Götzentum

Schlüssel zum Verständnis des Koran: Beigesellung (Schirk): Nicht nur Statuen sind Götzen

Millionen von Gottergebenen (Muslimen) glauben heute eine monotheistische Religion zu leben, die aber eher der Beigesellung des Quraisch-Stammes vor der Prophetie Mohammeds ähnelt. Millionen von Menschen von Ägypten bis nach Iran, von Indien bis in die Türkei und in vielen anderen Ländern beten in den Moscheen eindeutig für Gott. Doch nach ihrem Gebet gehen sie über zu den Grabstätten ihrer „Heiligen“ oder gehen zu ihrem Scheich und bitten diesen um Gesundheit, Wohlstand oder Kinder, oder dass diese für sie bei Gott um diese Dinge bitten mögen. Gleichermaßen gibt es Millionen von „Gottergebenen“, die glauben, der Prophet Mohammed könne sie vor Gottes Urteil schützen. So beten sie in ihrem Gebet in der Rezitation des eröffnenden Kapitels zu Gott und versichern ihm, dass sie nur Ihm dienen und nur Ihn um Hilfe erflehen werden (1:5). Als ob sie dieses täglich mehrfach wiederholte Versprechen nie ausgesprochen hätten, bitten sie am selben Tag Mohammed, dass er für sie Fürbitte bei Gott einlegen möge! Wenn man sie auf diesen Widerspruch hinweist, meinen sie, dass sie Mohammed ja Gott nicht beigesellten, obwohl sie wissen müssten, dass der Prophet Mohammed nicht mal die Menschen retten kann, die er liebte (28:56)! Er konnte lediglich zu seinen Lebzeiten (!) nur diejenigen ermahnen, die bereits an Gott geglaubt und sich Ihm ergeben hatten (30:52–53). Nein im Gegenteil, denken diese Leute etwa, Mohammed könnte sie auch jetzt noch hören oder sehen, wobei uns in der Lesung mitgeteilt wird, wie überrascht er sein wird und sich bei Gott über sein eigenes Volk beklagt, dass diese die Lesung verlassen haben (46:9, 7:188, 25:30)?! Solange man ein Beigeseller (Muschrik) ist, wird man nie und nimmer errettet:

 

9:113 Nicht gebührt es den Propheten und denjenigen, die glaubten, dass sie für die Beigeseller um Vergebung bitten, auch wenn sie Nahverwandte wären, nachdem ihnen klar wurde, dass diese die Angehörigen des Infernos sind

 

Nein, sie wollen es auch dann nicht wahrhaben, dass sie in Tat und Wahrheit Mohammed zu Gott beigesellen und sich somit der Beigesellung schuldig machen, wenn ihnen folgender Vers ans Herz gelegt wird:

 

9:80 Ob du für sie um Verzeihung oder nicht um Verzeihung bittest, oder ob du siebzigmal für sie um Verzeihung bittest, Gott wird ihnen niemals verzeihen. Deshalb, weil sie nicht an Gott und Seinen Gesandten glaubten. Und Gott weist den frevelhaften Leuten nicht den Weg.

 

Sie verstricken sich danach in weitere Widersprüche und es ist klar, dass sie Mohammed zum Götzen, zum Beigesellten erhoben haben, ohne dass sie sich dessen bewusst sind oder bewusst sein wollen (10:18). Sie gehören zu jener Gruppe, die Mohammed am Jüngsten Tag ablehnen wird und seine „Fürsprache“ wird daraus bestehen, sie abzulehnen, weil sie entgegen der von ihm überlieferten Lesung ihn idolisierten, ihn zum Götzen erhoben und sich nicht allein auf Gott verlassen haben. Ähnlich werden viele Christen und Juden am Jüngsten Tag überrascht sein, dass sie von Gott als „Beigeseller“ verurteilt werden. Die sogenannten „Gottergebenen“ (Muslime), die von Mohammed Fürsprache erhoffen, sind was die Geisteshaltung betrifft nicht anders als diejenigen Christen, die ihr „Vater unser“ beten und danach hoffen, dass Jesus sie erlösen möge.74 Diese gesellen also Jesus Gott bei. Oder sie sind sogar noch weiter von der Wahrheit entfernt, wenn sie Jesus als Gott ansehen (5: 72, 22: 8), also zu Gottes Wesen etwas beigesellen, was selbst den evangelischen Lehren widerspricht (Markus 10: 18, Lukas 18: 19). Dabei ist es ganz einfach:

 

65:3 … Wer sich auf Gott verlässt, dem genügt Er. …

39:6 Genügt Gott Seinem Diener etwa nicht? …

 

Diese sogenannten „Gottergebenen“ gehören zu jenen, die die Botschaft der Lesung nicht verstanden haben und auch nicht verstehen werden, solange sie ihren Irrtum nicht als Irrtum akzeptieren – oder anders gesagt nicht bereit sind, ihr komplettes Weltbild, ihre gesamte Identität aufzugeben, was im Endeffekt nichts anderes ist als sich Gott zu ergeben und dem Irrglauben ein Ende zu setzen, man sei bereits rechtgeleitet.

Es ist hierbei wichtig zu verstehen, dass die Beigeseller vom Stamme Quraisch die Gebete genauso verrichteten wie wir heute, doch sie hatten damals ihre Götzen Allat, Al-‘Uzzah, Manat und weitere Beigesellte, um für Gesundheit, Wohlstand, Fürsprache oder Kinder zu bitten. Die Beigesellung ist im Prinzip gleich geblieben, nur die Beigesellten, die Götzen sind verschieden. Anders gesagt sind nur die Namen der Beigesellten neu.

 

12:106 Die meisten unter ihnen, die an Gott glauben, gesellen Ihm (andere) bei.

 

Es ist deshalb von äußerster Bedeutsamkeit, die Wahrheit zu verinnerlichen, dass nicht nur Statuen Götzen sein können, die Gott beigesellt werden, sondern beispielsweise auch:

  • Ihre Kinder (7: 190),
  • Ihre Eltern, Geschwister, Verwandten oder Ihr Ehepartner (9: 24),
  • Ihr Geschäft bzw. Ihre Arbeit (18: 35) und
  • Ihr Ego (25: 43).

Zu glauben, dass Gott der Schöpfer der Himmel und der Erde ist, schützt einen nicht vor der Beigesellung, dem Virus des Denkens, der sich in uns einnistet und unsere Gedanken verdreht (12:106), sodass in Tat und Wahrheit unser „Gott“ das ist, was uns am meisten beschäftigt. Merken Sie sich diesen Satz:

 

Ihr Gott ist wer oder was auch immer Ihre Gedanken die meiste Zeit beschäftigt.

– Rashad Khalifa

 

Gott weist uns in der Lesung selbst an, wie wir uns davor schützen können und ich möchte dies nur kurz anschneiden, da man auch dazu ein eigenes Buch verfassen könnte: Wir müssen Gottes häufig gedenken (33:41–42), wie zum Beispiel vor dem Essen (6:121) oder wenn wir über die Zukunft reden (18:23–24) oder allgemein unsere Dankbarkeit zum Ausdruck bringen wollen. Es ist auch nicht von ungefähr, dass wir die Kontaktgebete (ṣalāh) regelmäßig verrichten müssen, da eine ständige, bewusste, richtig aufgebaute und tief empfundene Verbindung mit Gott, also in wirklichem Kontakt zu stehen mit Gott, von den Schändlichkeiten dieser Welt abhalten wird (29:45). Das Kontaktgebet (aṣ-ṣalāh) wird neben anderen zentralen Begriffen wie Läuterung (zakāh), Gerechtigkeit (qisṭ), Debatte (ḥadsch) oder Fasten (ṣawm) mit Gottes Erlaubnis in einem zweiten Buch näher betrachtet.

 

20:14 Wahrlich, Ich bin Gott. Es ist keine Gottheit außer Mir; darum diene Mir und verrichte das Kontaktgebet zu Meinem Gedenken.

 

Gelehrten, die politisches Kalkül betreiben

Schlüssel zum Verständnis des Koran: Beigesellung (Schirk) – Der Virus des Denkens

Bevor ich zur eigentlichen Anwendung unserer Auslegungsmethodik übergehe, müssen noch einige wichtige Themen angesprochen werden, damit von vornherein viele Fehler vermieden werden können. Ich werde auch in den nächsten Abschnitten die soeben vorgestellte Methodik nur teilweise anwenden, um den Rahmen dieses Buches nicht zu sprengen. Das Thema der Beigesellung (schirk) könnte man ohnehin in einem eigenen Buch behandeln.

Gelehrten, die politisches Kalkül betreiben

Dies ist ein dunkles Kapitel in Anbetracht der jetzigen Situation, wie sehr sich die „Muslime“ die an sie offenbarte Lesung zu Herzen genommen haben. Denn die Lebensordnung der Gottergebenheit (Islām) wurde durch die Mutmaßungen, Dogmen, Doktrinen und Hinzufügungen über die Jahrhunderte hinweg dermaßen verzerrt, dass es mit der Hingabe, der Gottergebenheit, den der Prophet Mohammed durch die Lesung (Koran) verkündete, nichts mehr zu tun hat. Die so genannten Religionsgelehrten haben im Namen der Religion Hunderte von Gesetzen und Verboten erfunden und somit Gottes Religion, die Gottergebenheit, durch eine verwirrende und nicht praktizierbare Religion ersetzt. Diese erfundene Religion nenne ich seit fast einem Jahrzehnt schon den Mainstream-Islām oder Menschen-Islām: Mislām. Die Religionsgelehrten haben für die Verirrung vieler Muslime gesorgt, indem sie diese Menschen glauben ließen, dass der Mislam die Gottergebenheit (Islām) darstelle. Sie haben sie hinters Licht geführt, indem sie sie im Irrtum ließen, dass das, was sie ausleben, die Lebensordung (dīn) sei, die Gott für uns vorsah. Doch die Außenstehenden seien ebenso gewarnt: Das Problem ist um einiges komplexer, als es hier angerissen wird. Ich möchte an dieser Stelle die Nichtgottergebenen dazu ermuntern, sich mit uns auf eine Reise zu begeben, mit dem Ziel, dass wir gemeinsam das Bestreben teilen, die beste verfügbare Lösung für ein gegebenes gesellschaftliches Problem zu finden (39:18, 13:11). Die Probleme sind schwierig, aber nicht unüberwindbar und erfordern von allen den nötigen gegenseitigen Respekt, damit eine gemeinsame Arbeit erst ermöglicht wird.

Es darf deshalb nicht sein, dass der Nichtgottergebene vorschnell über äußerliche Missstände urteilt und dabei das wahre Übel verkennt. Dies ist leider schon ein altes Problem. Um es mit den Worten des Orientalisten Max Horten aus dem Jahre 1916 zu sagen, der im Vorwort seiner Übersetzung „Muhammedanische Glaubenslehre – Die Katechismen des Fudali und Sanusi“ folgendes schrieb:

 

„Manche Europäer brüsten sich mit einigen Kenntnissen äußerer Formen des Islam und treten dann dem Orientalen mit dem Selbstbewusstsein gegenüber, Sinn und Geist seiner Religion verstanden zu haben. In diesem Gebaren mancher Europäer liegt eine schwere Verletzung des Ehrgefühls und des religiösen Bewusstseins des Muslim. Er, wenn er auch nur ein Halbgebildeter ist, hat ein tieferes Verständnis der Lehre (Dogmatik und Moral seiner Religion), als der oberflächlich gebildete Europäer auch nur zu begreifen imstande ist. Er empfindet, dass der Europäer von den vielfach so großzügigen Gedanken der islamischen Religion auch nicht den Schatten eines Verständnisses hat und in Ermangelung eines solchen glaubt, der Islam bestehe aus nichts anderem als kultischen Äußerlichkeiten und Ähnlichem.“

 

Herr Hortens Worte sind leider auch heute noch aktuell. In Europa ansässige Muslime leben häufig mit dem Bewusstsein, nicht verstanden worden zu sein und auch nicht verstanden werden zu wollen.

Nichtsdestotrotz ist der Zustand der sich als muslimisch bezeichnenden Welt in weiten Teilen leider katastrophal. Der Grund, wieso diese Völker in politischer, sozialer, wissenschaftlicher und ökonomischer Hinsicht derart zurückgeblieben sind, wurzelt in den polytheistischen Religionsgelehrten und den Politikern, die wissen, wie diese Gelehrten auszunutzen und einzusetzen sind. Sie haben die Religion kaltblütig und berechnend als Opium für die Massen eingesetzt und werden alles daran setzen, die Massen weiterhin unter ständigem Einsatz ihres giftigen, geistigen Opiums unter Schach zu halten. Sie werden versuchen die Gottergebenen daran zu hindern, die Offenbarung Gottes und Seine an uns übermittelte Lebensordnung wirklich zu verstehen (41:26). Denn sie wissen genau, dass die Lesung eine immense geistige Befreiung mit sich bringt und ihre künstliche Autorität für ungültig erklärt (9:31). Jene sind nämlich die menschlichen Satane, vor denen wir in der Lesung gewarnt werden (6:112). Der Begriff Gottergebenheit (Islām) stellt nämlich, anders als wir gelehrt wurden, keine besondere Bezeichnung dar, sondern ist vielmehr seit Beginn der menschlichen Geschichte das Paradigma aller Gottesergebenen. Die Lebensordnung der Gottergebenheit ist universell (3:83), bewirkt die Vereinigung der Rassen (49:13), wirkt friedensstiftend zwischen den Völkern (2:62; 2:135–136, 2:208, 30:20), spricht jedem die Gerechtigkeit zu (5:8), erfordert nebst dem Empirismus auch die möglichst objektiven Beweise (3:86; 2:111; 21:24; 74:30; 4:82) und hat ein geschütztes und mathematisch kodiertes Buch (15:9; 2:23; 74:30; 83:9,20). Darüber hinaus vertritt sie den generellen Frieden und die Realität (60:8–9), kennt keine Mittler und keinen Klerus (2:48; 9:31,34), fordert die Aufteilung der Reichtümer (59:7), zeigt keine Toleranz gegenüber produktionsloser Ökonomie (5:90; 3:130), sieht für die Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben die gemeinschaftliche Beratung vor (42:38), gibt dem Individuum einen großen Wert (5:32), gibt der Frau mehr Wert, als die meisten es sich eingestehen wollen (3:195; 4:124; 16:97) und will von uns, dass wir mit der Natur und der Umgebung in Harmonie leben (30:41, 42:30-31, 4:79). Von den Gelehrten verlangt die Lebensordnung der Gottergebenheit, dass diese die Irrungen und Korruptionen innerhalb der Gesellschaft aufdecken (5:63).

Allein aufgrund dieser Verse und ihrer Neuformulierung in unsere heutige Sprache sehen wir, wie verfehlt die Ansichten selbst vieler Gottergebener sind, was die Lesung betrifft. Es ist demzufolge einfach einzusehen, dass sich der Prophet Mohammed am Jüngsten Tag beklagen wird, dass seine eigenen Anhänger die Lesung, den von ihm klar übermittelten Koran verlassen haben, denn der Gesandte wird sagen: Herr, mein Volk hat gewiss diesen Koran verlassen! (25:30)

Deshalb ist es wichtig, dass wir dieses Kapitel über „Schirk“ (Beigesellung, Polytheismus) tiefgreifend verstehen, wenn wir auch nicht die Bedeutung des Wortes total ausschöpfen werden.

Die wichtigste Botschaft, die ich mitteilen will, kann in folgendem Prinzip zusammengefasst werden:

Alles oder jeder außer Gott kann zum falschen Idol, zum Götzen, zur falschen Autorität oder Gottheit werden. Dies kann ideell, geistig, physisch oder materiell ausgeprägt sein. Dann ist es aufgrund der selbstverschuldeten Achtlosigkeit, diese Idole, Götzen, Autoritäten oder Gottheiten zum Zentrum des eigenen Lebens werden zu lassen, dass man sich selbst vor der Rechtleitung Gottes ver- und ausschließt.

Gott macht uns in der Lesung unmissverständlich klar, dass mit der Beigesellung (schirk) nicht zu spaßen ist, denn:

 

4:48 Gott vergibt nicht, daß Ihm beigesellt wird, und Er vergibt, was darunter liegt, wem Er will. Und wer Gott (andere) beigesellt, hat eine gewaltige Sünde erdichtet.62

 

Die sprachliche und kontextuelle Bedeutung von Beigesellung (schirk)

Das Wort „Schirk“ (شرك) stammt von der Wurzel schīn-rā-kāf (ش ر ك) ab und hat stets mit der Grundform gesellen zu tun. Von der Bedeutung her lässt es sich gut vorstellen als eine Partnerschaft zweier vorher getrennter Dinge oder Personen. So wird das Verb scharika (شَرِكَ) als teilnehmen verstanden, sich also einer Sache anzuschließen, sich jemandem oder etwas dazugesellen. Nicht von ungefähr entspricht dann auch das Wort „Gesellschaft“ dem arabischen Wort scharika (شَرِكَة). In der Lesung werden folgende Ableitungen dieser Wurzel verwendet:

  1. Fünfmal als das Nomen schirk (شِرْك) in 31:13, 34:22, 35:14, 35:40 und 46:4: Beigesellung
  2. 40 Mal63 als das Nomen scharīk/schurakāʾ (شَرِيك – شُرَكَاء): Beigesellte(r), Partner, Teilhaber
  3. Einmal als Verb des dritten Verbstammes schārik (شَارِكْ) in 17:64: geselle bei (Imperativ)
  4. 71 Mal64 als das Verb des vierten Verbstammes aschraka (أَشْرَكَ): beigesellen
  5. 49 Mal65 als das aktive Partizip des vierten Verbstammes in männlicher oder weiblicher und in singularer oder pluraler Form als muschrik (مُشْرِك), muschrika (مُشْرِكَة), muschrikūn (مُشْرِكُونَ) und muschrikāt (مُشْرِكَٰت): Grundform „Beigesellender“ als Bezeichnung für den, der beigesellt
  6. Zweimal als das aktive Partizip des achten Verbstammes muschtarikūn (مُشْتَرِكُون) in 37:33 und 43:49: sich beigesellend

Im religiösen Sinne, also in der Bedeutung, wie das Wort in der Lesung verwendet wird, heißt dies, dass der Souveränität, Einheit und Autorität Gottes, dem Schöpfer allen Seins, etwas oder jemand beigesellt wird, sodass er/sie oder es ganz oder teilweise die Eigenschaften übernimmt, die in Wahrheit allein Gott zustehen. Dieses etwas oder dieser jemand kann bewusst oder unbewusst Gott beigesellt werden. In allen Fällen bedeutet dies, dass man Gott den Erschaffer nicht als alleinigen Gesetzgeber, alleinigen Gott oder alleinige Quelle allen Heils betrachtet. Man mag zwar durch Lippenbekenntnis Gottes Einheit bekennen, wie dies in der sogenannten Bezeugung (schahādah) geschieht, doch in Tat und Wahrheit werden Gott ein oder mehrere Teilhaber oder Partner zugesprochen. Dies betrifft jegliche Form der göttlichen Autorität, jegliche Aspekte, die laut der Lesung Gott allein zustehen, sei es nun was die Anbetungswürdigkeit oder auch die Hoffnung auf Vergebung betrifft.

Aber wieso sollte es für uns schlecht sein, wenn wir über Gott falsch denken? Welchen Schaden sollte die Beigesellung bei Gott schon anrichten können, wo Er der Absolute ist? Und wieso ist es gerade diese Form der Sünde, welche in der Lesung eine immense theologische Bedeutung erhält? Leider sind die wenigsten der Gottergebenen dieser Frage nachgegangen und wenn sie solche Fragen stellten, wurden sie zu großem Bedauern im Kindesalter im Keim erstickt durch soziale Einschüchterung oder gar durch Gewalt in den Moscheen. Es ist nun an der Zeit, dass wir als Gemeinschaft beginnen, diese zentralen Fragen erneut zu stellen mit dem Bewusstsein, dass wir nicht Gott hinterfragen, sondern versuchen besser zu verstehen, wieso das, was Gott in der Lesung offenbarte, auch wirklich gut für uns ist.

Gott hat den Gottergebenen versprochen, dass Er ihnen in jeglicher Lage beistehen und helfen wird. Er versprach den Gottergebenen, dass sie reichlich mit der Gunst und den Gaben Gottes beschenkt würden, folgten sie nur aufrichtig und getreu Seinem Wort. Dies ist nicht zuletzt auch im weltlichen Sinne zu verstehen: Folgten die Menschen, die sich „Muslime“ nennen, aufrichtig und getreu Gottes Wort in der Lesung, so wären sie nicht in der jetzigen politischen, sozialen, ökonomischen und wissenschaftlichen Situation.

 

40:51 Wahrlich, helfen werden wir unseren Gesandten und denen, die gläubig sind, im diesseitigen Leben und an dem Tage der Auferstehung.66

 

Der Schirk ist eine dermaßen tiefgreifende Angelegenheit, dass man von jeglicher göttlicher Leitung ausgeschlossen wird, wenn man sich mit diesem Virus des Denkens und Fühlens ansteckt und in diesem Zustand verbleibt, bis man wieder aus Eigeninitiative heraus die eigene Ausgangslage ändert (13:11, 5:105, 8:53). Dieser Zustand hat nicht nur zur Folge, dass man in weltlichen Angelegenheiten zurückbleibt, sondern gleichzeitig auch im Verständnis der Schrift Gottes keinen Zugang zur göttlichen Wahrheit erhält.

 

17:45–46 Und wenn du den Koran vorträgst, legen Wir zwischen dich und jene, die nicht an das Jenseits glauben, einen verborgenen Schleier; Und Wir legen Hüllen auf ihre Herzen, so daß sie ihn nicht verstehen, und in ihre Ohren Taubheit. Und wenn du im Koran deinen Herrn nennst, Ihn allein, so wenden sie ihre Rücken in Widerwillen.67

18:57 Und wer ist ungerechter als der, der an die Verse seines Herrn gemahnt wurde, sich aber von ihnen abwandte und vergaß sich seiner Sünde bewusst zu sein? Wahrlich, Wir haben Schleier über ihre Herzen gelegt, so dass sie ihn (den Qur’an) nicht begreifen, und Taubheit in ihre Ohren. Und selbst wenn du sie zum rechten Weg rufst, werden sie nie den rechten Weg einschlagen.

20:124–127 Und dem, der sich jedoch von meiner Ermahnung abkehrt, wird ein Leben in Drangsal beschieden sein, und am Tage der Auferstehung werden Wir ihn blind vor Uns führen.“ Er wird sagen: „Mein Herr, warum hast Du mich blind (vor Dich) geführt, obwohl ich sehen konnte?“ Er wird sprechen: „Es sind ja Unsere Zeichen zu dir gekommen, und du hast sie missachtet – also wirst heute nun du missachtet sein!“ Und ebenso belohnen Wir auch den, der maßlos ist und nicht an die Zeichen seines Herrn glaubt; und die Strafe des Jenseits ist wahrlich strenger und nachhaltiger.68

 

Das Wohlergehen einer Gesellschaft und auch des Individuums – geistig wie auch materiell – hängt also davon ab, ob man sich erfolgreich in weltlichen und jenseitigen Angelegenheiten von der Beigesellung fernhält. Jeder Mensch, der Gottes Wort befolgt, ob es nun bewusst oder unbewusst geschehen mag, wird in dieser Welt die Belohnung dafür erhalten, dass er Gottes Wort einhielt. Gottes Worte einzuhalten bedeutet in anderen Worten, dass abhängig davon, in welchem Lebensbereich sie im Leben umgesetzt werden, dieser Lebensbereich Gottes Segen erhält. Wir wissen auch aus der Lesung, dass sich Gottes Vorgehen niemals ändert.69 Gott wird also keinen Unterschied zwischen Ableugnern und Gläubigen in dieser Welt machen (20:127,131). Ein Ableugner wird weltlich genauso belohnt wie ein Gläubiger, wenn er Wissenschaft betreibt, er also zu denen gehört, die das Wissen schaffen. Wer wissenschaftlich aktiv ist, wird einen Vorteil haben und darüber hinaus Gottes Offenbarungen und Zeichen tiefgreifender verstehen können, welche sowohl in der Natur als auch in der Lesung vorhanden sind.70 Dies erklärt teilweise die zurzeit vorhandene materielle und wissenschaftliche Überlegenheit Europas und Amerikas.71 Solange also keine Zentren aufgebaut und gepflegt werden für mathematische, geisteswissenschaftliche und naturwissenschaftliche Institute, werden diese Länder immer zurückbleiben, mögen sie auch noch so gläubig und fromm erscheinen, weil Frömmigkeit auch bedeutet, Wissen voranzutreiben. Ohne Wissenschaft ist kein Glaube möglich.

Das verheerende Problem ist ja gerade, dass die meisten der Gottgläubigen selbst nicht wissen, dass sie der Beigesellung zum Opfer gefallen sind. Sie sind sich dessen in diesem Leben nicht bewusst, dass sie Götzendiener sind. Selbst am Jüngsten Tag werden sie überrascht sein.

 

6:22–24 Und am Tage, an dem wir sie alle versammeln werden, werden wir zu denen, die Götzen anbeten, sprechen: „Wo sind nun eure Götter, die ihr wähntet?“ Dann werden sie keine andere Ausrede haben als zu sagen: „Bei Gott, unserem Herrn, wir waren keine Götzendiener.“ Schau wie sie sich selbst belügen und das, was sie sich ausdachten, sie im Stich lässt.

12:103 Und die meisten Menschen werden nicht glauben, wenn du es auch noch so eifrig wünschst.

12:106 Und die meisten von ihnen glauben nicht an Gott, ohne dass sie Beigeseller sind.

18:103–104 Die schlimmsten sind diejenigen, die sich abwenden, und dann meinen, sie seien rechtgeleitet.72

 

Sie werden also aufgrund ihrer selbstverschuldeten Verirrung in der Beigesellung meinen, sie seien diejenigen, die die Wahrheit besitzen. Nichts kann schlimmer sein als die Verharrung im Irrglauben, man folge der Wahrheit, wo die Wahrheit ganz woanders zu finden ist. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, eine innere Haltung zu entwickeln, die andere Meinungen nicht von vorneherein als „falsch“ ansieht, weil es nicht mit dem eigenen Weltbild übereinstimmt, denn die Wahrheit ist ein Wandelgestirn und wer mürrisch auf seinem Standpunkt verharrt, von dem wird sich die Wahrheit Gottes entfernen.

 

10:39 Nein, sondern sie verleugneten das, dessen Wissen sie sich nicht aneigneten und dessen Exegese ihnen noch nicht zuteil wurde. Solcherart haben diejenigen vor ihnen geleugnet. So siehe, wie das Anschließende der Unrecht-Begehenden war.73

 

Es gehört also selbstredend zum guten Ton eines Gottergebenen, sich gegenüber jeder Meinung aufgeschlossen zu zeigen (39:18) und Geduld zu entwickeln, um keine voreilige Meinung zu bilden (10:39). Nur das, was aus Geduld und reiflicher Überlegung entsteht, kann wachsen und zu etwas Fruchtbarem gedeihen.

Schlüssel zum Verständnis des Koran: Beispiel 5 – Sklaverei im Islam? Ein Widerspruch der Beigesellung

Ich bemerke immer wieder, dass viele Gottergebene (Muslime) verwirrt sind, was Sklaverei in der Gottergebenheit (Islām) und Sklavenhaltung betrifft. Obwohl ihr gesunder Menschenverstand sie überzeugt, Sklaverei abzulehnen, denken sie aufgrund äußerer Einflüsse, dass die Sklaverei in der Lesung nicht nur nicht abgeschafft, sondern geduldet werde. Solch eine Schlussfolgerung kann nicht weiter entfernt von der Wahrheit sein.

 

90:8-18 Machten Wir ihm nicht zwei Augen und eine Zunge und Lippen und wiesen ihn auf beide Möglichkeiten hin? Doch das Hindernis konnte er nicht überwinden. Und was wusstest du über das Hindernis? Es ist einen Sklaven zu erlösen oder eine Speisung an einem Tag der Hungersnot einer nahen Waise oder eines am Boden liegenden Bedürftigen. Dann ist er von denen, die geglaubt haben und sich gegenseitig zur Geduld und auch zur Barmherzigkeit anspornen. Das sind die Angehörigen der Rechten!

 

Der Einfluss der Tradition

Wenn klassische Gelehrte zitiert werden, muss hierbei betont werden, dass die Mehrheit unter ihnen Sklaverei als etwas „Normales“ und „Erlaubtes“ ansahen. Dies liegt darin begründet, dass ihre Definitionen von Freiheit und Menschlichkeit anders waren als unsere heutigen Vorstellungen. Das Wichtigste hierbei ist aber, dass es der Anti-Sklaverei Haltung der Lesung widerspricht. Es war eine Angelegenheit, die den Absichten und Zielen der Offenbarung (maqāsid as-samāʾ / maqāsid al-qurʾān) gegenüber ignorant und rückschrittlich war.

Darüber hinaus lässt sich durch die traditionelle Darstellung der Geschichte ein unglaublich beleidigendes Bild des Propheten zeichnen, denn zusammengefasst wäre Mohammeds Rolle in der Sklaverei, durch traditionelle, der Lesung widersprechende Quellen wie den Ḥadīṯ-Büchern zum Beispiel von Buchārī belegt, wie folgt: Er hatte Sklaven in seiner Familie, ebenso besaß seine erste Frau, Chadīdscha, Sklaven. Der sunnitische Mohammed hatte tiefgreifend mit der Sklaverei zu tun, da sie eine der Hauptwege war, sich zu finanzieren. Er tötete nicht nur Dichter, die anderer Meinung waren als er, sondern ließ ungläubige Männer töten, um ihre Frauen und Kinder als Sklaven halten und für Finanzierungszwecke verkaufen zu können. Er gab Sklaven als Geschenke her oder auch um die sexuellen Gelüste seiner engen Gefährten zu befriedigen. Er erhielt und nahm Sklaven von anderen Herrschern an. Einige seiner Köche waren Sklaven und er hatte einen Sklaven als Schneider. Er sagte auch, dass ein Sklave, der von seinem Meister flieht, nicht erwarten könne, dass seine Gebete beantwortet werden.122

Gott bewahre uns davor, dass wir den Scharlatanen glauben, die sich Imame oder Scheichs nennen, die solches verbreiten und als „normal“ verkaufen. Gott bewahre uns davor, ihnen zu glauben, die unseren Propheten solcherart darstellen und die Religion für einen geringen Preis verkaufen!

Diese klassischen Gelehrten und ihre Anhänger urteilten falsch, als es um fundamentale Prinzipien der Menschlichkeit ging und deshalb ist es klar, dass wir die gesamte Tradition nach anderen Fehlurteilen und Angelegenheiten durchforsten müssen, in denen wir uns entwickelt haben. Die 1400 Jahre alte Tradition kann eine Quelle des Wissens sein, mitunter gar einzelne Edelsteine hervorbringen. So zum Beispiel kannten die gottergebenen Gelehrten bereits vor der Zusammenstellung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte solche Begrifflichkeiten, wie etwa in Uṣūlu-l-fiqh (wörtlich: Wurzeln/Quellen des Verständnisses; Oberbegriff für die gottergebene Rechtsfindung) bekannt als ḥaqqu-l-mukallaf (Rechte des Individuums). Doch da sich die früheren Gottergebenen nicht intensiver mit der Ausarbeitung dieser Theorie beschäftigt haben oder diese uns nicht überliefert wurden, konnten die Gottergebenen nicht die ersten in der Ausformulierung einer solchen Rechtsnorm sein. Vielmehr ist diese Tradition der Rechtsfindung ausgeartet und so wurden Rechtsnormen formuliert, die der Lesung widersprechen, wie etwa bezüglich der Steinigung, der Apostasie oder der Sklaverei. Die Tradition kann also keine fixe, absolute Quelle über Wahrheit und Gerechtigkeit sein. Ansonsten laufen wir Gefahr, giftige Ideen zu verinnerlichen und unsere Seelen zu verderben.

 

4:92 Es steht einem Gläubigen nicht zu, einen Gläubigen zu töten, es sei denn aus Versehen. Wer einen Gläubigen aus Versehen tötet, hat einen gläubigen Sklaven zu befreien und ein Sühnegeld an seine Angehörigen zu übergeben, es sei denn, sie erlassen es als Spende. Wenn er zu einem Volk gehörte, das euer Feind ist, während er ein Gläubiger ist, so ist ein gläubiger Sklave zu befreien. Und wenn er zu Leuten gehört, zwischen denen und euch ein Vertrag besteht, dann ist ein Sühnegeld an seine Angehörigen auszuhändigen und ein gläubiger Sklave zu befreien. Wer es nicht vermag, der hat zwei Monate hintereinander zu fasten. Das ist eine Zuwendung von Seiten Gottes. Und Gott ist wissend und weise

 

Einer der wenigen Skeptiker und gottergebenen Kritiker der Sklaverei war An-Nasafī (gest. 701 nach Hidschra, berühmt für seine ʿaqīdatu-n-nasafī, das Credo des Nasafī), der scharfsinnig bemerkte, dass wenn ein Totschlag durch das Befreien eines Sklaven kompensiert werden kann (4:92), dann jemanden zu versklaven einem spirituellen Todesurteil (mawt ḥukman) gleichkomme, weshalb er Sklaverei (ar-riqq) als ein Überbleibsel der Zeiten der Ableugnung (aṯār al-kufr) und des Unglaubens beschrieb:

 

فتحرير رقبة… التحرير: الإعتاق، والحر والعتيق الكريم فيالأحرار كما أن اللؤم في العبيد، ومنه عتاق الطير وعتاق الخيل لكرامها
والرقبة: النسمة ويعبر عنها بالرأس في قولهم: فلان يملك كذا رأساً من الرقيق {مؤمنة} قيل: لما أخرج نفساً مؤمنة من جملة الأحياء لزمه أن يدخل نفساً مثلها في جملة الأحرار، لأن إطلاقها من قيد الرق كإحيائها من قبل أن الرقيق ملحق بالأموات، إذ الرق أثر من آثار الكفر والكفر موت حكما

 

Eine grobe Übersetzung:

Und das Befreien eines Sklaven/Halses… die Befreiung (altahrīr): Die Erlösung, und die Freien und die noblen Erlösten, das heißt die Befreiten, und ebenso, dass [damit] die Ungleichheit unter den Sklaven [gezeigt ist], und daraus [ist gleichermaßen] der Edelmut der Erlösung des Vogels und des Pferdes [sichtbar].
Und der Hals: [Dieses Wort meint] die Personen [die am Hals festgehalten sind] und es äußert sich darüber durch die Eigentümerschaft (ar-ra’s) in ihrer Aussage: Um solch Eigentum (ra’san) zu besitzen (yumlik) von den Hälsern, {Gläubige} wurde gesagt: hinsichtlich der Vertreibung einer gläubigen Seele von allem Lebendigen (al-ā’hyā’) [d.h. jemanden zu töten] muss eine Seele ihresgleichen [in den Kreis] aller Freien eintreten, weil ihre Loslösung von den Verbindlichkeiten der Sklaverei wie ihre Belebung ist (itlāqhā min qīd ar-riqq ka-iḥyā’hā), wovon folgt, dass die Sklaven den Toten anhängen (ar-raqīq muhlaq bi-l-a’mwāt) [d.h. Sklave zu sein ist dasselbe wie gestorben zu sein], weil die Sklaverei ein Überbleibsel von den Spuren der Ableugnung (‘āṯār al-kufr) ist und Ableugnung ist ein Todesurteil.123

 

Die Sklaverei in der Bibel und ihr Einfluss auf die Gottergebenen

Foto: Jim Reid, CC BY-NC-SA 2.0

Die Praxis der Sklaverei wurde bis zu einem gewissen Maß durch den Einfluss der Juden und Christen gerechtfertigt. Ein hoher Anteil hierbei ist den erfundenen Aussprüchen (Aḥādīṯ) und Gesetzen in der Scharīʿa zuzuschreiben, die Jahrzehnte nach dem Tode des Propheten eingeführt wurden. Es ist eine Ironie, dass die Juden, die am meisten durch die Sklaverei zu leiden hatten und von Gott durch Moses’ Wirken errettet wurden (2. Buch Mose Exodus 1:13–14), später die Versklavung anderer Menschen rechtfertigten, einschließlich dem Verkauf der eigenen Tochter, was Eingang in ihre heiligen Bücher fand (Exodus 21:7–8; 21:21–22,26– 27; 3. Buch Mose Levitikus 25:44–46; Josua 9:6–27).

Obwohl Jesus niemals die Sklaverei billigte, verhielt sich Paulus, der wahre Gründer des modernen Christentums, anders: Er verlangte von den Meistern, ihre Sklaven gut zu behandeln (Kolosser 3:22), von den Sklaven jedoch „in aller Ehrfurcht gegenüber den Meistern ergeben zu sein“ (1. Petrus 2:18; Epheser 6:5; 1. Timotheus 6:2; Kolosser 3:22; Titus 2:9). Sehr viele Christen und Juden konvertierten zur Gottergebenheit aus der Lesung und verbreiteten im Namen des Propheten die althergebrachten Weltanschauungen mittels den Aussprüchen, verbreiteten also im Namen der Religion und somit im Namen Gottes wissentlich oder unwissentlich Lügen. Sehr wahrscheinlich ist es deshalb auf diese zurückzuführen, dass die Sklaverei auch nach der Vollendung der Offenbarung und nach dem Ableben des Propheten aufrechterhalten wurde. Politische Motive sind hierbei natürlich nicht ausgeschlossen. Der Missbrauch der Religion durch die privilegierte Klasse, Menschen zu versklaven und auszubeuten, wurde lebhaft von Desmond Tutu aufgezeigt:

 

Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land.

– Desmond Mpilo Tutu

 

Sklaverei im Lichte der Gottergebenheit

Zur Offenbarungszeit der Lesung war die Sklaverei eine vorhandene Realität (4: 25). In ihr wird aber die gängige, praktizierte Sklaverei abgeschafft (3:79; 4:3,25,92; 5:89; 8:67; 24:32–33; 58:3–4; 90:13; 2:286; 12:39–42; 79:24-25). Die Lesung lehnt die Sklaverei nicht nur als eine grobe Sünde ab, sondern als die gröbste Sünde, als ob man Gott irgendwelche Partner beigeselle, da man sich selbst neben Gott als weiteren Herrn über einen Menschen anpreist durch das Halten irgendeines Sklaven. Dies wird nicht vergeben, wenn diese Beigesellung (schirk) bis zum Tod oder bis kurz davor aufrechterhalten wird (4:116). Einen anderen Meister/Herrn (rabb) als oder neben Gott zu akzeptieren oder sich selbst als solchen (bewusst oder unbewusst) darzustellen wird in der Lebensweise der Gottergebung unmissverständlich abgelehnt (12:39–40; 3:64; 9:31). Jahrzehnte nach Mohammeds Ableben wollten Könige und ihre Verbündete die Sklaverei wiederauferstehen lassen und rechtfertigten diese durch Verzerrungen der Verse, in denen Josef vom Herrn seines Freundes spricht (12:41–42). Sie ignorierten jedoch die Tatsache, dass Josef nie irgendjemand anderen als Gott als seinen Herrn oder Meister bezeichnete. Er schlug seinen Gefährten im Gefängnis vielmehr vor, ihre Freiheit dadurch zu ersuchen, indem sie die unbegründeten Behauptungen ablehnen, sich von falschen Herrn und Meistern bevormunden zu lassen (12:39–40). Es ist auch kein Wunder, dass Gott Pharao verdammt für seine Behauptung, ein Herr über die Menschen zu sein (79:15–26). Gott errettete die Juden aus der Sklaverei und erinnerte sie daran, dass ihre Freiheit wichtiger ist als die Vielfalt an Nahrungsmitteln, die sie vermissten (2:57–61).

 

16:75-76 Gott führt als Gleichnis einen leibeigenen Diener an, der über nichts verfügt, und einen, dem wir von uns eine schöne Versorgung gewährt haben. So gibt er davon heimlich oder offen ab. Sind sie gleich? Lob gehört Gott! Nein! Vielmehr wissen die meisten von ihnen nicht. Und Gott führt als Gleichnis zwei Männer an. Der eine von ihnen beiden ist stumm und verfügt über nichts. Er ist seinem Meister eine Last, wo er ihn auch hinschickt, bringt er nichts Heilvolles. Gleicht er dem, der die Gerechtigkeit befiehlt, wobei er auf einem geraden Weg ist?

 

Die Verse 16:75–76 vergleichen einen Diener (‘abd) mit einem freien Menschen und betonen die Wichtigkeit, ein freier Mensch zu sein. Dies zielt auch darauf ab, sich nicht geistig von anderen Menschen bevormunden zu lassen, was durchaus im imperativischen Sinne Kants verstanden werden kann. Freie Menschen sollten sich also sowohl geistig als auch körperlich nur von Gott abhängig machen. Freie Menschen sind besser dazu in der Lage, Kreativität zu entfalten und Gutes zu bewirken.

Gott untersagt Mohammed des Weiteren, seine Feinde in Friedenszeiten einzufangen, einzukerkern und zu versklaven. Doch Er gibt ihm die Erlaubnis dafür nur als eine Maßnahme gegenüber denjenigen, die Krieg anstiften und in kriegerischen Handlungen tätig sind (8:67). Die Kriegsgefangenen werden nach Vers 47:4 nach Kriegsende freigelassen. In der Lesung wird die Tatsache betont, dass diejenigen, die Gott Partner beigesellen, selbst Sklaven besaßen. Die Sklaven mittels verschiedener Wege zu befreien ist als eine verpflichtende, gottergebene Handlung und Eigenschaft anzusehen (24:32–33; 16:75, 90:13). Gott berücksichtigt die tragische Vergangenheit von Sklaven als mildernden Umstand, indem Er ihnen die Hälfte der Strafe für die Unzucht verschreibt wie für Freie (4:25). Diese Regel lehnt gleichzeitig auch die Todesstrafe durch Steinigung der Sunniten und Schiiten ab, da es logischerweise keine Hälfte der Todesstrafe geben kann!

 

24:32 Und verheiratet die Ledigen unter euch und die Rechtschaffenen von den Dienern und Dienerinnen unter euch. Wenn sie arm sind, wird Gott sie durch seine Huld reich machen. Und Gott umfasst und weiß alles.

 

Der Ausdruck ʿibādukum (eure Diener) in diesem Vers wird generell missverstanden und trotz der klaren Botschaft der Lesung wird der Vers missbraucht, um die Sklaverei zu rechtfertigen. Statt den besagten Ausdruck als „eure Sklaven, die ihr besitzt“ zu verstehen, sollte er besser als „Diener aus eurer Gruppe“ verstanden werden. Beispielsweise gibt es in der Lesung auch den Ausdruck „die Speisung von zehn Bedürftigen so wie ihr eure Angehörigen im Durchschnitt speist“ (5:89), was eben nicht die „Angehörigen, die ihr besitzt“ bedeutet. Ähnlich meint „eure Undankbaren“ (eigentlich: eure Ableugner) auch diejenigen Undankbaren, die unter uns verweilen, und nicht die, die wir besitzen würden (54:43).124

Es lassen sich auch weitere Beispiele gegen die Sklaverei finden, wie etwa in der Geschichte Salomons (27:31 ff.), in der er Könige als Persönlichkeiten beschreibt, die die Menschen unterjochen. Sein Standpunkt gegenüber Unterdrückung und Sklaverei ist beispielhaft. Lebte Salomon heute, versuchte er erst sich selbst als gottergeben bezeichnende Gemeinschaften zu reformieren, wie er damals bei der Königin von Saba verfuhr.

In 58:3–4 wird ein spezieller Umstand beschrieben, in denen die Männer sich von ihren Frauen zu Unrecht scheiden lassen wollten. Als Sühne sollen diese einen Sklaven befreien. Der Anfang des Verses 58:4 (faman lam yadschid, was „wer es nicht vermag“ bedeutet, wörtlich: So wer es nicht fand) weist deutlich darauf hin, dass die zu befreienden Sklaven nicht zu den Gottergebenen gehörten. Ansonsten hätte ein Ausdruck wie „wer keinen Sklaven besitzt“ stehen müssen.

 

Mā malakat aymānukum und mawlá

In der Lesung kommt des Öfteren ein Ausdruck vor, der meist falsch übersetzt als „eure Sklaven“ wiedergegeben wird. Es handelt sich hierbei um die Äußerung „mā malakat aymānukum“125 (ما ملكت أيمنكم), was ungefähr als „was eure Rechte (Hand) besitzt“ übersetzt werden kann. Sektiererische Interpretationen versuchen diesem Ausdruck einen Beigeschmack von Sklaven, insbesondere auch Sexsklaven zu geben, was aber der Offenbarung diametral entgegensteht. Bei diesem Ausdruck handelt es sich um Ausnahmefälle, wie zum Beispiel in 60:10 beschrieben, wobei eine Ehefrau eines Soldaten auf feindlicher Seite die Botschaft der Gottergebenheit hört und annimmt und deshalb von den Feinden verfolgt wurde. Daraufhin kann diese Frau Asyl beantragen bei der gottergebenen Gemeinschaft. Da sie nun nicht durch einen juristisch-formalen Prozess die Scheidung erlangen konnte, wird es ihr in diesem Ausnahmefall durch einen speziellen Vertrag erlaubt, Gottergebene zu heiraten. Dies hat keinerlei Bezug zu Dienern (ʿibād) im herkömmlichen Sinne.

Das Wort yamīn, Singular von aymān, bedeutet „rechts“, „rechte Hand“ oder im übertragenen Sinne auch „Recht“, „Macht“, „Kontrolle“.126 Das Wort „Mawlá“ (Herrscher, Beschützer, Meister) kommt in der Lesung 18 Mal vor, von welchen 13 für Gott verwendet werden (2:286, 3:150, 6:62, 8:40, 9:51, 10:30, 22:78, 47:11, 66:2, 66:4). Die übrigen fünf Stellen gebrauchen das Wort mit einem negativen Beigeschmack (16:76, 22:13, 44:41, 57:15). Die in der Lesung allein für Gott gebrauchte Formulierung „Mawlánā“ (unser Schutzherr, Meister, Beschützer) wurde von gewissen Volksgruppen auch Religionsgelehrten zugeschrieben. In Pakistan und Indien wurde es zum Brauch, die Religionsgelehrten mit dem Titel „Mawlánā“ ( مولىنا ) anzusprechen.127 Das Wort „Waliyy“ (ولي – Verbündeter; plural awliyāʾ أولياء) hingegen wird sowohl für Gott als auch für Menschen gebraucht. Gott ist der Freund und Verbündete der Gläubigen und die Gläubigen sind die Freunde und Verbündete untereinander.128

Deshalb sollte es auch fortan unterlassen werden, andere Menschen als „mawlana“ (Türkisch: mevlana) zu betiteln, da dieser Begriff nur Gott gebührt (2:286).

 

Fazit

Die Gottergebenheit (Islām) lehnte die Sklaverei bereits mit der Bezeugung „Keine Gottheit außer dem Gott“ (lā ilāha illa-llāh) ab. Der Begriff Herr (rabb) wird in mehr als 900 Stellen einzig und allein für Gott gebraucht. Ein Gottergebener kann kein Sklave (raqabah) oder Diener (ʿabd) eines anderen als Gottes sein. Deshalb ist es Götzentum und Beigesellung, irgendeinen Sklaven in irgendeiner Form zu besitzen, denn damit würde man sich als Meister und Herr behaupten und sich neben Gott stellen. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde Pharao verurteilt, weil er sich als Herr der Menschen behaupten wollte.

Ich wiederhole: Gemäß der Lesung kann ein Gottergebener niemals einen Sklaven haben, da dies der Behauptung gleichkommt, der Herr über den Sklaven zu sein. Sich selbst Gott beizugesellen ist die größte Sünde, da man sich als absolute Souveränität, also Gottheit eines Menschen positioniert. Und Gott befiehlt uns:

 

90:13 Befreie den Sklaven!

 

Deshalb:

Wir schulden es uns selbst, der Reinheit der Gottergebenheit wegen, aufzuzeigen, dass Sklaverei eine Abweichung vom gottergebenen Standpunkt bedeutet. Oder um es in den Worten von an-Nasafī zu sagen: Entweder Freiheit (Befreiung der Sklaven) oder Tod (Sklaverei)!

Zweideutigkeit gewisser Koranverse

Ich suche Zuflucht beim Herrn vor dem verworfenen Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Erbarmers

Es ist im Koran öfters so, dass ein gewisses Wort, ein Satz, ein Versabschnitt oder gar mehrere Verse unterschiedlich verstanden werden können – wenn man das Arabische betrachtet. Ich verfolge die Methodologie, dass solange eine spezielle Lesart (die sich im Groben an die ursprünglich vokalisierte Fassung hält, aber die Vokalisation nicht als zwingend gegeben erachtet) dem Koran nicht widerspricht oder neue Widersprüche erzeugt, sie ebenso anzunehmen ist. Zweideutigkeit wird also nicht als Widerspruch, sondern als Bereicherung verstanden. Ein „sowohl-als auch“ statt eines „entweder-oder“.

Ich möchte hier gewisse Verse anführen, die man unterschiedlich oder zweideutig lesen kann. Die Auswahl ist subjektiv, da ich nach eigenem Ermessen die „interessanten“ Beispiele heranziehen will und die durchaus unterschiedliche Motivationen im Glauben aufwerfen können. Ich persönlich sehe JEDE dieser Lesarten als einen wesentlichen Inhalt des Islam an, solange sie keine Widersprüche im logischen Sinne oder mit den mehr oder weniger abgesicherten Tatsachen der heutigen Wissenschaften erzeugen.

 

Der Zweifel, den es nicht geben soll

Ein Beispiel, was ein Satzteil eines Verses an unterschiedlichen Bedeutungen ausmachen kann, ist „la rayba fihi“ aus dem zweiten Vers der zweiten Surah. Dieses Beispiel wird im von hier zitierten Artikel näher betrachtet:

In der ersten regulären Sure, der zweiten nach der gebetsformelhaften Eröffnungssure, heißt es in Bobzins Übertragung: „Dies ist das Buch, in dem kein Zweifel ist – es ist Geleit für Gottesfürchtige.“ Die Übersetzung „Buch“ ist ein Anachronismus, der jeden Leser unbewusst in die Irre führt, weil er suggeriert, der vorliegende Text sei zu gebrauchen wie das, was man in Buchhandlungen findet. Nun ist dieser berühmte Vers, der zweite der zweiten Sure, für koranische Verhältnisse von der leichtverständlichen, durchaus übersetzbaren Sorte, und doch lauern bereits hier alle Tücken. In der Übersetzung von Muhammad Asad, einem Text, den der Patmos Verlag aus dem Englischen ins Deutsche weiterübertragen lassen musste, heißt die Stelle: „Diese göttliche Schrift – keinen Zweifel soll es darüber geben – ist eine Rechtleitung für alle Gottesbewussten.“

Der Zweifel, den es nicht geben soll

Und schon der Zweifel, den es nicht geben soll. Glauben wir dem deutschen Professor oder dem intellektuellen Abenteurer und Islamkonvertiten deutsch-jüdischen Ursprungs? Wer die bei Asad schon anklingende elliptische Emphase mag, kann auch zu der Übersetzung von Ahmad Milad Karimi und Bernhard Uhde im Herder Verlag greifen. Um die deutsche Syntax wird hier kein Federlesens gemacht: „Dies die Schrift, darin kein Zweifel, Rechtleitung für die Gottesfürchtigen.“ So expressionistisch das klingt, man könnte einen oder sogar zwei klassische Übersetzungsfehler vermuten. Das Arabische kennt die Kopula „ist“ nicht, man muss sie also ergänzen. Aber handelt es sich überhaupt um einen Aussagesatz, wie Bobzin nahelegt? Wir schlagen in seinem zweihundertseitigen Kommentar nach. Dort steht: „Den Vers könnte man auch übersetzen: ‚Dieses Buch – kein Zweifel ist in ihm.‘“ Nun scheint wieder Asad mit seiner Fassung recht zu haben. Aber was heißt eigentlich, „darin“ sei kein Zweifel? Ist das nur schlechtes Deutsch für „daran“, eine Art sprachlicher Ansteckung durch das arabische fî, wörtlich „in“? Was soll es bedeuten, wenn ein Zweifel „in“ einer Schrift ist – außer dass sie angezweifelt werden kann? Dann aber hieße der Satz sinngemäß nichts anderes als: „Diese über jeden Zweifel erhabene Schrift ist ein Wegweiser für Gottesfürchtige.“

Genau so wird die Bedeutung klar, und doch wird in allen Übersetzungen ein Krampf daraus. Karimi und Uhde scheinen zu glauben, gerade die Treue zum Original sei besonders archaisch-expressionistisch. Bei Asad kommt es allein auf die ihm genehme theologische Stimmigkeit an – der Wortlaut, zumal bei dieser Zweitübersetzung aus dem Englischen, zählt gar nicht. Bei Bobzin wiederum schwingt die ganze Geschichte der abendländischen Koranrezeption mit. Daher das „Buch“, daher die um Genauigkeit an falscher Stelle bemühte Halbherzigkeit bei der syntaktischen Einordnung des „Zweifels“, daher das altertümliche, fast heideggerianisch anmutende „Geleit“ – eine Eskorte ist doch wohl kaum gemeint! Erfahrene Übersetzer würden diesen irreführenden Interpretationsmöglichkeiten nicht auf den Leim gehen. Genau das ist Teil des Problems: Alle Koranübersetzer, die neuen wie die alten, der gute alte Rückert ausgenommen, sind keine Übersetzer, geschweige denn erfahrene. Sie sind nur und allein Koranübersetzer und ansonsten Akademiker (Bobzin), Schwärmer (Karimi/Uhde) oder Gläubige mit einer spezifisch exegetischen Agenda (Asad).

 

Nahm sich Gott einen Freund?

Es ist eine sehr schöne Angelegenheit einen vertrauten Freund zu haben, mit dem seine Geheimnisse teilen oder auch zusammen arbeiten kann, ohne zu befürchten, von ihm verraten zu werden. Ein wahrhaftiger Freund kann mir auch näher stehen als nahe Verwandte. In Vers 4:125 soll es jedoch davon handeln, dass Gott solch einen Freund zu sich nahm. Ist es möglich?

Exemplarisch zitiere ich eine deutsche und auch eine englische Übersetzung, die dies behaupten:

ومن أحسن دينا ممن أسلم وجهه لله وهو محسن واتبع ملة إبرهيم حنيفا واتخذ الله إبرهيم خليلا

Khoury Und wer hat eine schönere Religion als der, der sich völlig Gott hingibt und dabei rechtschaffen ist und der Glaubensrichtung Abrahams, als Anhänger des reinen Glaubens, folgt? Gott hat sich Abraham ja zum Vertrauten genommen.

Khalifa Who is better guided in his religion than one who submits totally to God, leads a righteous life, according to the creed of Abraham: monotheism? God has chosen Abraham as a beloved friend.

Hierbei handelt es sich nicht um eine falsche Wiedergabe des Verses, sondern das durch die klassische Vokalisation übernommene Verständnis führt zur Annahme, Gott habe sich einen Freund genommen. Eine ähnliche Stelle im Koran ist auch:

ومن الناس والدواب والأنعم مختلف ألونه كذلك إنما يخشى الله من عباده العلمؤا إن الله عزيز غفور

35:28 Auch die Menschen, die Zug- und Lasttiere und das Vieh sind von verschiedenen Arten und Farben. Nur die Wissenden unter Seinen Dienern fürchten Gott. Gottes Allmacht und Vergebung sind unermesslich.

Die Reihenfolge der fett markierten, arabischen Worte ist anders als man es durch die Übersetzung vermuten würde, nämlich: … denn Gott fürchten einige Seiner wissenden Diener

In diesem Beispiel haben diejenigen, welche die Vokalisation vor ca. zwölf Jahrhunderten einführten, um das Lesen des Koran für Nichtaraber wie auch für Araber zu vereinfachen, aufgepasst. Sie setzten ein Fatha-Zeichen auf das Wort Allah. Der unkundige und unvorsichtige Leser würde sonst ein Damma-Zeichen voraussetzen und „Allahu“ lesen, was bedeutete, dass Gott sich vor den Wissenden fürchten würde.

Genauso verhält es sich bei Abraham und Seinem Herrn. Doch dieses Mal wurde ein Damma-Zeichen auf das Wort Allah gesetzt statt eines Fatha-Zeichens. Deshalb wird heutzutage verstanden, Gott hätte sich einen Freund genommen. Selbst auf Deutsch könnte es bei entsprechend knapper Ausdrucksweise zu solchen Verwechslungen kommen. Denn die Phrase „Gott nahm sich Abraham als Freund“ könnte auf zweierlei Arten verstanden werden:

  1. „Gott nahm sich den Abraham als Freund“  oder
  2. „Gott nahm sich der Abraham als Freund“

Derjenige, der damals die Vokalisation einführte, hat sich fälschlicherweise für die erste Möglichkeit entschieden. Diese Art der Interpretation, dass Abraham der Freund Gottes sei, ist ähnlich zur Bibelstelle Jesaja 41,8 und es lässt sich fragen, ob der Vokalisator von diesem Vers Bescheid wusste. Doch die entscheidende Frage kann hier gestellt werden: Braucht Gott einen Vertrauten? Gepriesen sei Gott über das, was behauptet wird ….

72:3 Und hoch erhaben ist Unser Herr. Er nahm sich weder Partnerin noch einen Sohn

Nein, nicht Gott ist es, der die Menschen braucht oder der Schwächen hat, die er jemandem anvertraut, oder der sich einsam fühlt und deshalb Freunde, Lebenspartnerin oder Kinder braucht. Es ist eher so, dass sich Abraham Gott als Vertrauten nahm. Gott, dem man alles erzählen kann, ohne zu befürchten, von ihm nicht ernst genommen zu werden, oder von Ihm verraten zu werden. Abraham, der in seiner Einsamkeit nicht einsam war, denn er hatte ständig einen außergewöhnlichen Freund neben sich, Der ihm immer wieder mit einem guten Rat weiterhelfen kann. So soll das Beispiel Abrahams nicht als Sonderfall gelten, sondern uns allen als Vorbild dienen, dass wir uns Gott in dieser Form annähern mögen.

 

Gott bezeugt oder wird als Zeuge genommen?

Ein weiteres, durchaus interessantes Beispiel aus Sura 2, die Kuh: die Verse 204 und 205. Unsere Übersetzung, das heißt, unsere Entscheidung für diesen Vers:

204 Und unter den Menschen gibt es den, dessen Rede dir im weltlichen Leben gefällt. Doch Gott bezeugt, was in seinem Herzen ist, dabei ist er der Übelste der Streitsüchtigen
205 Und wenn er sich abwendet, so strebt er auf der Erde danach, auf ihr zu verderben und den Acker und die Fortpflanzung zu vernichten. Doch Gott liebt nicht das Verderben

Im Vergleich dazu eine der gängigen deutschen Übersetzungen des entsprechenden Abschnitts: und er nimmt Allah zum Zeugen für das, was in seinem Herzen ist, und doch ist er der streitsüchtigste Zänker.

Die ganze Sache entscheidet sich an einer einzigen Vokalisation! Nämlich im Wort „Gott“ aus dem Vers 204. Die Vokalisation lässt sich wie folgt wiedergeben:

  • kurzes a: Fatha
  • kurzes i: Kasra
  • kurzes u: Damma
  • kein Vokal: Sukun

Der Akkusativ- wie auch Nominativfall sind die möglichen Fälle für diesen Vers. Setzt man den Akkusativ für Gott, also ein Fatha auf das „ha“ bei Allh, so endet der Satz noch lange nicht und der Mensch, dessen Rede rhetorisch eindrücklich sein soll, ruft Gott noch zum Zeugen auf für das, was er in seinem Herzen trägt – „Gott“ wird in den Akkusativ gesetzt, also zum Objekt des Bezeugens. In diesem Sinne übersetzen auch fast alle anderen Übersetzer (Khoury, Al Azhar, Ahmadeyya, Paret, Bubenheim, Rassoul, Bobzin und Zaidan als einige Beispiele), weil sie die klassische Vokalisation übernehmen. Natürlich weckt auch der nachfolgende Satzteil „wa huwa aladdu alkhisami“ den Eindruck, als sei der Satz vorher noch gar nicht beendet worden.

Setzt man jedoch den Nominativfall, also ein Damma auf das „ha“ bei Allh, so hat der Satz vorher seine grammatikalische Trennung erhalten und wird nun in einer folgenden Betrachtung weiter kommentiert. Nämlich dass Gott sehr wohl weiß, was in seinem Herzen ist. Gott ist also das Subjekt, welches bezeugt. Der nachfolgende Satzteil „wa huwa …“ greift dann inhaltlich gesehen wieder zurück auf den Redner. Von der Syntax her wäre es möglich, dass mit „huwa“ Gott gemeint wäre. Allerdings macht es vom Semantischen, also von der Bedeutung her überhaupt keinen Sinn, Gott als den „Übelsten unter den Streitsüchtigen“ zu bezeichnen – was jeglichem gesunden Menschenverstand und jedem Gottergebenen zuwider sein muss. Wir haben also zwei mögliche Bedeutungen:

  • Gott wird innerhalb einer Rede zum Zeugen aufgerufen; als Bekräftigung und Nachdruck für das, was der rhetorisch gewandte Redner im Herzen tragen soll
  • Gott weiß genau was in seinem Herzen (d.h. im Herzen des Redners) ist und sagt aus, dass Er darüber Zeuge ist.

Da die deutschen Übersetzungen bereits die erste Variante weitgehend verbreitet haben, legen wir mit unserer Übersetzung die zweite Variante vor und unterstützen beide Sichtweisen. Ungleich wie im Deutschen sieht man aber an den englischen Übersetzungen, dass beide Varianten vorkommen, wir also nicht die ersten sind, die so übersetzen (was uns aber erst bei der näheren Besprechung des Verses aufgefallen ist).

Inhaltlich an Vers 204 gebunden ist der nachfolgende Vers, Vers 205. Dieser ist zwar nicht mehr zweideutig von der Übersetzung her, doch gebunden an das Verständnis aus Vers 204. Die folgenden (nicht sehr wesentlich unterschiedlichen) Konsequenzen ergeben sich:

  • in der rhetorisch gewandten Rede wurde Gott als rhetorisches Mittel verwendet, sozusagen als Spiel mit den Gefühlen, ein Bluff; ein falsches Versprechen, zum Beispiel eines Politikers, der sich auf Gott beruft in seinen Aussagen – im Anschluss aber Unheil und Verderben anstiftet im Land (auf der Erde)
  • Gott wurde in der Wortkultur des Redners nicht zwingend zum Objekt und schließt somit auch alle die ein, die Gott nie in den Mund nehmen würden. Allerdings ist ihre Rede ebenso geheuchelt. Sie verstehen es zwar, die Menschen mit ihren Worten zu beeinflussen und zu manipulieren, doch vergessen dabei, dass Gott Zeuge über sie ist – nämlich was sie wirklich in ihren Herzen tragen, was ihre wahre Absicht ist hinter dieser Rede (21:110). Oder auch, ob sie das überhaupt ernst meinen, was sie sagen. Es kann auch aus einer sozialen Notwendigkeit herausgehen, so zu reden, wie sie reden.

Zu Punkt 2 gibt es noch einige weitere Betrachtungen, die man vornehmen kann: bezüglich den Heuchlern im Glauben gibt es zum Beispiel den Vers, der ihr Gebet als „Pfeifen und Klatschen“ (8:35) charakterisiert. Sehr viele von diesen können durchaus gut reden, doch ihr Glaube ist leer, nichts weiter als eine seelenlose Abfolge von Körperbewegungen und Einhalten von Ritualen. Bezüglich des „leeren Geredes“ gibt es ebenso Verse, die den Punkt weiter erläutern. So zum Beispiel all die Menschen, die zwar an Gott glauben, Ihn aber nicht beachten, wenn sie für sich alleine sind (70:27, 3:102, 8:29, 36:11, 64:16, 8:2, 35:18, 5:94, 21:49 uvm). In ihrem Herz hat Gott kein Gewicht und keine Wichtigkeit (71:13). Sie glauben aus sozialen Normen heraus und nicht aus Wissen, Herzensüberzeugung und gefühlter Nähe zu Gott. Das ist insbesondere auch dann zu sehen, wenn Sunniten oder Schiiten meinen den Islam zu leben, ihm aber in Wahrheit schaden (31:6) und mit ihrem Verhalten und ihrer Unterstützung dieses sozialen Gefüges dabei helfen, das Verderben auf Erden aufrechtzuerhalten. Insbesondere Vers 6:23 legt nahe, wie ignorant und unwissend die meisten Menschen über das Konzept der Beigesellung (shirk) sind. Shirk wird im Koran oft mit sehr negativen Handlungen verbunden, wie etwa politischer Unterdrückung oder gesellschaftlichen Fehlentwicklungen.

Somit sind all die Verhaltensweisen miteingeschlossen, die sowohl direkt wie auch indirekt dem Verderben auf der Erde dienlich sind. Anders gesagt helfen sie damit dem Teufel. Es ist wohl nicht nötig zu erwähnen, dass dies ein weiteres Beispiel nebst den zahlreich vorhandenen ist, dass der Koran sich selbst erklärt und deutlich, einfach, alles umfassend und detailliert (!) ist, sogar detaillierter als man es erwartet hätte. Das System des Koran ist wie ein lebendiger Organismus. Gott sei gepriesen!

Für den Gottergebenen, der zum Gläubigen aufsteigen will und Gottes Liebe sucht (denn Gott liebt die Verderbenden nicht), ergibt sich eine klare Konsequenz:

Lerne die Kunst des Wortes (Rhetorik), um dich nicht beeindrucken oder hinters Licht führen zu lassen und beobachte dich selbst in dieser Hinsicht, ob du auch so bist, wie du redest.

Als Abschluss dieser Betrachtung ein Koranvers, denn wessen Wort wäre geeigneter als letztes?

61:2 O ihr, die ihr glaubt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut?
61:3 Großen Abscheu erregt es bei Gott, dass ihr sagt, was ihr nicht tut.

Schlüssel zum Verständnis des Koran: Beispiel 2 – Kāfir: Der Mensch als Ableugner

Wer ungläubig scheint,
kann in Wahrheit gläubig sein.

Dieser Satz fasst das Ergebnis dieses Beispiels zusammen. Der Begriff Kāfir (كافر) wird in den gängigen Übersetzungen oft mit „Ungläubiger“ übersetzt. Leider wird in anderen, durchaus bekannten, sich als muslimisch ausgebenden Plattformen dieser Begriff offen und in voll abwertender Bedeutung auf alles „nichtmuslimische“ angewandt. Dieser Zustand ist höchst bedauerlich. Daraus resultieren auch manchmal verständliche empörte Reaktionen derjenigen, die an keinen Gott glauben wollen, weil sie glauben, dass diese (rassistische) Haltung allgemein aus der Lesung abgeleitet wird. Die von bestimmten Gruppierungen übliche pauschale Betitelung eines Nichtmuslims als „Kāfir“ wirkt in der Tat mittlerweile wie ein rotes Tuch. Aber auch „muslimische Abweichler“ vom sog. „rechten Glauben“ (und das scheint die Mehrheit zu sein) werden in bestimmten Kreisen geradezu mit Wonne und inflationär den Kāfirūn oder Kuffār (كفّار , plural von Kāfir) zugerechnet. Deshalb ist bei der Beschreibung der Kāfirūn geboten, sich Folgendes zu merken: Ein Ablehner oder Ableugner zu sein, hat nicht zwingend allein mit einem Glaubensbekenntnis zu tun, sondern mit bestimmten Wesenszügen. Hierbei stehen immer die inneren Werte im Vordergrund und nicht, wie viele glauben, das Aussprechen eines Bekenntnisses. Denn laut der Lesung ist das bloße Aussprechen eines Bekenntnisses kein Zeichen wahren Glaubens (2:8–10).

Die nachfolgende Liste soll deutlich machen, dass ein Ableugner nicht lediglich jemand ist, der sich nicht zum gottergebenen (muslimischen) Glauben bekennt, sondern auch ein offizieller Gottergebener sein kann, der beispielsweise gewisse Regeln der Gottergebenheit zu seinem eigenen Vorteil auszulegen versucht. Einem Menschen steht es nicht wirklich zu, andere Menschen als Ableugner im von Gott verurteilten Sinne zu betiteln; dieser Urteilsspruch steht am Jüngsten Tag allein Gott dem Allweisen und Allwissenden zu. Deshalb sollte folgende Liste nicht dazu dienen, die Fehler bei anderen zu suchen, sondern wohl eher dazu, dass wir uns selbst an der eigenen Nase fassen und an uns arbeiten, damit unsere Seele im Positiven gedeihen kann! Kurz gesagt: Diese Liste dient für die Selbstüberprüfung und nicht für die Verurteilung anderer Menschen. Im Gegenteil, die Lesung Gottes mahnt uns, dass wir ihnen stattdessen mit Vergebung entgegentreten sollen:

 

45:14–15 Sprich zu denen, die glauben, sie mögen denen vergeben, die nicht mit den Tagen Gottes rechnen, auf dass Er die Leute für das belohne, was sie verdienen. Wer Gutes tut, tut es zu seinem eigenen Vorteil. Und wer Böses tut, tut es zu seinem eigenen Schaden. Zu eurem Herrn werdet ihr dann zurückgebracht.

45:18–19 Dann brachten Wir dich auf einen klaren Pfad in der Sache des Glaubens: So befolge ihn, und folge nicht den Launen derer, die nichts wissen. Sie können dir vor Gott nichts nützen. Diejenigen, die Unrecht tun, sind einander verbündet. Gott aber ist der Verbündete der Rechtschaffenen.

 

Ayman Teryaki, mein werter Freund, schrieb zu diesem Vers den folgenden Satz, dem ich nichts hinzuzufügen habe:

 

Dass Gott uns aus Seiner Barmherzigkeit Sein Wissen gab, heißt nicht, dass wir Anderen gegenüber überheblich sein dürfen. Andere zu verurteilen, gilt sicher nicht als Pluspunkt bei unserem Herrn. Nur wer rechtschaffen handelt und sich unter Gottes Willen verbündet, kann von Gott Beistand erhalten.

 

Außerdem tauchen dermaßen viele verschiedene Faktoren auf, dass Sie sie sicherlich nicht alle bei einem einzigen Menschen finden werden. Die meisten der genannten „Eigenschaften der Ableugner“ könnten sowohl auf Gottergebene als auch auf solche zutreffen, die nicht Gott ergeben sind.

Es darf natürlich nicht vergessen werden, und das ist bei solch einer Auflistung schlichtweg unmöglich darzustellen, dass die Eigenschaften auch in der Lesung nochmals verschieden bewertet werden. Beispielsweise ist die einzig unverzeihliche Eigenschaft des Menschen das Ableugnen der Einheit Gottes – damit verbunden auch die Ableugnung des Jüngsten Tages, wenn sie unveränderlich bis zum Tod beibehalten wird. Dies ist uns aus den vorigen Kapiteln als Beigesellung bekannt. Alles andere ist verzeihlich. Doch nur Gott kann verzeihen, weswegen wir stets um Vergebung bitten müssen. Niemand ist ohne Sünde, so dass er ohne Vergebung auskäme (35:45, 16:61). Die Mindestkriterien zum Erlangen des Seelenheils und um in die Barmherzigkeit Gottes auch am Jüngsten Tag aufgenommen zu werden sind, dass ein Mensch, ob er sich „Muslim“ nennt oder nicht, an Gott und an das Konzept der Verantwortlichkeit für die eigenen Taten (also an das Jüngste Gericht) glaubt und gute Werke vollbringt (2:62, 5:69).

 

2:64 … Ohne die Huld Gottes gegen euch und seine Barmherzigkeit wärt ihr gewiss unter den Verlierern.

 

Gelobt sei der Herr aller Welten und jeglicher Dank gebührt Gott für seine großzügige, allumfassende Barmherzigkeit.

Menschen können nicht in die Herzen ihrer Mitmenschen blicken. Wir sollten deshalb auch nicht urteilen. Wer ungläubig scheint, kann in Wahrheit gläubig sein. Viele hungern und dürsten im geistigen Sinn, aber sie finden keinen Ausweg und hängen sich deshalb an vergängliche, meist irdische Dinge, obwohl wir uns und unser Herz zuerst an Gott hängen sollten. Ein Fehler ist der, dass die „Gläubigen“ sich anmaßen fromm und besser als die „Ungläubigen“ zu sein. Das ist eine Sünde, denn:

 

Lukas 14:11 Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

 

Vor Gott zählt der Mensch mit seinen rechtschaffenen Taten und nicht der Status (49:13).

 

Verwendung des Wortes „Kufr“ in der Lesung

Wenn wir das Verbalnomen „Ableugnung“ (kufr) betrachten, so werden wir in der Lesung sehen, dass damit nicht nur der spirituelle Aspekt gemeint ist, also nicht nur „Unglauben an eine Gottheit“. Beispielsweise werden in 57:20 die Säleute als „kuffār“ bezeichnet: Arbeiter auf dem Feld, die den Boden bestellen. In dieser Verwendung der Wurzel kāf-fā-rā sehen wir bereits die Grundbedeutung: Das „Verbergen“ oder „Bedecken“ irgendeiner Sache oder Angelegenheit, in 57:20 also das Verbergen des Samens in der Erde.

In vielen Fällen wird das Wort „kufr“ im Sinne einer „Undankbarkeit“ verwendet.106 Meistens aber wird das Wort als Gegenteil von Glaube (Īmān) verwendet. Daher erhält dieses Wort auch die Nebenbedeutung von „jemand, der nicht an Gott glaubt“ oder auch jemand, der „ständig alles anzweifelt und die Wahrheit innerlich oder äußerlich ableugnet“ (ich erinnere an die vorigen Kapitel, in denen ich erklärte, dass Īmān mit einer gesicherten Überzeugung zu tun hat). Ich hatte in unserer Methodik die semantische Ebene betont. Das heißt, wenn ein Wort als klares Gegenwort zu einem anderen Wort steht, erhält es beträchtlichen semantischen Wert als das Gegenwort. Nichtsdestotrotz ist dies nur eine Nebenbedeutung, der in der Lesung am meisten Gewicht verliehen wurde. Im Versuch, ein all diese Kategorien von kufr umfassendes Wort zu finden, entschieden wir uns in unserer Ḥanif-Übersetzung für „Ableugnung“ und dementsprechend ist ein Kāfir also ein Ableugner.

Die Ableugung ist jedoch keine rein dogmatische Kategorie, die sich am Fehlen und am Ableugnen der Glaubensbezeugung (schahādah) erkennen ließe, sondern stellt eine Lebenshaltung dar, die aktiv und bewusst auftritt. Dies ist besonders daran zu erkennen, dass die Ableugnung immer wieder im Sinne einer Undankbarkeit verwendet wird, denn in Undankbarkeit verbirgt man die Gaben und die Gunst Gottes und allgemein betrachtet verbirgt man also wissentlich die Wahrheit. Dieses Ableugnen findet meist als aktive Zurückweisung statt. Nicht von ungefähr werden dann in der Lesung mit diesem Wort Haltungen verknüpft, die als aktiv arrogant und unterdrückerisch beschrieben werden.

Wer ungläubig scheint, kann in Wahrheit gläubig sein.Ableugnung darf infolgedessen nicht mit der rein religiösen oder weltanschaulichen Ablehnung des Monotheismus in Verbindung gebracht werden. Es ist äußerst interessant, wenn wir sehen, dass ein solcher Ableugner laut der Lesung früher gar das Vorhandensein einer solchen Gottheit anerkannte (2:61–63; 31:25; 33:9,78), aber keine Konsequenzen daraus zog, wie etwa sich selbst und seine eigene Lebensweise auf politischer, soziologischer und kultureller Ebene zu ändern (9:34,35; 13:18).

Die 525 Stellen in der Lesung, welche die Wurzel kāf-fā-rā (ك ف ر) betreffen, kommen in insgesamt 465 Versen vor. Dabei werden die nachfolgend aufgeführten Formen der Wurzel verwendet, wobei ich hierbei daran erinnern möchte, dass die klassisch-arabischen und nicht die modernen Bedeutungen des heutigen Standardarabisch untersucht werden.

  • 289 Mal als das Verb des ersten Verbstammes: ableugnen (kafara – كَفَرَ)
  • 53 Mal als das Verbalnomen des ersten Verbstammes: Ableugnung (kufr – كُفْر; kufrān – كُفْرَان; kufūr – كُفُور; kafūr – كَفُور, letzteres im Sinne von Undankbarkeit)
  • 157 Mal als das aktive Partizip als Singular oder Plural des ersten Verbstammes: Ableugnende/ableugnend (kāfirūn – كَٰفِرُون und kuffār – كُفَّارٌ ; synonym dazu fünfmal kaffār – كَفَّار als Adjektiv oder Nomen), ableugnend (kāfira – كَافِرَة) und Ableugnender/Ableugner (kāfir – كَافِر)
  • 14 Mal als das Verb des zweiten Verbstammes: verbergen/entfernen/zurückweisen (kaffara – كَفَّرَ), auch im Sinne von wiedergutmachen oder Sühne
  • Viermal als Nomen abgeleitet vom zweiten Verbstamm: „Sühne“ (kaffāra – كَفَّٰرَة)
  • Einmal als das Verb des vierten Verbstammes: Ableugnung veranlassen, undankbar sein (ʾakfara – أَكْفَرَ)
  • Einmal je nach Sichtweise als das Nomen Kampfer oder als das Adjektiv entlastend (kāfūr – كَافُور) und einmal als das Nomen „Ableugnende“ (kawāfir – كَوَافِر)

Wir sehen also deutlich, dass die Grundbedeutung eher im „Verbergen“ liegt und sowohl negativ (in Bezug auf die Ableugner und Undankbaren) als auch positiv (das Verbergen von Sünden: Die Sühne) verwendet werden kann. Die Lesung zeigt uns vor allem auf, dass das „Ableugnen“ immer auch ein Bezugssystem braucht, man also je nach Kontext ein „erwünschter Ableugner“ oder „unerwünschter Ableugner“ sein kann. So etwa, wenn Abraham zu seinem Volk sagt, dass er sie ableugnet im Sinne von Ablehnung der Falschheiten. Insofern war Abraham ein Ableugner, nur in einem anderen Kontext! (60:4)

Ein Beigeseller (muschrik) ist des Weiteren per Definition auch ein Ableugner (kāfir), da er mindestens dem Prinzip der absoluten Einheit Gottes (tawḥīd) widerspricht, indem er beispielsweise die absolute, alleinige Autorität Gottes in der Religion nicht in vollem Umfang akzeptiert, sondern in anderen Worten diese Wahrheit vor sich selbst oder anderen verbirgt. Er lehnt das Prinzip ab, leugnet es also in seinen Grundzügen. Ein Ableugner hingegen verbirgt die Wahrheit, um sein eigenes Ego, sein Selbst (nafs) zu schützen, weshalb er sich selbst Gott beigesellt, statt sich allein Gott zu ergeben.

Die Begriffe Ableugner und Beigeseller sind zwar unterschiedliche Worte, doch es gibt keinen Ableugner, der kein Beigeseller ist und umgekehrt genauso. Die beiden Begrifflichkeiten beschreiben verschiedene Aspekte desselben Zustands, in dem sich der Mensch befindet. Leugnet man die Wahrheit ab, so gesellt man eine Unwahrheit bei und folgt seinen eigenen Neigungen. Die eigene Neigung wird also beigesellt. Gesellt man Gott etwas bei, so wird die Wahrheit der Einheit Gottes abgeleugnet, man ist also ein Ableugner.

Weitere wesentliche Merkmale von Ableugnern:

  • Halten sich nicht an Friedensverträge, die sie unterschrieben haben, kooperieren mit den Feinden. (9:4)
  • Geben keine Acht auf die Rechte der Anderen, wie Freiheit, Sicherheit und Wohlstand der Gesellschaft. (9:7, 9:45–49)
  • Sie würden sogar Profites wegen die Beziehungen der Verwandten trennen. (9:8)
  • Sind äußerst aggressiv und tätlich. (9:12-13, 2:191)
  • Treiben Menschen aus dem Land fort und beginnen mit fadenscheinigen Gründen einen Krieg. (9:13, 60:7-9)
  • Die Bestimmungen der Gesellschaft bewerten sie nach ihrem eigenen Interesse, und führen sie nach eigenem Interesse aus. (9:37)
  • Wollen nicht, dass andere es besser haben als sie selbst, prahlen mit ihren Erfolgen. (9:50)
  • Leben ihre Religion, der sie angehören, nicht angemessen und nur oberflächlich aus und wollen lediglich gesehen werden. Sie geben die Spenden nicht von Herzen und sind in Wahrheit Heuchler. (9:52–54, 9:63–66, 107:4)
  • Befolgen ihre eigene Meinung, Ideologie oder Religion nicht, alles bleibt beim Wörtlichen. (62:5)
  • Provozieren Streit und Missverständnisse in der Gesellschaft durch Täuschung. (9:56-59)
  • Geben ihren Freunden ein falsches Vertrauen und lügen; wenn die Situation ernst wird, lassen sie sie im Stich, stehen nicht zu ihrem Wort. (59:11–20, 9:56–57, 96:16)
  • Sind gierig, äußerst geizig und gehen dem Geld nach; ordnen sich ihren eigenen Gelüsten unter. (9:58–59, 9:76–77)
  • Spornen einander nicht zu rechtschaffenen Eigenschaften an. (9:67–68)
  • Haben keine Interessensgebiete außer Besitz, Anwesen und Kindern. (9:69)
  • Ermorden oder versuchen Gottes Propheten und diejenigen zu ermorden, die für die Gerechtigkeit kämpfen. (4:155; 5:70; 8:30)
  • Sehen in den guten Taten der Menschen stets das Lückenhafte, sehen auf jene herab, die keine Hilfe anbieten können aufgrund der fehlenden nötigen Mittel. (9:79)
  • Teilen die Menschheit in einander feindlich gesinnte Gruppen und stiften Unfrieden. (9:107, 3:103-105, 85:10, 42:13)
  • Bei Hilfeleistungen stehen sie im Weg, statt zu helfen. (107:7)
  • Denken stets, dass jemand sie angreifen will, und haben das Bedürfnis sich zu verteidigen. (63:4)
  • Stellen sich über andere und versklaven die Menschen. (79:24; 12:39–42)
  • Solange Andersdenkende ihre Gedanken/Ideen nicht für den Vorteil der Ableugner ändern, gehen sie mit ihnen nicht geziemend um. (68:9)
  • Schwören, demütigen und rügen andauernd, halten sich nicht an ihre Worte, sind Tyrannen (Despoten) und respektlos, verhindern die Wohltat. (68:10–13)
  • Möchten die Gesetze zu ihrem Vorteil anwenden. (36:41)
  • Nähern sich keiner Idee gelassen oder sachlich, welche nicht mit ihren Gedanken übereinstimmt, sondern wollen regelrecht den Eigentümer dieser Idee mit großer Respektlosigkeit angreifen. Glauben nur dem, das ihrem Ego, ihren Begierden und ihrer Neigung passt, hinterfragen nicht, was die Wahrheit ist. (53:23, 68:51, 74:16–25)
  • Trotz der Gaben, schönen Kinder, Güter, Reichtümer und ihrer unzähligen Möglichkeiten sind sie unersättlich. (74:11–16)
  • Streiten sinnlos über die Verse Gottes und Gott selbst. Statt dass sie sich vom Buch ermahnen lassen, hängen sie an bildlichen Formulierungen fest, verzeichnen keinerlei ethischen/moralischen Fortschritt. (2:139, 3:7, 40:4, 74:31)
  • Obwohl sie keine Veranlagung dazu haben, die Wahrheit sehen zu können, warten sie darauf, dass sie sogar Offenbarungen erhalten, um glauben zu können. (74:52)
  • Sind (im Herzen) unselig und elend. Werden auf eine allegorische Weise mit den Toten verglichen. (35:22, 6:122; 27:80; 30:52, 87:11–13)
  • Schreiben weltlichen Gelüsten eine große Wichtigkeit zu. (87:16–17)
  • Spenden den Waisen nicht, behandeln sie schlecht und sättigen die Armen nicht. Sie kennen keine Testamentsgrenzen und verzehren (das Erbgut) auf verbotene Weise. Sie lieben materielle Güter sehr. Weigern sich allgemein, von ihrem Wohlstand etwas für die Armen abzugeben. (2:254, 3:179, 9:34–35, 41:7, 89:17–20, 107:2-3)
  • Möchten wenig geben, aber viel nehmen. Obwohl sie wenig Wissen besitzen, möchten sie in jedem Thema die Bestimmungen festlegen. (53:33–35)
  • Sind dazu geneigt, das kleinste bis zum größten Lebewesen zu ermorden, sind barbarisch/erbarmungslos. (91:11–14)
  • Sie dienen falschen Göttern. (21:98)
  • Verschwören sich und planen Ränke gegen die Gottergebenen und versuchen sie auf hinterlistigste Art zu bekämpfen. (8:30, 4:101–102)
  • Hängen dem Stammestum und Elitendenken an, sind generell rassistisch. (7:48; 9:79; 19:77, 42:42, 48:26)
  • Verachten die Anrufung Gottes. (40:14)
  • Machen sich über die Propheten lustig und schikanieren und verfolgen sie. (14:13, 21:36)
  • Betrachten die Lesung als eine Lüge, Hexerei und Zauberei und dementieren die göttliche Natur der Offenbarung. (6:25, 46:7, 34:43)
  • Spotten über die Vorstellung der Stunde (Tag des Gerichts) und lehnen die Existenz des Jenseits ab. (34:3,7; 64:7; 50:2,12; 27:67)
  • Lehnen alle Schriften Gottes ab. und beharren spöttisch darauf, die Wahrheit abzulehnen (34:31, 85:19, 4:140)
  • Disputieren mit sinnlosen Argumenten, um die Wahrheit abzuschwächen. (18:56)
  • Feiern ihre „Eigen-Herrlichkeit“ und ihren Separatismus. (38:2)
  • Sind fehlgeleitet, aber meinen, es nicht zu sein. (2:78, 3:154, 6:116, 6:148, 10:36, 10:66, 18:103-105, 28:85, 41:23, 48:12, 53:23)
  • Verlangen ein Entgelt für Almosen und verrichten gute Taten nicht aus Selbstlosigkeit. (92:19)
  • Meinen, dass Jesus Gott sei und sprechen ohne Wissen über Gott. (5:72, 22:8)
  • Verharren in ihrem Nichtglauben und selbst wenn sie glauben, verharren sie lieber in ihren traditionellen, götzendienerischen Denkmustern. (2:170, 12:103, 12:106)
  • Begehen Beigesellung (schirk), eine der Gefahren des Ableugnens, wie etwa die Macht und die Quelle der Lebensordnung bei anderen Wesenheiten als Gott zu suchen. Gesellen beispielsweise Gott auch ihre Kinder bei. (6:100, 7:189–190, 16:86, 30:13, 34:40)
  • Nehmen die Aussagen von Gelehrten, Theologen, Priestern, Predigern, Scheichs usw., als ob sie die Religion und das Wort Gottes darstellten. (9:31)
  • Töten ihre eigenen Kinder. (6:137)
  • Führen den Kampf auf dem Wege des Bösen. (4:76)
  • Sie glauben sporadisch an die Macht und Einheit Gottes, geben sich geistig aber mehreren Herrschern und Beigesellten hin. (30:28, 39:29, 29:65)
  • Sie vergöttern sich selbst und ihr Besitztum. (2:258, 18:32–42, 6:136)
  • Unterdrücken die Schwachen. (4:168, 14:13, 4:75-76, 8:26, 28:4)
  • Gründen ihre Meinungen lediglich auf Vermutungen, Schätzungen und Gedankenspielereien. (10:66, 24:15)
  • Zeigen Eigenschaften wie Hochnäsigkeit oder Hochmut ähnlich wie Iblis. (38:76, 28:76–82)
  • Schweigen angesichts von Unterdrückung. (5:63, 5:79)
  • Bemühen sich unter anderem auch finanziell darum, die Menschen von Gott und der Gerechtigkeit abzubringen. (6:26, 7:45, 8:36, 8:73, 96:9–10)
  • Verachten die Gottergebenheit und verspotten die Gottergeben regelmäßig. (10:79, 15:11, 18:106)

Und natürlich viele weitere Verse…

Möge Gott die Gläubigen vor den Gefahren der Ableugnung beschützen, so Gott will.

Erste Säule der Ergebung: Keine Gottheit außer Gott

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verstoßenen Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Vers 3:18 gibt die Erste Säule des Islam (Ergebung) wieder:

„Gott bezeugt, dass es keinen anderen Gott neben Ihm gibt, ebenso die Engel und jene, welche das Wissen haben.“

Diese wichtigste Säule ist verzerrt worden. Millionen von Gottergebenen haben Satans polytheistische Version angenommen und bestehen darauf, den Namen Mohammeds neben dem Namen Gottes zu erwähnen. Jedoch stempelt das große Kriterium des Koran in 39:45 solche Muslime als Ableugner ab:

Wenn Gott allein erwähnt wird, schreckt das Herz derjenigen, die nicht ans Jenseits glauben, mit Widerwillen, aber wenn andere mit Ihm genannt werden, dann werden sie zufriedengestellt.

Ich habe umfangreiche Untersuchungen über dieses Kriterium geführt und ich bin zu einem überraschenden Ergebnis gekommen: den Verehrern von Idolen, die sich nicht an die Erste Säule des Islam in 3:18 halten, ist es von Gott verboten, die richtige Shahadah von sich zu geben. Sie können einfach nicht nur „Aschhadu An laa Elaaha Ella Allah“ sagen, ohne den Namen Mohammeds zu erwähnen. Versuchen Sie es mit einem dieser Verehrer der Idolen, der behauptet, ein Muslim zu sein. Fordern Sie ihn auf „Aschhadu An laa Elaaha Ella Allah“ als vollständiges Glaubensbekenntnis zu sagen. Sie können es einfach nicht sagen. Da dies die Religion von Abraham ist (2:130, 135; 3:95; 4:125; 6:161; 12:37-38; 16:123; 22:78; Abraham: der erste Prophet der Ergebung), muss das einzige Glaubensbekenntnis „LAA ELAAHA ELLA ALLAH (es gibt keine Gottheit außer dem Gott)“ lauten. Mohammed existierte nicht vor Abraham auf der Erde.

 

Eine schwerwiegende Blasphemie

Es gibt keine größere Blasphemie als den Koran zu verzerren, um den Propheten Mohammed gegen seinen Willen zu idolisieren. Vers 19 der Sure „Mohammed“ (47:19) sagt aus:

Du sollst wissen, dass es keine Gottheit außer dem Gott gibt.

Unten wird ein Abbild des normalen Aufdrucks einer ‚muslimischen‘ Veröffentlichung THE REVIEW OF RELIGIONS (The London Mosque, 16 Gressenhall Road, London SW18 5QL, England.) gezeigt. Indem es den koranischen Stil der Kalligraphie verwendet, hat der Herausgeber die Aussage „Mohammed Rasool Allah“ in einer Art und Weise hinzugefügt, dass es den falschen Eindruck erweckt, dies sei die Aussage des Koran in 47:19. Was für eine Blasphemie!

Hadith
Du sollst wissen, dass es keinen Gott außer Gott gibt.
Mohammed ist ein Gesandter von Gott.
[Die Blasphemie]

Heiligung des Materials – Zu Vers 7:150

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

In letzter Zeit machte mich Gott, mein Lehrer und einziger Beschützer, auf das allgemeine Verhalten der breiten Masse aufmerksam. In einem Forum reagierte ich auf den Satz „Ich kann den Koran nicht überall mitnehmen!“ mit folgender Antwort: Wieso nicht? Ich trage die frohe Botschaft des Korans in meiner Tasche mit, wenn ich auf längere Zugreisen gehe. Der Koran ist mein wertvollstes Taschenbuch und begleitet mich auf längeren Reisen fast überall hin!

Wieso ein anderes Buch als das Buch Gottes mitnehmen?

Hasbuna kitabuallah! (Gottes Buch genügt!)

Ganz nach Franz von Assisi:

Ein Sonnenstrahl reicht hin,
um viel Dunkel zu erhellen.

Gott begleitet mich überall hin mit, ob ich will oder nicht.

Auf meine Antwort hin erhielt ich diese Frage gestellt: „Und wie schnell hast du im Koran eine Antwort auf deine Fragen parat?“

KoranOffensichtlich besteht beim Fragenden, der auch an den Koran glaubt, eine gewisse Vertrauenslosigkeit in Gottes Allmacht. Diese ist doch unermesslich! Mir ist schon des Öfteren passiert, dass wenn ich per Zufallsprinzip den Koran öffne, Antworten zu aktuellen Fragen in meinem Leben finde. Und ansonsten habe ich eine Liste mit Notizen und Stichworten, in der die fundamentalen Stellen im Koran kurz in Stichworten erläutert werden, damit ich sie bei Bedarf schnell gefunden habe.

In der weiteren Diskussion verteidigte sich mein Gesprächspartner damit, dass der Koran ein Buch sei, dass nicht verstaubt oder zerknittert sein darf und er deshalb lieber Ahadith mitnehme, weil sie nicht so heilig seien. Auf koranrelevante und relativ einfache Fragen wusste er keine Antwort und er konnte in seiner blinden Sturheit nicht erkennen, dass sein Verhalten daran Schuld war, dass er vom Koran wenig bis gar nichts wusste!

Wäre dies ein Einzelfall, hätte ich lediglich meinen Kopf geschüttelt und das ganze ignoriert, jedoch lässt sich an diesem Beispiel deutlich das Problem der breiten Masse der angeblichen Muslime erkennen: ihr schizophrenes Verhalten bezüglich Gottes Wort. Als Gottes Wort akzeptieren, aber alles daran setzen, seine Inhalte nicht zu verstehen.

Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie frei und nahe man dem Schöpfer sein kann, wenn das Denken der breiten, sunnitischen Masse zur Seite gelegt wird. Die meisten Sunniten betrachten das Buch mit seinen arabischen Schriftzeichen, die Fassung, die Seiten, das Berührbare als heilig an. Einige gehen sogar so weit, dass sie die Fassung des Koran küssen und für einen kurzen Moment an ihr Stirn legen. Dies, um angeblich Respekt gegenüber dem Koran zu zeigen. Ist das der echte Respekt? Nein. Satan hat sie irregeleitet und sie denken lassen, ihr Verhalten sei schön, statt dass sie ihre Vernunft einsetzen, im Koran lesen und merken, dass sie Götzentum betreiben. In Wahrheit ist es eine Respektlosigkeit, den Inhalt des Buches zu missachten, das man kurz zuvor geküsst hatte. Ähnlich wie die Freitagsmuslime, die zum Freitagsgebet kommen aber sonst Alkohol trinken und ungezügelten, unehelichen Geschlechtsverkehr haben. Oder die unzähligen Ramadan-Muslime, die im Ramadan zu den frömmsten Menschen werden, aber nach Ablauf des Ramadan wieder in ihre Ignoranz zurückkehren, als ob es Gott nicht gäbe.

Was ist aber das Heilige am Koran? Ist es das Material?

Nein, das ist es eindeutig nicht. Und der Koran selbst warnt uns davor, dieses Denken anzunehmen!

7:150 Als Moses zornig und bekümmert zu seinem Volk zurückkam, sprach er: „Wie übel habt ihr mich vertreten, nachdem ich fortgegangen war! Seid ihr so in Eile gewesen, dass ihr Gottes Befehl gemäß nicht warten konntet?“ Er warf die Tafeln hin, packte seinen Bruder am Schopf und zerrte ihn zu sich her. Aaron sprach: „Sohn meiner Mutter! Das Volk übermannte mich und hätte mich fast getötet. Lass die Feinde nicht schadenfroh über mich sein und ordne mich nicht den Ungerechten zu!“

Gott hat Moses Sein Buch auf Tafeln offenbart. Gott hat sie nicht dafür gesandt, damit das Material des Buches geheiligt wird, sondern damit die Menschen den Befehlen und Gesetzen und der Botschaft in dieser Schrift folgen. Es ist bemerkenswert, dass Moses‘ Ärger und Reaktion auf das Nichtbefolgen der Prinzipien und Gesetzen der Tafeln dadurch erläutert wird, dass er die Tafeln auf den Boden warf und seinen Bruder zur Rechenschaft zog. Es ist ein materialistisches und durchaus ungläubiges Verhalten, das Material zu heiligen, worauf der Koran aufgenommen wird und dem Papier und der Tinte Respekt zu zollen, aber die Verse des Korans nicht zu beachten und stattdessen den Koran an die höchste Stelle des Hauses als Dekoration zu nageln, wo er niemandem nützt.

Das Material des Korans ist weder heilig noch sonst irgendeinem Respekt würdig. Es ist die Botschaft, die in ihm steht, derer wir Respekt zu zollen haben. Der Koran ist das Kontaktmittel zwischen Mensch und dem Allmächtigen und Allhörenden Gott. Er kontrolliert, welche Stelle wir nach Zufall aufschlagen und Er verlangt von uns, Seiner ständig zu gedenken, dem Gott voller Liebe und Vergebung.

7:204-206 Wenn der Koran verlesen wird, so hört aufmerksam zu, damit ihr Erbarmen finden möget. Und gedenke deines Herrn in Stille aus vollem Herzen in Demut und Furcht, morgens und abends; und sei nicht einer der Unachtsamen. Wahrlich, diejenigen, die bei deinem Herrn sind, sind nicht zu hochmütig dazu, Ihm zu dienen; sie lobpreisen Ihn und werfen sich vor Ihm nieder.

4:103 Und wenn ihr das Kontaktgebet verrichtet habt, dann gedenkt Gottes im Stehen, Sitzen und im Liegen.

Der Koran ermahnt uns, Gottes ständig zu gedenken, wenn wir unter Seiner Herrschaft sein wollen und Seine Hilfe und Gnade erhoffen (2:152,200; 3:191, 33:41,42). Diese Wahrheit hindert leider die Mehrheit der gottgläubigen Masse daran, die Gott Partner und Götzen beigesellen (wie z.B. Ahadith) und ihrer gedenken anstelle Gottes, an der Gnade Gottes teilzuhaben (12:106; 23:84-89; 29:61-63; 31:25; 39:38; 43:87).

3:190-191 Wahrlich, in der Schöpfung der Himmel und der Erde und im Aufeinanderfolgen von Tag und Nacht liegen wahre Zeichen für die, die sich ihres Verstandes bedienen, die Gott im Stehen, im Sitzen und auf der Seite liegend gedenken und über die Schöpfung der Himmel und der Erde nachdenken und sagen: „Unser Herr, Du hast all das nicht umsonst geschaffen. Gepriesen seist Du! Behüte uns vor der Strafe des Feuers!

Die wahren Gläubigen gedenken Gottes häufig und fühlen sich glücklich darüber, dass sie Seinem Namen alleine gedenken (können). Alles an und um ihnen herum und auch jedes Ereignis erinnert sie an Gott. Siehe auch 13:28; 23:84-89; 33:42; 39:45.

Frieden sei mit denen, die die Bücher dazu verwenden, wozu sie da sind – zum Lesen – und nicht mit Küssen von Buchfassungen beschäftigt sind!
Und Gott der Heilige sei gepriesen…

Abspaltungen, Madhabs und Sekten

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verstoßenen Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Gleich zu Beginn ein Kommentar zum Wort „Sekte“. Mir ist sehr wohl bewusst, dass dieses Wort eine negative Konnotation besitzt und meistens in einem abwertenden, rhetorischen Kontext verwendet wird. Ich möchte deshalb an dieser Stelle klar und deutlich erwähnen, dass ich gegen eine überhebliche Haltung gegenüber Andersdenkenden bin.

Eine Sekte (lat. secta „Denkschule, Partei, Gefolgschaft“, von sequi ‚folgen‘; secare „abschneiden, trennen“) bezeichnet im wissenschaftlichen Sprachgebrauch häufig eine religiöse Organisation, die durch ein Schisma oder die Abspaltung von einer etablierten Religion entstanden ist.

Sowohl der Sunnismus als auch das Schiitentum sind in diesem Sinne Sekten oder Abspaltungen, in denen die jeweiligen Führer bewusst sektiererische (ihrer Sekte zugehörigen) Deutungen und Gedanken anführen. Beispielsweise existieren vier Madhabs (Rechtsschulen) im Sunnismus, die sich gegenseitig in der Theorie zwar anerkennen, aber in der Praxis einander direkt widersprechen. Al Ghazali hat des Weiteren gemäß diesem Sektendenken auch das rationale Denken verteufelt. Beispiele hierzu ließen sich viele finden.

Was ich mit ‚Sekte‘ anspreche ist nicht etwa das mir Abfällige, sondern das, worauf beharrt wird. Wahrheit ist ein Wandelgestirn, das eben vorbeirückt. Wenn wir also auf den Punkt starren, wo Wahrheit noch vorhin erstrahlte, starren wir oftmals ins Leere.

Sekten haben die Eigenart, irrationale Dogmen festzulegen und dann an sie bis in die Ewigkeit festzuhalten. Ein Teil der Leute hinter submission.org beispielsweise beharrt auf den Ahadith von Rashad Khalifa, die Sunniten auf die ihrige Sammlung der Ahadith und die Schiiten auf ihre Version der Hadith-Sammlung.

Sektierer sind Menschen, die außerhalb der göttlich-autoritativen Schrift Dogmen für wahr erklären, die aber nur menschlich sind und sein können. Aber aufrichtige Anhänger einer Sekte, die ihren Verstand nicht abgeschaltet haben, machen sich auch stets Gedanken, die diesem Gedankenschema ihrer Sekte widersprechen.

 

Spaltung der Religion

Nach dem Tode Muhammads spalteten sich die Gläubigen, weil sie sich über die Person des Nachfolgers Muhammads nicht einigen konnten. Eine der Abspaltungen sind die:

Sunniten

Die ersten rechtmäßigen Kalifen nach Muhammads Tod (632) sind nach sunnitischem Verständnis:

  1. Abû Bakr (632-634)
  2. Umar (634-644)
  3. Uthman (644-656)
  4. Alî (656-661)

Leiter der Gemeinde ist der Kalif. Ein Kalif muss zum Stamm des Propheten gehören, muss sich in den religiösen Quellen auskennen und muss politische Eignung besitzen. Aufgrund theologischer Differenzen und widersprüchlichen Ansichten in Recht und Wissenschaft spalteten sich die Sunniten wiederum in sogenannte Madhabs oder zu Deutsch Rechtsschulen, von denen die vier bekanntesten sind:

  1. Hanafi
  2. Hanbali
  3. Maliki
  4. Shafi

Es gibt noch zahlreiche weitere Gruppierungen wie etwa die Wahhabiten, Salafiten, Nurdschus, Dschaririya (Tabari), Zahiriya, Naqschibandiya usw. Es ist möglich, eine Auflistung von über 100 Gruppierungen aufzustellen.

Die zweitgrößte Abspaltung dreht sich um die:

Schiiten

Laut schiitischem Verständnis ist nur Alî, der Vetter und Schwiegersohn Muhammads und spätere vierte Kalif, rechtmäßiger erster Nachfolger Muhammads. Leiter der Gemeinde ist der Imâm. Ein Imâm muss ein Nachkomme Alîs sein. Wegen unterschiedlicher Ansichten über die Gestalt des Imâm spalteten sie sich wieder in weitere Gruppen:

  • Größte schiitische Strömung bilden die Zwölferschiiten oder Imamiten: Der 12. Imâm, Muhammad ibn Hasan al-Mahdi (Mitte 9. Jhdt.) lebe in der Verborgenheit weiter und werde als Mahdi zurückkehren. Der Mahdi (außerkoranisches Konzept aus den Ahadith) ist für die Schiiten frei von Sünde und Irrtum und wird eine gerechte Gesellschaft errichten. Während seiner Abwesenheit sollen qualifizierte Theologen die Leitung der Gemeinde übernehmen. Vor allem in Iran verbreitet. Dieser Strömung gehört die Rechtsschule der Dschafariya an.
  • Zweitgrößte Gruppe sind die Ismailiten oder Siebener-Schiiten: Der schon vor seinem Vater „verstorbene“ Sohn des 6. Imâms, Ismail ist der rechtmäßige 7. Imâm. Er lebe in der Verborgenheit weiter und werde eines Tages als Mahdi auf die Welt zurückkehren. Heute verbreitet in: Jemen, Iran, Indien, Syrien.
  • Zaiditen oder Fünfer-Schiiten: lehnen die Vererbung der Imâm-Würde und den Mahdi-Glauben ab.
  • „Extreme“ Schiiten: Gott wohnt direkt in den Imâmen. Kleine Gruppe, z.B. in Syrien.
  • Aleviten: dem Ursprung nach schiitisch beeinflusste Strömung, da auch bei ihnen die Verehrung der 12 Imame und insbesondere von Ali (deshalb auch der Name Aleviten aus dem Arabischen von ʿalawī) im religiösen Leben bekannt ist. Sie verstehen sich auch gern als Anhänger eines Schamanismus oder einer Naturreligion. Nicht zu verwechseln mit den…
  • Alawiten oder Nusairer: Sie gehen auf Ibn Nusair zurück. Von zwölfer-schiitischer Seite werden sie als Übertreiber betrachtet.

Auch bei den Schiiten gibt es noch weitere Gruppierungen. Als letzte und meist unbekannte dritte Abspaltung des Islam gelten die

Ibaditen

Die Ibaditen sind der einzig übrig gebliebene Zweig der Charidschiten, einer der frühen Glaubensrichtungen des Islams neben den Sunniten und Schiiten. Die Lehre stand bzw. steht den Sunniten näher als den Schiiten. Heute vor allem in Oman verbreitet. Die Sunniten erkennen die Ibaditen als weitere Rechtsschule an, jedoch nicht innerhalb der gegenseitigen Akzeptanz wie unter den vier größten Rechtsschulen der Sunniten. Oft werden sie als „extrem“ bezeichnet.

 

Unterschiede zwischen den Richtungen

Zu diesem Thema eine gute und knappe Darstellung von Hans Küng:

Die Spaltung des Islam

Nicht Glaubensstreitigkeiten um die Orthodoxie, sondern Streitigkeiten um die wahre Nachfolge des Propheten waren Anlass zu dem im Koran streng verbotenen ersten muslimischen Bürgerkrieg, ja, zur Krise des ur-islamischen Gemeindeparadigmas (PI) und zur bis heute bestehenden Spaltung der Umma in drei „Parteiungen“:

– die sunnitische Partei, welche bis heute die übergroße Mehrheit der Muslime umfasst, die sich an die Sunna und alle vier rechtgeleiteten Kalifen halten wollen;

– die schiitische, die „Partei“ (shia) Alis, des ermordeten Vetters und Schwiegersohns Muhammads, die bis heute die Minderheit (ca. 10%) der Muslime (im Iran, Irak und Libanon) ausmacht und die allein Ali als rechtmäßigen Nachfolger des Propheten anerkennt;

– die harigitische, die „Auszügler“ (Kharidschiten), die unabhängig von jeglicher Stammes- oder Familienzugehörigkeit nur den besten Muslim (und sei es ein abessinischer Sklave) als Nachfolger akzeptieren wollen, die lange Zeit mit ihrer puritanischen Ausrichtung den sunnitischen Kalifen erbitterte Kämpfe lieferte und heute nur noch unter den Berbern, in Oman und in Sansibar vertreten ist.

Nach verlustreichen Kämpfen gegen die schiitische Partei, setzt sich die ursprünglich Muhammad feindlich gesinnte mekkanische Familie der Umaiyaden durch. Mit ihnen siegt die Mehrheitspartei der Sunniten. Die Umaiyaden verlegen die Residenz des Kalifen nach Damaskus und machen Syrien zur islamischen Vormacht. Der erste der 13 Umaiyaden-Kalifen, Muawiya, einigt die arabischen Stämme und etabliert anstelle der arabischen Stammesföderation einen zentralisierten und bürokratisierten Staat mit Armee, Kanzlei, Post- und Nachrichtendienst.

Hans Küng – Spurensuche
Die Weltreligionen auf dem Weg 2: Judentum, Christentum, Islam
Seite 164 f., Ungekürzte Taschenbuchausgabe, November 2005, © 1999 Piper Verlag GmbH, München

Zu den größten Verursachern dieser Abspaltungen zählen die Ahadith. Denn nicht zuletzt deshalb streiten sich die Schiiten und die Sunniten über konkrete theologische oder philosophische Ideen. Jede Gemeinschaft hat ihre eigene Kollektion von Hadith-Büchern und jede Gemeinschaft greift die Gewährsmänner und Tradenten der anderen Gemeinschaft in Bezug auf ihre Loyalität, Tadellosigkeit und Rechtsgültigkeit an. Während beispielsweise Abu Huraira und Mu’awiya bei den Sunniten Ansehen genießen und respektiert werden, sind diese gerade bei den Schiiten im Fokus der Kritik. Mu’awiya wird zum Beispiel als Usurpator (Person, die sich widerrechtlich der Herrschaftsgewalt im Staat bemächtigt) betrachtet.

In anderen Worten ist ein von den Sunniten als ’sahih‘ eingestufter Hadith bei den Schiiten im seltensten Falle ebenfalls ’sahih‘. Es bestehen große theologische Differenzen im Verständnis und der Ausübung der Religion des Islam. Als einzelnes Beispiel sei hier erwähnt, dass Schiiten beim Kontaktgebet (Salâh) ihre Hände nicht aufeinander gelegt auf den Oberkörper drücken, sondern ihre Hände frei und lose runterhängen lassen.

Wohlgemerkt geht jede Sekte davon aus, dass sie die ursprüngliche Variante befolgen, die angeblich der Prophet selber verrichtet hätte.

 

Der Koran über Abspaltungen

Der Koran verbietet es den Gläubigen, sich abzuspalten und Gruppierungen oder Sekten zu folgen. Der Islam des Koran erkennt die Religions- und Meinungsfreiheit an, jedoch verbietet er, sich in sektiererischen Handlungen zu begeben. Selbst mit den Glaubensgemeinschaften vorheriger Schriftvölker wie etwa Christen und Juden sollten wir auf Anordnung Gottes zu ein und demselben Wort kommen (3:64), zu einer gemeinsamen Grundlage.

Einer der Gründe liegt auch darin begründet, dass Abspaltungen auch politische Zerwürfnisse nach sich ziehen können und Instabilität im Lande fördern. Auch vor dem blinden Drang nach Wahrheitsbesitz und selbstsüchtigem Neid wird auf diese Weise gewarnt (42:14). Im Gegenteil verlangt Gott von uns, dass wir nicht zerfallen sollen, sondern im Hinterkopf stets das Aufrechterhalten der Einheit behalten müssen (3:102-105), da dies den ursprünglichen Zustand beschrieb (10:19). Mit Sektierern hat der Islam nichts zu tun (6:159), denn Sektierer sind Parteien, die sich immer über das freuen, was sie selbst haben (30:32) und in ihrer Haltung stur und starr sind. Deshalb sollen sie in Ruhe in ihrem Irrtum gelassen werden (23:52-56). Des Weiteren werden die Sekten als „untereinander zerstritten“ charakterisiert (21:92-93), während die echten Gläubigen eine einzige Gemeinschaft bilden wollen und sollten.

Es gehört jedoch auch zum Willen Gottes, dass es unterschiedliche Gemeinden gibt (11:118-119, 42:8), weil Er uns prüfen und uns unterscheiden will. Eines der Anzeichen, dass Gott mit einem Volk unzufrieden ist, lässt sich auch darin beobachten, dass dieses Volk in zerstrittene Parteien aufgespalten wird (6:65).

Diejenigen, die eine bestimmte Madhab oder eine bestimmte Sekte als Gottes Religion verkaufen, werden mit diesen Versen angesprochen. Leider wurden professionelle Gelehrte während unserer ganzen Geschichte die größten Feinde des Monotheismus und Gottes! Jene, die in die Hölle eintreten, haben diesen Entscheid aus freiem Willen in dieser Welt selbst gefällt. Gewisse Anhänger von Gelehrten, die ihre Gelehrten idolisieren (9:31; 42:21), insbesondere in Pakistan und Indien, rufen die Gelehrten als „Mawlana“ an, was wörtlich „unser Beschützer/Verbündeter“ bedeutet, und sie akzeptieren dies als eine religiöse Berufsbezeichnung. Solch ein Sektierer- und Götzentum stellt einen solchen Entscheid als Beispiel dar.

Den vielen Sekten, die alle ihre eigene Variante des Islam erfunden haben, entspringen unzählige Handlungen, die dem aus dem Koran beschriebenen Götzentum entsprechen. Weil sich jede Partei darüber freut, was sie hat, steigert sie sich immer weiter in das hinein, was sie hat. Regeln zu Kleidung, Ernährungsvorschriften, eine eigene “Gruppensprache”, Reglementierung von zwischenmenschlichen Beziehungen, Abstellen von Skepsis und Zweifeln (allgemeine Feindschaft gegenüber Vernunft und vernunftorientiertes Fragen).

Von Gottes Weisheit direkt empfangenden und weiterleitenden Sufis, selbsternannten Mahdis und Ayatollahs, in der Macht unbegrenzte Kalifen (zum Teil als Stellvertreter Gottes angesehen) oder Imame, die behaupten, Gott wohne in ihnen, bis hin zu Menschen, die für den Jüngsten Tag auf die Fürsprache von vergänglichen Menschen wie den Propheten erhoffen, die die Propheten öfters gedenken als Gott, die die Propheten in ein Wettbewerb stecken, wer von ihnen der von Gott am meisten geliebte sei, die ihre Vernunft abstellen und lieber blinden Gehorsam gegenüber Autoritätspersonen üben, die ungerechtfertigte Politik im Namen der Religion ausüben, die Frauen unterdrücken und ihre natürlichen Menschenrechte entziehen (und ebenso Frauen, die dies noch freiwillig akzeptieren), die mit einem bestimmten Fuß das Bad betreten und mit dem anderen es wieder verlassen, die Aberglauben nachjagen wie etwa der Vorstellung, dass man von Magie und Gift nicht beeinflusst werde, äße man nur sieben Datteln aus Ajwa… all dies sind Auswüchse der Sekten und dessen, was sie bei sich als Quelle haben.

Aufgrund dieser Auswüchse und aufgrund dieses Götzentums bleiben die angeblich muslimischen Massen in soziologischer, ökonomischer, politischer und wissenschaftlicher Hinsicht in krassem Rückstand gegenüber anderen Völkern, die mittels dem Gebrauch von Vernunft zu denselben Schlüssen in Fragen wie über die Form des Rechtsstaates, die Wissenschaft, die Bildung und ihren Wert gelangen, die seit über 1400 Jahren bereits im Koran stehen.

Es ist an der Zeit, dass wir unseren Zustand selbst ändern (13:11), es ist an der Zeit die sektiererischen Spaltungen zu ignorieren und zu einer Einheit in der Vielfalt zu gelangen. Es ist an der Zeit, Gottes Ratschläge und Weisheit aus dem Koran in die Praxis umzusetzen. Es ist an der Zeit, das Gute zu gebieten und Recht zu üben, statt sich auf Sekten einzulassen. Denn ansonsten werden wir aufgrund der Gesetze, die Gott in die Natur gelegt hat, uns selbst ins Verderben führen.

30:41 Verderbnis ist gekommen über Land und Meer um dessentwillen, was die Hände der Menschen gewirkt, auf dass Er sie kosten lasse die (Früchte) so mancher ihrer Handlungen, damit sie umkehren.

42:30-31 Was euch an Unglück treffen mag, es erfolgt ob dessen, was eure Hände gewirkt haben. Und Er vergibt vieles. Ihr könnt euch auf der Erde (seinem Zugriff) nicht entziehen. Und außer Gott habt ihr weder Freund noch Helfer.

4:79 Was dich an Gutem trifft, kommt von Gott, und was dich an Schlimmem trifft, kommt von dir selbst…

Gebete im Koran

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Satan,
Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen

In der Lesung (Koran) wird das Kontaktgebet in über 70 Versen erwähnt. Doch Gott gab uns in allen Versen keine spezielle Anweisung, wie dieser Kontakt von jedem einzelnen praktiziert werden soll. Das Stehen, die Beugung, die Niederwerfung und die Anrufung von Gott allein sind feste Bestandteile. Die Menschen haben sich mit der Zeit auf bestimmte Abläufe geeinigt, damit sie miteinander beten können. Was beim Gebet gesagt werden kann, das können wir auch aus verschiedenen Versen der Lesung entnehmen. Wenn wir dieses Kontaktgebet verstehen und in uns verinnerlichen, dann sind wir fähig, diese Verbindung zu Gott aufzubauen und aufrechtzuerhalten.

40:65 Er ist der Lebendige. Es gibt keinen Gott außer Ihm. So ruft zu Ihm, indem ihr Ihm gegenüber aufrichtig in der Lebensordnung seid. Das Lob sei Gottes, des Herrn der Welten!

Es gibt kein Rezept, wonach alle Krankheiten geheilt werden könnten. Genau so ist es beim Kontakthalten mit Gott. Jeder soll auf der Suche sein, wie er mit Gott am besten kommuniziert. Vielleicht ist es eine der schwierigeren Aufgaben, die wir im Leben zu bewältigen haben, aber der Weg lohnt sich.

Matthäus 7:7-11Von der Gebetserhörung
Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? Oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!

Links übers Kontaktgebet im Koran:

Sura 1 Al-Fātiḥah – Der Schlüssel

1:1 Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Gnädigen
1:2 Das Lob sei Gottes, Des Herrn der Welten
1:3 Des Erbarmers, des Gnädigen
1:4 König am Tag der Lebensordnung
1:5 Dir dienen wir und dich ersuchen wir
1:6 Leite uns den geraden Pfad
1:7 den Pfad derer, gegen die du gütig warst, nicht derer, denen gezürnt wird, und nicht der Irrenden

Weitere Gebete

2:32 Sie sagten: Gepriesen seist du. Wir haben kein Wissen, außer was du uns lehrtest. Du bist der Wissende, der Weise

2:127 … Unser Herr, akzeptiere von uns, denn du bist der Hörende, der Wissende
2:128 Unser Herr, und mache uns dir ergeben und aus unserer Nachkommenschaft eine dir ergebene Gemeinschaft und zeige uns unsere Praktiken und nimm unsere Reue an, denn du bist der Reue Annehmende, der Gnädige

2:201 … Unser Herr, lasse uns Gutes im Diesseits und Gutes im Letzten zukommen und bewahre uns vor der Qual des Feuers

2:250 … Unser Herr, überschütte uns mit Geduld und festige unsere Füße und helfe uns gegen das ableugnende Volk

2:255 Gott, es gibt keinen Gott außer ihm, dem Lebendigen, dem Beständigen. Weder ergreift ihn Gesetzmäßigkeit noch Schlaf. Für ihn ist das, was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Wer ist es, der bei ihm Fürsprache einlegt, außer mit seiner Erlaubnis. Er weiß, was zwischen ihren Händen ist und was nach ihnen ist und sie umfassen nichts aus seinem Wissen, außer bei dem, was er wollte. Sein Sitz weitet sich über den Himmeln und der Erde und ihn beschwert es nicht, beide zu bewahren. Und er ist der Erhabene, der Gewaltige

2:285 … Wir hörten und gehorchten. (Gewähre uns) Deine Vergebung, unser Herr, und zu dir geht das Schicksal
2:286 Keiner Seele trägt Gott auf, außer, was sie umfasst. Ihrer ist, was sie erwarb und über ihr ist, was sie sich erwarb. Unser Herr, nimm es uns nicht übel, falls wir vergessen oder Fehler machen. Unser Herr, und lasse uns keine Bürde tragen, so wie du sie jene tragen ließt, die vor uns waren. Unser Herr, und lasse uns nicht tragen, wofür wir keine Energie haben. Und verzeihe uns, vergib uns und erbarme dich unser. Du bist unser Beschützer, so helfe uns gegen das ableugnende Volk

3:8 Unser Herr, lass unsere Herzen nicht abweichen, nachdem du uns rechtgeleitet hast, und gewähre uns deinerseits Barmherzigkeit. Gewiss, du bist der Gewährende
3:9 Unser Herr, du versammelst die Menschen an einem Tag, an dem kein Zweifel ist. Wahrlich, Gott verfehlt das Versprechen nicht

3:16 Diejenigen, die sagen: Unser Herr, gewiss glaubten wir. So vergib uns unsere Missetaten und behüte uns vor der Qual des Feuers

3:26 Sage: Oh Gott, König der Königsherrschaft, du lässt die Königsherrschaft zukommen, wem du willst, und du entziehst die Königsherrschaft, wem du willst. Du ehrst, wen du willst, und du erniedrigst, wen du willst. In deiner Hand ist das Gute. Gewiss, du bist über alle Dinge mächtig
3:27 Du lässt die Nacht in den Tag gleiten und du lässt den Tag in die Nacht gleiten. Und du bringst das Lebendige aus dem Toten hervor und du bringst das Tote aus dem Lebendigen hervor. Und du versorgst, wen du willst, ohne Berechnung

3:53 Unser Herr, wir glaubten an das, was du herabsandtest, und wir folgten dem Gesandten, so schreibe uns auf mit den BezeugendenGebet

3:147 Ihre Aussage war nichts, außer dass sie sagten: Unser Herr vergib uns unsere Missetaten und unsere Maßlosigkeit in unserer Angelegenheit, festige unsere Füße und helfe uns gegen das ableugnende Volk

3:191 Die Gottes stehend, sitzend und auf ihren Seiten gedenken und über die Erschaffung der Himmel und der Erde nachdenken: Unser Herr, du erschufst dieses nicht fälschlicherweise. Gepriesen seist du, so behüte uns vor der Qual des Feuers
3:192 Unser Herr, wen du gewiss ins Feuer eintreten lässt, den verschmähtest du ja. Und für die Ungerechten gibt es keine Helfer
3:193 Unser Herr, gewiss hörten wir einen Rufer, der zum Glauben aufruft: Glaubt an euren Herrn. Und so glaubten wir. Unser Herr, verzeihe uns dann unsere Missetaten, entlaste uns von unseren Schlechtigkeiten und berufe uns mit den Gehorsamen ab
3:194 Unser Herr, lass uns zukommen, was du uns durch deine Gesandten versprachst, und verschmähe uns nicht am Tag der Auferstehung. Gewiss, du verfehlst das Versprechen nicht

6:1 Das Lob sei Gottes, der die Himmel und die Erde erschuf und die Finsternisse und das Licht machte. Danach weichen diejenigen, die ableugneten, von ihrem Herrn ab

6:162 Sage: Gewiss, mein Kontakt, meine Praktik, mein Leben und mein Sterben sind für Gott, dem Herrn der Welten

7:23 Beide sagten: Unser Herr, wir taten uns selbst Unrecht. Und wenn du uns nicht vergibst und dich unser erbarmst, werden wir sicherlich unter den Verlierern sein

7:43 Und wir nahmen weg, was in ihren Brüsten an Groll war. Unter ihnen verlaufen die Flüsse. Und sie sagten: Das Lob ist Gottes, der uns zu diesem rechtgeleitet hat. Wir hätten nicht rechtgeleitet werden können, wenn nicht Gott uns rechtleitete. Die Gesandten unseres Herrn kamen bereits mit der Wahrheit. Und es wurde ihnen zugerufen: Dies ist der Garten. Ihr habt ihn geerbt für das, was ihr zu tun pflegtet

7:89 … Unser Herr umfasste alle Dinge in Wissen. Auf Gott verließen wir uns. Unser Herr, eröffne zwischen uns und unserem Volk die Wahrheit. Und du bist der beste der Eröffnenden

7:126 Und du bemängelst nur an uns, dass wir an die Zeichen unseres Herrn glaubten, als sie zu uns kamen. Unser Herr, überschütte uns mit Geduld und berufe uns als Gottergebene ab

7:151 Er sagte: Herr, vergib mir und meinem Bruder und lass uns in deine Barmherzigkeit eintreten. Und du bist der Gnädigste der Gnädigen

7:155 Und Moses wählte aus seinem Volk siebzig Männer für unseren Termin. Als sie aber das Erzittern ergriff, sagte er: Herr, wenn du gewollt hättest, hättest du sie und mich vorher vernichtet. Vernichtest du uns wegen dem, was die Törichten unter uns taten? Gewiss ist es nur eine Verführung, mit der du irreführst, wen du willst, und rechtleitest, wen du willst. Du bist unser Verbündeter, so vergib uns und erbarme dich unser. Und du bist der beste der Vergebenden.
7:156 Und bestimme für uns hier im Diesseits Gutes und im Letzten. Gewiss, wir ließen uns zu dir rechtleiten. Er sagte: Mit meiner Qual treffe ich, wen ich will, und meine Barmherzigkeit umfasste alle Dinge. So werde ich sie für diejenigen bestimmen, die achtsam sind, die zur Verbesserung beisteuern und die an unsere Zeichen glauben.

7:180 Und Gottes sind die schönsten Namen. So ruft ihn damit an und lasst diejenigen zurück, die von seinen Namen abweichen. Sie werden für das belohnt, was sie zu tun pflegten.

10:85 So sagten sie: Auf Gott verließen wir uns. Unser Herr, mache uns nicht zu einer Verführung für das Volk der Ungerechten
10:86 Und errette uns durch deine Barmherzigkeit vom Volk der Ableugner

11:47 Er sagte: Herr, gewiss suche ich Zuflucht bei dir davor, dass ich dich nach dem frage, wovon ich kein Wissen habe. Und ich bin unter den Verlierern, außer wenn du mir vergibst und dich meiner erbarmst.

12:101 Mein Herr, du hast mir etwas von der Königsherrschaft zukommen lassen und mich etwas von der Deutung der Erzählungen gelehrt. Du Schöpfer der Himmel und der Erde, du bist mein Verbündeter im Diesseits und Letzten. Berufe mich als gottergeben ab und lass mich den Rechtschaffenden folgen.

14:38 Unser Herr, gewiss weißt du, was wir verbergen und was wir veröffentlichen. Und vor Gott ist kein Ding verborgen – weder auf der Erde noch im Himmel

14:40 Herr, mache mich zu einem Aufrechterhaltenden des Kontakts – ebenso meine Nachkommenschaft. Unser Herr, nimm die Anrufung an
14:41 Unser Herr, vergib mir und meinen Eltern und den Gläubigen am Tag, an dem die Abrechnung bereitsteht

17:24 Und senke für sie aus der Barmherzigkeit die Flügel der Demut und sage: Herr, erbarme dich ihrer, wie sie mich als Kleines aufzogen.

17:80 Und sage: Herr, lass mich in einen wahrhaftigen Eingang hineingehen, lass mich aus einem wahrhaftigen Ausgang hinausgehen und mache mir deinerseits eine hilfreiche Ermächtigung

17:111 Und sage: Das Lob ist Gottes, er nahm sich weder ein Kind noch hatte er einen Gesellen in der Herrschaft noch hatte er einen Verbündeten aus Demütigung. Und verherrliche ihn in Verherrlichung

18:1 Das Lob ist Gottes, der auf seinen Diener die Schrift herabsenden ließ und daran nichts Krummes machte

18:10 … Unser Herr, lass uns deinerseits Barmherzigkeit zukommen und gestalte Vernünftiges für uns in unserer Angelegenheit

20:25 Er sagte: Herr, dehne mir meine Brust
20:26 und erleichtere mir meine Angelegenheit
20:27 und löse den Knoten in meiner Zunge
20:28 damit sie meine Aussage begreifen

20:114 Und hocherhaben ist Gott, der König, die Wahrheit. Und beeile dich nicht mit der Lesung, bevor seine Offenbarung zu dir erledigt wurde. Und sage: Herr, mehre mich an Wissen!

21:83 Und Hiob, als er zu seinem Herrn rief: Mich ergriff der Schaden und du bist der Gnädigste der Gnädigen

21:87 Und Dhulnun (Jonas), als er zornig ging und vermutete, dass wir nicht über ihn bestimmen werden. Dann rief er in den Finsternissen: Es gibt keinen Gott außer dir, gepriesen seist du. Gewiss war ich unter den Ungerechten

21:89 Und Zacharias, als er zu seinem Herrn rief: Herr, lass mich nicht als Einzelnen zurück und du bist der Beste der Erben

23:26 Er sagte: Herr, hilf mir gegen ihre Anschuldigung der Lüge

23:28 Wenn du dich also auf dem Schiff eingerichtet hast, du und die, die mit dir sind, dann sage: Das Lob ist Gottes, der uns vom ungerechten Volk errettete
23:29 Und sage: Herr, lass mir eine gesegnete Unterkunft herabsenden und du bist der Beste der Herabsendenden

23:94 Herr, dann lass mich nicht unter dem ungerechten Volk sein

23:97 Und sage: Herr, ich suche Zuflucht bei dir vor den Lästerungen der Satane
23:98 Und ich suche Zuflucht bei dir, Herr, davor, dass sie sich mir nicht nähern

23:106 Sie sagten: Unser Herr, unsere Unseligkeit überkam uns, und wir waren ein irrendes Volk.

23:109 Gewiss, eine Gruppe von meinen Dienern pflegte zu sagen: Unser Herr, wir glaubten, so vergib uns und erbarme dich unser. Du bist der Beste der Gnädigen

23:118 Und sage: Herr, vergib und erbarme dich. Du bist der Beste der Gnädigen

25:74 Und diejenigen, die sagen: Unser Herr, gewähre uns an unseren Partnern und unserer Nachkommenschaft Augentrost und mache uns zu Vorbildern für die Achtsamen

26:83 Herr, gewähre mir Urteilskraft und lass mich den Rechtschaffenden folgen
26:84 Und mache mir eine Zunge der Wahrhaftigkeit bei den Letzteren
26:85 Und mache mich zu einem der Erben des Gartens der Wonne

26:87 Und verschmähe mich nicht am Tag, da sie geschickt werden
26:88 Am Tag, an dem weder Vermögen noch Kinder nützen
26:89 Außer, wer zu Gott mit einem unversehrten Herzen kommt

26:169 Herr, errette mich und meine Leute von dem, was sie tun

27:19 Da schmunzelte er lachend über ihre Aussage und sagte: Herr, halte mich dazu an, dass ich für deine Gunst danke, mit der du mich und meine Eltern begünstigt hast, und dass ich Rechtschaffendes tue, womit du zufrieden bist. Lasse mich durch deine Barmherzigkeit unter deine rechtschaffenden Diener eintreten

27:40 Derjenige, der Wissen aus der Schrift besaß, sagte: Ich lasse ihn dir augenblicklich zukommen. Als er ihn dann bei sich aufgestellt sah, sagte er: Das ist von der Huld meines Herrn, damit er mich prüft, ob ich danke oder ableugne. Und wer dankbar ist, der dankt nur für sich selbst. Und wer ableugnete, so ist mein Herr gewiss reich und edelmütig

28:16 Er sagte: Herr, gewiss tat ich meiner Seele Unrecht, so vergib mir. So verzieh er ihm. Er ist gewiss der Vergebende, der Gnädige
28:17 Er sagte: Herr, da du mich begünstigt hast, werde ich für die Kriminellen keine Rückendeckung geben

29:30 Er sagte: Herr, hilf mir gegen das verderbende Volk

34:1 Das Lob ist Gottes, dem gehört, was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Und sein ist das Lob im Letzten. Und er ist der Weise, der Kundige
34:2 Er weiß, was in die Erde gleitet, was aus ihr herauskommt, was aus dem Himmel herabkommt und was in ihn aufsteigt. Und er ist der Gnädige, der Vergebende

35:1 Das Lob ist Gottes, dem Erschaffer der Himmel und der Erde. Er machte die Engel zu Abgesandten mit zwei, drei oder vier Flügeln. Er fügt der Schöpfung hinzu, was er will. Gewiss ist Gott über alle Dinge mächtig

35:34 Und sie sagten: Das Lob ist Gottes, der von uns die Traurigkeit wegnahm. Gewiss, unser Herr ist vergebend, dankbar,
35:35 der uns aus seiner Huld in die beständige Wohnstätte zuließ. In ihr erfasst uns weder Mühsal noch erfasst uns in ihr Ermattung

37:100 Herr, gewähre mir einen von den Rechtschaffenden

39:46 Sage: O Gott, Erschaffer der Himmel und der Erde, Wissender des Verborgenen und des Bezeugbaren. Du richtest zwischen deinen Dienern über das, worüber sie uneinig zu sein pflegten

40:7 … Unser Herr, du umfasst alle Dinge in Barmherzigkeit und Wissen, so vergib denjenigen, die bereuten und deinem Weg folgten, und bewahre sie vor der Qual der Hölle.
40:8 Unser Herr, lasse sie in die Gärten Edens eintreten, die du ihnen versprochen hast, ebenso wer Recht schuf von ihren Vätern und ihren Partnern und ihrer Nachkommenschaft. Gewiss bist du der Ehrenvolle, der Weise
40:9 Und bewahre sie vor dem Schlimmen. Wen du an jenem Tag vor dem Schlimmen bewahrst, so hast du dich seiner ja erbarmt. Und dies ist der gewaltige Gewinn.

46:15 … Herr, halte mich dazu an, dass ich deiner Gunst dankbar bin, mit der du mich und meine Eltern begünstigt hast, und dass ich Rechtschaffendes tue, womit du zufrieden bist. Und mache meine Nachkommenschaft rechtschaffen. Gewiss, ich kehrte reumütig zu dir und gewiss bin unter den Gottergebenen

59:10 … Unser Herr, vergib uns und unseren Geschwistern, die uns im Glauben vorausgingen. Und mache keinen Groll in unseren Herzen für diejenigen, die glaubten. Unser Herr, gewiss bist du mitleidig, gnädig

59:22 Er ist Gott, derjenige, außer dem es keinen Gott gibt, der Wisser des Verborgenen und des Bezeugbaren. Er ist der Erbarmer, der Gnädige
59:23 Er ist Gott, derjenige, außer dem es keinen Gott gibt, der König, der Heilige, der Friede, der Absichernde, der Absolute, der Ehrenvolle, der Gewaltige, der Würdige. Gepriesen sei Gott über das, was sie beigesellen
59:24 Er ist Gott, der Schöpfer, der Entwickler, der Bildner. Sein sind die schönsten Namen. Ihn preist, was in den Himmeln und auf der Erde ist. Und er ist der Ehrenvolle, der Weise

60:4 … Unser Herr, auf dich verließen wir uns, zu dir bekehrten wir uns und zu dir geht das Schicksal
60:5 Unser Herr, mach uns nicht zu einer Verführung für diejenigen, die ableugneten, und vergib uns. Unser Herr, du bist der Ehrenvolle, der Weise

66:8 O ihr, die ihr glaubtet, kehrt reumütig zu Gott in wohlberatener Reue. Möge euer Herr euch von euren Schlechtigkeiten entlasten und euch in Gärten eintreten lassen, worunter die Flüsse verlaufen. … Sie sagen: Unser Herr, vervollständige für uns unser Licht und vergib uns. Gewiss, du bist über alle Dinge mächtig

71:28 Herr! Vergib mir, meinen Eltern, dem, der mein Haus gläubig betrat, und den gläubigen Männer und Frauen, doch mehre den Ungerechten nichts außer Zerfall

Sura 112 Al-Ichlāṣ – Die Aufrichtigkeit

112:1 Sage: Er ist Gott, Der Einzige
112:2 Gott, Der Unvergängliche
112:3 Weder gebar Er noch wurde Er geboren
112:4 Und keiner ist Ihm ebenbürtig

Sura 113 Al-Falaq – Die Spaltung

113:1 Sage: Ich suche Zuflucht bei Dem Herrn der Spaltung
113:2 Vor dem Übel dessen, was Er erschuf
113:3 Und vor dem Übel der Finsternis, wenn sie hereinbricht
113:4 Und vor dem Übel der in die Knoten Pustenden
113:5 Und vor dem Übel des Neiders, wenn er neidet

Sura 114 – Al-Nās – Die Menschen

114:1 Sage: Ich suche Zuflucht beim Herrn der Menschen
114:2 Dem König der Menschen
114:3 Dem Gott der Menschen
114:4 Vor dem Übel des getarnten Einflüsterers
114:5 Der in die Brüste der Menschen einflüstert
114:6 Sei er von den Dschinn oder den Menschen

Weitere Gebete mit arabischer Lautschrift

Preis sei Dir oh Gott und Lob sei dir und gesegnet ist Dein Name und hoch erhaben ist Deine Herrschaft und es gibt keinen Gott außer Dir.
Subhanaka Allahumma wa bihamdika, wa tabaarakasmuka, wa ta’aala dschadduka, wa la ilaha ghairuka.

Unser Herr, Dein ist das Lob, reichliches, gutes und gesegnetes Lob.
Rabbana wa lakalhamd, hamdan kathiiran tayyiban mubaarakan fih.

Gott hört den, der Ihn lobt.
Sami’allahu liman hamidah.

Preis sei Gott, meinem höchsten Herr.
Subhana Rabbial’ala

Oh Gott, du bist der Frieden und von Dir kommt er. Du bist der Segen, oh Besitzer von Würde und Ehre.
Allahumma Antas-Salamu wa minkas-salaamu, tabaarakta ya dhal-Dschalali wal-Ikram.

Wieso ist die Tahiyyatu nirgends zu finden?

Oder: wo steckt Mohammed in all den Gebeten oder im Glaubensbekenntnis?

Jene, die ihre Religion nicht verstanden haben (39:45) oder ihren Glauben durch die Beigesellung der Hadith und Sunna vermischen (77:50, 42:21), halten es nicht aus, wenn Mohammed nicht erwähnt wird. Dies deshalb, weil sie ihn idolisieren und Gott beigesellen (39:45), sowohl im Gebet als auch in der Shahadah, dem Glaubensbekenntnis der Gottergebenen. Die Gläubigen machen zwischen den Gesandten keinen Unterschied laut Koran (2:285). Also gibt es auch keinen Grund, Mohammed speziell zu erwähnen, denn Gott erwähnte seine Shahadah bereits klar und deutlich für die Wissenden (3:18). Welchen Lehren wollen sie denn nach Gottes und Seinen Versen folgen? (45:6)

Beide Propheten Mohammed und Abraham sind gestorben. Es sind nicht die Toten, die einen Segen brauchen, da sie ihren Lohn bei Gott schon längst erhalten haben, sondern die Lebenden, damit sie erfolgreich aus dem Leben scheiden. Siehe hierzu: Sura Yasin für die Toten und das Koranlesen als Sport.

Das Gebet muss Gott allein gewidmet werden und deshalb darf auch niemand anderes angesprochen werden und für keinen Gesandten gibt es eine Ausnahme (72:18). Gott sagt im Koran, dass man Gebete verrichtet, um IHN alleine zu gedenken (20:14).

Zur Phrase (Allahomma sally alla Mohammed) ist folgender Artikel empfehlenswert: Gibt es den Segen auf den Propheten saw oder sas im Islam bzw. im Koran?

Ihm verdanken wir unser Wohl und Ihm danken wir und Ihn loben wir. Es gibt keinen Gott außer Gott.

Die erfundene Religion und die Koranische Religion – Kapitel 28: Der Prophet wurde zum Idol

Einer der größten Tricks, auf welchen die Religionsverführer zurückgreifen mussten, war die Menschen irrezuleiten, indem sie das, was in religiöser Hinsicht geehrt werden sollte, zu bloßen Idolen umwandelten.

3:80 Und Er gebietet euch nicht, euch die Engel oder die Propheten zu Herren zu nehmen. Sollte Er euch den Unglauben gebieten, nachdem ihr zu Ergebenen wurdet?

Die Verführer versuchen die unschuldigen, gläubigen Menschen zu verhöhnen, indem sie ihnen Fragen wie ‚Kann es sein, dass ihr Christus nicht liebt?‘ oder ‚Wie könnt ihr die Präsenz Mohammeds ablehnen?‘ stellen. Angesichts solcher Herausforderungen verbleiben die aufrichtigen Leute, deren Liebe für den Propheten nicht verfälscht ist, verwirrt. Die Idee, andere Dinge als Gott zu verehren, in den Verstand der naiven Leute einzuimpfen, war ihre verdeckte Absicht gewesen. Der Versuch der Traditionalisten hat darin bestanden, Bücher über unbegründete, zufällig gesammelte Ahadith zu schreiben, die ihren eigenen Zielen dienten.

6:50 Sprich: „Ich sage nicht zu euch, dass ich über die Vorräte Gottes verfüge oder dass ich das Verborgene weiß, auch nicht, dass ich ein Engel bin. Ich folge nur dem, was mir offenbart wird.“

Der Vers hebt ausdrücklich hervor, dass der Prophet ein menschliches Wesen ist, so wie wir alle und dem Treue schuldet, was im Buch offenbart wurde.

 

Die Propheten gegen sich aufbringen

2:285 Wir machen keinen Unterschied zwischen Seinen Gesandten.

Gemäß diesem Koranvers ist es uns nicht erlaubt, irgendeinen der Propheten, wie z. B. Abraham, Moses, Noah und Christus, über andere zu stellen. Auch dürfen wir nicht äußern, dass unser Prophet der Größte von allen sei. Trotz diesem ausdrücklichen Vers des Koran haben die Muslime dabei ebenso Fehler begangen wie die Christen und Juden. Sie erfanden Lügenmärchen, in denen gesagt wurde, dass wenn es nicht für den Propheten wäre, die Menschheit nicht existieren würde. Dank ihm wurden wir erschaffen, etc. Nichts dergleichen ist im Koran geschrieben. Es wurde behauptet, dass das Wesen des Propheten nicht wie das unsere war, da es pures Licht (nûr) war; auch, dass er mit Gott über die Anzahl der täglichen Kontaktgebete, welche die Gläubigen verrichten sollen, verhandelt hätte. Der Prophet wurde zum Objekt sexueller Fantasien gemacht und es wurde gesagt, dass er die Macht hatte, die Leute zu verfluchen, um sie untauglich zu machen. Gemäß einem anderen angefertigten Hadith soll die Sorge des Propheten am Jüngsten Tag auf das Seelenheil seiner Folger beschränkt sein, während all die Propheten in Panik versuchen, ihre Haut zu retten. Jene, die diesen so genannten Hadith erfunden haben, haben pietätlos gehandelt und diskriminierten Mohammed gegenüber den anderen Propheten. Einige von ihnen gingen sogar so weit, die Propheten zu kategorisieren. Sie klassifizierten die Propheten wie folgt: 1. Mohammed; 2. Abraham; 3. Moses; und zu guter Letzt, 4. Jesus Christus.

93:7 Er fand dich irregegangen und führte dich.

Nach diesem Vers scheint Mohammed auf dem falschen Weg gewesen zu sein, bevor ihm der Koran offenbart wurde. Dieselbe Auffassung wird auch im folgenden Vers ausgedrückt:

42:52 Wir haben dir den Koran durch Unser Befehl offenbart. Weder wusstest du zuvor, was die Schrift noch was der Glaube ist…

Wiederum behaupten einige Traditionalisten, dass der Prophet bereits Muslim war, noch bevor er die Offenbarung erhielt, und sie begehen dadurch einen gravierenden Fehler. Es ist jedoch keine Überraschung, solch extravagante Ideen zu sehen, da diese Leute keine andere Vorstellung entwickeln können als diejenige, die sie in ihren eigenen Köpfen haben. Eine weitere Übertreibung ist die Behauptung, dass unter den Vorfahren des Propheten keine Heiden waren und dass diese Genealogie bis zu Adam zurückreichte. Dennoch lesen wir im Koran, dass Abrahams Vater ein Götzendiener gewesen war. Wenn wir annehmen, dass Abraham unter den Vorfahren Mohammeds war, sollten wir folgern, dass das Argument ein bisschen dünn ist. Andererseits weicht die traditionalistische Gesinnung im Versuch aus, den Fall zu beweisen und behauptet, dass der Vater Abrahams in Wirklichkeit sein Stiefvater oder Onkel etc. war. Dies widerlegt die ausdrückliche Aussage des Koran nicht, in welcher besagt wird, dass es Abrahams Vater gewesen war.

Gott preist Mohammed

Der Punkt ist, dass die Traditionalisten daran scheitern, zu verstehen, dass Mohammed solche Schmeicheleien nicht benötigt. Er wird bereits im Koran für seine höhere Moral gepriesen. Die Tatsache, dass Gott ihn als Seinen Boten bestimmt und ihn in Seinem Buch gepriesen hat, reicht aus, ihn zu einem außergewöhnlichen Wesen zu machen. Die Tatsache, dass er vor dem Empfang der Offenbarung auf dem falschen Weg oder dass einer seiner Vorfahren ein Götzendiener gewesen war, würdigt ihn keineswegs herab. Es ist im Koran geschrieben, dass der Mensch für sein eigenes Tun verantwortlich ist. Der Sohn eines Propheten ist weder großartiger als einer seiner Mitgeschöpfe noch wird eine Person, deren Vater ein Heide gewesen war, dafür diskreditiert. Die Mentalität, die dazu geneigt ist, die Personen nach ihren Genealogien zu bewerten, wurde in diesem Fall ebenso irregeleitet. Mohammed wurde in vielen Fällen im Koran gepriesen, wie beispielsweise in folgenden Versen:

4:113 Gott hat dir das Buch und die Weisheit herabgesandt und dich gelehrt, was du (vorher) nicht wusstest. Die Gunst, die Gott dir erwiesen hat, ist überaus groß.

68:4 Und du verfügst über großartige Tugendeigenschaften.

21:107 Wir entsandten dich nur als eine Barmherzigkeit für alle Welten.

48:2 Damit Gott dir die früheren und zukünftigen Sünden vergibt, Seine Gnade an dir vollendet und dich zum geraden Weg rechtleitet.

Es ist zu sehen, dass der Prophet in vielen Fällen gepriesen wird. In Vers 107 der Sure Die Propheten wird er als Gnade des Herrn für alle Geschöpfe bezeichnet. Wäre die Legende wahr gewesen, nach der alle Welten um Mohammeds willen erschaffen worden, so wäre diese wichtige Information gewiss im Koran verzeichnet worden.

Haar-Verehrung

Eine weitere Perversion ist die Verehrung vom Haar des Propheten. Ein einzelnes Haar, das angeblich vom Bart des Propheten getrimmt wurde, wird in Moscheen aufbewahrt, welche einmal im Jahr während dem Monat Ramadan den Gläubigen für die Ansicht gezeigt wird. Den Gläubigen wird es erlaubt, das Tuch zu küssen, in das es gewickelt ist. Jene, die Christen aufgrund ihrer Ikonen-Verehrung kritisieren, handeln auf dieselbe Weise.

Sich davor hüten, einer der Herde zu werden

Eine unendliche Anzahl an so genannten Heiligen, Scheichs und Ulama (rechtmäßige ‚islamische‘ Gelehrte) wurden ebenso zu Idolen, ganz zu schweigen vom Propheten.

2:104 Ihr Gläubigen! Sagt nicht Raa’ina (sei unser Behüter)! Ihr sollt Unzurna (wache über uns) sagen und zuhören.

Dadurch wird der Gemeinschaft befohlen, den Propheten nicht mit „Führe uns, wie die Hirten ihre Herde führen“ anzusprechen. Trotzdem erwarten die Sektenexperten von den Jüngern, dass sie sich in der tatsächlichen Praxis von ihren Scheichs führen lassen. Der Mensch, den der Koran beschreibt, ist derjenige, der denkt, den Verstand einsetzt und das erfasst, was im Koran gelehrt wird; der den Propheten liebt, wobei er ihn von jeglicher Anschauung der Partnerschaft mit Gott fern hält und der die Befugnisse Gottes nicht teilt und nicht auf andere Wesenheiten überträgt.

Es ist die Pflicht des Muslims, Gott, den Koran und den Propheten an ihre angemessenen Stellen zu setzen. Jene, die die Macht (welche ausschließlich Gott gehört), Verfügungen zu erheben, dem Propheten übertrugen, schrieben ihm ebenso fälschlicherweise die von ihnen erfundenen Ahadith zu, und sie trugen dadurch der Verfälschung der Religion bei. Das Ergebnis war die Einführung koranfremder Elemente in die Religion, von denen eine ganze Menge dem Koranischen Inhalt widersprachen. Die Fantasie der Fabrizierer hatte dermaßen freien Lauf, dass sie solch absurde Vorstellungen ersannen, wie diejenige, nach welcher die ganze Schöpfung sich zuliebe des Propheten zugetragen hätte. Wir sind überzeugt, dass wenn Jesus die extravaganten Übertreibungen über sich selbst miterlebt hätte, er sehr verärgert gewesen wäre. Ebenso der Prophet, wären ihm die ihm zugeschriebenen Ahadith mitgeteilt worden und mit der Legende über Moses‘ Handel mit Gott um seinetwillen.