung und Selbsterniedrigung verbunden wird. Nachfolgend möchte ich aufzeigen, dass dem nicht so ist, sondern dass Demut viel mehr mit Dankbarkeit, Mut und Befreiung zu tun hat und sie vor allem auch eine Geistes- und Lebenshaltung ist.

Albert Schweitzer bezeichnete die Demut einmal als „die Fähigkeit auch zu den kleinsten Dingen des Lebens“ emporzuschauen. Um dies zu tun, müssen wir uns im geistigen Sinne nach unten begeben und Bescheidenheit üben. Wenn wir unsere Ansprüche zu hoch setzen und unseren Blick nur nach oben richten, werden wir die kleinen Dinge nicht wirklich sehen können, sie werden uns verborgen bleiben. Sind wir aber demütig, erweist sich das, was auf den ersten Blick klein scheint oft als wunderbar und groß. Dann werden wir diese Kleinigkeiten als etwas Besonderes ansehen, auch in dem Wissen um unserer eigenen Geringfügigkeit und Kleinheit, verglichen mit der Größe Gottes. Zum Beispiel ein kleiner Stein, eine blühende Blume oder ein Schmetterling – das alles sind auf den ersten Blick kleine Dinge, von welchen aber jedes einzelne Gottes wunderbare Schöpfung offenbaren kann. Ebenso sollten wir, wenn wir vielleicht einen hohen Rang oder viel Wissen haben, nicht auf andere Menschen herabschauen und sie als geringer als uns selbst erachten. Jeder Mensch ist auf seine Weise einmalig und jeder hat besondere Talente oder Fähigkeiten. In der Fähigkeit, auch zu den kleinen Dingen emporzuschauen, erkennen wir an, dass wir von jedem und aus allem etwas lernen können. Niemand ist so groß, dass er nicht von dem Geringsten noch etwas lernen könnte. Allerdings sollte das nicht dazu führen, sich zu entwerten oder sich gar selbst zu verachten, denn das wäre falsche Demut. Vielmehr soll die Demut uns davor bewahren, uns selbst zu überschätzen und hochmütig und stolz zu sein.

Demut und Hochmut

Die Demut steht im Gegensatz zu Hochmut und Stolz. Wenn wir Demut üben, müssen wir unser Ego ablegen und erkennen, dass kein Mensch wirklich vollkommen ist. Wir dürfen uns selbst nicht zu wichtig nehmen, sondern müssen lernen, unsere eigene Begrenztheit anzuerkennen und nicht zu meinen, alles hänge nur von uns alleine ab. Wenn wir stolz sind auf unser Wissen, unseren Reichtum, unsere Talente oder unsere Erfolge ohne gleichzeitig dankbar zu sein und demütig anzuerkennen, dass nichts aus uns alleine kommt, so kann das dazu führen, dass wir hochmütig werden. Hochmut führt zu Selbstüberschätzung und Selbsterhöhung. Durch Hochmut entsteht Distanz im zwischenmenschlichen Bereich. Wenn wir uns, unser Können und unsere Erfolge überbewerten und uns für besser halten, grenzen wir uns zu unseren Mitmenschen ab und erhöhen uns selbst. Im Gegensatz dazu schafft Demut Nähe, da sie den Wert des anderen achtet. Sie schützt uns davor, uns über andere zu erhöhen und sie verleiht uns die nötige Erdhaftung.

Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht.Bibel, Matth. 23,11-12

 

Demut ist Mut

Demut ist Mut – Mut zur Demut, Mut zum Dienen, Mut zur Einsicht, Mut zur Menschlichkeit.

In Demut Gott zu dienen beinhaltet ebenfalls den selbstlosen Dienst am Nächsten. Dies bedeutet achtsam zu sein gegenüber unseren Mitmenschen und der ganzen Schöpfung.

Ihr Gläubigen! Kniet euch hin, werft euch nieder, dienet eurem Herrn und tut Gutes, auf dass ihr Erfolg haben möget!Koran, 22:77

Demut ist auch Mut zur Selbstlosigkeit. Das heißt, unser Denken und Handeln sollte nicht nur von Eigeninteresse und Eitelkeit geleitet sein. Wir müssen vielmehr auch dazu bereit sein, uns selbst zurückzustellen und dort wo es nötig ist, selbstlos zu helfen und solidarisch zu handeln, ohne viel Aufhebens darum zu machen.

Solidarisch zu handeln könnte beispielsweise bedeuten, dass wir, wenn wir erkennen, dass jemand an seinem Arbeitsplatz gemobbt oder ungerecht behandelt wird, nicht einfach aus Angst vor Repressalien oder davor den Arbeitsplatz zu verlieren, stillschweigend zusehen, sondern dagegen einschreiten. Das kann viel Mut erfordern.

Ein Beispiel für die Eitelkeit: Wenn wir ein Ehrenamt in erster Linie nur deshalb ausführen, um öffentliche Anerkennung zu erhalten, so ist das die falsche Motivation, die nur uns selbst in den Mittelpunkt stellt.

Demütig zu sein bedeutet also auch, nicht uns selbst in den Mittelpunkt unserer Handlungen zu stellen, sondern selbstlos zu dienen.

Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbstBibel, Philipper 2,3

 

Demut befreit

Demut beinhaltet auch die Bereitschaft, uns selbst zu erkennen und anzunehmen, mit all unseren Ängsten, Fehlern und Schattenseiten, aber auch mit unseren Stärken, Fähigkeiten und Talenten, die Geschenke Gottes sind. Demut führt uns zu einer realistischen Selbsteinschätzung und lässt uns somit nicht die Bodenhaftung verlieren, indem wir uns höher oder geringer einschätzen, als wir wirklich sind. Wir müssen uns nicht vergleichen und sollten uns immer bewusst sein, dass niemand von uns vollkommen ist oder sein muss. Dies kann uns frei machen, denn wir dürfen sein, wie wir sind. Wir müssen uns nicht verstellen oder eine Rolle spielen, unsere Fehler und Schwächen hinter einer Fassade verstecken und in ständiger Angst leben, dass jemand hinter diese Fassade schauen könnte und unsere Schwächen entdeckt. Demut befreit uns von unserer Ichbezogenheit und dem Hochmut, zu meinen, alles selbst und aus eigener Kraft machen zu müssen. Wir müssen nicht perfekt sein, sondern dürfen unsere Grenzen und unsere eigene Bedürftigkeit anerkennen. Wir müssen nicht alles selbst können, sondern benötigen auch selbst die Hilfe anderer. Jeder Mensch sollte das tun, was ihm möglich ist, nicht mehr und nicht weniger. Gott fordert von keinem Menschen mehr als er leisten kann. Den Rest dürfen wir vertrauensvoll in Gottes Hände legen.

So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit! Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.1. Petrus 5, 6-7

 

Demut vor Gott

Demut ist auch eine innere Einstellung zu Gott. Dies bedeutet, Gottes Allmacht anzuerkennen, uns Gott zu ergeben, uns zu beugen, geduldig ertragen zu können, auf Gott zu vertrauen und zu erkennen, dass letztendlich nichts ohne Gottes Willen geschieht. Dies schützt uns wiederum vor Überheblichkeit, da uns bewusst wird, dass nichts aus uns selbst kommt.

Indem wir demütig sind vor Gott, erkennen wir unsere eigene Begrenztheit an. In dem Wissen davon können wir uns Ihm anvertrauen, frei werden zum Gebet und unsere Ängste und Sorgen loslassen in dem Vertrauen, dass Gott für uns sorgt und uns trägt.

Und auch damit diejenigen, denen Wissen zuteil geworden ist, erkennen, dass es sich gewiss um die von deinem Herrn offenbarte Wahrheit handelt, so dass sie fester daran glauben und ihr ihre Herzen voller Demut zuwenden. Gott leitet die Gläubigen gewiss zum geraden Weg.Koran, 22:45

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wahre Demut keine erzwungene Erniedrigung ist, sondern dass Demut mit Mut, Dankbarkeit und vor allem mit dem Vertrauen auf Gott zu tun hat. Demut bewahrt uns davor, uns selbst allzu wichtig zu nehmen. Es sollte uns immer bewusst sein, dass auch wir nur ein kleiner Teil eines großen Ganzen sind. Dabei hilft es schon, ab und zu einmal die Perspektive zu wechseln. Eine Ameise mag uns winzig erscheinen und wir für sie riesig sein. Aber wie groß sind wir in einem Vergleich mit einem Baum, einem Berg, unserer Erde oder des gesamten Universums? Jedesmal, wenn ich auf einem Berggipfel stehe und erkenne, wie all das, was uns oft so groß und wichtig erscheint, auf einmal ganz klein ist und in den Hintergrund tritt und dann im Vergleich dazu die Weite sehe, die sich vor mir auftut, fühle ich eine große Demut in mir und gleichzeitig eine unheimliche Freiheit.

Wenn wir demütig sind vor Gott, dann wissen wir um unsere eigene Begrenztheit. Dadurch werden wir frei von Stolz und Überheblichkeit, aber auch frei von Angst und frei von zu hohen Erwartungen. Im Vertrauen auf Gott brauchen wir keine Angst zu haben, zu kurz zu kommen oder nicht zu genügen. In der Demut lernen wir, den Versuchungen zu widerstehen und solidarisch zu sein mit den Schwächeren. Aus der Demut vor Gott kann uns Kraft erwachsen, die Kraft und der Mut zum Dienen.

„Wie wird das Meer zum König aller Flüsse und Ströme?
Weil es niedriger liegt als sie.“
Lao Tse