Kamel

Thema des Monats Juli 2013: Geschichten im Koran – Der Gesandte Saleh

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Der Frieden sei mit euch liebe Leserinnen und liebe Leser, und Gottes Barmherzigkeit wie sein Segen!

So Gott will werden wir jeden Monat auf unserer Webpräsenz ein ausgewähltes Thema unseren Lesern zum Kommentieren anbieten. Damit möchten wir unseren Lesern die Möglichkeit geben, Einblicke zu erhalten, wie unterschiedlich die Menschen zum selben Thema denken können.

Ähnlich einer Pinnwand, an der wir unsere Gedanken “pinnen” können, soll hier stichwortartig oder auch in eins bis zwei Sätzen der eigene Gedanke verewigt werden. Einfach am besten spontan antworten!

Das Thema des Monats Juli 2013:  Geschichten im Koran


Der Koran enthält viele Geschichten, die Lehren vermitteln und uns zum Nachdenken anregen sollen. So steht in 12:111 geschrieben:

Gewiss war in ihren Geschichten eine Lehre für die Verständigen. Es war keine erdichtete Erzählung, sondern eine Beglaubigung für das, was er zwischen den Händen hielt und eine genaue Darlegung für alles und eine Rechtleitung und Barmherzigkeit für die Leute, die glauben.


Welche der Geschichten faszinieren euch besonders? Welche der Geschichten haben euch schon weitergeholfen im Alltag, in der Beziehung, im Glauben, in der Freundschaft, bei der Arbeit oder sonst irgendwo?

Eine besondere Geschichte ist auf jeden Fall auch die vom Gesandten Saleh:

Der Gesandte Saleh und die Kamelstute

Text zum Mitlesen

7: 73 Und zu den Thamud (entsandten Wir) ihren Bruder Saleh. Er sagte: „O mein Volk, dient Gott; ihr habt keinen anderen Gott außer Ihm. Wahrlich, nunmehr ist zu euch ein deutlicher Beweis von eurem Herrn gekommen – diese Kamelstute Gottes als deutliches Zeichen für euch. So lasset sie auf Gottes Erden weiden und tut ihr nichts zuleide; (denn) sonst würde euch eine schmerzliche Strafe treffen.

Die Stadt der Thamud war zur damaligen Zeit eine große, reichlich beschenkte Stadt. Sie war voll mit den schönsten Palästen, umgeben von Gärten, worin die vielfältigsten Früchte wuchsen. Zur Stadt gehörten auch viele Häuser, welche zum Teil sogar kunstvoll in die Berge gemeißelt wurden. Gott schenkte ihnen viel und die Menschen sollten ehrlich dankbar sein. Doch diesem Volk war es lieber, ihren eigens erfundenen Statuen den Dank auszusprechen. Dafür errichteten sie große Tempel in der Stadt, wo sie sich vor den Statuen in Anbetung niederwarfen und ihre vielen Opfergaben darbrachten. Die Thamud glaubten daran, dass die Statuen für ihr Glück und Leid verantwortlich wären, und jede davon bekam einen eigenen Namen, bei welchem sie angesprochen wurde. Sie wollten sich nicht eingestehen, dass diese Figuren gar keine Macht haben konnten.

Gott sah das Verhalten der Menschen wohl, Er ist doch unser Gott, der alles sieht. Er wollte den Thamud eine Chance geben, um auf Ihn aufmerksam zu machen. Gott schickte seinen Gesandten Saleh zu ihnen. Saleh verstand natürlich genau, was Gott von ihm wollte. Er erkannte den schlimmen Irrtum, welchem sein Volk folgte. Saleh ging zu ihnen, um sie aufzufordern, keine nutzlosen Götzen mehr anzubeten. Sie sollten Gott alleine als den Einzig Wahren Gott anerkennen, bevor sie das große Unglück heimsuchen werde. Die Thamud lehnten die Aufforderung und Einladung Salehs ab und meinten, er solle aufhören so über ihre Götter zu sprechen. Saleh sagte: „Ich bin von Gott zu euch geschickt worden, damit ihr wieder zur Vernunft kommt! Glaubt mir Brüder! Gottes Zeichen sind da“.

Das Volk blieb hartnäckig und forderte Saleh auf ihnen diese Zeichen zu zeigen, so er denn überhaupt die Wahrheit sagt. Die Leute dachten sich einen Test für Saleh aus, welcher eigentlich unmöglich zu schaffen war. Sie wollten von ihm, dass er ein Kamel aus dem toten Teil der Wüste hervorbringen sollte. Saleh antwortete: „Für Gott ist es leicht, euch die Kamelstute zu bringen. Eines allerdings müsst ihr wissen! Wenn ihr dieses Zeichen seht und trotzdem weiterhin hartnäckig in eurer Ablehnung bleibt, wird es für euch immer schwieriger werden an Gott zu glauben und den rechten Weg zu erkennen.“

Gott wollte Sein Zeichen für die Thamud setzen und siehe da! Plötzlich war in Ferne eine Kamelstute zu erkennen. Das Volk konnte einfach nicht glauben, was sie mit eigenen Augen sahen. Tatsächlich!! Eine Kamelstute kam direkt auf ihre Stadt zu. Sie suchte sich als erstes Wasser und begann zu trinken. Die Menschen rund um Saleh versammelten sich um das Kamel und beobachteten das schöne Tier. Als sie sich der Stute näherten um sie anzufassen, sprach Saleh allerdings eine Warnung aus. Diese finden wir im Quran Sura 7, Vers 73

… Er sagte: “ O mein Volk, dient Gott; ihr habt keinen anderen Gott außer Ihm. Wahrlich, nunmehr ist zu euch ein deutlicher Beweis von eurem Herrn gekommen – diese Kamelstute Gottes als Zeichen für euch. So lasset sie auf Gottes Erden weiden und tut ihr nichts zuleide; (denn) sonst würde euch eine schmerzliche Strafe treffen.“

Es waren Stimmen zu hören welche sagten, dass Saleh doch Recht haben musste und manche Menschen bedauerten ihre eigenen Fehler. Aus der Menschenmenge hörte man Aufrufe wie: „Wir haben uns selbst Unrecht getan! Wie könnten wir uns überhaupt vor Steinen beugen und ihnen Opfergaben bringen, obwohl sie uns nie geholfen haben?! Sie können nicht einmal hören oder uns ein Zeichen vom Leben zeigen! Es ist Zeit, Gott alleine zu dienen! Es gibt nur einen Gott! Wir sollen gleich unsere Tempel reinigen und die Statuen rauswerfen! Gott verzeihe uns unsere Dummheit.“

Es waren aber nicht alle Einwohner der Stadt der gleichen Meinung und so ergab sich folgendes:

Die Priester bezeichneten das Geschehen als „reinen Zufall“. Die Heuchler wiederholten die Worte der Priester. Die hochmütigen, hochnäsigen Leute wollten gleich aus ihrer Wut und ihrem Neid heraus ihre Kräfte mit Saleh und seinen Leuten messen. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die ganze Stadt in zwei verschiedene Lager gespalten war. Es gab Leute, welche die Einladung Gottes annehmen wollten, und welche, die nichts über Gott hören wollten und das Gesehene leugneten. Gott aber sandte die Kamelstute und mit ihr sandte Er die Güte. Diese wunderschöne Kamelstute als Zeichen Gottes bereitete dem einen Teil der Menschen viel Freude. Doch unter den heuchlerischen und neidigen Menschen, wurde der Hass immer größer. Sie konnten es nicht länger ertragen, dass sich immer noch mehr Leute über das Ansehen dieses Tieres und das Zeichen ihres wahren Gottes erfreuten. Die Ungläubigen platzen schon fast vor Neid und Wut. So entschieden sie sich, der Kamelstute und diesem verhassten Treiben ein Ende zu setzen.

Sie beschlossen, das Tier zu töten.

Die Übeltäter gingen wohl mitten in der Nacht voll von Hass und Neid zum Platz der Kamelstute. Sie schlichen sich heran und töteten dieses so besondere und von vielen Menschen geliebte Tier. Der nächste Tag begann sich alsdann zu erhellen und die Menschen kamen wie üblich auf den Platz, um die Kamelstute zu besuchen. Als sie die Leiche des schönen Tieres auf dem Boden liegen sahen, waren sie entsetzt und traurig über den Verlust des Tieres. Als Saleh dieses Verbrechen der Leute sah, ließ Gott ihn folgendes sagen. Wir finden diese Aussage im Quran Sura 11, Vers 65

Er sagte: „Genießt euer Dasein in eurer Behausung noch drei Tage! Das ist keine leere Drohung.“

Die Verbrecher wurden ungeduldig in ihrem Hochmut und sagten zu Saleh:„O Saleh, bring uns das her, was du uns androhst, wenn du einer der Gesandten bist!“

Im Quran, Sura 11, Vers 67 und 68 wird das Ende der Frevler beschrieben:

Da kam über diejenigen, die frevelten, der Schrei, und am Morgen lagen sie in ihren Behausungen tot am Boden. Es sah so aus, als ob sie darin überhaupt nicht existiert hätten. Die Thamud waren ja undankbar gegen ihren Herrn. Ja, Fluch über die Thamud!

Über die Menschen unter den Thamud, welche vorsichtig waren und welche das Zeichen Gottes erkannten und zu schätzen wussten, steht im Quran folgendes geschrieben:

Als Unser Befehl eintraf, da erretteten Wir Saleh und diejenigen, die mit ihm gläubig waren, durch Unsere Barmherzigkeit, Wir erretteten sie vor der Schmach jenes Tages. Wahrlich, dein Herr ist der Allmächtige, der Erhabene.

So ist unser aller Gott immer unser Beschützer. Er schützt und leitet alle Menschen, die Ihn lieben und auf Ihn hören möchten. Er lässt Seine Geschöpfe nicht alleine, wenn sie mit Ihm sein möchten.

7:40 und 77:33 – Feuerkamele

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Es handelt sich um die Verse 7:40 und 77:33. In allen deutschen Übersetzungen wird die Phrase حتى يلج الجمل فى سم الخياط als „bis ein Kamel in ein Nadelöhr eingeht“ übersetzt. Hört sich vielleicht merkwürdig an, aber was soll uns das sagen, und was hat das Kamel mit dem Nadelöhr zu tun? Das ist aber auch nicht die einzige Stelle in den Übersetzungen, in der es um merkwürdige Kamele geht. Vers 77:33 beschreibt in einer gewissen Weise einen ähnlichen Vorgang: كانه جملت صفر = als wären sie gelbe Kamele…

Die Rede hier ist von den mächtigen Feuerstrahlen, die in der Hölle zu sehen sind. Nach den Übersetzern soll es sich hier um gelbe Kamele handeln. Manche Übersetzer beschreiben die Feuerstrahlen „schwarz-gelb“ oder „hellgelbe Farbe“, was sich überhaupt nicht im Originaltext wiederfinden lässt.

Zweitens übersahen die Übersetzer, dass die Pluralform von „Jamal“ (Kamel) „Jemaal“ heißt. Im Vers steht jedoch „Jemaalaat“. Dieser Begriff stellt die Pluralform einer bestimmten Sache dar, hierbei handelt es sich nicht um Kamele. Was haben außerdem die Kamele mit dem Feuer zu tun?

Es kann sein, dass ein Feuerstrahl die Form eines Kamels annimmt, das ist aber eine Ausnahme, die nicht als Regel gelten darf. Um zu verstehen, was es mit diesen Kamelen auf sich hat, müssen wir erst die Wurzel unseres Wortes erläutern:

Nom.
جمل [jamal] pl. جمال [jemaal] Kamel-e,
جمل [jamala] Tau, dickes langes Seil,
جملة [jomlah] Satz, Gesamtheit,
جمال [jamaal] Schönheit,
جمُال [jammal] Kamelentreiber,
مجاملة [mojaamalah] Schmeichelei, Höflichkeit,
مجمل الموضوع [mojmal almawd´ouá] Zusammenfassung,
جمالية [jamaalyyah] Ästhetik,
جُمالي [jomaaly] (Mensch, Tier) von großer kräftiger und schöner Statur,

V.
جمل [jamala] einbeziehen, zusammenfügen, zusammenbündeln
جمُل [jammala] verschönern,
جامل [jaamala] sich freundlich zeigen, schmeicheln,
أجمل [ajmala] zusammenfassen,
إستجمل [istajmala] etwas für schön empfinden,

Adv.
جميل [jamiel] hübsch, schön,
مجمل [mojmal] insgesamt,
جمالي [jamaaly] ästhetisch,

Der Abstammungsbegriff ist erst im Verb zu sehen, woraus alle möglichen Variationen entstanden sind: Jamala heißt (zusammenfügen, zummenbündeln, einbeziehen), woraus ein Nominativ (das Zusammengebündelte) entsteht; Etwas aus mehreren kleinen Teilen – Ähnlich wie bei „Jomlah“ (Satz), welches aus mehreren, aneinandergereihten Wörtern besteht. Das Tau stellt ebenfalls so eine Art Gesamtheit von mehreren aufgereihten Fasern oder Fäden dar, die zu einem Teil gebündelt werden.

Nun betrachten wir unsere beiden Sätze mit der jeweiligen neuen Sicht, dann kommt folgendes heraus:

حتى يلج الجملُ في سَمِّ الخِياط [h´atta yalejo aljamalo fi same elkhiaat´] bis das Tau ins Nadelöhr hineinginge (Sure 7 Vers 40)
كَأَنَّهُ جِمَالَتٌ صُفْرٌ [ka´annaho jemalaaton s´ofr] ähnlich wie gelbe Tauen (Sure 77 Vers 33)

Was eigentlich ins Nadelöhr hineinpasst ist ein Faden. Doch es ist eine physikalische Unmöglichkeit, ein Tau aus vielen gebündelten Fäden durch ein Nadelöhr hindurchzuführen. Und auf diese Weise kann das Gleichnis im Vers besser verstanden werden.

SonnenbildIm anderen Vers 77:33 sehen wir praktisch eine Beschreibung von Bildern, die wir heutzutage von Nahaufnahmen von der Sonne entnehmen: Schwenkende, gelbe, dicke Seile, die sich wie Peitschen drehen und wenden.

Gelobt ist Gott, der Herr der Welten!