Nasikh Mansukh

Tierrechte im Islam

Nasikh-Mansukh: Die Katastrophe der Abrogation

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

2:106 Wenn Wir einen Beweis/ein System (ayetin) aufheben (nansakh) oder in Vergessenheit geraten lassen, so bringen Wir ein besseres oder ein gleichwertiges Zeichen/System hervor. Weißt du nicht, dass Gottes Macht zu allem ausreicht?

Dieser Vers wird dazu missbraucht, um den Nasikh-Glauben zu legitimieren, welcher in der Geschichte des Islam in seiner Bedeutung am meisten verfälscht wurde und einer der Hauptgründe darstellt, wieso die Gemeinschaft (Ummah) Mohammeds sich vom Koran entfernt hat.

Jene, die behaupteten, dass Koranverse andere Verse aufheben, und die die Bedeutung der Wörter im Koran verzerrt und sie in ihren Übersetzungen und Kommentaren übernommen haben, nahmen danach im Koran Operationen und Eingriffe nach Lust und Laune vor.

Es muss eine Zwiespältigkeit oder Uneinigkeit zwischen den Versen vorhanden sein, damit ein Vers einen anderen Vers aufheben kann. Das heißt also, dass ein Widerspruch vorliegen muss. Die Uneinigkeits-Gelehrten, welche die Uneinigkeit als ihre Gnade empfinden, haben vier Bedingungen hervorgebracht, damit im Koran ein Naskh existiert:

  1. Es sollte ein zu abrogierender Vers vorhanden sein (mansukh).
  2. Es sollte ein Vers vorhanden sein, der einen anderen abrogiert (nasikh).
  3. Der Nasikh muss nach dem Mansukh herabgesandt worden sein.
  4. Zwischen beiden sollte eine offensichtliche Uneinigkeit vorzufinden sein.

Der magische Nasikh-Mansukh-Stab half ihnen dabei, alle Verse zu abrogieren, die sie selber nicht verstanden. Sie haben jene Verse, die ihren Neigungen nicht passten oder die den Ahadith aus den selbsternannten „sahih“ Büchern widersprachen, mit diesem magischen Stab auf einen Schlag aufgehoben. Wie bereits in allen Themen zuvor, spalteten sich auch hier ihre Meinungen untereinander. Je nach Verständnis abrogieren die einen fünf, die anderen zwanzig und andere wiederum 66 Verse…

Einige gingen sogar noch weiter und erfanden neue „Verse“. Beispielsweise haben die Heiden um den Islam mit ihrer Tradition der Steinigung zu infizieren, trotz allen klaren Versen des Korans (24:1-2), einen neuen „Vers“ in schlechter arabischer Sprache erfunden. Nachdem sie merkten, dass sie dieses Geschwätz nicht in den Koran hinzufügen konnten, begannen sie zu behaupten, dass nach dem Tode des Propheten Mohammeds eine Ziege diese Verse aufgefressen habe, aber dass dieser „aufgefressene Vers“ die koranischen Verse abrogiere. In den Büchern wie Bukhary, Muslim und Ibni Hanbal’s Musnad lässt sich der von einer Ziege aufgefressene Vers finden, der dennoch Gültigkeit besitzen soll, der etwa wie folgt lautet: „es seyhu ves seyhetu iza zeneya fercumuhuma elbettete bima kadev lezzeten minha“.

Einige Kleriker wurden dadurch immer noch nicht zufriedengestellt und behaupteten, dass Ahadith koranische Verse abrogieren könnten. Auf diese Weise haben sie die Gültigkeit vieler Verse annulliert. Sämtliche Rechtsschulen befolgen einige koranischen Verse in der Praxis der Ahadith wegen nicht. Einige der „Gelehrten“ der Rechtsschulen waren sogar so dreist, diese teuflische Anwendung auch noch theoretisch zu verteidigen.

Die Bedeutung von „Ayah“ im Koran

Gemäß dem Koran enthält alles in der Schöpfung „ayat“: Pflanzen; Menschen; Ereignisse, die früheren Stämmen geschehen sind; Tag und Nacht etc.

Wenn wir im Koran das Wort „Ayah“ betrachten, so sehen wir uns mit einem sehr interessanten Detail konfrontiert. Die Pluralform des mutaschabih (d. h. mehrdeutigen) Wortes „Ayah“ lautet „Ayat“ und wird in den Bedeutungen „Wunder“, „Koranverse“, „Beweise“, „Belege“ und/oder „Zeichen“ gebraucht. „Ayet“ jedoch wird im Koran an 84 Stellen genannt und bedeutet in diesen Stellen Wunder, Beweis, Beleg und/oder Zeichen. Das in der singularen Form vorkommende Wort „Ayah“ wird nirgends dafür gebraucht, um „koranische Verse“ zu bedeuten! Die Liste der Vorkommnisse des Wortes „Ayah“ (singular):

2:106,118,145,211,248,259; 3:13,41,49,50; 5:114; 6:4,25,35,37,109; 7:73,106,132,146,203; 10:20,92,97; 11:64,103; 12:105; 13:7,27,38; 15:77; 16:11,13,65,67,69,101; 17:12; 19:21; 20:22,47,133; 21:5,91; 23:50; 25:37; 26:4,8,67,103,121,128,139,154,158,174,190,197; 27:52; 29;15,35,44; 30:58; 34:9,15; 36:33,37,41,46; 37:14; 40:78; 43:48; 51:37; 54:2,15; 79:20

Die Substitution einer Ayah mit einer anderen wird in Kapitel 16 des Korans erwähnt:

16:101 Und wenn Wir ein Zeichen an Stelle eines anderen bringen – und Gott weiß am besten, was Er offenbart -, sagen sie: „Du bist ein Erdichter!“ Nein, aber die meisten von ihnen wissen es nicht.

Wenn wir aufmerksam diesen Vers und die umliegenden Verse untersuchen, so sehen wir, dass der Grund für die obige Beschuldigung gegenüber dem Propheten als Erfinder nicht in der Abrogation der Koranverse liegt, sondern dass der Prophet der Erfindung beschuldigt wurde, weil er verkündete, dass es Gott war, Der den Koran gesandt hatte.

16:103 Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: „Ein Mensch bringt es ihm (den Koran) bei.“

Der Sachverhalt der im Vers 2:106 erwähnten Nasikh=Außerkraftsetzung ist nicht zwischen den Versen des Korans zu verstehen, sondern zwischen den Wundern, Belegen und Gesetzen, welche die Propheten überliefert haben. Diese Auffassung wird in vielen Versen unterstützt. Wenn wir nicht mit einem minderwertigen Verständnis die Beziehungen zwischen den Versen ignorieren und den Vers 2:105 betrachten, so wird das Thema deutlicher werden:

2:105 Weder die Ungläubigen unter den Schriftbesitzern noch die Götzendiener haben es gern, dass euch von eurem Herrn Gutes offenbart wird. Gott schenkt Seine Gnade wem Er will. Gottes Gabenfülle ist unermesslich.

Die Antwort, welche den Schriftbesitzern und den Heiden, die neidisch darauf sind, dass die Muslime die Hilfe und die Wunder Gottes erhalten, gegeben wird, ist sehr offensichtlich: Gott schenkt Seine Gnade, wem Er will. Denn der nächste Vers berichtet, dass Gottes Macht dazu ausreicht, die alten Wunder und Beweise durch neue, bessere oder ähnliche zu ersetzen. Der Koran abrogiert in dieser Hinsicht die Torah und das Evangelium der früheren Gemeinschaften.

Es gibt auch andere Verse, die besagen, dass jedes Wunder (ayah) eine bestimmte Zeitspanne hat, und die von der Aufhebung der Wunder sprechen. Beispielsweise:

13:38-40 Wahrlich, schon vor dir entsandten Wir Gesandte und gaben ihnen Frauen und Kinder. Kein Gesandter brachte ein Zeichen/Wunder (ayetin), ohne dass Gott es erlaubte. Für jede Zeitspanne gibt es eine Vorsehung. Gott löscht aus und lässt bestehen, was Er will, und bei Ihm ist die Mutterschrift. Und ob Wir dich einen Teil von dem sehen lassen, was Wir ihnen androhen, oder ob Wir dich sterben lassen – dir obliegt nur die Verkündigung; Uns die Abrechnung.

 

Fragen

Bevor wir einige Verse untersuchen werden, welche die Ulema als Mansukh abgestempelt und außer Kraft zu setzen versucht hat, wollen wir denjenigen, die behaupten, dass im Koran „nasikh-mensukh“ Verse existierten, einige Fragen stellen:

Behaupten diejenigen, die hervorbringen, der Koran enthielte viele Unstimmigkeiten, nicht, dass der Koran Menschenwort ist?

4:82 Studieren sie den Koran etwa nicht? Wenn er von einem anderen als Gott wäre, würden sie darin viele Unstimmigkeiten/Widersprüche finden.

Leider studieren sie den Koran nicht. Ihr, die ihr euch dem Volk als „Gelehrte“ verkauft, wie könnt ihr mit eurem Nasikh-Mansukh Glauben behaupten, dass ihr an den Koran glaubt, trotz dem Vers, der Unstimmigkeiten als Zeichen menschlicher Schwäche bewertet und der behauptet, der Koran enthielte keine Widersprüche?

Wie viele Verse, die ihr nicht verstehen konntet oder die euren persönlichen Neigungen nicht passten oder die sich mit euren Ahadith widersprachen, habt ihr als mansukh abgestempelt, außer Kraft gesetzt und verleugnet? Was ist der Grund für eure Uneinigkeit über die Anzahl?

Habt ihr nie darüber nachgedacht, dass das Verhalten die einen Verse des Koran als „nasikh“ und die anderen als „mansukh“ abzustempeln und somit einen Teil des Korans abzulehnen dem törichten Verhalten, welches in 15:89-99 beschrieben wird, gleicht? Wieso räumt ihr es nicht ein, dass ihr es seid, die den Koran aufteilen und einen Teil annehmen und den anderen leugnen? Seid nicht ihr es, die die Worte der Menschen den Gesetzen Gottes beigesellen oder gar vorziehen?

Was für ein Gesetz ist das, einem Teil des Buches zu glauben und den anderen abzulehnen? Seid ihr euch denn sicher, dass ihr nicht zur Beschreibung des 2:85 Verses passt?

Wieso verzerrt ihr den Vers 2:106 in seiner Bedeutung, in dem ihr die singuläre Form des Wortes „Ayah“ nicht so übersetzt, wie es im Koran in wirklicher Form zu finden ist, nur um euren katastrophalen Glauben des „Nasikh-Mansukh“ zu legitimieren? Wieso entstellt ihr dieses Wort, das im Koran an 84 Stellen gebraucht wird und nirgends „Koranverse“ bedeutet? Wieso wiederholt ihr denselben Fehler der früheren Juden, die die Bedeutung der Wörter verdreht haben, um ihre eigenen Gelüste zu befriedigen? Wieso zieht ihr eure Aufmerksamkeit nicht auf die Verse 2:41 und 5:41?

Wieso lasst ihr den Vers vor 2:106 aus eurer Betrachtung aus? Was hat der Sachverhalt der Eifersucht der früheren Gemeinschaften in Bezug auf die Offenbarung des Koran mit euren Behauptungen zu tun?

Wieso versucht ihr es nicht, die Bedeutung und Beziehung zwischen den Versen 13:38-40 und 2:105-106 zu verstehen?

Nehmen wir an, dass im Koran nasikh und mensukh Verse existierten. Wie werden wir darüber entscheiden können, welcher Vers nasikh und welcher mansukh ist? Wie werden wir die Offenbarungschronologie bestimmen können, wenn die Ahadith diesbezüglich selbst Unstimmigkeiten aufweisen? Wenn wir die verfügbaren Quellen untersuchen, realisieren wir, dass es keinen Konsens über die chronologische Reihenfolge der Koranischen Offenbarungen gibt. Dasselbe gilt für die Reihenfolge der Ahadith. Unter den Umständen bleibt die einzige Autorität, die über diese Sache entscheidet, den sektiererischen Imamen überlassen. Wir sind auf ihre „Gnade“ angewiesen. Kann eine solche Schlussfolgerung wirklich gemacht werden? Ist es nicht eine Tatsache, dass der einzige Besitzer des Koran Gott selbst ist? Habt ihr durch diese Situation nicht die Möglichkeit und Autorität erhalten, einige Gesetze des Korans zu abrogieren und wurdet ihr nicht somit zu „Erschaffern von Religionen“? Wie wir bereits wissen, wählt ihr aus Tausenden von widersprüchlichen Ahadith diejenigen, die euch am besten passen. Habt ihr somit die Religion Gottes, über die Gott die einzige unanfechtbare Autorität besitzt, nicht zu einem Spielzeug gemacht? Habt ihr den Propheten mit der Abrogation nicht beleidigt und ihm unterstellt, sich gegen Gottes Verfügungen gestellt zu haben? Ist es nicht Gott allein, der seine Bücher aufheben lassen kann?

Zurück zur chronologischen Reihenfolge: Gibt es eine Liste der Offenbarungschronologie, der wir trauen können? Wenn sie vorhanden ist, wo ist sie? Wie könnt ihr, nachdem die Erfindungen nicht in den Koran gelangen konnten, und ihr den Vers von einer Ziege auffressen lassen habt, die Gültigkeit dieser Verse für alle Zeiten als verbindlich erklären? Wo ist der gleichartige oder bessere „Vers“, welcher mit der Ziege abrogiert wurde?

Einige von euch gingen sogar noch weiter und behaupteten wirklich allen Ernstes, dass die Lügen aus der Zeit der Abbasiden und der Umayyaden den Koran abrogieren könnten! Was ist die Beschreibung für diejenigen, die den Koran mit spekulativen Gerüchten abrogieren? Wer ist es, der nach Gott und Seinen Versen an andere Ahadith glaubt? (45:6)

 

Die fünf berühmtesten Abrogationsfälle

Nachdem diese Fragen an die Religionsgelehrten gestellt wurden, welchen der Koran nicht ausreicht, werden wir die fünf berühmtesten Fälle der Abrogationsbehauptungen unter die Lupe nehmen:

 

1- RAUSCHMITTEL

Die Verse bzgl. Rauschmittel sind: 2:219, 4:43, 5:90, 16:67

Gemäß der Abrogation soll Vers 5:90 in Widerspruch mit den anderen drei Versen stehen. Gemäß der Meinung der selbsternannten Islamwissenschaftler ist die koranische Formulierung „in Rauschmitteln und Glücksspielen gibt es auch Nutzen“ falsch.

Hätten die selbsternannten Gelehrte, welche dem Erhabenen Gott die Belieferung von Falschinformation unterstellen (39:67), nicht die Lehren der Vorfahren dem Koran vorgezogen, so hätten sie daran geglaubt, dass der Koran keine Widersprüche enthält und deshalb keine abrogierten Verse im Koran vorkommen können (4:82).

Die Verse bzgl. den Rauschmitteln erklären und unterstützen einander; sie enthalten nichts Widersprüchliches. Würde in einem Vers stehen, dass die Rauschmittel und das Glücksspiel etwas Gutes darstellen, so stünde das mit dem Vers in Widerspruch, der sie als Teufelswerk bezeichnet. Dies ist aber nicht der Fall; denn ansonsten hätten unsere „Abrogatoren“ recht.

Wir akzeptieren den Koran in seiner Gesamtheit wie ein lebendiges Organ. Wir haben die einander erklärende Sicht der Verse und ihre Beziehung zueinander zu betrachten.

Es ist eine Tatsache, dass es Menschen gibt, die Alkoholgetränke oder andere Drogen konsumieren, aber das Gebet nicht missachten, was gemäß Koran eine selbstverständliche Pflicht ist. Dies zeigt, dass alle Verse ihre Funktionen zu erfüllen haben; kein Vers hebt die Gültigkeit eines anderen Verses auf.

[Anm. des Übersetzers: das Thema ‚Alkohol und Berauschendes‘ haben wir bereits an anderer Stelle behandelt, weshalb wir hier die Erklärung abkürzen.]

 

2- FRIEDEN UND KRIEG

109:6 Euch euer Glaube, und mir mein Glaube.

9:5 Und wenn die verbotenen Monate verflossen sind, dann tötet die Götzendiener, wo ihr sie trefft, und ergreift sie, und belagert sie, und lauert ihnen auf in jedem Hinterhalt…

Diejenigen, die meinen, der Kriegsbefehl aus Vers 9:5 widerspreche dem Vers 109:6, behaupten, dass die im Vers 109:6 formulierte Meinungs- und Religionsfreiheit abrogiert sei.

Jedoch ist die Meinungs- und Religionsfreiheit einer der Hauptprinzipien des Koranischen Islam (18:29; 2:256; 10:99; 50:45; 88:22). Die Menschen können aufgrund ihres Glaubens nicht bestraft werden. Frieden ist der essenzielle und natürliche Zustand gemäß Koran. Krieg ist der Status, welcher erforderlich wird, wenn die Muslime Objekt einer Aggression werden. Nur denjenigen gebührt die Strafe, welche die Muslime aufgrund ihres Glaubens aus dem Land vertreiben, sie foltern und peinigen und die abgehaltenen Verträge einseitig brechen. Werden die Verse vor und nach 9:5 betrachtet, sieht man, dass dieser Befehl des Tötens und der Belagerung nicht allgemein sein kann, sondern eine notwendige Schlussfolgerung einer speziellen Situation darstellt. Im Islam findet der Krieg nur zu Verteidigungszwecken statt, die Verse 60:8-9 verdeutlichen diese Prinzipien auf eine klare Art und Weise.

Jene, die die im Koran enthaltene Meinungsfreiheit und die Verse in Bezug auf den Frieden abrogieren wollen, verkünden das Muslimsein als Kriegstreiber und den Islam als Blut vergießende Religion. Wenn diese Leute auch die Verse 60:8-9 abrogieren wollen, so sollen sie die Verse 4:89-91 lesen. Wenn auch diese abrogiert sein sollen, dann die Verse 2:85 und 15:89-99!

 

3- TESTAMENT

2:180 Wenn es bei einem von euch aufs Sterben geht, und wenn er Vermögen hinterlässt, ist euch vorgeschrieben, in rechtlicher Weise eine letztwillige Verfügung zugunsten der Eltern und der nächsten Verwandten zu treffen. (Dies gilt) als eine Verpflichtung für die Gottesfürchtigen.

Wenn einen Menschen der Tod erwartet, so ist es seine Pflicht, seine Hinterlassenschaft mit einer rechtsgültigen letztwilligen Verfügung (Testament) aufzuteilen. Das Erbe derjenigen, die diese Bürde nicht einhalten oder unerwartet sterben und deswegen das Testament nicht schreiben konnten, wird nach den Bestimmungen aus 4:11-12 aufgeteilt.

Die in mehreren Versen des vierten Kapitels vorkommende Formulierung „nach Bezahlung eines etwa gemachten Testamentes oder einer Schuld“ lässt es unmissverständlich verstehen, dass das Testament und die Schulden an oberster Stelle liegen. Die Verfügungen Gottes sind folgende:

  1. Die Person sollte vor dem Tod das Vermögen selbst aufteilen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Umstände, in denen die Mutter, der Vater, die Kinder und die jeweiligen Ehepartner leben, berücksichtigt werden.
  2. Das Vermögen derjenigen, die dieses Gebot vernachlässigten oder deren Testament befolgt wurde und etwas übrig blieb, sollten nach der Bezahlung etwaiger Schulden gemäß den Gesetzen der Verse 4:11-12 verteilt werden.

Hier liegt nirgends ein Widerspruch zwischen 2:180 und 4:11-12 vor; im Gegenteil, die Verse erklären einander. Denn die Formulierung „min ba’di wasiyyetin“ am Ende des Verses 4:11 bestätigt den Vers 2:180 und setzt die Priorität auf das Testamentschreiben. Dies ist in den Versen leicht ersichtlich.

Was ist also das Problem derjenigen, die diese zwei (drei) sich einander erklärenden und ergänzenden Verse je nach Vers entweder als nasikh oder als mansukh bezeichnen und die die Verse Gottes verleugnen und den Koran zweiteilen?

  • Weil sie den Versen nicht glauben, dass der Koran detailliert, deutlich, leicht zu verstehen, vollständig, perfekt ist und alles Notwendige erklärt und das Buch Gottes als von Hunderten von Ahadith und Fiqh-Büchern bedürftig, summarisch, geschlossen, schwer zu verstehen, alleine nicht ausreichend und unvollständig akzeptieren, werden sie den Koran nie verstehen – dies ist das Vorgehen/Gesetz Gottes (die Sunnatu’llah) für sie.
  • Sie haben durch die Verzerrung der Bedeutung der koranischen Wörter einen katastrophalen Glauben des nasikh-mansukh in die Gemeinschaft (Ummah) der Muslime eingeführt und befolgen diesen Glauben blind. Aus diesen Gründen versuchen sie die Beispiele der abrogierten Verse zu vermehren. Sie sehen es als ein notwendiges Verhalten an, zwischen den Versen Widersprüche suchend die Verse aneinander reiben zu lassen. Auf diese Weise eifern sie nicht dem Verständnis der Verse, sondern dem NICHT-Verständnis der Verse nach.
  • Sie ziehen die aus dem Hadith aus Abu Dawud, Vesaya: 6, Buyu: 88 entspringende Formulierung „Gott hat den rechtmäßigen Besitzern ihr Recht gegeben, es kann fortan kein Testament mehr geben.“ dem Vers 2:180 vor. Der Koran kritisiert solche Heiden, die nach den Versen Gottes Menschenworten glauben:

    45:6-7 Dies sind die Verse Gottes, die Wir dir in Wahrheit verlesen. An was für eine (weitere) Verkündigung (Hadith) nach Gott und seinen Versen wollen sie denn glauben? Wehe jedem sündigen Lügner!

Wir möchten auch folgenden Vers denjenigen ans Herz legen, die die erfundenen Ahadith als „sahih“ akzeptieren und dem Koran vorziehen:

12:111 … Dies(er Koran) ist kein erdichteter Hadith, sondern eine Bestätigung dessen, was ihm vorausging, und eine deutliche Erklärung aller Dinge und eine Führung und eine Barmherzigkeit für ein gläubiges Volk.

Diejenigen, die nicht daran glauben, dass die koranischen Verse alles erklären, haben mit einem erfundenen Hadith aus Abu Dawud und Darimi auch den Vers 52:34 abgeleugnet.

Der Koran sagt aus: Sie sollen doch einen Hadith (Verkündigung) gleicher Art beibringen, wenn sie die Wahrheit sagen. (52:34)

Ein Hadith besagt: Mir wurde der Koran und ein Hadith gleicher Art gegeben.

Gott spricht die Kriminellen in Seinem „enbaul ghayb“, d. h. die Berichte der Vergangenheit und der Zukunft beinhaltenden Buch wie folgt an:

68:36-38 Was ist mit euch, wie urteilt ihr?! Oder verfügt ihr über eine Schrift, in der ihr (diese Verfügungen) lest? Worin ihr findet, was ihr euch wünscht?

 

4- QIBLA

2:115 Gottes ist der Osten und der Westen. Wohin ihr euch (beim Gebet) wenden möget, da habt ihr Gottes Antlitz vor euch. Gott ist allumfassend und allwissend.

2:149 Wo immer du herkommst, sollst du dein Antlitz in Richtung der Heiligen Moschee wenden! Das ist die Wahrheit von deinem Herrn. Gott entgeht nichts von dem, was ihr tut.

Der Vers 2:115 berichtet uns, dass alle Richtungen Gott gehören. Wohin wir uns auch wenden, wir wenden uns gegen Gott. Also können wir bei Bittgebeten in alle Richtungen beten.

Aber so wie für das Kontaktgebet eine bestimmte Form und bestimmte Zeiten angeordnet wurden, so wird auch die spezifische Richtung befohlen. Wenn darauf Acht gegeben wird, so ist ersichtlich, dass in den Versen, welche die Gebetsrichtung (Qibla) für das Kontaktgebet bestimmen, nicht „wendet euer Antlitz auf das Antlitz oder in die Richtung Gottes“ ausgesagt wird, sondern von uns verlangt wird, uns nach der Heiligen Moschee zuzuwenden.

Wir wollen mit einigen Beispielen denjenigen eine Erklärung abgeben, die zwischen beiden Versen einen Widerspruch sehen und somit den Vers 2:115 abrogieren wollen:

  • Egal wo auf der Welt du in welche Richtung gehst, am Ende erreichst du den Anfangspunkt.
  • Du solltest gen Westen gehen.

Gibt es zwischen beiden Aussagen einen Widerspruch? Natürlich nicht.

  • Egal welche Zahl du mit sich selbst teilst, ausschließlich die Null, das Ergebnis beträgt 1.
  • Teile die Neun mit der Neun.

Auch zwischen diesen beiden Aussagen gibt es keinen Widerspruch. Wäre die Aussage B sogar „Teile die Neun mit der Drei.“, so könnten wir dennoch keinen Widerspruch finden!

 

Die Änderung der Qibla (Gebetsrichtung)

Es gibt eine generelle nasikh-mansukh Behauptung der Tafsir (Bücher, die Kommentare über den Koran enthalten und welche die Lehren Ahadith & Sunnah dem Koran beigesellen), Gott habe zuvor den Muslimen befohlen, sich nach Jerusalem zu wenden und diese Qibla mit den Versen 2:142-145 abrogiert. Nachdem sie einen neuen, nicht im Koran vorkommenden imaginären Vers erfunden haben, abrogieren sie diesen imaginären Vers mit dem Koran.

Im Koran wird berichtet, dass die Götzendiener das Andenken Abrahams, ihres Vorfahren, fortführen. Bevor die Verse bezüglich der Qibla offenbart wurden, wandten sich die Muslime gleich wie die mekkanischen Heiden während des Kontaktgebets der Kaaba zu. Als Ergebnis der Folter und der Unterdrückungen durch die Heiden jedoch wanderten die Gottergebenen nach Medina aus und gründeten einen neuen Ansiedlungs-Staat. Der von der im zentralen Mekka ansässigen, heidnischen Koalition angezettelte Krieg und ihre nahen Beziehungen zu den medinensischen Christen entwickelten ökonomische und psychologische Faktoren, welche die Muslime dazu bewegte, sich nach einer anderen Richtung (nach Jerusalem) zu wenden. Gott wollte jedoch, dass sich die Muslime der Heiligen Moschee zuwandten. Dies können wir mittelbar aus den Versen 2:142-145 lesen.

Dies wurde zu einer schweren Prüfung für die Muslime der damaligen Zeit: Jene, die die sozialen und ökonomischen Vorteile vorzogen, die sie mit den medinensischen Christen hatten, und jene, die sich aus den Wirkungen der politischen Gefühle nicht herausschlagen wollten/konnten, wandten sich von der Religion ab, in dem sie den Richtungswechsel nicht annahmen (2:142-144).

2:142-145 Einige der Verstandslosen unter dem Volk werden sprechen: „Was hat sie von ihrer Qibla, nach der sie sich bisher richteten, abgebracht?“ Sprich: „Gott gehört der Osten und der Westen. Er leitet, wen Er will, auf den geraden Weg.“ Und so machten Wir euch zu einer aufgeschlossenen/vorurteilslosen Gemeinschaft, sodass ihr Zeugen unter dem Volk sein könnt und der Gesandte Zeuge unter euch sein kann. Wir haben die Qibla, nach der du dich bisher gerichtet hattest, deswegen gemacht, damit Wir diejenigen, die dem Gesandten folgen, von denjenigen unterscheiden, die auf ihren Fersen eine Kehrtwendung machen. Dies war wahrlich schwer, außer für diejenigen, die Gott rechtgeleitet hat. Gott wird euren Glauben nicht unbelohnt lassen. Gott ist den Menschen gegenüber gütig und barmherzig. Wir sehen dich oft dein Antlitz gegen den Himmel wenden. Wir wenden dich nun zu einer Gebetsrichtung (Qibla), die dir gefällt: So wende dein Gesicht in Richtung der heiligen Moschee. Ihr sollt, wo immer ihr seid, euer Antlitz dorthin wenden. Zweifellos, die Schriftbesitzer wissen, dass dies eine Wahrheit ist, die von ihrem Herrn kommt. Gott entgeht nichts von ihren Taten. Du magst denen, die die Schrift erhalten haben jedes (nur denkbare) Zeichen (als Beweis) bringen: Sie schließen sich nicht deiner Gebetsrichtung an. Und du wirst dich deinerseits (auch) nicht der ihren anschließen. Sie schließen sich (ja) nicht (einmal) untereinander der gleichen Qibla an. Aber wenn du nach dem Wissen, das dir zugekommen ist, ihrer Neigung folgst, so gehörst du wahrhaftig zu den Missetätern!

Kurz gesagt: die Verse, welche die Änderung der Qibla befehlen, haben die Gültigkeit eines vorher offenbarten Verses nicht aufgehoben! Die Gläubigen, die unter der Führerschaft des Propheten Mohammeds standen, änderten ihre Richtung von der Kaba nach einer anderen Qibla aufgrund einer gesellschaftlichen Entscheidung. Die Verse, welche von den Muslimen verlangen, sich wieder der Kaba zuzuwenden, haben wenn schon die Entscheidung der Gesellschaft und keinen Koranvers abrogiert.

 

5- DAS VERHÄLTNIS GLÄUBIGE/UNGLÄUBIGE IM KRIEG

8:65-66 O Prophet, ermutige die Gläubigen zum Kampf. Wenn es unter euch zwanzig Standhaftige gibt, besiegen sie zweihundert. Wenn es unter euch hundert Standhaftige sind, werden sie tausend Ungläubige besiegen. Weil sie ein Volk sind, das nicht begreift. Jetzt (aber) hat Gott euch eure Bürde erleichtert, weiß er doch, dass es in euch eine Schwäche gibt. Wenn es unter euch hundert Geduldige gibt, können sie zweihundert besiegen, und wenn es unter euch tausend gibt, besiegen sie zweitausend mit Gottes Erlaubnis. Gott steht den Geduldigen bei.

Jene, die den ersten Vers mit dem zweiten als mansukh akzeptierend die Gültigkeit des Verses ignorieren, sind diejenigen, die den Koran nicht untersuchend betrachten. Es ist logisch, dass diejenigen, die den Koran nicht erforschen, Widersprüche finden werden (4:82) und die Verse, die sie für widersprüchlich halten, als nasikh-mansukh abstempeln und einem Teil des Korans nicht glauben (15:91).

Jene, die Gott die ihm gebührende Achtung nicht schenken, denken, dass Gott mit Vers 8:66 erkannt habe, dass Er den Muslimen eine zu schwere Bürde aufgelegt und bemerkt hat, dass sie dies nicht auf sich nehmen können und deswegen den ersten Vers abrogiert habe.

Jedoch erklärt jeder einzelne der beiden Verse einander und sie vervollständigen das Bild. Mit Vers 8:66 gibt Gott den schwachen Muslimen eben aufgrund ihrer Schwäche ein Verhältnis, welches der Realität besser entspricht. Das Ideal für die Muslime wird im vorherigen Vers gesetzt. Der essenzielle Sachverhalt im Verhältnis zwischen den Gläubigen und Heiden liegt in der Überlegenheit derjenigen, die standhaft sind.

Gemäß Vers 8:66 wird ersichtlich, dass die Muslime sogar im Zustand der Schwäche dazu fähig sein sollten, das Zweifache ihrer selbst an Heiden hinsichtlich Strebsamkeit, Technik und Intelligenz zu besiegen. Den Gottergebenen wird es als Aufgabe verliehen, die Schwächen zu vermindern, um dem Ideal näher zu kommen, also um bis zum Verhältnis eins zu zehn zu gelangen. Wenn zwischen den Versen, die über die minimale und maximale Kraftzustände berichten, unbedingt ein Widerspruch (oder gar mehrere) gefunden werden will, so werden sie auch gefunden; dies ist eine Frage der Reinheit des Herzens (eine Frage der Absicht).

 

Die Lösung der Katastrophe

Die zeitgenössischen Ibni Kutaybas: Um die Widersprüche zwischen den erfundenen Ahadith, die sie selber als „sahih Ahadith“ bezeichnen, zu beseitigen, gehen die Ibni Kutaybas hart auf hart. Jedoch haben sie diesen Eifer auch auf den Koran gerichtet, um nicht vorhandene Widersprüche zwischen den Versen zu erzeugen. Die zeitgenössischen Ibni Kutaybas werden den Koran nicht verstehen können, solange sie die in der umayyadischen und abbasidischen Zeit erfundenen Ahadith dem Koran beigesellen (6:25; 17:46; 18:57; 41:44). Und solange sie die Verse nicht verstehen können, werden sie ihren erfundenen magischen, nasikh-mansukh Zauberstab gebrauchen. Es ist endlich die Zeit gekommen, ihnen ihren Stab aus der Hand zu nehmen! Gepriesen sei der gnadenvolle, barmherzige Herr der Welten!

Die einzige Lösung für diese Katastrophe bzw. dieses Problems lautet: allein den Koran als eine unteilbare Gesamteinheit, ohne Hinzufügungen oder Streichungen anzunehmen.

18:27 Und verlies, was dir von dem Buche deines Herrn offenbart wurde. Da ist keiner, der Seine Worte verändern könnte, und du wirst außer bei Ihm keine Zuflucht finden.

10:64 Ihnen gebührt frohe Botschaft im Diesseits und im Jenseits. Gottes Worte sind unabänderlich. Das ist der größte Erfolg.

6:115 Gottes Worte liegen in Wahrheit und Gerechtigkeit im Koran vollständig vor. Unveränderlich sind Seine Worte. Er hört alles und weiß alles.

Die erfundene Religion und die Koranische Religion – Kapitel 25: Religion in ein Spiel verwandeln: nasich-mansuch

Die Traditionalisten haben behauptet, dass bestimmte Verse des Koran aufgehoben/abgeschafft (mansuh) und durch neue Offenbarungen ersetzt wurden (nasih). Es wurde sogar von bestimmten Ahadith behauptet, sie aufgehoben zu haben. Sektiererische Bücher haben behauptet, dass vier Bedingungen nötig sind, um einen offenbarten Vers abzulehnen.

  1. Der aufzuhebende Vers muss durch einen neuen offenbarten Vers aufgehoben werden (Nasih)
  2. Dass ein neuer Vers offenbart worden sein muss, um einen vorigen aufzuheben (mensuh).
  3. Die Aufhebung muss nach der Offenbarung aufhebenden Verses stattfinden.
  4. Es muss einen deutlichen Widerspruch zwischen den beiden geben.

Wenn wir die verfügbaren Quellen untersuchen, so stellen wir fest, dass es keine Übereinstimmung über die chronologische Anordnung der Offenbarungen gibt. Das gleiche gilt für die Reihenfolge der Ahadith. Unter diesen Umständen sind wir der Gnade der sektiererischen Imamen ausgeliefert, die in dieser Angelegenheit entscheiden. Diese Situation gab den Imamen die Autorität, einige Vorschriften des Koran aufzuheben. Diese Tatsache hat die Position der sektiererischen Imame als ‚Religionsgründer‘ gefestigt. Wie wir gesehen haben, haben die sektierischen Imame unter Tausenden von widersprüchlichen Ahadith irgendeinen einen Hadith gewählt, der ihnen selbst genutzt hat und sie haben sich somit für befugt gehalten, irgendeine Änderung in der Religion vorzunehmen, die ihnen selbst am besten schien. Diese Freiheit ermöglichte ihnen, auch die Koranischen Vorschriften zu verwerfen. Die Religion, über die allein Gott unbestreitbare Autorität hatte, bekam durch die erfundenen Ahadith den Anschein, dass der Prophet (in Wirklichkeit die Autoren der Hadith-Bücher) einen Anteil daran hatte. So hatten sich die sektiererischen Imame die Macht angeeignet, irgendeinen Vers ihrer Wahl abzulehnen, so wie es ihnen am besten passte; eine Macht, die eigentlich nur Gott ausübte. Wie wir gleich sehen werden, versuchten sich die verantwortlichen Personen durch die Veränderung der Bedeutung des folgenden Verses zu rechtfertigen:

2:106 Wenn Wir ein Zeichen aufheben oder der Vergessenheit anheimfallen lassen, so bringen Wir ein besseres oder ein gleichwertiges hervor. Weißt du denn nicht, dass Gott Macht über alle Dinge hat?

 

Die Bedeutung von ‚Zeichen‘ im Koran

Das Wort Ayat bedeutet „Beweis“, „Zeichen“. Gemäß dem Koran beinhaltet alles von Gott Erschaffene ayats: Pflanzen, Menschen, Ereignisse, die den Stämmen in der Vergangenheit passieren, Nacht und Tag, usw. Ayat wird im Koran nie im Sinn von ‚Vers‘ verwendet, wie in den folgenden Versen zu erkennen ist, in welchen das Wort in der Einzahl verwendet wird:

2:106,118,211,248,259; 3:13,41,49,50; 5:114; 6:4,25,35,37,109; 7:73,106,132,146,203; 10:20,92,97; 11:64,103; 12:105; 13:7,27,38; 15:77; 16:11,13,65,67,69,101; 17:12; 19:21; 20:22,47,133; 21:5,91; 23:50; 25:37; 26:4,8,67,103,121,128,139,154,158,174,190,197; 27:52; 29:15,35,44; 30:58; 34:9,15; 36:33,37,41,46; 37:14; 40:78; 43:48; 51:37; 54:2,15.

Wie wir anhand dieser langen Liste bezeugen können, darf das Wort ayat, welches in 2:105 im Plural verwendet wird, nicht wie die Verse im Koran an sich verwendet werden, sondern als Beweise, Wunder, Zeichen Gottes. Sobald dieser Punkt geklärt ist, wird das Rätsel, das die Abrogation von Versen umfasst, absurd. Der Koran hat in vielen Fällen erklärt, dass er keine Widersprüche enthält.

4:82 Machen sie sich denn keine Gedanken über den Koran?

Aufgrund der Tatsache, dass es keinen Widerspruch im Koran gibt, sollte es keine Aufhebung von irgendeiner seiner Versen geben. Wäre es anders gewesen, müsste eine der zwei paradoxen Aussagen null und nichtig gemacht werden. In der Tat, wenn man sich die Mühe macht 2:105 zu Rate zu ziehen, der 2:106 vorangeht, ist zu sehen, dass das, was im letzteren gemeint ist, Zeichen und Beweise sind.

2:105 Weder die Ungläubigen unter den Schriftbesitzern noch die Götzendiener haben gern, dass euch von eurem Herrn Gutes offenbart wird. Gott schenkt Seine Gnade wem Er will. Gottes Gabenfülle ist unermesslich.

Der Austausch einer Ayat mit einer anderen wird in ‚Die Biene‘, 16:101 erwähnt:

16:101 Und wenn Wir ein Zeichen (ayat) für einen anderen ersetzen – und Gott weiß am besten, was Er offenbart -, sagen sie: „Du bist nur ein Erdichter.“ Nein, aber die meisten von ihnen wissen es nicht.

Wenn wir diesen und die nachfolgenden Verse genau untersuchen, können wir erkennen, dass der Anlass der oben erwähnten Beschuldigung des Propheten als Erdichter, nicht die gegenseitige Aufhebung der Verse im Koran ist. Der Prophet wurde der Fälschung angeklagt, da er verkündete, dass es Gott war, der ihn (den Koran) gesandt hat.

16:103 Und Wir wissen wahrlich, dass sie sagen: „Es ist ein Mensch, der es ihm beibringt.“

Um auf 2:106 zurückzukommen, dann kommen wir nicht umhin, die Tatsache zu sehen, dass wenn der neue Vers ein Ersatz für den aufgehobenen Vers sein sollte, dieser dann auch in Vergessenheit geraten müsste.

15:9 Gewiss, Wir haben die Ermahnung herabgesandt, Wir, Wir werden sie bewahren.

 

Das arabische Wort Nasih

Nasih hat mehr als eine Bedeutung:

  1. Abschaffung; Beseitigung; Aufhebung;
  2. tilgen; Auslöschung;
  3. abschreiben; sich auf das Vervielfältigen beziehend.

Laut Prof. Hüseyin Atay (Untersuchungen entsprechend dem Koran) sollte das Wort ‚abschreiben, kopieren, aufzeichnen‘ bedeuten. Er bestätigt dies mit dem Vers 45:29, der wie folgt lautet:

45:29 Wir ließen alles aufschreiben (nasih), was ihr getan habt.

Der Vers, auf den sich die Sektierer berufen, kann ihre Behauptung nicht rechtfertigen, wenn man die Wortbedeutung, die wir schon aufgezeigt haben, beachtet. (Wir haben gezeigt, dass die Sektierer nicht zu der erwünschten Schlußfolgerung gelangen könnten, selbst wenn ‚Abrogation‘ in dem Sinne benutzt würde, den sie gewählt haben.)

Angenommen es gäbe eine Aufhebung, wie könnte ermittelt werden, welcher Vers welchen aufgehoben hätte, da es keinen Hinweis auf die chronologische Reihenfolge ihrer Offenbarung gab? Auch wenn Sie in den Hadith-Büchern nachschauen, die als die zuverlässigsten gelten, werden Sie fast keine Vorschrift von irgendeinen Datum finden. Unter diesen Umständen sind die sektiererischen Imame die einzige Autorität, die in dieser Frage entscheiden. Doch solch eine Folgerung kann nicht erreicht werden, anhand der Tatsache, dass der einziger Eigner des Koran Gott selbst ist. Die Sektierer und Traditionalisten im Islam haben solche Paradoxen missachtet und versuchten Behauptungen nach ihrer eigenen Wahl einzuführen. Sie haben es sogar gewagt zu behaupten, dass Ahadith die Vorschriften des Koran aufheben können. Diese Kommentatoren, sektiererische Gelehrte, verwüsteten den Koran der über 6000 Verse enthält. Zum Beispiel wurde der Hadit, der aussagt: „Kein Testament für die Erben“ (Abu Dawud, Vesaya) benutzt, um den Koran falsch zu interpretieren, welcher das Vererben des Vermögens durch ein Testament bestätigt. Ein anderes Beispiel ist die Steinigung des Ehebrechers/der Ehebrecherin, ein Ergebnis aus dem Versuch, den Koranvers durch einen so genannten Hadith zu annullieren. Diese Angelegenheit wird im folgenden Kapitel 26 untersucht.

45:6 Diese sind die Zeichen Gottes. Wir verlesen sie dir der Wahrheit entsprechend. An welchen HADITH nach Gott und Seinen Zeichen glauben sie denn?

 

Der Koran in Fetzen

15:91-93 Die den Koran auseinandergerissen haben. Bei deinem HERRN! Wir werden sie allesamt zur Rechenschaft ziehen. Für all ihre Taten.

2:85 Glaubt ihr denn nur an einen Teil des Buches und verwerft den Rest?

Den Koran in Stücke reißen, also ein Teil annehmen und einen anderen ablehnen, ist unannehmbar. Das war jedoch der Versuch der Anhänger der Vorstellung, dass bestimmte Verse aufgehoben und durch andere ersetzt wurden. Gott sieht nicht gerne solch eine Zwietracht. Gott erwähnt das Verändern der Bedeutung von bestimmten Worten durch die Juden, um den eigenen Zielen zu dienen. Die Demonstration eines solchen Versuchs, erwähnt in 2:41, hat unter der muslimischen Bevölkerung leider keine Beachtung gefunden. Dementsprechend verlagerten sie die Bedeutung der Worte, wie in 2:106 erwähnt wird, und versuchten den Koran zu teilen. Die einzige Lösung zu diesem Problem ist, den Koran als vollständige und unteilbare Einheit zu erachten, ohne irgendwelche Hinzufügungen oder Auslassungen.

Die Traditionalisten im Islam widersprechen sich aber auch in diesem Punkt. Gemäß einigen gibt es 200 aufgehobene Verse, gemäß anderen 60, entsprechend wieder anderen gibt es aber 5, oder aber 3 laut nochmals anderen. Wir werden jetzt die 5 angeblichen Aufhebungen untersuchen.

 

Die fünf bekannten Behauptungen über die Aufhebungen

1) Hamr

Hamr bedeutet ‚Wein‘ oder ‚Rauschmittel‘. In 2:219 lesen wir, dass der Nutzen, den ein Mensch davon erlangen würde, geringer als der Vorteil wäre.

5:90 O ihr, die ihr glaubt! Berauschendes, Glücksspiel, Heilige Steine und Heiligenschreine sind ein Gräuel, das Werk des Satans. So meidet sie, auf dass ihr erfolgreich seid.

Andererseits lesen wir:

4:43 O die ihr glaubt, nahet nicht dem Kontaktgebet, wenn ihr berauscht seid, bis ihr versteht, was ihr sprecht…

Es wird behauptet, dass 5:90 die anderen 2 Verse aufhebt. In 2:219 werden (einige) Vorteile der Rauschmittel erwähnt, zum Beispiel könnte es dem Herz nützen, aber die Sünde, die jemand durch den Konsum begeht, wird auch erwähnt. Ebenso wird gesagt, dass ein Mensch das Gebet nicht im berauschten Zustand ausführen sollte. In der Tat gibt es Menschen, die alkoholische Getränke zu sich nehmen und trotzdem das gemäß Koran verbindliche Gebet nicht unterlassen. Dies zeigt, dass alle Verse ihre Funktion erfüllen, ohne dass einer den andern annullieren müsste.

2) Krieg und Frieden

Dem Koran zufolge ist Frieden der notwendige und natürliche Zustand. Krieg ist, wie im Koran beschrieben, ein Zustand, der dann nötig wird, wenn die Muslime das Ziel von Aggressionen werden würden. In solch einem Notfall muss ein Muslim so handeln, wie es der darauffolgende Kampf notwendig macht. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Koran als Ganzes gesehen, keine Widersprüche enthält. Daher können die Verse, die sich auf den Krieg beziehen, nicht diejenigen aufheben, die vom Frieden handeln. Trotzdem wird ein Muslim kämpfen, wenn der Umstand es erforderlich macht. Die ist kein Widerspruch.

3) Das zahlenmäßige Verhältnis von Gläubigen und Ungläubigen im Kriegsfall

8:65 O Prophet, ermutige die Gläubigen zum Kampf. Wenn es unter euch zwanzig Standhaftige gibt, besiegen sie zweihundert. Wenn es unter euch hundert Standhaftige sind, werden sie tausend Ungläubige besiegen. Weil sie ein Volk sind, das nicht begreift.

Im folgenden Vers lesen wir:

8:66 Jetzt (aber) hat Gott euch eure Bürde erleichtert, weiß er doch, daß es in euch eine Schwäche gibt. Wenn es unter euch hundert Geduldige gibt, können sie zweihundert besiegen, und wenn es unter euch tausend gibt, besiegen sie zweitausend mit Gottes Erlaubnis. Gott steht den Geduldigen bei.

Die oben erwähnten Verse sagen, dass je weniger Schwächen ein Gläubiger (Muslim) hat, desto erfolgreicher wird er sein. Das Wesentliche im Verhältnis der Anzahl der Gläubigen und der Zweifler ist die Überlegenheit von jenen, die standhaft sind. Andrerseits führt das nicht zu einem Widerspruch. Auch ist es keine Frage von Aufhebung oder Austausch eines Verses mit einem anderen.

4) Testament

Der Koran macht nicht nur Vorschriften über das Testament einer Person, sondern auch darüber, wie ein Vermögen geteilt werden soll. Trotzdem versuchten sie, diese genaue Vorschrift des Koran durch einen Hadith abzuschaffen, der aussagt: ‚Kein Testament für Erben‘. Lassen Sie uns die Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass wir am Ende der Verse, die sich auf die Anteile der Erben beziehen, lesen: „Diese verweisen auf das, was übrig bleibt, nachdem das Testament ausgeführt ist.“ Deshalb ist gemäß dem Koran das erste, was getan werden muss, das Testament zu erfüllen und die Schulden zu begleichen, und erst nach dieser Verfügung wird das Vermögen des Verstorbenen nach Vorschrift des Koran aufgeteilt.

5) Änderung der Qibla (Gebetsrichtung):

Vor der Offenbarung des Verses, der die Richtung begründete, richtete der Prophet wie die Leute der Schrift, sein Antlitz nach Jerusalem. Aufgrund der Offenbarung in 2:144, änderte der Prophet seine Richtung zur Heiligen Moschee in Mekka. Für den Fall, dass es eine Aufhebung gäbe, müsste es zuerst einen anderen Vers geben, der besagt, dass die Gebetsrichtung Jerusalem ist, welches aber natürlich nicht der Fall ist. Vor der Offenbarung der Sure 2, Vers 144, wendeten der Prophet und die Gläubigen ihr Gesicht nicht nach Jerusalem, weil es eine vorherige Vorschrift aus dem Koran gegeben hätte. Vor der Offenbarung dieses Verses war die Richtung, nach welcher sich mensch während der Verrichtung seines Kontaktgebets drehen sollte, im Koran nicht vorgeschrieben. Es war die persönliche Wahl von Mohammed und seinen Gefährten.

18:27 Und verlies, was dir von dem Buche deines Herrn offenbart wurde; Da ist keiner, der Seine Worte verändern könnte, und du wirst außer bei Ihm keine Zuflucht finden.