Sekten

Schlüssel zum Verständnis des Koran: Traditionelle Barrikaden, die es zu überwinden gilt

In diesem Kapitel will ich mich relativ kurz der Tatsache widmen, dass die Tradition noch weitere Barrikaden mit sich bringt, auf die wir Acht geben müssen.

 

Autorität der Gelehrten oder: Der Kaiser ist nackt

In der arabischen Literatur wie auch in der traditionellen Unterrichtsart im Religionsunterricht ist die Idee der Autorität nahezu omnipräsent. Die meisten der Gottergebenen wuchsen als Kinder auf im volkstümlichen Irrglauben, dass nur jemand, der „50 Jahre seines Lebens mit dem Studium des Islām verbracht habe“, autorisiert sei über die Religion Auskunft zu erteilen. Uns wurden hierzu spezielle Begrifflichkeiten beigebracht, die wir in den Moscheen hörten, wie zum Beispiel, dass man nur mit einer Lizenz oder Erlaubnis (idschāzah – إجازة) rechtsgültig über die Religion reden könne. Nur wenn man zu den sogenannten Wissenden (ʿulamāʾ) mit dieser ominösen Lizenz gehörte, konnte man ernst genommen werden. Oft wird dabei der Vergleich mit dem Medizinstudium herangezogen, dass Ärzte ja auch nicht ohne Lizenz arbeiten dürfen. ABER, und das ist ein extrem großes aber, das nicht ins Konzept der Traditionsbewahrung passt: Ärzte sind rechtlich anklagbar, religiöse Muftis jedoch nicht. Sie können leider nicht zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie Unsinn verbreitet haben. Uns wäre bestimmt vieles erspart gewesen, hätte man sie anzeigen können.

Man musste im Endeffekt irgendeiner Autorität folgen und war „frei“ für sich eine der folgenden Rechtsschulen auszuwählen, die man als „Autorität“ akzeptieren sollte, sofern man denn Sunnit ist: die ḥanafītische, mālikītische, ḥanbalītische oder schāfiʿītische Rechtsschule. Diese Rechtsschulen und ihre ausgebildeten Gelehrten waren zu lange Autoritäten über uns, obwohl die Lesung unzählige Male davon spricht, dass es nur eine Autorität geben kann, nämlich den Schöpfer selbst. Dass ich hierbei die sunnitische Art und Weise der Autoritätserrichtung anführe, heißt nicht, dass die schiitische gutzuheißen wäre. Dort gelten dieselben Regeln und in dieser Sache unterscheiden sich die Schiiten und Sunniten nicht.

Zu Beginn war die Absicht natürlich nicht böser Natur, das Ziel war das Verhindern von Rechtsauskünften (fatāwá, plural von fatwá) der ignoranten (dschāhil) Menschen. Mit der Zeit hat es aber das blinde Akzeptieren eines Gelehrten, Scheichs, Mufti (derjenige, der Rechtsauskünfte erteilt)91, „Mawlánā“, Imām oder Hodscha gefördert. Ebenso stieg damit auch der religiöse Analphabetismus, was das grundsätzliche Problem unserer Zeit darstellt, nämlich dass ein Großteil der „Gottergebenen“ nicht zu unterscheiden weiß zwischen dem, was in der Lesung steht und dem, was außerhalb der Lesung ist. Dies begründet auch die oft verdutzte Reaktion vieler Menschen, wenn man ihnen in einer Angelegenheit sagt, dass sie nicht in der Lesung zu finden ist. Hierzu ein Kommentar des pensionierten Arabisten und Orientalisten Wim Raven:

 

Es ist manchmal unerwartet schwierig, muslimischen Studenten den Unterschied beizubringen zwischen dem, was im Koran steht und dem, was Korankommentare dazu sagen. Oft ist es nur ein Kommentar, den sie zu Hause im Schrank haben oder den der Imam zitiert hatte; nicht selten ist es das Werk des dummen Ibn Kathīr (± 1300 – 73) — als hätten vierzehn Jahrhunderte Islam nichts besseres gebracht!

Obwohl es doch so einfach ist und eigentlich gar nichts mit Glauben zu tun hat. Eine Aussage steht entweder in Buch A (das grüne Buch hier rechts, mit „Koran“ auf dem Umschlag), oder zum Beispiel in Buch B (dort links, mehrbändig, mit braunen Umschlägen, auf denen „Kommentar“ oder „Tafsīr“ steht). Die beiden Textsorten sind sogar physisch leicht auseinander zu halten. […]

Wenn der Koran für jemanden ein heiliger Text ist, muss dann der Kommentar eines späteren Muslims, der schon seit mehr als tausend Jahren tot ist, das auch sein? […]

Soll doch jeder glauben was er will; aber es wäre schön, wenn man zumindest die Textgattungen auseinander halten könnte: Koran, Auslegung (tafsīr) und Hadith.92

 

Die Lösung ist natürlich nicht die komplette Aufhebung dieses Gedankens, dass Wissende fachkundig Auskunft erteilen sollen. Jedoch müssen wir uns eingestehen, dass die Autoritäten keine Autoritäten sind. So wie der Kaiser in der berühmten Kindergeschichte „Des Kaisers neue Kleider“ nackt ist, müssen wir uns auch eingestehen, dass wir uns selbst etwas vorgemacht haben, wenn wir irgendeiner Person unseres Vertrauens blind gefolgt sind.

Fragen sind durchaus an „Wissende“ zu stellen, jedoch sollten wir die religiöse Belesenheit fördern mit kritischem Hinterfragen der gegebenen Antworten von Menschen mit Wissen („Gelehrten“). Selbst zu denken ist die unabdingbare Voraussetzung, um ein Gottergebener zu sein, denn wir lesen:

 

17:36 Und geh nicht einer Sache nach, von der du kein Wissen hast! Gehör, Gesicht und Verstand – für all das wird (dereinst) Rechenschaft verlangt.93

 

Und wenn wir nach Antworten suchen, so haben wir die beste Antwort als eine zeitlich eingeschränkte Lösung anzunehmen, denn wir dürfen nie aufhören, nach besseren Antworten zu suchen:

 

39:18 Diejenigen, die auf das Wort hören und dann dem Besten davon folgen, das sind diejenigen, die Gott rechtleitete, und das sind diejenigen, die Verstand besitzen.

 

Aḥādīṯ als Quelle der Irreführung

Es ist leider in vielerlei Fragen zu einer Quelle der Irreführung geworden, wenn wir den traditionell überlieferten Aussprüchen (aḥādīṯ) religiöse Gewichtung schenken. Denn sie wurden in vielen religiösen und politischen Angelegenheiten missbraucht. Natürlich gibt es eine breite Palette an Meinungen hierzu und nicht jeder Sunnit hätte gleich gehandelt wie die Usurpatoren. Dennoch haben wir die Pflicht, es unmissverständlich auszudrücken, dass diese Aussprüche selbst die Quelle dieser Problematik sind und nicht erst ihre Auslegungen.

Es ist nicht wegzureden: Steinigung, Kopftuch, Sklaverei, Köpfe abhacken, sexuelle Versklavung oder Perversion, Todesstrafe für Glaubensabfällige (Apostasie; ḥaddu-r-riddah – حد الردة), Aberglaube, Unterdrückungsgesetze der Frau und vieles mehr sind direkt in diesen dem Propheten angedichteten Aussprüchen zu finden. Wieso wir den Aussprüchen gegenüber, die dem Propheten zugeschoben werden und eigentlich eine Beleidigung des Propheten darstellen, äußerst kritisch zu stehen haben, lässt sich dadurch erklären, dass sie verwendet wurden:

  • um die Lehre einer Abspaltung (Rechtsschule, maḏhab) gegenüber einer anderen in Kleinigkeiten zu verteidigen, die nicht in der Lesung vorkommen, wie etwa, was die Waschung vor dem Gebet (wuḍūʾ) ungültig mache, welche Tierarten aus dem Meer gegessen werden dürfen und was nicht.
  • um die Autorität und Vorgehensweise eines bestimmten Königs oder Herrschers zu rechtfertigen oder ihm zu schmeicheln, indem Geschichten wie etwa über den Mahdī oder Daddschāl verwendet und ausgeschmückt werden, die mit der Lesung rein gar nichts zu tun haben.94
  • um die Interessen eines bestimmten Stammes oder einer Familie zu fördern. Berühmtestes Beispiel ist der Ausspruch (Ḥadīṯ), nach welchem Führungspersonen nur vom Stamme der Quraisch oder der Familie Muhammads (und sämtlichen Nachfolgern, selbst denen der 50. Generation nach ihm!) ausgewählt werden dürfen.
  • um sexuellen Missbrauch und Misogynie zu rechtfertigen, indem ʿAīschas Alter bis auf neun Jahre herabgesetzt wurde. Oder auch um Frauen davon abzuhalten, als Vorbeterin Gebete anführen zu dürfen.
  • um Gewalt, Unterdrückung und Tyrannei durch die Aussprüche zu rechtfertigen, in denen Angehörige der Stämme Uraina und Uqaila gefoltert oder Juden in Medina massakriert wurden und man eine Poetin für ihre kritische Poesie ermorden ließ.
  • um die Gemeinschaft der Gläubigen durch zusätzliche Rituale (wie etwa die sogenannten nawafil Gebete) zu beschäftigen, im Irrglauben, man erlange dadurch mehr Rechtschaffenheit. Hierbei ist Religion das sprichwörtliche Opium der Massen geworden.
  • um Aberglaube zu bestätigen und zu verbreiten wie etwa die Illusion der Wirkung von Magie, die Ritualisierung des Küssens des schwarzen Steines und der Kaʿba selbst. Dies geschieht meistens, um wirtschaftliche Interessen zu befriedigen, wie etwa die Werbung für Datteln aus der Adschwa-Region, die laut einem Ausspruch besonders gegenüber Gift und Magie wirksam und schützend seien.
  • um neue Verbote und Gebote im Namen Gottes einführen zu können wie etwa das Bilderverbot, das Musikverbot oder das Verbot von Schach, Gold und Seide.
  • um die damals verbreitete lokale, jüdische oder christliche Praxis in die Religion Gottes einzugliedern wie die Steinigung, die Beschneidung, das Kopftuch und das Einsiedleroder Mönchstum.
  • um vor-islamische Glaubensinhalte und Praktiken aufrechtzuerhalten. Beispiele: Fürsprache, Sklaverei, Stammestum und Misogynie.
  • um die Massen durch erfundene Geschichten voller irrsinniger Fantasien zufriedenzustellen, die man den Kindern erzählen kann, wie etwa die Himmelfahrts-Geschichte (Mirādsch) des Propheten Mohammed.
  • um Mohammed und seine Gefährten zu idolisieren und zu erhöhen und um den Gesandten Mohammed über andere Gesandten zu erheben, indem Geschichten in den Aussprüchen erfunden wurden, in denen er zahlreiche „Wunder“ vollbracht haben soll (wie etwa die Mondspaltung allein durch seinen Fingerzeig). Auch dass er in der Bezeugung (schahādah) als einziger Gesandte erwähnt wird, gehört in diese Kategorie.

Dies hat wieder einmal nichts mit der Lesung zu tun, ja es widerspricht ihr sogar diametral. Jede einzelne dieser Aussagen können mit den angeblichen Aussprüchen, die dem Propheten untergejubelt wurden, belegt werden und Kenner der Aussprüche wissen das auch. Ich habe die Quellen zu den hier verwendeten Aḥādīṯ bereits anderswo ausführlich analysiert. Deshalb verzichte ich hier auf eine Quellenangabe und fordere die Leserinnen und Leser auf, meine Aussagen als „Behauptungen“ aufzufassen, die sie erst noch überprüfen müssen (17:36).

Dieses Kapitel wird für viele Gottergebene, die sich als Sunnit oder Schiit bekennen, sehr schwierig zu verdauen sein, da ihr Weltbild in ihren Grundmauern angegriffen und kritisiert wird. Wir alle mussten an einem Zeitpunkt in unserem Leben die eine oder andere liebgewonnene Tradition verlassen, weil es nichts mit der Religion und Offenbarung Gottes zu tun hat. Die Wahrheit kann sowieso nicht hinterfragt und widerlegt werden, sofern man denn glaubt, dass es solch eine Wahrheit gibt. In der Wahrheitsfindung müssen wir eben stets bereit sein, unser komplettes Weltbild aufzugeben für die Wahrheit Gottes – in religiöser, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher, politischer und sozialer Hinsicht. Dies ist der Inbegriff der Ergebung in Gott. Es geht nicht um mein Weltbild und mein Empfinden, sondern um die Wahrheit, die Millionen von Gesichtern hat und deshalb nicht immer in gewohnter Form zu erkennen ist.

Es wird so Gott will noch mindestens ein bis zwei Generationen dauern, bis sich die Gemeinschaft der Gottergebenen neuen Ideen und Lösungsvorschlägen gegenüber offen zeigt, obwohl diese offene Grundhaltung von Gott in der Lesung selbst verlangt wird (17:36, 39:18, 10:38–39). Der Mensch ist psychologisch so eingestellt, dass er sein Weltbild, koste was es wolle, verteidigen will.

Gott sei Dank gibt es die ersten Anzeichen dafür, dass dieser Umbruch stattfindet – denn nur so werden wir den Jugendlichen, die sich mit der Religion identifizieren möchten, eine vernünftige, starke und authentische Lebenshaltung anbieten können, die der Lesung in allen Aspekten treu bleibt, sie aber problemlos ihre deutsche, schweizerische oder österreichische Identität nicht nur beibehalten, sondern auch stärken können.

Die ersten Anzeichen dieses Umbruches sind zum Beispiel beim Theologen Mouhanad Khorchide zu sehen, der als bekennender Sunnit am 25.10.2014 zum neuen Hidschra-Jahr 1436 folgendes schrieb:

 

[…] Denn Mohammed kam mit einer Botschaft, die den verbreiteten Mainstream kritisch hinterfragt und die mit der herrschenden Tradition abgebrochen hat. Mohammed war für seine Zeit ein Revolutionär, der seine Mitmenschen zu kritischen Geistern erziehen wollte, die nichts einfach so hinnehmen. […] Es waren hauptsächlich die mündigen kritischen Geister, die ihm gefolgt sind und in seiner Botschaft eine Befreiungsbotschaft gesehen haben. Wer heute wissen will, ob er damals möglicherweise dem Propheten gefolgt wäre, möge sich ehrlich fragen, welche geistige Haltung er/sie innehält. Wie geht er/sie mit alten und mit neuen Ideen und Positionen um? Wie bereit ist er/sie sich mit traditionellen Gedanken/Ideen und Positionen kritisch auseinanderzusetzen und diese ständig auf deren Plausibilität zu überprüfen, und wie bereit ist er/sie, sich mit anderen/neuen Gedanken, Ideen und Positionen sachlich auseinanderzusetzen und diese auf deren Bereicherungspotentiale zu überprüfen, auch wenn sie „anders“ sind? Wie bereit ist er/sie etablierte Traditionen, die unplausibel erscheinen, evtl. zu verwerfen und sich neue Traditionen anzueignen? Ich befürchte, dass gerade vieler derer, die heute meinen, die alten Traditionen behüten zu wollen und diese daher zu unantastbaren Wahrheiten erklären, über die man nicht einmal denken darf, genau diejenigen sind, die am anfälligsten sind, eine sture Haltung einzunehmen und jede neue Idee oder Herangehensweise strikt abzulehnen, ohne sich wirklich die Chance zu geben, sich mit deren Inhalt auseinanderzusetzen […]. Genau Menschen mit dieser Haltung lehnten die Befreiungsbotschaft des Propheten ab und bekämpften diese mit allen Mitteln. […]

Gerade das etablierte Establishment, das vom vorhandenen System am meisten profitiert, wehrt sich gegen Veränderungen: „Jedes Mal, wenn wir einen Gesandten vor dir [Muhammad] zu einer Stadt entsandten, sagten die Wohlhabenden, die verschwenderisch lebten: „Wir fanden unsere Väter auf einem Weg und wir treten in ihre Fußstapfen.“ Der Gesandte sagte daraufhin: „Wenn ich nun aber mit einer Botschaft zu euch gekommen bin, die besser für euch ist, als was ihr als Brauch eurer Väter vorgefunden habt?“ Sie sagten: „Wir nehmen eure Botschaft nicht an.““ (43:23)95

 

Herr Khorchide hat hier im Prinzip nichts anderes zu vermitteln versucht, was er aus der Lesung selbst richtig erkannt hat:

 

2:170 Und wenn ihnen gesagt wird: Folgt dem, was Gott herabsandte. Dann sagen sie: Vielmehr folgen wir dem, was wir bei unseren Vätern vorfanden. Auch dann, wenn ihre Väter weder etwas verstanden noch Rechtleitung fanden?

 

Propheten sind revolutionäre Reformisten, die mit ihren Ideen äußerst erfolgreich waren, weil sie Gottes Unterstützung hatten – gerade weil sie nur die Offenbarung Gottes und nur sie allein aufrecht erhielten und ihre eigenen Ideen zur Seite schoben. Die Ableugner beschuldigen den Propheten des Verrats und der Untreue gegenüber den Ahnentraditionen und weisen jegliche Vernunft und jegliche Logik ab, weil es ihrem Weltbild widerspricht. Die sofortige, geistige, innere Reaktion „Wir haben sowas noch nie von unseren Vorvätern gehört!“ (sinngemäß auch: sowas wurde uns noch nie beigebracht!) ist mitunter einer der Reflexe, auf die wir Acht geben müssen, weil sie in der Lesung an unzähligen Stellen kritisiert wird. Wenn Sie die Lesung aufmerksam studieren, dann werden Sie sehen können, dass jeder Prophet mit derselben Problematik konfrontiert wurde, zum Beispiel die Propheten Hūd, Ṣāliḥ, Schuʿayb, Abraham, Moses und Mohammed: 23:24, 7:70, 11:62, 11:87, 26:74, 28:36, 34:43.

 

31:20–21 … Und doch debattiert manch einer ohne Wissen, Rechtleitung oder klares Buch über Gott. Wenn ihnen gesagt wird: “Folgt dem, was Gott herabgesandt hat!”, sagen sie: “Wir folgen den Wegen, auf denen wir unsere Väter fanden.” Auch dann, wenn der Satan sie zur Qual der Feuerglut einlädt?

 

Es ist nur zu einfach, Ausreden zu erfinden, dass doch die Mehrheit der Gelehrten (unsere Vorväter) dies oder jenes sagen und wir deshalb nicht anders denken dürften. Diese Vorväter wurden in ihrer Gesamtheit zu Autoritäten erhoben, als ob sie eine Ermächtigung hätten, uns und unsere Denkweise im Namen Gottes bestimmen zu dürfen! Die Verwirrung ist besonders dann groß, wenn die Aussagen der Gelehrten den Inhalten der Lesung widersprechen, wie im Falle der Steinigung oder der Todesstrafe für Glaubensabfällige (Apostate) oder noch schlimmer: die Katastrophe der Nāsich-Mansūch-Geschichte (Abrogation), in der ganze Passagen aus der Lesung für null und nichtig erklärt werden, weil sie irgendwelchen Aussprüchen (aḥādīṯ) widersprechen oder weil gar behauptet wird, die Lesung habe in sich selbst Widersprüche! Und dies trotz des Verses 4:82, in dem uns Gott zu verstehen gibt, dass wenn die Lesung Widersprüche hätte, sie auch nicht von Gott sein könne!

Eine der typischen Reaktionen wird auch sein, dass Gott doch niemals zulassen würde, dass so viele Menschen für über 1400 Jahre dem falschen Weg gefolgt sein sollen? Woher will man denn wissen, was Gott wie tut? Wir können doch nicht einfach unser eigenes Empfinden Gott überstülpen, als ob sich Gott uns anzupassen habe! Darüber hinaus ist diese Frage nach den früheren Generationen gleichwertig zur Frage des Pharao, dem Tyrannen und Despoten:

 

20:51 Er (Pharao) sagte: „Was ist denn mit den vorherigen Generationen?“

 

Gott hat sie nicht vergessen (20:52) und so verstehen wir, dass die Frage nach den früheren Generationen hinderlich ist in der Suche nach der Wahrheit und eher einem ignoranten Verhalten wie bei Pharao entspricht.

Natürlich ist Gott der Barmherzige und mag es nicht, wenn Seine Diener ableugnen (39:7), doch Er wird Seine eigene Vorgehensweise (sunna) nicht ändern, weil es einem Menschen nicht passt. Denn Gott sagt uns klar und deutlich:

 

6:116 Wenn du den meisten derer auf Erden gehorchst, werden sie dich abirren lassen von Gottes Weg. Sie gehen gewiss nur Vermutungen nach und raten nur.

12:106 Und die meisten glauben nicht an Gott, ohne Ihm beizugesellen.

 

Es ist leicht einzusehen, dass die gesamte Ḥadīṯ-Wissenschaft auf Vermutungen gegründet ist. So zum Beispiel auf den Vermutungen darüber, dass der Gewährsmann XY historisch gesehen eine gute Persönlichkeit war und die Ḥadīṯ-Experten ihn deshalb als berechtigt ansehen, überhaupt erst Aussprüche im Namen des Propheten zu überliefern. Jedoch werden hierbei die ersten Generationen in der Überliefererkette (isnād) gar nicht überprüft, was auch damals schon nicht mehr möglich war. Deshalb hat man diese ersten Generationen weitgehend pauschal als glaubwürdig betrachtet – ohne sie zu kennen!

Unzählige Definitionsunterschiede der sogenannten Muḥaddiṯūn (Ḥadīṯ-Gelehrte), was beispielsweise Gewährsmänner oder auch „Ṣaḥāba“ (Prophetengefährten) konkret bedeuten, zeigen dies offen und klar, dass die gesamte Ḥadīṯ-Wissenschaft mittels einer komplexen, meist auf die Überliefererkette beschränkten Systematik der Vermutungen und Schätzungen gegründet ist. Und in der Lesung wird diese Haltung klar abgelehnt und kritisiert (6:116,148, 10:36,66, 53:23,28).

Wieso wurde dies alles überhaupt in erster Linie von Gott zugelassen, wo Er doch verspricht, dass Er Sein Wort schützen wird (15:9)? Sein Schutz betrifft die Offenbarung, nicht aber all die Interpretationen, welche die Menschen in ihren Kommentarbüchern (tafāsīr, plural von tafsīr) zur Lesung anführten. Es gibt eine Passage in der Lesung, welche uns über diese Erfindungen über die Religion und den theologischen Gesamtsinn all dessen aufklärt:

 

6:112–113 Und auf diese Weise machten wir für jeden Propheten Feinde: Die Satane der Menschen und der Dschinn. Sie geben einander geschmückte Aussagen ein als Täuschung. Und hätte dein Herr gewollt, hätten sie es nicht getan. So lass sie mit dem, was sie erfinden. Dies, damit die Herzen derer, die nicht an das Letzte glauben, ihm zugeneigt sind, und damit sie daran Gefallen haben und begehen, was sie begehen.

 

Mit all diesen Aussprüchen werden also die Ableugner von der Lesung ferngehalten. Diese Menschen interessieren sich gar nicht aufrichtig für die Lesung und Gottesworte. Sie wollen sich gegenseitig das diesseitige Leben schön machen durch schmückende Aussagen. In Wahrheit täuschen sie nur sich selbst und weisen vom Weg Gottes ab und weisen stattdessen zum Weg der Steinigung, Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Vernunftlosigkeit.

Es ist eine interessante Tatsache, dass mit dem Wort „eingeben“ aus der Übersetzung wörtlich auch offenbaren gemeint ist und dieselbe Wurzel beinhaltet, die auch für das Wort Offenbarung (waḥy) gebraucht wird und im Zusammenhang mit der Lesung steht (zum Beispiel in 6:19). Es ist also nicht nur einfach so zu verstehen, dass diese Wörter erfunden werden und man sich damit die Zeit vertreibt, sondern vielmehr, dass sie als Offenbarungen gehandelt werden und so den Menschen geistig und intellektuell eingeflößt, also „offenbart“ werden. Dass Asch-Schāfiʿī in seinem Buch Ar-Risālah die außerkoranischen Aussprüche, die dem Propheten angedichtet werden, als „Offenbarung“ bezeichnete, fällt besonders in diese Kategorie von 6:112–113. Der Grund, wieso diese Menschen nicht wirklich ans Jenseits glauben, ist die Tatsache, dass diese Menschen die Lesung nicht wirklich ernst genommen haben, weil gleich im darauffolgenden Vers (6:114) betont wird, dass die Gläubigen außer Gott keinen Richter suchen sollten. Solche also, die diesen geschmückten Reden zugeneigt sind, die als „Aḥādīṯ“ bekannt sind, suchen in Tat und Wahrheit weitere Richter neben Gott, obwohl Er unmissverständlich betont, dass Sein Wort vollkommen ist und ausreicht (6:114–115, 7:3, 11:1, 12:1, 44:58).

Es ist deshalb die Zeit gekommen für uns, dass wir uns lossagen von dieser Autoritätsidee und nur die eine und einzige Autorität anerkennen: Es gibt keine Gottheit außer dem einen und einzigen Gott.

 

39:36 Genügt Gott seinem Diener nicht? Und doch möchten sie dich mit jenen außer Ihm in Furcht versetzen.

Widerlegung von „Der Koran und die Koraniten“

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verworfenen Satan,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen,

Die Homepage antikezukunft hat gegen unsere Auffassung, dass der Koran alleine für das religiöse Heil völlig hinreichend ist, mehrere Artikel verfasst. Eines dieser Artikel wurde bereits von uns widerlegt. Nun folgt, wie angekündigt, die Widerlegung des nächsten Artikels. Dieser zweite Artikel auf antikezukunft ist als eine Erweiterung zum vorangegangenen Artikel zu verstehen und überschneidet sich teilweise mit den Argumenten des Vorgängers. Ich gehe in dieser Widerlegung nur auf die Gegenargumente und nicht auf die am Artikelanfang angeführte Beschreibung ein, da die Widerlegung sonst zu umfangreich wird. Im Vergleich zu unserer Richtung schreibt der Autor über seine Strömung:

 

Die zweite Bewegung hält sich nicht nur an der gelebten Tradition (Sunna), sondern auch an dem schriftlich überlieferten Quellenmaterial fest. Ihre Herangehensweise wird im Grunde als die historisch–kritische Kontextualisierung bezeichnet.

 

Die so genannte historisch-kritische Methode versucht, im Unterschied zu den meisten anderen Gruppen, die Sekundärquellen zeitgemäß auszulegen. Ihr großes Manko ist allerdings, dass sie auf dieselben Quellen zurückgreifen wie alle anderen Strömungen. Dies wirft die Frage auf, wie diese Strömung sich im Recht glauben kann, das „richtige“ Verständnis der Ahadith zu repräsentieren im Gegensatz zu den restlichen Gruppen? Ein Beispiel: Alle vier sunnitischen Rechtsschulen ahnden den Abfall vom Glauben mit der Todesstrafe (Apostasie). Dazu beziehen sie sich auf Ahadith, welche dies legitimieren. Wie will diese Strömung dieses Verhalten verbieten, wo sie doch selbst aus den gleichen Quellen schöpft? Fahren wir fort:

 

“Für Islamoglu war das Projekt der Koranitischen Denkweise vor allem in Indien ohne weiteres eine Intention der Orientalisten gewesen, die vornehmlich bei den Muslimen den Gedanken hervorhebten, die Sunna (Lebensweise und Haltungdes Propheten) mitsamt ihrer Orthopraxie im Angesicht der Moderne als weit überholt verwerfen zu müssen.”

 

Wir sind weder Inder noch mit der indischen Kultur aufgewachsen. Einzig und allein ist der Wahrheitsgehalt einer Aussage ausschlaggebend für uns und nicht, woher das Argument abstammen mag (39:18, 10:38-39). Des Weiteren wurde bereits in der ersten Widerlegung die negative Darstellung von Orientalisten behandelt. Weiter schreibt der Autor:

 

Welchen Ansatz verfolgt eine historisch textualisierte Koranexegese?

Mit dem Ansatz der historischen Kontextualisierung sucht die islamische Koranexegese hauptsächlich die Nähe zu den Erstempfängern.

Sie (Anm.: die Sahabis) wurden direkt mit der Offenbarung konfrontiert, so dass dieser ihre Lage wie auch ihre Gesellschaftlichen Begebenheiten in seinem Kontext miteinbezog, wie dies im folgenden Koranvers ihren Ausdruck findet: „O ihr, die ihr glaubt! Fragt nicht nach Dingen, die, wenn sie euch enthüllt würden, euch unangenehm wären; und wenn ihr danach zur Zeit fragt, da der Koran nieder gesandt wird, werden sie euch doch klar. Gott hat euch davon entbunden; und Gott ist All-verzeihend, Nachsichtig“ (5:101)

 

Auch alle anderen Gruppen verfahren hierzu gleichermaßen, indem sie die Nähe zu den Erstempfängern suchen, es ist also keine Besonderheit der „historisch textualisierten Koranexegese“. Es trifft zu, dass die Ṣaḥābah laut Koran zu verschiedenen Belangen Fragen gestellt haben. Der Autor will jedoch mit dieser Argumentation darauf hinaus, dass man für die Erschließung der betreffenden Koranverse Ahadith benötigt, was zu vielen Stellen im Koran einen Widerspruch darstellt. Für das religiöse Heil ist der Koran alleine völlig hinreichend (5:44,45,47, 42:10, 6:114). Dementsprechend sind die angeblichen Ahadith der Ṣaḥābah unnötig. Auch wenn manche Verse die damaligen Begebenheiten anschneiden, ist der Koran eine „Klärung aller Dinge“ (16:89, 12:11) in der Religion (5:3 – siehe auch die Diskussion mit dem Autor zu dieser Thematik). Die Ṣaḥābah spielen somit heute weder für uns noch für den Koran selbst eine Rolle. Im weiteren Textverlauf werden Überlieferungen präsentiert, also keine Koranverse, um die “historisch kritische Methode” zu legitimieren. Hierzu zitiert der Autor aus unsicheren Ahadithquellen Abdullah ibn Abbas:

 

Wenn ihr mich über ein ungewöhnliches Wort im Koran befragt, sucht es in der Dichtung wie zum Beispiel im arabischen Diwan.

 

Dazu folgende Koranverse:

 

20:97 Wir haben ihn eigens leicht gemacht in deiner Sprache, damit du durch ihn den Gottesfürchtigen frohe Botschaft verkündest und durch ihn hartnäckige Leute warnst. (Siehe auch: 39:27-28, 16:103, 43:3, 41:44, 26:192-195)

 

Der Koran ist also keinesfalls ein Buch mit sieben Siegeln, wie der Autor uns weismachen will. Es sei folgender Hadith zitiert, welcher der Argumentation des Autors diametral entgegen steht:

 

Wer mit dem Koran auskommt und sich nicht auf die Haltung einstellt, auf etwas weiteres nicht angewiesen zu sein, gehört nicht zu uns. (Bukhari, Tauhid, 44; Abu Dawud, Vitir, 20; Darimi, Salat, 171)

 

Ohnehin haben Ahadith im Koran keine Autorität und es gibt noch viele andere Koranverse, die diesem Hadith direkt widersprechen. Dann zitiert der Autor den Kalifen ʿUmar ibn al-Chattab:

 

O ihr Menschen! Sieht zu, dass ihr die Dschahaliyya Dichtung zusammen trägt, weil in diesem das Tafsir für euer Buch (dem Koran) vorhanden ist.

 

Dieser Hadith widerspricht der eben von mir angeführten Quelle. Denn er stellt klar, dass der Koran alleine für das religiöse Heil Sorge trägt. Der angeführte Hadith ist ein klarer Widerspruch zu 5:3, 6:114 und vielen anderen Versen. Schließlich könnte der Autor keine hinreichende Argumentation aufbringen, wonach sein Hadith richtig und meiner falsch wäre. Er will mit seiner selektiven Herangehensweise darauf hinaus, dass der Koran nicht “zur Ermahnung leicht” (54:17,22,32,40) und auch nicht in der “Sprache leicht” gemacht ist (20:97, 44:58), wie dies uns im Koran klar mitgeteilt wird. Somit steht dieses Zitat gegen die von Gott offenbarten Koranverse. Man muss den Autor auch dahingehend fragen, warum Gott etwas so Fundamentales wie die Erklärung des Korans, in unserem Falle die „Dschāhiliyya Dichtung“, an keiner Stelle im Koran erwähnt. Dieses außerkoranische Argument ist letztendlich uninteressant, da man aus Ahadith alles ableiten kann, wie zum Beispiel ihre Vernichtung laut ʿUmar ibn al-Chattab:

 

Omar schrieb den Gefährten des Propheten, die in anderen Städten lebten, Briefe, mit der Aufforderung, all die Kopien der Ahadith, die sie hatten, zu zerstören. (Ibn Abdil Berr, Camiul Bayanil Ilm ve Fazluhu 1/64-65.)

Es gab einen beachtlichen Anstieg der Anzahl an Ahadith während des Kalifats von Omar. Omar wünschte, dass alle Seiten, auf denen die Ahadith geschrieben wurden, die in der Hand der Öffentlichkeit waren, zu ihm gebracht werden. Dann ordnete er ihre Zerstörung an, indem er sagte: “Sie sind wie die Mischnah der jüdischen Leute.” (Ibn Sad, Tabakat 5/140)

Ibn Abbas erzählte: Als die Zeit des Todes des Propheten sich näherte, waren einige Männer im Haus und unter ihnen war ‚Umar Ibn al-Khattab. Der Prophet sagte: „Kommt näher und lasst mich ein Schreiben für euch schreiben, nach dem ihr nie vom rechten Weg abgehen werdet.“ ‚Umar sagte: „Der Prophet ist ernsthaft krank, und ihr habt den Quran. Gottes Buch genügt uns.“ … (Sahih al-Bukhari: 9.468 und 7.573)

 

Der Autor zitiert danach ʿAli ibn Abu Talib:

 

Fragt mich nach dem Buche Gottes. Es gibt keinen Koranvers, weder in der Dunkelheit noch am Tageslicht, wo ich nicht wüsste, weshalb und unter welchen Umständen es offenbart wurde.

 

Dazu gibt es einen zu dieser Haltung direkt widersprechenden Hadith von ʿAli ibn Abu Talib selbst:

 

Ali Ibn Abu Talib, der vierte Kalif, sagte in einer seiner Reden: „Ich ermahne alle, die Niederschriften vom Propheten haben, nach Hause zu gehen und diese zu vernichten. Die Leute vor euch haben sich selber fehlgeleitet, weil sie Ahadith folgten, die von ihren Gelehrten kamen [Anm.: Juden mit ihrer eigenen Hadith-Kollektion, beispielsweise Talmud]. Auf diese Weise verließen sie das Buch Gottes.“ (Sunan Al-Daramy)

 

Es wird bei diesen Argumentationen schließlich selektiv mit Ahadith umgegangen. Die Einstellung der vier Kalifen gegenüber den Ahadith ist eindeutig und deswegen existiert aus ihrer Zeit auch kein einziger Hadith. Weiter geht es folgendermaßen im Text:

 

Nach Abu Zaid hat der Koran eine spezielle sprachliche Kodierungsdynamiken angewendet, um seine Botschaft den Erstadressaten einwandfrei zu übermitteln: „Wir haben es als einen arabischen Koran hinabgesandt, auf dass ihr begreifen möget“ (12:1). Denn in einer Sprache ist zweifelsohne viel mehr als nur das gesprochene Wort enthalten.

 

Der Einwand:

 

6:19 Sag: Welches ist das größte Zeugnis? Sag: Gott (, Er) ist Zeuge zwischen mir und euch. Und dieser Koran ist mir eingegeben worden, damit ich euch und (jeden), den er erreicht, mit ihm warne.

 

Es ist also klar ersichtlich, dass der Koran nicht nur für das Umfeld des Propheten gesandt ist, sondern auch für andere Menschen erschließbar sein muss. Dazu nun folgender Vers:

 

41:44 Hätten Wir ihn zu einem fremdsprachigen Koran gemacht, hätten sie sicherlich gesagt: „Wären doch seine Zeichen ausführlich dargelegt worden!” Ob fremdsprachig oder arabisch, sage: “Er ist für diejenigen, die glauben, eine Rechtleitung und eine Heilung.” Und diejenigen, die nicht glauben, haben Schwerhörigkeit in ihren Ohren, und er ist für sie (wie) Blindheit. Diese sind, als würde ihnen von einem fernen Ort aus zugerufen.

 

Von nun an will uns der Autor anhand eines Beispiels davon überzeugen, dass der Koran nicht so einfach zu verstehen sei und man die Sprachgepflogenheiten der Ṣaḥābah beherrschen müsse:

 

Es gibt unzählige Beispiele im Koran, die diese Annahme bestätigen, wie z. B: „Er hat eure Ehefrauen, zu denen ihr sagt: “Ihr seid mir verwehrt wie der Rücken meiner Mutter, nicht zu euren Müttern gemacht“ (33:4).

 

Diese unzähligen Beispiele soll der Autor bitte anführen. Zum Beispiel mit dem Rücken: Die Redewendung ist hier selbst erklärend, denn es steht in seiner eigenen Erläuterung: Er hat eure Ehefrauen, zu denen ihr sagt: „Ihr seid mir verwehrt wie der Rücken meiner Mutter, nicht zu euren Müttern gemacht.“ Er hat zudem den koranischen Gesamtkontext nicht beachtet, nämlich dass es verboten ist, die eigene Mutter zu heiraten (4:23). Man muss hier also nicht wissen, was der Rückenschwur nun genau ist. Der Koran erklärt es hier selber. Die Verse 58:1-4 erklären den „Rückenschwur“ ausführlich genug. Weiter führt der Autor an, dass die klassischen Korangelehrten die „Offenbarungsanlässe“ (asbab an-nuzul) für eine der grundlegendsten Instrumente bei der Auslegung der Schrift hielten. Gott erachtete diese als nicht grundlegend, denn sonst würden sie in den Koran gehören und nicht in massiv verderbte Quellen. Dem Leser sei auch nicht vorenthalten, wie prekär es um die Offenbarungsanlässe denn selbst steht. Dazu folgendes Video eines Befürworters dieser Strömung. Die Offenbarungsanlässe werden im Koran nirgendwo erwähnt, schon gar nicht, dass diese die Koranverse erklären sollen. Gott allein erklärt den Koran laut 25:33, 55:1-2, 75:19, 11:1 und 6:114. Der Autor muss selber eingestehen:

 

Die Kritiker der „Offenbarungsanlässe“ bemängeln jedoch die zur Verfügung stehenden Materialien, weil nur ein Bruchteil der historischen Quellen schriftlich aufgezeichnet und bis in unsere Tage tradiert wurden. In al-Bukhari findet sich hierfür im 60. Buch der Titel mit der folgenden Überschrift „Buch der Kommentare“. Dort werden nur 358 Erläuterungen des Propheten zu fast ebenso vielen Koranversen aufgeführt, dass macht sage und schreibe 5,7 Prozent aller Koranverse aus.(29) Auch in den klassischen Korankommentaren wie z.B. die von al-Tabari (gest. 923), gehen nicht alle Überlieferungen bei der Erläuterung des Koran, anhaltend auf den Propheten selbst zurück. In seinem monumentalen Werk „Dschami al-Bayan´an ta´wil ay al-Quran“ werden geradewegs 3000 Überlieferungen, die freilich bis auf den Propheten zurück gehen sollen aufgezeichnet. Das macht bei den gesamt Überlieferungen in diesem Werk gerade mal 7,8 Prozent aus. Aus diesem Grund, können die Offenbarungsanlässe bei dem überwiegend größten teil der Koranverse keine Auskunft über die Hintergründe und deren Anlässe geben.

 

Festzuhalten ist dementsprechend, dass die Offenbarungsanlässe nur minimal bedingt helfen können, noch bevor man den Koran zu Rate gezogen hat. Solche Quellen werden im Buche Gottes nicht geduldet. Weiter lesen wir:

 

Die Methodik der Offenbarungsanlässe wird auch dahingehend kritisch betrachtet, weil es die Gefahr mit sich bringt, als sei die Offenbarung nur spezifisch und ursächlich für das siebte Jahrhundert relevant. Dazu Kommentiert Dr. Murad Wilfried Hofmann den folgenden Satz: „Es wäre allerdings eine Übertreibung, den Koran nur im Lichte der Offenbarungsanlässe auslegen zu wollen, als seien sie für die Offenbarung ursächlich gewesen oder schränkten ihre Bedeutung auf den konkreten Anlass ein“.”

 

Anfangs brauche man Offenbarungsanlässe, welche laut dem Autor von den klassischen Koranexegeten „für eine der grundlegendsten Instrumente bei der Auslegung der Schrift“ gesehen werden, jedoch nur einen sehr geringen Teil des Koran erklären. Dann soll man die Erklärung des Koran durch die Erstadressaten nicht ganz so ernst nehmen, um nicht ins siebte Jahrhundert zu verfallen? Damit sind die Offenbarungsanlässe der subjektiven Relativierung des Interpretierenden ausgeliefert! Wessen Ansicht soll hier dann der Maßstab sein? Die Erklärung für den Koran ist somit selbst erklärungsbedürftig und hat keine größere Relevanz? Wenn es also „passt“, benutzt man sie und wenn nicht, dann lässt man sie weg? Wie soll man mit Offenbarungsanlässen umgehen, die nicht mal ansatzweise vollständig und dazu noch voller Ungereimtheiten sind? Beispielsweise, dass es zu manchen Versen gleich mehrere unterschiedliche Offenbarungsanlässe gibt oder auch viele politisch motivierte, wie dies Mouhanad Khorchide selber zugeben muss im eben erwähnten Videobeitrag? Und nun versucht der Autor die Haltung, dass Gott für die Religion alleine ausreicht, direkt einer Widerlegung zu unterziehen. Dazu schreibt er:

 

Warum kann allein der Koran nicht für die kontextuelle Lesart ausreichen? Weil dadurch grundsätzliche Bestandteile und Informationen der Religion verloren gehen. Im Koran wird darauf hingewiesen, dass, bevor die Kaaba als Gebetsrichtung obligatorisch vorgeschrieben wurde, die Muslime ihre Gebete in eine andere Gebetsrichtung ausführten, wie dies aus den folgenden Versen ersichtlich wird. […] Ohne die tradierten Überlieferungen, würde die Information über die damalige und erste Qibla in Jerusalem vollkommen untergehen.

 

Quellen gehen nicht verloren, wenn man der Offenbarung alleine folgt. Allerdings ist die falsche Handhabung dieser Quellen, beispielsweise dass sie immense religiöse Autorität genießen dürfen, und die damit einhergehenden katastrophalen Folgen für Religion und Mensch Grund genug, sie abzulehnen. Der Koran ist jedoch geschützt von Gott (15:9) und die Quellen des Autors erwiesenermaßen nicht. Überhaupt: Könnte es machtpolitische Gründe gegeben haben, dass man diesen Hadith vielleicht erfand oder dass man dies nur erwähnt hat, um Jerusalem vor anderen Städten zu bevorzugen? Die im religiösen Rahmen unbrauchbaren Einzelheiten haben kein Ende. Wir müssen deshalb nicht alle Sekundärinformationen bis zum letzten Punkt erschließen, um die Religion zu verstehen. Fahren wir fort:

 

Auch die nachfolgende Koranverse erläutern nicht annähernd die Kaaba als die neue Gebetsrichtung dar, ..

Hier fragt man sich allen ernstes den „Koraniten“, wie man für die Gebetsrichtung auf die Kaaba kommt, ohne die jeglichen Überlieferungen zu konsultieren?

 

Es wird im Koran klar vorgeschrieben in Richtung der Masdschid al-ḥarām zu beten, wo sich auch mittendrin die Kaaba befindet. Der Autor hat sich weder mit den Argumenten der Gottergebenen, die sich auf Gott allein verlassen (65:3), gründlich auseinandergesetzt, wie nun deutlich wurde, noch den Koran an der richtigen Stelle aufgeschlagen, da Gott im Koran die Richtung angibt und dort ohnehin auch die Kaaba steht. Möchte der Autor den Gläubigen trotz Gottes Wort vorschreiben, dass statt der Masdschid al-ḥarām nur die Kaaba als gültige Definition gilt? Im Koran steht:

 

49:16 Sag: Wollt ihr Gott über eure Religion belehren, wo Gott weiß, was in den Himmeln und was auf der Erde ist? Und Gott weiß über alles Bescheid.

 

Unabhängig davon ist aus folgenden Versen klar ersichtlich, dass mit der Gebetsrichtung auch die Kaaba mit eingeschlossen ist:

 

5:97 Gott hat die Ka’ba (Al-Ka`bata), das geschützte Haus, zu einer Stätte des Gottesdienstes für die Menschen gemacht, und (ebenso) den Schutzmonat, die Opfertiere und die (Opfertiere mit den) Halsgehänge(n). Dies, damit ihr wisset, dass Gott weiß, was in den Himmeln und was auf der Erde ist, und dass Gott über alles Bescheid weiß.

2:127 Und (gedenkt,) als Ibrahim die Grundmauern des Hauses errichtete, zusammen mit Isma’iI, (da beteten sie): „Unser Herr, nimm (es) von uns an. Du bist ja der Allhörende und Allwissende.

2:125 Und als Wir das Haus zu einem Ort der Einkehr für die Menschen und zu einer Stätte der Sicherheit machten und (sagten): „Nehmt Ibrahims Standort als Gebetsplatz!“ Und Wir verpflichteten Ibrahim und Isma’il: „Reinigt Mein Haus für diejenigen, die den Umlauf vollziehen und die sich (dort) zur Andacht zurückziehen und die sich (vor Gott) verbeugen und niederwerfen.“ (Siehe auch besonders: 22:26-29)

 

Und das Spiel des Autors einmal auf ihn selbst umgekehrt: Man soll also zur Kaaba beten, gut aber zu welcher Seite oder genauen Stelle des Komplexes? Oder in welchem Abstand, wenn man vor der Kaaba ist? Oder soll man auch den schwarzen Stein anbeten oder ihn verehren, wie dies aus Ahadith hervorgeht:

Ahadith zum schwarzen Stein

Dem Propheten zugeschriebene Ahadith:

‘Abis bin Rabia berichtete: ‘Umar kam in die Nähe des schwarzen Steins und küsste ihn und sagte: “Kein Zweifel, ich weiß, dass du ein Stein bist, das mir weder Schaden noch Nutzen geben kann. Hätte ich nicht den Gesandten Gottes dich küssen sehen, hätte ich dich nicht geküsst.” (Bukhary, Band 2, Buch 26, Nummer 667)

Salim berichtete, dass sein Vater sage: ‘Ich sah den Apostel Gottes in Mekka ankommen; Ich sah ihn den schwarzen Stein küssen, während er die Tawaf tat und in seinen ersten drei Runden der sieben Runden machte er Ramal (des Tawafs).’ (Bukhary, Band 2, Buch 26, Nummer 673)

Ibn Abbas berichtete: Der Prophet machte ein Kamel reitend die Tawaf der Kaaba. Jedes Mal, wenn er vor dem schwarzen Stein war, zeigte er mit irgendetwas auf ihn und sagte Takbir! (Bukhary, Band 2, Buch 26, Nummer 682)

Der heilige schwarze Stein entstammt aus dem Paradies. Er war schneeweiß, doch die Sünden der Heiden schwärzten ihn. (Hanbal 1/307)

Der heilige schwarze Stein ist Gottes Hand auf Erden. Er schüttelt durch ihn die Hand der Auserwählten. (Dschami-us Sagir 1/151)

Artikel dazu: Ahadith in Widerspruch zur Logik und Auszüge aus der Hadith-Literatur

Das wäre Götzendienst! Und wenn dem so ist, wie lange soll man den schwarzen Stein verehren oder anbeten? Man muss doch bei etwas so wichtigem wie Religion bis zum letzten Detail angeleitet werden! Dann führt der Autor Hakki Yilmaz auf, um ihn für seine Interpretation der Gebetsrichtung zu kritisieren ohne ihn jedoch zu widerlegen. Aus Vers 2:144 wird klar ersichtlich, dass die Qibla als Gebetsrichtung zur Masdschid-al-ḥarām dient. Hakki Yilmaz geht jedoch in seinem Tafsirwerk auch auf dieses Argument ein, kann aber letzten Endes, meiner Meinung nach, nicht hinreichend überzeugen.

Auch die Interpretation von Hakki Yilmaz zu saqar wird vom Autor nicht widerlegt. Er müsste auch wissen, dass beispielsweise Prof. Yasar Nuri Öztürk das Wort saqar auch als Computer deutet (Kuran‘ daki Islam, S.20, Aufl. 42). Man muss auch dahingehend sagen, dass Hakki Yilmaz nur für einen Teil der Gottergebenen spricht und die meisten von uns ihm in seinen Ansichten nicht zustimmen.

Hinzu kommt, dass man dieses Spiel mit dem Autor noch viel drastischer spielen kann, indem man Ahadith vorgibt und ihm vorwirft, wie er die Autoren von solchen Behauptungen als Quelle annehmen kann und mit welchem Recht er einen Teil verwirft, andere wiederum akzeptiert. Als wäre dies nicht genug, kann man einen Vertreter seiner eigenen Strömung vorführen, welcher einen “Koran” veröffentlicht hat (Mustafa Öztürk) und diesen so auslegt, dass er angeblich oder möglicherweise die Meinung der Ṣaḥābah und des Propheten wiedergebe, also wie der Koran aufgrund massiv verderbten Sekundärquellen erschlossen werde. Der Autor dieses Buches macht auch keinen Hehl daraus, dass dies seine Eigeninterpretation sei und man den Koran eben so nicht einfach verstehen könne. Dieser angebliche historische Kontext, also Ahadith und Offenbarungsanlässe, kann den Koran jedoch eben alles aussagen lassen, abgesehen davon, dass dies gleich mehreren Koranversen direkt widerspricht (10:15, 6:115, 11:1, 12:1, 26.2, 44:58, 26:191-195, 20:97, 44:58).

Weiter:

 

Ein subjektives Koranverständnis kann den Koran in der Tat alles sprechen lassen und in die Schrift hinein projizieren, was man persönlich zu beabsichtigen sucht. Prof. Ömer Özsoy bemerkt dazu: „Fängt man einmal an, den Koran als übergeschichtlichen Text zu lesen, führt das zwangsläufig dazu, ihn über jeden möglichen Gegenstand sprechen zu lassen; und das ist nichts anderes als „Entstellung“ (tahrif)

 

Soll hier suggeriert werden, dass mit Ahadith und Offenbarungsanlässen auf einmal alles richtig verstanden werden kann? Genannt seien ISIS, Salafisten und noch alle andere Gruppierungen, die sich den Islam gerade mit Ahadith, und zwar von denselben Individuen, die sich auch der Autor bedient, so zurecht biegen, dass man den Koran alles sagen lassen kann. Keineswegs deutet unsere Strömung den Koran subjektiv, sondern achtet auf den Kontext im Koran (4:82, 25:33). Dem Autor sei folgender Vers ein Denkanstoß für seine Sekundärquellen:

 

15:91-93 Die den Koran auseinandergerissen haben. Bei deinem Herrn! Wir werden sie allesamt zur Rechenschaft ziehen. Für all ihre Taten.

 

Keiner der erwähnten Gruppen, also auch die des Autors, machen sich wirklich Gedanken darüber, wie man den Koran dahingehend auslegt, dass seine Verse innerhalb zu keinem Widerspruch stehen. Das bleibt ihnen natürlich verwehrt. Einmal in Ahadith versunken, kann man den Koran alles sagen lassen, eben was der Autor uns hier selber vorwerfen will. Stellt man sich alleine auf den Koran ein und achtet auf seinen klaren Kontext, wird eine subjektive Auslegung des Koran unmöglich. Fahren wir fort:

 

Zudem gibt es unzählige Koranverse, dessen Wortlaut nicht unbedingt auf dem ersten Blick erschlossen werden kann. Sie kann durchweg sogar zum negativen Verständnis des Lesers herbeiführen, weil der historische Anlass nicht im Wortlaut des Textes explizit zu erschließen ist

 

Dies widerpricht direkt dem Koran (27:1, 41:3, 54:17, 17:9). Hiermit stellt unser Autor Gott als zu unfähig hin, ein vollkommenes (6:115), in der Sprache leicht gemachtes (20:97) und leicht verständliches (54:22) Buch zu offenbaren und widerspricht damit Gottes Versen, die ein ganz anderes Bild vom Koran schildern. Somit ist die angeführte angebliche Problematik des Autors nur für diejenigen relevant, welche den Koran nicht ohne Sekundärquellen verstehen wollen. Für solche Behauptungen hat der Koran ja auch entsprechende Verse: 2:85, 17:45-46, 43:36-37, 18:57.

Ohnehin würden selbst viele liberale Anhänger der tradierten Sunna so einer Behauptung nicht zustimmen. Andersherum werden gerade durch Ahadith Koranverse entstellt, beispielsweise für politische oder kriegerische Zwecke. Und es geht hierbei nicht einfach nur um Randgruppen, sondern um große Kreise innerhalb derjenigen Gelehrten, die sich auf Offenbarungsanlässe oder andere Sekundärquellen verlassen wollen. Um die haltlose Argumentation zu bekräftigen schreibt der Autor:

 

wie dies unter anderem aus der Sure 64 Vers 14-15 demonstriert werden kann: „O ihr, die ihr glaubt, wahrlich, unter euren Frauen und Kindern sind welche, die euch feindlich gesonnen sind; so hütet euch vor ihnen […] „Eure Reichtümer und eure Kinder sind wahrlich eine Versuchung […]“.

Man beachte hier im Vers, dass Frauen und Kinder als eine ontologische Versuchung für den Mann impliziert und dementsprechend negativ assoziiert werden.

 

Der Autor achtet hier nicht auf den genauen Wortlaut, denn es werden nicht alle Frauen und Kinder pauschal mit “feindlich gesonnen” geahndet, sondern nur ein Teil. Dazu kommt, dass er das Wort „Frauen“ selektiv übersetzt. Das besagte Wort an dieser Stelle heißt „azwādschikum“. Viel schlüssiger übersetzt bedeutet dieses Wort „eure Partner“, also Ehemann und Ehefrau zusammen und nicht einfach nur Frauen (siehe folgenden Link, unter „de“ für Deutsch). Dazu schreibt Muhammad Asad:

 

D.h.:“manchmal sind eure Ehepartner…“ Da nach den Lehren des Qur’an alle moralischen Pflichten für Frauen wie für Männer bindend sind, ist offensichtlich, daß der Begriff azwadschikum nicht mit „eure Ehefrauen“ übertragen werden darf, sondern – nach klassisch arabischem Sprachgebrauch – als gleichermaßen auf männliche wie weibliche Ehepartner bezogen zu verstehen ist. („die Botschaft des Koran“ Muhammad Asad, S. 1068 Fußnote 11, Patmos Verlag)

 

Bayraktar Bayrakli kommt zum selben Schluss in seinem Tafsirwerk. Auch Edip Yüksel und Ali Riza Safa (beide die traditionelle Sunna ablehnend) übersetzen gleichermaßen. Die Wurzel des Wortes macht es im klassischen Arabischen ohnehin ersichtlich. Einer der berühmtesten, der Tradition verschriebenen klassischen Gelehrten, Qurtubi, bestätigt zum betreffenden Vers in seinem Tafsirwerk unsere Argumentation (el-Câmiu li Ahkâmi’l-Kur’an, Band 17 S.401 Absatz 3, Buruc Yayinlari). Dass manche klassische Exegeten mit „Frauen“ übersetzen und somit seine Bedeutung verkürzen hat den Grund, dass sie den Vers an entsprechende Ahadith mit Bezug auf Frauen gekoppelt sehen.

Nun zum Argument des Autors, dass man in 64:14 generell „einen Schuldzuspruch aller Frauen auf der Welt“ sehen könne. Obwohl das Wort mit „Partner“ besser übersetzt ist und das Argument des Autors keinesfalls für alle Frauen gelten kann, nehmen wir einmal an, dass diese Übertragung stimme. Selbst mit der selektiven Übersetzung dieses Verses ist die Einstufung als frauenfeindlich übertrieben. Denn es gibt viele Verse im Koran, in denen Gott den meisten Menschen, also auch Männern, Ableugnung attestiert. Keinesfalls stehen generell ein Teil der Frauen und Kinder vor den Männern schlechter da oder sind den Gläubigen pauschal feindlich gesinnt. Wir sehen in den Koranversen 37:147-148, dass der Prophet Jonas ein ganzes Volk zum Glauben bringt. Es ist deswegen nicht richtig die Behauptung aufzustellen, dass jedes Mal, wenn es eine Gruppe von Gläubigen gibt, es dann auch immer Frauen oder Kinder von ihnen geben muss, die diesen feindlich gesinnt sind. Man kann hier also sagen, dass dieser Vers einmal die damaligen Gläubigen ansprach, da schon ohnehin die meisten Menschen, einschließlich Männer, als Ableugner beschrieben werden (11:17, 6:116, 12:103, 13:1).

Zusätzlich ist dieser Vers noch heute für uns wichtig, also universell auszulegen, damit wir daran erinnert werden, Gott über alles und jeden zu stellen – Frauen wie auch Männer. Schließlich sieht der Koran in Frauen und Männern Gläubige wie auch Ableugner. Diese Tatsache macht es unmöglich, dass durch die Erwähnung der teilweise feindlich eingestellten Frauen (mit der selektiven Übersetzung), einfach generell immer ein Teil der Frauen den männlichen Gläubigen gegenüber feindlich eingestellt sein müssen. Mindestens der Vers 30:21 zeigt uns, dass Frauen wie auch Männer für das jeweilige Gegengeschlecht eine Ruhe, Barmherzigkeit und Liebe bedeuten. Auch in 9:71 werden die Frauen positiv erwähnt.

Nun zum Argument, „dass Frauen und Kinder als eine ontologische Versuchung für den Mann impliziert“ seien. Die Verse lauten:

 

64:14-15 O die ihr glaubt, unter euren Partnern und euren Kindern gibt es welche, die euch feind sind; so seht euch vor ihnen vor. Wenn ihr aber verzeiht, nachsichtig seid und vergebt – gewiss, so ist Gott vergebend und barmherzig. Euer Besitz und eure Kinder sind nur eine Versuchung; Gott aber – bei Ihm gibt es großartigen Lohn.

 

Nur die Kinder und der Besitz werden als Versuchung gesehen, nicht auch die durch den Autor selektiv übersetzten „Frauen“. Die Frage ist nun: Sind Kinder wirklich einfach wie Besitz als eine Versuchung einzustufen? Natürlich nicht. Kinder waren damals ein Machtstatus (9:69, 9:85, 18:32-46). Somit sind Kinder selbst nicht pauschal eine Versuchung, sondern der Umstand, die Kinder als Machtsymbol und Stärke anzusehen. Dadurch entfernt man sich davon, sich ganz auf Gott alleine einzustellen. Daran ist aber das Kind selber nicht schuld. Auch werden Kinder im Koran differenziert betrachtet. Als Gläubige (18:81) wie auch Ableugner (18:80). Überhaupt werden auch die Grundzüge der Erziehung von Kindern, am Beispiel des Sohnes von Luqmān, im Koran umschrieben (31:13-16, siehe auch: 46:15-18, 2:83, 4:36). Hieraus wird unmissverständlich klar, wie Kinder sich gegenüber ihren Eltern zu verhalten haben. Damit wurden auch die weiteren Behauptungen des Autors zu diesem Thema, wie etwa die Wiedergabe der Ansicht von Abu´l Lays Samarkandi (dazu: Unzucht treibende Männer werden in 24:2 mit Unzucht treibenden Frauen zusammen erwähnt und im dritten Vers sogar der Mann zuerst), einmal mehr ins ad absurdum geführt. Wichtig zu erwähnen wäre zudem, dass unser werter Samarkandi kein Korananhänger ist, sondern sich der angeblichen Sunna bedient. In der gleichen Quelle, Band 4 auf Seite 298, legitimiert Samarkandi die Steinigung durch die Sunna:

 

… die Steinigung ist durch die Sunna legitimiert. Unser Prophet (s.a.v.) ließ die verheirateten Unzucht begehenden durch Steinigung, unverheiratete durch 100 Hiebe bestrafen, …

Samarkandi, Tefsiru´l Kuran, Bd. 4, S.298, Özgü Yayinlari 2007.

 

Die Steinigung wird im Koran jedoch ausgeschlossen. Nach der so genannten „Methodologie der Rekontextualisierung“ des Autors müsste er jetzt Steinigung gutheißen, was aber dem Koran selbstverständlich widerspricht (10:15).  Nun soll unser Autor folgende frauenfeindliche Ahadith hier alle widerlegen:

 

O das weibliche Geschlecht! Gibt Almosen und bereut. Ich habe gesehen, dass die Mehrheit der Höllenbewohner aus Frauen besteht. (Muslim, Iman 34/132; Ibn Madsche, Fiten 19/4003.)

Wenn ein Mann seine Frau zu Bett ruft und sie lehnt (die Einladung) ab, werden sie die Engel bis zu den frühen Morgenstunden verfluchen. (Bukhary 9/36)

Eine von einer Frau geführten Gesellschaft ist eine dem Untergang geweihte Gesellschaft. (Ibn Hanbal, Musnad 5/43,50; Tirmidhi, Fitan 75 ; Nesai, Kudat 8; Bukhary, Fiten 18.)

Nimmt keine Ratschläge von Frauen an; setzt euch gegen sie, denn die Opposition gegenüber Frauen bewirkt Wohlstand. (Suyuti, Leali II, 147; Ibn Arrak, Tanzihush Sharia II, 210.)

 

Und man achte bei diesen Ahadith auf die Quellen, von denen hier die Rede ist. Der Autor könnte gar nicht daran herum kommen, als diese Ahadith selektiv auszuschließen. Er könnte keine hinreichende Argumentation aufbringen, welche diese Ahadith entkräften während er einem anderen Teil der Ahadith Autorität gibt, gerne in den selben Quellen, wo vielleicht nur ein paar Seiten weiter kritische Ahadith zu Frauen stehen. Die einzige Möglichkeit ist nach wie vor diese Quellen religiös rigoros komplett zu negieren. Weiter schreibt der Autor sich auf die im Koran erwähnten Schutzmonate beziehend:

 

Ohne die historischen Berichte dazu, würden sämtliche Informationen über den Hintergrund der vorislamischen Zeit fehlen. Auch an dieser Stelle kann berechtigt den Koraniten die Frage gestellt werden, wie sie auf solche Hintergrund Informationen gelangen können, wo sie doch nichts anderes als nur den Koran akzeptieren?

 

Es besteht kein Bedarf, dass der Koran aus Quellen erklärt werden soll, welche voller Widersprüche und Lügen sind. Zu den Schutzmonaten gibt es auch einen umfassenden Artikel.

Nochmals sei zum obigen Anhang betont, dass wenn die Pilgerfahrt im Sinne der Ahadith gedeutet wird, dies schwere Konsequenzen für die Praxis nach sich zieht. Sie schränken den Zeitraum des Hadsch drastisch ein und deswegen gab und gibt es immer wieder Tote oder Verletzte durch den daraus resultierenden großen Andrang zur Kaaba. Und wieder einmal wird deutlich, dass unser Autor sich kaum die Mühe gemacht hat, unsere Ansichten zu studieren.

Um die Verse 12:111 und 16:89 zu entkräften, dass hier „alles“ nicht wirklich alles meine, führt der Autor die Verse 27:16 und 18:84 an und schreibt:

 

Im ersten Vers wird vom Propheten Salomo berichtet, wohin dieser sagte, dass Gott ihm alles beschert (kulli šayˈin) hatte. Wenn „kulli šayˈin“ tatsächlich alles im wörtlichen bedeuten sollte, weshalb gelang es Salomo dann nicht seinen Tod aufzuhalten?”

 

Es gilt die goldene Faustregel: Solange etwas mit “alles” bezeichnet wird, ist auch wirklich alles gemeint. Sonst gäbe es das Wort „alles“ im Arabischen nicht. Wenn man beispielsweise auf Deutsch zu irgendeiner Sache oder einem Thema “alles” sagt, dann bedeutet dies entweder wirklich alles, oder der Kontext schränkt das Wort “alles” ein, was auch nahezu immer der Fall ist. Zu argumentieren, dass „alles“ einfach generell nicht alles hieße, bringt im Koran folgenschwere Logikfehler mit sich. Natürlich ist in 16:89 und 12:111 mit “alles” nicht wirklich jede auch nur erdenkliche Information gemeint, sondern „alles“ wird kontextuell auf die Religion beschränkt (5:3). In diesem Rahmen wird dann alles erklärt. Dies kann man auch aus dem Vers 6:114 erschließen durch das Wort mufaṣṣal, was so viel bedeutet wie vollständig detailliert und deutlich erklärt.

Der Autor muss belegen, dass “kulli” (alles) insoweit verkürzt werden muss, dass Gott den außerkoranischen Ahadith eine Autorität gibt. Das ist aus dem Koran her nicht möglich, man kann es nur auf die Religion einschränken. Zu der Argumentation, warum der Tod nicht außer Kraft gesetzt werden kann, lässt sich auch wie folgt begründen. Gott bestimmt alles Mögliche für die Menschen und in 3:185 wird festgelegt, dass jede Seele den Tod kosten wird. Dass im Vers zu Salomo “alles” nicht alles mögliche mit einschließt, ist aus dem Vers selbst zu entnehmen. Denn dann wäre es widersinnig, dass Salomo erwähnt, dass ihm die Sprache der Vögel gelehrt wurde. Somit kann man schon am Vers selbst erkennen, dass ihm hier nicht alles mögliche, was auch Gottes Allmacht umfasst, gegeben wurde. Gott sagt im Koran:

 

51:56 Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nur (dazu) erschaffen, damit sie Mir dienen.

 

Dementsprechend hat der Autor wieder einmal den Korankontext missachtet und somit ist anzumerken, dass was Salomo unter “alles” bezeichnet, keinesfalls wirklich alles meinen kann, da er sonst wie Gott selbst wäre, wiederum man aber auch nicht genau ermitteln kann und muss, was „alles“ nun genau mit einschließt. Die Argumentation bezüglich 18:84 ist analog.

Kommen wir nun zum wichtigsten Gegenargument: Wenn man wie der Autor „alles“ auf „nicht wirklich alles“ einschränkt, dann ist Gott auch nicht mehr allmächtig, und zwar in allen Versen, wo derselbe Begriff vorkommt:

 

29:20 Sag: Reist auf der Erde umher und schaut, wie Er die Schöpfung am Anfang gemacht hat. Hierauf läßt Gott die letzte Schöpfung entstehen. Gewiß, Gott hat zu allem die Macht.

Transkription:
Qul Sīrū Fī Al-‚Arđi Fānžurū Kayfa Bada’a Al-Khalqa ۚ Thumma Al-Lahu Yunshi’u An-Nash’ata Al-‚Ākhirata ۚ ‚Inna Al-Laha `Alá Kulli Shay’in Qadīrun (siehe auch: 28:88, 33:27, usw)

 

Die komplette Liste von كل شى (Kulli Shay’in) im Koran sei den Leserinnen und Lesern zusätzlich empfohlen, um zu vergleichen. Kommen wir nun zum letzten Argument, am Ende schreibt der Autor:

 

In seinem Werk „Mecazul´l-Quran“ erwähnt Abu Ubayda Ma´mer ibn ul-Muthanna (gest. 825) ein Dialog zwischen Umar ibn al-Chattab (gest. 644) und ibn Abbas (gest. 688), in dem überliefert wird: „Bestürtzt fragte Umar seinen Gefährten ibn Abbas: „Obwohl die Qibla, das Buch und die Religion eins sind, warum gibt es dennoch Meinungsverschiedenheiten in unserer Umma?“ Woraufhin Abbas sagte: „Wir wussten genau auf wem und weshalb die Koranverse offenbart wurden. Aber jetzt wissen sie es nicht. Deshalb interpretiert ihn jetzt jeder nach seinem eigenen Gutdünken. Wenn sie jedoch auch wie wir wüssten, über wem und weshalb die Verse offenbart wurden, so würden auch sie, ganz bestimmt keine Meinungsverschiedenheiten haben“.

 

Das ist wirklich interessant. Die Ṣaḥābah, welche für den Propheten und den Islām ihr Leben riskiert haben, bekommen auf einmal eine Generalamnesie und wissen nicht mehr, warum jeweilige Koranverse hinabgesandt wurden und laufen wie verirrte Schafe umher. Aber Herr Ibn Abbas hat mit Umar zusammen noch alles richtig in Erinnerung! Dass Offenbarungsanlässe auf die Ṣaḥābah zurückgeführt werden, führt diese Argumentation ins ad absurdum.

Anmerkung: Die Gegenüberstellungen der Ahadith in diesem Artikel dienten nur dazu, die Diskrepanzen dieser Quellen aufzuzeigen. Der Koran ist in Bezug zu allen außerkoranischen Ahadith unmissverständlich ablehnend.

 

Fazit

Der Autor konnte mit seinem Artikel nicht belegen, dass man für die Religion neben Offenbarungen andere Quellen nehmen muss. Er hat die immensen Problematiken der Sekundärquellen nur geringfügig beachtet. Fast nur bei den Offenbarungsanlässen hat er die Problematiken teilweise erwähnt und sich dahingehend selbst widerlegt. Schließlich wollte er aber dem Leser suggerieren, dass man mit den Sekundärquellen den Koran „richtig“ verstehen könne und hat dabei die weitaus wichtigeren Problematiken außerhalb der Offenbarungsanlässe, nämlich den viel umfangreicheren restlichen Ahadith, größtenteils ausgelassen. Sein Beispiel zu der Problematik, dass Apostasie seit Jahrhunderten mit dem Tode geahndet wird, wurde nur erwähnt aber keinesfalls gelöst. Er konnte nirgendwo schlüssig belegen, warum manche Ahadith „historisch kritisch gesehen“ richtig und andere falsch sind. Es wurden auch bei nicht wenigen seiner Argumente die Beachtung des Kontextes innerhalb des Korans oder das klassisch Arabische vernachlässigt. Manchmal wurden sogar Verse nicht einmal vollständig gelesen, woraus dann haltlose Behauptungen aufgestellt wurden. Auch die anfangs und am Ende aufgeführten, selektiven Zitate aus den Ahadith konnten schnell widerlegt werden. Die Problematik für den Autor ist offensichtlich und nicht schön zu reden. Sobald er sich in das Terrain der Ahadtih begibt, finden sich unzählbare Gegenargumente vor, die man ihm entgegenhalten kann, vom Koran selbst noch abgesehen. Sein Versuch, diese ganzen Problematiken durch eine angebliche „kritische“ Herangehensweise zu umgehen, sind schnell widerlegt und viel wichtiger: In der Praxis anderer Sunnaanhänger oft noch anders beurteilt.

 

Im Namen der Religion den Koran als unzureichend zu sehen, bedeutet Gott als unzureichend zu sehen. Ihr sagt zu Gott regelrecht „du hast ein unvollständiges Buch geschickt.“ (Prof. Bayraktar Bayraklı)

 

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10 einleitende Fragen und ihre Antworten zum Islam

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

10 Leserfragen und ihre Antworten zum Islam:

1. Muslime beten zu „Allah“. Ist Allah derselbe Gott wie der von Christen und Juden?

Ja, Allah ist Gott, der Schöpfer, also derselbe Gott wie der von Christen und Juden.[1] Allah ist lediglich das arabische Wort für Gott und symbolisiert/bezeichnet keine andere Gottheit. Wenn arabische oder arabischsprechende Christen oder Juden Gott anbeten wollen, sagen sie „Allah“. Es gibt Muslime, die es ablehnen, das Wort Gott zu gebrauchen. Dies kann gewiss einen Eindruck vermitteln, dass „Allah“ eine komplett andere Gottheit sei. Ihre Beharrlichkeit ist ein Fehler, da der Koran uns dazu ermutigt: „Nennt Ihn GOTT oder nennt Ihn den Gnädigsten; welchen Namen ihr auch braucht, Ihm gehören die schönsten Namen.“[2]

2. Glaubt ihr, dass Nichtmuslime in den Himmel gehen?

Ja, Gott versichert uns, dass es Gläubige in allen verschiedenen Gruppen gibt, die in den Himmel gelangen. Die Worte Islam und Muslim sind mehr als nur Eigennamen/Bezeichnungen. Sie sind die Beschreibung für die vollständige Hingabe zu Gott allein. Der deutsche Begriff für Islam ist Hingabe/Ergebung, was von einem Ergebenen zu Gott allein praktiziert wird.[3] Es gibt Ergebene, die aus christlichem, jüdischem, buddhistischem, hinduistischem oder aus einem anderen Hintergrund abstammen. Alle Ergebenen, die sich Gott allein widmen, ohne jegliche Idole aufzustellen, werden von Gott rein gewaschen, erlöst.[4] Deshalb sagt uns die Schrift Gottes, der Koran, dass Seine ergebenen Anbeter, ganz gleich wie sie sich nennen mögen, in den Himmel gehen. Jede Person, gleichgültig welcher Religion sie auch angehören mag, wird als ein Gottergebener betrachtet, der sich Gott allein ergibt, an den Tag des Gerichts glaubt und ein rechtschaffenes Leben führt, also Frieden fördert. Viele der Christen und Juden fallen in diese Kategorie.

3. Wie ist das Wesen des Teufels zu verstehen? Ist er etwa ein Dämon?

Der Teufel ist laut Koran keine Person oder kein fixes Wesen außerhalb von uns. Er steht eher für den Mangel an Gutem in uns; er ist unsere schlechte Seite, die schlecht zu uns redet. Der Teufel unterliegt jedoch der Kontrolle Gottes, wenn wir also mit reinem Herzen an Gott und an Seine Barmherzigkeit glauben, müssen wir den Teufel nicht fürchten.[5] Der Koran zeigt uns, dass wir Zuflucht bei Gott suchen sollen vor dem Teufel, also vor den eigenen Mängeln, die wir wegen dem „Teufel in uns“ (und auch um uns) haben – damit z. B. eine Arbeit nicht von diesen Einflüssen belastet wird, um möglichst objektiv zu sein. Der Teufel ist das Abgleiten vom Weg des Lichts – die Versuchung dem Materiellen zu erliegen, statt sich auf Gott zu konzentrieren. Deshalb suchen wir Zuflucht vor dem Teufel, damit unser Herz möglichst rein ist.[6] Die Schöpfung von Satan (im Koran „Iblis“ genannt) wird im Koran metaphorisch beschrieben, dass er aus „Feuer“ erschaffen wurde.

4. Wieso müssen muslimische Frauen Kopftücher tragen?

Nirgends im Koran wird befohlen, dass sie ihre Haare, Arme etc. bedecken sollen. Die religiöse Vorschrift des Kopftuchs, oder Hijab (sprich: Hi-dschab), kommen von außerkoranischen Quellen; hauptsächlich von den Verordnungen der Religionsgelehrten und Hadith.[7] Nichtsdestotrotz ist es nicht falsch, Kopftücher wegen kultureller Tradition zu tragen. Es sollte also nicht ausgesagt werden, dass Kopftücher nicht getragen werden dürften. Die Kleidungsgebote des Koran lauten wie folgt:

  1. Die beste Bekleidung ist die Bekleidung der Rechtschaffenheit; für Männer und Frauen.
  2. Frauen sollten ihre Brüste bedecken und nur das zum Vorschein bringen, was nötig ist (Sittsamkeit implizierend).
  3. Frauen können ihre Bekleidung verlängern, um als rechtschaffen erkannt zu werden.
  4. Frauen UND Männer sollen ihre Blicke unterdrücken und ihre Keuschheit/Reinheit bewahren.[8]

5. Was sagt der Islam über Selbstmordattentate, Flugzeugentführer und Terrorismus im Allgemeinen?

Gott sagt uns im Koran, dass wir uns nicht selbst töten sollen[9], dass das Leben heilig ist[10] und dass wir nicht überschreiten sollen[11]. Wenn jemand uns angreift und bekämpft, können wir uns selbst verteidigen, aber wir haben keine Erlaubnis mehr zum Kampf, wenn sie sich entscheiden den Krieg zu unterlassen.[12] Wir dürfen auch keinen Gläubigen töten; bevor wir also zurückschlagen, müssen wir absolut sicher sein. Die Meinungs- und Religionsfreiheit ist des Weiteren eines der Hauptprinzipien des Koranischen Islam. Die Menschen können aufgrund ihres Glaubens nicht bestraft oder zu irgendetwas gezwungen werden. [13] Alles in allem bedeutet das, dass Selbstmordattentate, Flugzeugentführungen und Terrorismus anti-islamisch sind.

6. Was sind die verschiedenen Richtungen im Islam und wie unterscheiden sich ihre Glaubensauffassungen?

Laut Schrift unterstützt Gott es nicht, sich in Gruppen zu spalten. Eigentlich rät Er davon ab, Seine Religion zu teilen.[14] Einige der Gruppen heißen: Sunniten, Schiiten, Ismailiten, Ahmadiyas, Sufis, Wahhabiten, Aleviten, Kharidschiten etc. Diese Parteien entstanden entweder durch politische Differenzen oder wurden von Führern gegründet, die entschieden haben, dass ihre religiöse Interpretationen die rechtgeleitetsten seien. Dadurch wurden die Anhänger dazu verpflichtet, sich von der breiteren und allgemeineren religiösen, im Koran vorgeschriebenen Praxis abzuwenden.[15] Aufgrund dieser Sachverhalte bildete sich eine Gruppe, die zu den Ursprüngen zurückkehren und sich Gott allein hingeben will, statt falschen Führern.[16]

7. Was sind die prinzipiellen Unterschiede zwischen Islam und den anderen zwei Hauptreligionen des Monotheismus, Christentum und Judentum?

Die monotheistischen Religionen hatten Propheten und Gesandte, welche dieselbe Botschaft brachten: dass sich Gläubige Gottes allein Ihm hingeben, Ihn allein lieben sollen. Diese Proklamation wurde von Abraham, Jakob, Moses und allen Propheten Gottes verkündet.[17] Deshalb glauben Muslime an alle Propheten und an das, was durch sie überliefert wurde.[18] Einigen Gesandten wurde auferlegt, einige kleinere Aspekte der von Gott autorisierten Religion zu entfernen oder hinzuzufügen[19], jedoch bewirkten diese von Gott erlaubten Änderungen nicht eine vollständig andere Religion.[20] Es sind die menschengemachten Verordnungen, die solch große Unterschiede zwischen den monotheistischen Religionen erzeugen.[21] Gewiss, würden die unterschiedlichen religiösen Gemeinschaften Gottes Gesetze und Schrift allein einhalten, würden sie nur minimale unterscheidende Merkmale und stattdessen mehr Gemeinsamkeiten aufweisen.[22]

8. Ist der Islam nicht die Religion, dessen Buch die Anhänger dazu anstiftet, die Christen zu töten? Wie kann ich glauben, dass der Islam eine Religion von Barmherzigkeit und Frieden ist, wenn sie offensichtlich nicht barmherzig und friedfertig gegenüber Frauen ist? Wenn sie wirklich so sein würde, wieso wird dann den Frauen in den Ländern des Mittleren Ostens nicht erlaubt, kurzärmelige Kleidung zu tragen, in die Schule zu gehen oder Spiele zu spielen, was den Männern ja erlaubt ist?

Den Muslimen wird auf keinen Fall und nirgends im Koran auferlegt, Christen zu töten. Gottes gerechtes System erlaubt das gesetzmäßige Töten nur für die Selbstverteidigung, wenn auch einige selbsternannte Muslime die Verse missbrauchen, welche die Selbstverteidigung ansprechen. Sie haben die Bedeutungen verfälscht um nach Belieben zu verletzen, zu unterdrücken oder zu töten. Der Koran kritisiert Aggression ohne Grund[23] und zieht die friedliche Koexistenz mit anderen vor.[24] Deshalb verstehen wir, dass diese Verse nur für Kriegssituationen bestimmt sind, wenn ein Angriff stattgefunden hat[25], während zur selben Zeit Aggression und Unterdrückung aufs Schärfste verurteilt werden [26]. Gegenwärtige Muslime, die dem Koran folgen, werden wissen, dass es deutsche Gläubige gibt. Des Weiteren denken sie, dass das europäische System mit den vielen gewährleisteten Freiheiten und keinem Zwang in der Religion die angemessene Einhaltung von Gottes Gesetzen ist.[27]

Die unterdrückenden Verordnungen in einigen Ländern des Mittleren Ostens gehen gegen die Gesetze Gottes.[28] Nicht nur Gott spezifiziert im Koran, dass Frauen und Männer gleich zueinander sind, sondern auch die Diener Gottes müssen miteinander höflich umgehen. Unterdrückung ist absolut inakzeptabel.[29]

9. Ich habe davon gelesen, dass es gewisse Säulen des Islam gibt. Was sind diese Säulen des Islam? Sind sie besondere Rituale?

Die „Säulen“ des Islam sind die religiösen Hauptpraktiken, die durch Abraham eingeführt wurden, lange vor dem Koran und Mohammed.[30] Diese fünf religiösen Praktiken sind die Kernpraktiken des Islam und werden von den Gottergebenen mit Gottvertrauen verrichtet.[31] Diese Praktiken sind:

  1. Das Glaubensbekenntnis zu Gott (auf arabisch: Schahadah). Diese Erklärung lautet: „Es gibt keine Gottheit außer Gott.“[32]
  2. Drei Kontaktgebete (arabisch: Salât) pro Tag.[33] Ein Versammlungsgebet wird zusätzlich anstelle eines einmaligen Mittaggebets angeordnet.[34]
  3. Die Wohltätigkeit, Almosen (ar.: Zakat).[35]
  4. Die Einhaltung des Fastenmonats (Ramadan).[36]
  5. Die einmalige Pilgerfahrt im Leben eines Ergebenen (Hadsch).[37]

Anmerkung: Um die Übersichtlichkeit für den Leser zu gewährleisten, haben wir uns an das traditionelle Schema der „5 Säulen“ gehalten. Diese sind ein wichtiger Bestandteil des Islam im Koran, jedoch wurde ihre Bedeutung dahingehend verzerrt, dass man ein Gottergebener (Muslim) sei, wenn man sich an die fünf Säulen hielte. Wir finden im Koran etliche Verse, die die Charaktereigenschaften und das Verhalten eines Muslim beschreiben, welche nicht in „Säulen“ zusammengefasst werden und auch der Status „Gottergebener“ definiert sich nicht an diesen. Die Anforderung an uns Gottergebene besteht vielmehr darin dem „geraden Weg“ zu folgen, welcher von Abraham begründet und von allen Propheten gelehrt wurde. Die Grundlagen dieses Weges finden wir in 6:151-153. Vielleicht werden Sie bei der Lektüre des Koran und mit Hilfe unserer Webseite feststellen, dass Sie selbst bereits ein Gottergebener (Muslim) sind?

Der Hadith (Aussagen, die fälschlicherweise dem Propheten Mohammed zugeschrieben werden), aus welchem die Annahme, der Islam bestehe aus 5 Säulen, herrührt, lautet wie folgt:

Von Abu ‚Abdu-r-Rahmán ‚Abdullah, dem Sohn von ‚Umar Ibn Al-Hattáb […]: Ich hörte den Gesandten Gottes […] sagen: „Der Islam wurde auf fünf (Pfeilern) errichtet: dem Zeugnis, daß kein Gott da ist außer Gott, und daß Muhammad der Gesandte Gottes ist, dem Verrichten des Gebetes, dem Entrichten der Zakah (Almosen), der Pilgerfahrt zum Hause und dem Fasten im Ramadan.“

10. Was bedeutet „Nur-Koran“? Wird damit gemeint, dass nur ihr den Wahrheitsanspruch hättet? Werden andere Religionen pauschal für nicht wahr gehalten?


Dem ist nicht so. Die Antwort zur zweiten Frage könnte hier auch nochmals stehen. Die Formulierung „Nur-Koran“ bezieht sich in erster Linie auf die Handhabung der Religionsquellen. Für das Verständnis und die Einhaltung der Religion reicht Gottes Schrift, in unserem Fall der Koran, aus. Da in der mislamischen Geschichte und auch heute noch weit verbreitet im Mislam andere Beiwerke, so genannte „Hadith-Bücher“ (arabisch: Aussage, Worte; plural: Ahadith), fälschlicherweise im Namen des Propheten als autoritäre Religionsquellen verwendet wurden und werden, beziehen sich die Aussagen wie „Koran allein“, „Nur-Koran“, „Gottes Buch allein“ etc. auf diesen spezifischen Sachverhalt. Des Weiteren wird im Koran von den Muslimen gefordert, an die Wahrheit vergangener, von Gott offenbarten Schriften zu glauben.[38] Für die Gottergebenen gilt der Koran als letzte offenbarte Schrift[39] und alleinige Religionsquelle.[40] Des Weiteren hat „nur“ auch auf Arabisch eine Bedeutung, nämlich „Licht“, das wir als Beschreibung des Koran ansehen.


Referenzen:

Die Koranversangaben werden wie folgt angegeben: Surenlaufnummer: Verslaufnummer. Beispiel: 17:36 bedeutet Kapitel 17, Vers 36.

[1] 2:135, 4:125, 22:78, 16:123;

[2] 17:110, 7:180, siehe auch Gottes Namen im Koran;

[3] 2:207-208, 3:19, 10:28-29;

[4] 2:62, 5:69, 3:84-85, 2:94, 2:111, siehe zu den „Ungläubigen“: Die Eigenschaften der Kafir

[5] 7:16-17, 16:98-99;

[6] 23:97-98, 114:4, 102:1-2, 7:12;

[7] 12:111, 31:6, 39:23, 39:29, 45:6, 52:34; siehe auch Kapitel 22: Kopftuch und Verschleierung aus dem Buch Die erfundene Religion und die Koranische Religion

[8] 7:26, 24:30-31, 33:59, siehe auch Appendix 18 und Appendix 19 der Koranübersetzung von R. Khalifa und ebenso Frauen im Koran und in der erfundenen Religion

[9] 4:29-30, 2:195; siehe auch Selbstmordverbot – auch in spiritueller Hinsicht

[10] 6:151, 17:33;

[11] 7:33;

[12] 4:90;

[13] 4:92-94, 18:29, 2:256, 10:99, 25:57, 50:45, 60:8-9, 73:19, 74:37, 76:29, 78:39, 80:12, 88:22, 109:6, siehe auch Die Rhetorik von Terror und Cihad

[14] 42:13-16, 21:92-93, 23:52-54;

[15] 14:21, 33:67, 9:34, 2:272, 4:88, 6:125;

[16] 3:102-105, siehe auch Abspaltungen, Madhabs (Rechtsschulen) und Sekten auch Sekten

[17] 2:136;

[18] 3:84, 22:30;

[19] 5:5, 2:187, 3:49-50, 4:160-161, 6:145-146, 7:157, 16:118, 4:21-22, 33:52;

[20] 3:64, 2:83, 2:87, 3:93-94;

[21] 6:112-114, 2:97, 3:19, 2:146, 5:87, 6:140, 7:32;

[22] 6:154-157,5:48, 6:52, 2:91, siehe auch Introduction of the Quran translation by R. Khalifa (englisch) und Bibel vs. Koran – Gemeinsamkeiten

[23] 2:190, 2:193, 42:42;

[24] 60:8-9;

[25] 8:12-13, 47:4;

[26] 2:191, 2:217, 4:75-76, 4:89-91, 5:87, 7:33, 8:39;

[27] 49:13, 2:62, 2:256, 64:9, siehe auch Anweisungen IM Krieg;

[28] 49:13, 3:195, 4:25, 2:193, 4:75;

[29] 2:191, 9:71, 33:35, 5:54, 48:29, 52:26, 4:128;

[30] 22:78, 16:123, 21:73;

[31] 15:98-99;

[32] 3:18, 63:1, 2:285, 72:18, siehe auch Appendix 13 der Koranübersetzung von R. Khalifa;

[33] 23:9, 29:45, 2:43, 2:45, 11:114, 24:58, 17:78, 2:238, siehe auch Glaube, Gebet;

[34] 62:9;

[35] 2:110, 6:141, 2:215, 7:156-157, siehe auch Almosen;

[36] 2:183-187, siehe auch Fasten;

[37] 2:125, 2:197;

[38] 5:43-48, 42:13, 2:136, 3:84, 42:15;

[39] 33:40;

[40] 7:3, 6:19, 6:38, 6:112-116.

Abspaltungen, Madhabs und Sekten

Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verstoßenen Teufel,
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Gleich zu Beginn ein Kommentar zum Wort „Sekte“. Mir ist sehr wohl bewusst, dass dieses Wort eine negative Konnotation besitzt und meistens in einem abwertenden, rhetorischen Kontext verwendet wird. Ich möchte deshalb an dieser Stelle klar und deutlich erwähnen, dass ich gegen eine überhebliche Haltung gegenüber Andersdenkenden bin.

Eine Sekte (lat. secta „Denkschule, Partei, Gefolgschaft“, von sequi ‚folgen‘; secare „abschneiden, trennen“) bezeichnet im wissenschaftlichen Sprachgebrauch häufig eine religiöse Organisation, die durch ein Schisma oder die Abspaltung von einer etablierten Religion entstanden ist.

Sowohl der Sunnismus als auch das Schiitentum sind in diesem Sinne Sekten oder Abspaltungen, in denen die jeweiligen Führer bewusst sektiererische (ihrer Sekte zugehörigen) Deutungen und Gedanken anführen. Beispielsweise existieren vier Madhabs (Rechtsschulen) im Sunnismus, die sich gegenseitig in der Theorie zwar anerkennen, aber in der Praxis einander direkt widersprechen. Al Ghazali hat des Weiteren gemäß diesem Sektendenken auch das rationale Denken verteufelt. Beispiele hierzu ließen sich viele finden.

Was ich mit ‚Sekte‘ anspreche ist nicht etwa das mir Abfällige, sondern das, worauf beharrt wird. Wahrheit ist ein Wandelgestirn, das eben vorbeirückt. Wenn wir also auf den Punkt starren, wo Wahrheit noch vorhin erstrahlte, starren wir oftmals ins Leere.

Sekten haben die Eigenart, irrationale Dogmen festzulegen und dann an sie bis in die Ewigkeit festzuhalten. Ein Teil der Leute hinter submission.org beispielsweise beharrt auf den Ahadith von Rashad Khalifa, die Sunniten auf die ihrige Sammlung der Ahadith und die Schiiten auf ihre Version der Hadith-Sammlung.

Sektierer sind Menschen, die außerhalb der göttlich-autoritativen Schrift Dogmen für wahr erklären, die aber nur menschlich sind und sein können. Aber aufrichtige Anhänger einer Sekte, die ihren Verstand nicht abgeschaltet haben, machen sich auch stets Gedanken, die diesem Gedankenschema ihrer Sekte widersprechen.

 

Spaltung der Religion

Nach dem Tode Muhammads spalteten sich die Gläubigen, weil sie sich über die Person des Nachfolgers Muhammads nicht einigen konnten. Eine der Abspaltungen sind die:

Sunniten

Die ersten rechtmäßigen Kalifen nach Muhammads Tod (632) sind nach sunnitischem Verständnis:

  1. Abû Bakr (632-634)
  2. Umar (634-644)
  3. Uthman (644-656)
  4. Alî (656-661)

Leiter der Gemeinde ist der Kalif. Ein Kalif muss zum Stamm des Propheten gehören, muss sich in den religiösen Quellen auskennen und muss politische Eignung besitzen. Aufgrund theologischer Differenzen und widersprüchlichen Ansichten in Recht und Wissenschaft spalteten sich die Sunniten wiederum in sogenannte Madhabs oder zu Deutsch Rechtsschulen, von denen die vier bekanntesten sind:

  1. Hanafi
  2. Hanbali
  3. Maliki
  4. Shafi

Es gibt noch zahlreiche weitere Gruppierungen wie etwa die Wahhabiten, Salafiten, Nurdschus, Dschaririya (Tabari), Zahiriya, Naqschibandiya usw. Es ist möglich, eine Auflistung von über 100 Gruppierungen aufzustellen.

Die zweitgrößte Abspaltung dreht sich um die:

Schiiten

Laut schiitischem Verständnis ist nur Alî, der Vetter und Schwiegersohn Muhammads und spätere vierte Kalif, rechtmäßiger erster Nachfolger Muhammads. Leiter der Gemeinde ist der Imâm. Ein Imâm muss ein Nachkomme Alîs sein. Wegen unterschiedlicher Ansichten über die Gestalt des Imâm spalteten sie sich wieder in weitere Gruppen:

  • Größte schiitische Strömung bilden die Zwölferschiiten oder Imamiten: Der 12. Imâm, Muhammad ibn Hasan al-Mahdi (Mitte 9. Jhdt.) lebe in der Verborgenheit weiter und werde als Mahdi zurückkehren. Der Mahdi (außerkoranisches Konzept aus den Ahadith) ist für die Schiiten frei von Sünde und Irrtum und wird eine gerechte Gesellschaft errichten. Während seiner Abwesenheit sollen qualifizierte Theologen die Leitung der Gemeinde übernehmen. Vor allem in Iran verbreitet. Dieser Strömung gehört die Rechtsschule der Dschafariya an.
  • Zweitgrößte Gruppe sind die Ismailiten oder Siebener-Schiiten: Der schon vor seinem Vater „verstorbene“ Sohn des 6. Imâms, Ismail ist der rechtmäßige 7. Imâm. Er lebe in der Verborgenheit weiter und werde eines Tages als Mahdi auf die Welt zurückkehren. Heute verbreitet in: Jemen, Iran, Indien, Syrien.
  • Zaiditen oder Fünfer-Schiiten: lehnen die Vererbung der Imâm-Würde und den Mahdi-Glauben ab.
  • „Extreme“ Schiiten: Gott wohnt direkt in den Imâmen. Kleine Gruppe, z.B. in Syrien.
  • Aleviten: dem Ursprung nach schiitisch beeinflusste Strömung, da auch bei ihnen die Verehrung der 12 Imame und insbesondere von Ali (deshalb auch der Name Aleviten aus dem Arabischen von ʿalawī) im religiösen Leben bekannt ist. Sie verstehen sich auch gern als Anhänger eines Schamanismus oder einer Naturreligion. Nicht zu verwechseln mit den…
  • Alawiten oder Nusairer: Sie gehen auf Ibn Nusair zurück. Von zwölfer-schiitischer Seite werden sie als Übertreiber betrachtet.

Auch bei den Schiiten gibt es noch weitere Gruppierungen. Als letzte und meist unbekannte dritte Abspaltung des Islam gelten die

Ibaditen

Die Ibaditen sind der einzig übrig gebliebene Zweig der Charidschiten, einer der frühen Glaubensrichtungen des Islams neben den Sunniten und Schiiten. Die Lehre stand bzw. steht den Sunniten näher als den Schiiten. Heute vor allem in Oman verbreitet. Die Sunniten erkennen die Ibaditen als weitere Rechtsschule an, jedoch nicht innerhalb der gegenseitigen Akzeptanz wie unter den vier größten Rechtsschulen der Sunniten. Oft werden sie als „extrem“ bezeichnet.

 

Unterschiede zwischen den Richtungen

Zu diesem Thema eine gute und knappe Darstellung von Hans Küng:

Die Spaltung des Islam

Nicht Glaubensstreitigkeiten um die Orthodoxie, sondern Streitigkeiten um die wahre Nachfolge des Propheten waren Anlass zu dem im Koran streng verbotenen ersten muslimischen Bürgerkrieg, ja, zur Krise des ur-islamischen Gemeindeparadigmas (PI) und zur bis heute bestehenden Spaltung der Umma in drei „Parteiungen“:

– die sunnitische Partei, welche bis heute die übergroße Mehrheit der Muslime umfasst, die sich an die Sunna und alle vier rechtgeleiteten Kalifen halten wollen;

– die schiitische, die „Partei“ (shia) Alis, des ermordeten Vetters und Schwiegersohns Muhammads, die bis heute die Minderheit (ca. 10%) der Muslime (im Iran, Irak und Libanon) ausmacht und die allein Ali als rechtmäßigen Nachfolger des Propheten anerkennt;

– die harigitische, die „Auszügler“ (Kharidschiten), die unabhängig von jeglicher Stammes- oder Familienzugehörigkeit nur den besten Muslim (und sei es ein abessinischer Sklave) als Nachfolger akzeptieren wollen, die lange Zeit mit ihrer puritanischen Ausrichtung den sunnitischen Kalifen erbitterte Kämpfe lieferte und heute nur noch unter den Berbern, in Oman und in Sansibar vertreten ist.

Nach verlustreichen Kämpfen gegen die schiitische Partei, setzt sich die ursprünglich Muhammad feindlich gesinnte mekkanische Familie der Umaiyaden durch. Mit ihnen siegt die Mehrheitspartei der Sunniten. Die Umaiyaden verlegen die Residenz des Kalifen nach Damaskus und machen Syrien zur islamischen Vormacht. Der erste der 13 Umaiyaden-Kalifen, Muawiya, einigt die arabischen Stämme und etabliert anstelle der arabischen Stammesföderation einen zentralisierten und bürokratisierten Staat mit Armee, Kanzlei, Post- und Nachrichtendienst.

Hans Küng – Spurensuche
Die Weltreligionen auf dem Weg 2: Judentum, Christentum, Islam
Seite 164 f., Ungekürzte Taschenbuchausgabe, November 2005, © 1999 Piper Verlag GmbH, München

Zu den größten Verursachern dieser Abspaltungen zählen die Ahadith. Denn nicht zuletzt deshalb streiten sich die Schiiten und die Sunniten über konkrete theologische oder philosophische Ideen. Jede Gemeinschaft hat ihre eigene Kollektion von Hadith-Büchern und jede Gemeinschaft greift die Gewährsmänner und Tradenten der anderen Gemeinschaft in Bezug auf ihre Loyalität, Tadellosigkeit und Rechtsgültigkeit an. Während beispielsweise Abu Huraira und Mu’awiya bei den Sunniten Ansehen genießen und respektiert werden, sind diese gerade bei den Schiiten im Fokus der Kritik. Mu’awiya wird zum Beispiel als Usurpator (Person, die sich widerrechtlich der Herrschaftsgewalt im Staat bemächtigt) betrachtet.

In anderen Worten ist ein von den Sunniten als ’sahih‘ eingestufter Hadith bei den Schiiten im seltensten Falle ebenfalls ’sahih‘. Es bestehen große theologische Differenzen im Verständnis und der Ausübung der Religion des Islam. Als einzelnes Beispiel sei hier erwähnt, dass Schiiten beim Kontaktgebet (Salâh) ihre Hände nicht aufeinander gelegt auf den Oberkörper drücken, sondern ihre Hände frei und lose runterhängen lassen.

Wohlgemerkt geht jede Sekte davon aus, dass sie die ursprüngliche Variante befolgen, die angeblich der Prophet selber verrichtet hätte.

 

Der Koran über Abspaltungen

Der Koran verbietet es den Gläubigen, sich abzuspalten und Gruppierungen oder Sekten zu folgen. Der Islam des Koran erkennt die Religions- und Meinungsfreiheit an, jedoch verbietet er, sich in sektiererischen Handlungen zu begeben. Selbst mit den Glaubensgemeinschaften vorheriger Schriftvölker wie etwa Christen und Juden sollten wir auf Anordnung Gottes zu ein und demselben Wort kommen (3:64), zu einer gemeinsamen Grundlage.

Einer der Gründe liegt auch darin begründet, dass Abspaltungen auch politische Zerwürfnisse nach sich ziehen können und Instabilität im Lande fördern. Auch vor dem blinden Drang nach Wahrheitsbesitz und selbstsüchtigem Neid wird auf diese Weise gewarnt (42:14). Im Gegenteil verlangt Gott von uns, dass wir nicht zerfallen sollen, sondern im Hinterkopf stets das Aufrechterhalten der Einheit behalten müssen (3:102-105), da dies den ursprünglichen Zustand beschrieb (10:19). Mit Sektierern hat der Islam nichts zu tun (6:159), denn Sektierer sind Parteien, die sich immer über das freuen, was sie selbst haben (30:32) und in ihrer Haltung stur und starr sind. Deshalb sollen sie in Ruhe in ihrem Irrtum gelassen werden (23:52-56). Des Weiteren werden die Sekten als „untereinander zerstritten“ charakterisiert (21:92-93), während die echten Gläubigen eine einzige Gemeinschaft bilden wollen und sollten.

Es gehört jedoch auch zum Willen Gottes, dass es unterschiedliche Gemeinden gibt (11:118-119, 42:8), weil Er uns prüfen und uns unterscheiden will. Eines der Anzeichen, dass Gott mit einem Volk unzufrieden ist, lässt sich auch darin beobachten, dass dieses Volk in zerstrittene Parteien aufgespalten wird (6:65).

Diejenigen, die eine bestimmte Madhab oder eine bestimmte Sekte als Gottes Religion verkaufen, werden mit diesen Versen angesprochen. Leider wurden professionelle Gelehrte während unserer ganzen Geschichte die größten Feinde des Monotheismus und Gottes! Jene, die in die Hölle eintreten, haben diesen Entscheid aus freiem Willen in dieser Welt selbst gefällt. Gewisse Anhänger von Gelehrten, die ihre Gelehrten idolisieren (9:31; 42:21), insbesondere in Pakistan und Indien, rufen die Gelehrten als „Mawlana“ an, was wörtlich „unser Beschützer/Verbündeter“ bedeutet, und sie akzeptieren dies als eine religiöse Berufsbezeichnung. Solch ein Sektierer- und Götzentum stellt einen solchen Entscheid als Beispiel dar.

Den vielen Sekten, die alle ihre eigene Variante des Islam erfunden haben, entspringen unzählige Handlungen, die dem aus dem Koran beschriebenen Götzentum entsprechen. Weil sich jede Partei darüber freut, was sie hat, steigert sie sich immer weiter in das hinein, was sie hat. Regeln zu Kleidung, Ernährungsvorschriften, eine eigene “Gruppensprache”, Reglementierung von zwischenmenschlichen Beziehungen, Abstellen von Skepsis und Zweifeln (allgemeine Feindschaft gegenüber Vernunft und vernunftorientiertes Fragen).

Von Gottes Weisheit direkt empfangenden und weiterleitenden Sufis, selbsternannten Mahdis und Ayatollahs, in der Macht unbegrenzte Kalifen (zum Teil als Stellvertreter Gottes angesehen) oder Imame, die behaupten, Gott wohne in ihnen, bis hin zu Menschen, die für den Jüngsten Tag auf die Fürsprache von vergänglichen Menschen wie den Propheten erhoffen, die die Propheten öfters gedenken als Gott, die die Propheten in ein Wettbewerb stecken, wer von ihnen der von Gott am meisten geliebte sei, die ihre Vernunft abstellen und lieber blinden Gehorsam gegenüber Autoritätspersonen üben, die ungerechtfertigte Politik im Namen der Religion ausüben, die Frauen unterdrücken und ihre natürlichen Menschenrechte entziehen (und ebenso Frauen, die dies noch freiwillig akzeptieren), die mit einem bestimmten Fuß das Bad betreten und mit dem anderen es wieder verlassen, die Aberglauben nachjagen wie etwa der Vorstellung, dass man von Magie und Gift nicht beeinflusst werde, äße man nur sieben Datteln aus Ajwa… all dies sind Auswüchse der Sekten und dessen, was sie bei sich als Quelle haben.

Aufgrund dieser Auswüchse und aufgrund dieses Götzentums bleiben die angeblich muslimischen Massen in soziologischer, ökonomischer, politischer und wissenschaftlicher Hinsicht in krassem Rückstand gegenüber anderen Völkern, die mittels dem Gebrauch von Vernunft zu denselben Schlüssen in Fragen wie über die Form des Rechtsstaates, die Wissenschaft, die Bildung und ihren Wert gelangen, die seit über 1400 Jahren bereits im Koran stehen.

Es ist an der Zeit, dass wir unseren Zustand selbst ändern (13:11), es ist an der Zeit die sektiererischen Spaltungen zu ignorieren und zu einer Einheit in der Vielfalt zu gelangen. Es ist an der Zeit, Gottes Ratschläge und Weisheit aus dem Koran in die Praxis umzusetzen. Es ist an der Zeit, das Gute zu gebieten und Recht zu üben, statt sich auf Sekten einzulassen. Denn ansonsten werden wir aufgrund der Gesetze, die Gott in die Natur gelegt hat, uns selbst ins Verderben führen.

30:41 Verderbnis ist gekommen über Land und Meer um dessentwillen, was die Hände der Menschen gewirkt, auf dass Er sie kosten lasse die (Früchte) so mancher ihrer Handlungen, damit sie umkehren.

42:30-31 Was euch an Unglück treffen mag, es erfolgt ob dessen, was eure Hände gewirkt haben. Und Er vergibt vieles. Ihr könnt euch auf der Erde (seinem Zugriff) nicht entziehen. Und außer Gott habt ihr weder Freund noch Helfer.

4:79 Was dich an Gutem trifft, kommt von Gott, und was dich an Schlimmem trifft, kommt von dir selbst…

Die erfundene Religion und die Koranische Religion – Kapitel 32: WahreR GläubigeR

Imame, die in Moscheen Gottesdienste leiten, Muftis und sektiererische Scheichs treten im Koran nicht auf. Dennoch hat die Mehrheit der Öffentlichkeit stets diese Persönlichkeiten mit der Religion identifiziert und hat sie als Repräsentative der etablierten Religion gesehen. Unter den Umständen bleiben nur zwei Alternativen übrig:

  1. Jene, die den Koran als die einzige Autorität anerkennen, die wahren Gläubigen; und
  2. Jene, deren Wege von den Sekten bestimmt wird.

Im Islam gibt es keine religiösen Institutionen. Daher müssen Sie Ihr Selbstbewusstsein in Gottes Gegenwart zurückgewinnen, indem Sie alle Mittler und Fürsprecher abschaffen.

Im Gegensatz zum Islam der Sektierer, hat der Islam, wie er im Koran vorgelegt wird, viele gemeinsame Züge mit der Demokratie (siehe Kapitel 30). Die Menschen, die sich von der Ausübung des Islam abgewandt haben, angesichts der sektiererischen Uneinigkeiten und Praktiken. Einige von denen, die die Religion insgesamt aufgaben und sofort Atheisten wurden, werden ihren Glauben so Gott will wieder annehmen, sobald der Koranische Islam sich durchsetzt und seine Vorherrschaft wiedererlangt.

Sofern die Verfechter des Koranischen Islam sich nicht um dieses Ziel bemühen, werden die Hodschas, Religionshändler und die Schwindlerscheichs fortfahren, die naive Laienöffentlichkeit auszunützen.

9:34 Ihr Gläubigen! Es gibt zweifelsohne viele untern den Rabbis und Priestern, die durch Falsches das Gut der Menschen verschlingen und sie vom Wege Gottes hindern.

Die Männer, die gewisse Autorität in religiösen Angelegenheiten genießen, sind verantwortlich, dass sie zu Händlern zu werden, indem sie ihre Gemeinde ausnützen. Die Leute vergessen oft, dass Mohammed die einzige ehrwürdige Persönlichkeit war. Trotzdem ist die Anzahl der für heilig gehaltenen, als Paradiesbewohner verkündeten Personen nicht unbeträchtlich. Es ist niemandem erlaubt, solch triviale und grundlose Plattitüden als die spirituelle Überlegenheit von Persönlichkeiten wie Imam Rabbani, Imam Ghazzali, Abdulkadir Geylani, Imam Humayni etc. zu äußern. Nur Gott weiß, wer von Ihm begünstigt wird. Die uneinsichtigen Anhänger der Sekten glaubten den erfundenen Geschichten über den Gründer der Hanafi Sekte, Abu Hanafi, dem nachgesagt wird, er habe Gott in seinen Träumen mehr als hundert Mal gesehen. Der Islam muss um jeden Preis vom Monopol dieser Religionshändler und dieser Schwindler befreit werden, die sich selber als Sprecher Gottes betrachten.

Ein Esel, der eine Ladung Bücher trägt

62:5 Das Gleichnis derer, denen die Thora auferlegt wurde und dann scheiterten, sich an ihr zu halten, ist wie das Gleichnis eines Esels, der Bücher trägt.

Einige jener, die vorgeben, den Koran einzuhalten, tragen in Wirklichkeit Hunderte von Büchern über kanonische Gesetze und Ahadith. Ohne Rücksicht auf ihre Positionen und Ämter, mögen sie Kalife, Führer religiöser Abteilungen der Regierungen oder Persönlichkeiten eingehüllt im Gewand der Heiligkeit sein, diese Leute sind bloß die Repräsentative der Sekten und keine gläubigen Anhänger des Koran.

Dieselbe Ehrfurcht wird den Heiligen im Christentum gezeigt, über die endlose Geschichten erzählt werden. Ihre Gräber werden besucht. Es gibt kein Ende für ihre Heldentaten zum Beweis für ihre Selbstaufopferung, wobei die Glorifizierung von Christus die Krönung solcher Geschichten ist. Unter den Religionshändlern gab es Parteiführer, Abgeordnete und religiöse Führer, deren Geschäftemacherei legendär gewesen ist. Die wahren Gläubigen sind diejenigen, die allein das befolgen, was im Koran vorgeschrieben wird.

Die vom Koran weggeführte Öffentlichkeit wurde an der Nase herumgeführt, um den Interessen einer gewissen Klasse von Leuten zu dienen, indem sie durch die Labyrinthe der angefertigten Sekten und heiligen Begriffen geleitet wurden. Um zu verhindern, dass die Öffentlichkeit in direkten Kontakt mit dem Koran kommt, wurde seine Übersetzung verboten, während Tausende von angefertigten religiösen Quellen erstellt wurden. Die Öffentlichkeit wurde irregeleitet, an die Täter dieser Handlungen als die echten Repräsentativen der Religion zu glauben. Andererseits folgerten eine große Gruppe von Leuten, dass, wenn dies das wäre, was sie Religion nannten, der Mensch dies unmöglich erfüllen könnte und sie sämtlich aufzugeben hatte. Dadurch von der Religion fern geblieben, hinderte ihr schlechtes Gewissen sie daran, die Erfordernisse der Religion des Koran zu vollziehen. Deshalb ist es unerlässlich und entscheidend, dass diese Schicht von Leuten sich auf ihre Religion zurückbesinnen, indem sie sich über ihre missliche Lage klar werden. Sobald die wahren Gläubigen die Befürworter der echten, im Koran hervorgebrachten Religion werden, werden die Gaukler und Betrüger abgesetzt werden. In diesem Verfahren ist der einzige zu befolgende Weg der vom Koran beschriebene Weg.

4:105 Wir haben das Buch mit der Wahrheit zu dir niedergesandt, auf dass du zwischen den Menschen richten mögest, in Übereinstimmung mit dem, was Gott dir gezeigt hat.

Die erfundene Religion und die Koranische Religion – Kapitel 31: Der Koran und die Sekten

Gott ist die einzige Quelle der Religion. Der Koran ist Seine Offenbarung. Aber gemäß den Sektierern besteht der Islam aus Gott + Ahadith + Gefährten des Propheten + Urteile der sektiererischen Imame + Fatwas und Meinungen anderer Imame, die ihnen nachfolgten. Zwischen den zwei abweichenden Ansichten kann es keinen Mittelweg geben. EinE MuslimA, die/der den Koran einhält, kann ein dritter Weg, welcher den Zusammenschluss zwischen der im Koran gepredigten Religion und der von den Sekten gepredigten Religion beinhaltet, nicht einmal gedacht werden. Solch ein Versuch würde gewissermaßen den Weg für die Opportunisten pflastern, die bereit sind, Urteile neben denen Gottes zu erheben. Wenn sich jemand je erlaubt zu denken, dass ein Hadith, eine errichtete Tradition oder eine Konvention als Teil der Religion gesehen werden könnte, wird das Prinzip des Merkmals von der Selbstgenügsamkeit des Koran notgedrungen korrumpiert.

 

Eine neue Sekte?

Ein paar hundert Jahren nach dem Tod des Propheten wagten es die Sekten unter den Umayyaden und Abbasiden, den Koran zu ergänzen. Allein die Idee, eine neue Sekte auszugestalten, wäre gelinde gesagt unangemessen. Die in der Vergangenheit erfundenen Ahadith reflektierten notgedrungen die arabische Mentalität und Bräuche. Zu versuchen eine neue Sekte auszuarbeiten wäre die Erklärung der früheren Handlung. Auf einen Kompromiss zurückzugreifen und zu versuchen einen Mittelweg zu finden, wäre gegen die offenbarte Religion. Ist es Ihre Absicht, neue Ahadith oder Sekten zu fabrizieren als Einbuße für die älteren? Neue Sekten aufzustellen ist lediglich die Wiederholung desselben Fehlers. Die einzige Sache, die zu tun ist, ist den Koran einzuhalten und ihn als die einzige Säule der Religion anzunehmen. Was der Mensch bedarf, ist nicht neue Sekten zu erfinden, sondern die Religion im Rahmen des Koranischen Kontextes zu verstehen.

Es hat sich oft gezeigt, dass in jeder neuen Ära Leute mit neuen Ideen hervorkommen und erklären, sie hätten den mittleren Weg gefunden, welcher der Weg ist. Wir tendieren dazu zu glauben, dass in den heutigen populistischen Bewegungen solche Persönlichkeiten ihren triumphalen Einzug in die Szene halten können. Die Mittelweg-Führer, die mit populistischen Anliegen zum Vorschein kommen werden, könnten folgendermaßen sprechen: „Nun, das Händeschütteln mit den Frauen zu vermeiden ist freilich absurd, doch kann mensch auf die Verwendung des Kopftuches verzichten? Es ist nicht schädlich, Satan während der Pilgerfahrt zu steinigen.“ Durch Rückgriffe auf solch und solche Äußerungen könnten sie versuchen, einen dritten Weg zu finden. Was getan werden sollte ist nicht einen dritten Weg zwischen den Sekten und dem Koran zu finden. Der Versuch des Menschen, seine Ideen neben Gottes Geboten hinzuzufügen bedeutet, Gottes Monopol über die Religion zu ignorieren.

Es ist jetzt Zeit, der Wirklichkeit ins Gesicht zu schauen, angesichts des Vergangenen, und alle Ergänzungen auszuklammern. Der Koran wartet darauf, wiedereröffnet zu werden und dass seine Inhalte zur Ausführung kommen. Die Traditionalisten, die die Implementierung eines solchen Schemas miterleben, werden notgedrungen wie Fledermäuse umher flattern, die bei der Morgendämmerung Zuflucht in der Dunkelheit suchen.

Anzunehmende Methode

Wichtig ist, sich für den Weg, der angenommen werden soll, zu entscheiden. Im Verlaufe der Jahrhunderten hat der Mensch seine Launen, Eigenarten und Erwartungen für die offenbarte Religion Gottes ersetzt und sie mit Traditionen, populistischen Tendenzen und persönlichen Meinungen vermischt. Das Offenbarte zu ergänzen ist genauso bedenklich wie gewisse Vorschriften aus dem Kontext auszulassen. Ein weiterer bedeutsamer Schritt, welcher erfordert (fast) unüberwindliche Schwierigkeiten zu lösen, ist zu versuchen, Gottes Wege in die heutige Lebensart zu übernehmen. Leute, die daran scheitern, zu verstehen, dass Gottes Weisheit alle menschlichen Konzeptionen übertrifft, mühen sich nutzlos ab, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Jemand mag sagen, dass 95% des Koran mit der heutigen Lebensart übereinstimmt. Für die restlichen 5% sollte mensch sich davor hüten, Lösungen zu erfinden. Es gibt keinen anderen Weg außer die Vorschriften des Koran zu befolgen. Der Ursprung der von den Sektierern begangenen Fehler liegt in der Zuschreibung religiöser Eigenschaften auf die Meinungen, Traditionen und Bräuchen unter den Umayyaden und Abbasiden, und zeigen dadurch ihre populistischen Tendenzen auf. Jene, die heutzutage den Mittelweg predigen, riskieren dieselben Fehler zu begehen. Wer wird in dieser Rückzusammenführung vermitteln? Die Menschen bestehen aus Fleisch und Knochen, wohingegen der Islam die Ausschließlichkeit Gottes ist, die einzige Quelle von allem. Diesem Axiom entgegenzuwirken würde Gottlosigkeit bedeuten.

Religiöse Angelegenheiten müssen von Gelehrten methodisch gelöst werden. Wenn die exklusive Autorität allein Gottes Buch bleibt, so werden die populistischen oder traditionalistischen Annäherungen nicht aufblühen. Die von Gott offenbarte Religion, ohne den Bedarf für jegliche zusätzliche Betrachtungen, wird ausschließlich Ihm überlassen sein.

6:114 (Sag:) „Soll ich denn einen andern Richter suchen als Gott, wo er es doch ist, der die Schrift, im einzelnen dargelegt, zu euch herabgesandt hat?“

Alle Ahadith sollten als unbegründet erachtet werden

Der Grundsatz, dass selbst die Ahadith nicht als eine Quelle des Islam betrachtet werden können, sollte ausreichende Hinweise liefern, dass die sektiererischen Urteile nicht als Gottes Wort genommen werden müssen. Im Stande zu sein, das wirklich Offenbarte von dem zu unterscheiden, was eine Erfindung ist, ist unmöglich geworden. Selbst wenn ein gegebener Hadith in der Tat ein authentischer sein mag, solange er nicht mit dem Koran in Widerspruch steht oder der Vernunft einleuchtet, kann er nicht die Gültigkeit einer religiösen Vorschrift haben.

6:115-116 Und das Wort deines Herrn ist in Wahrheit und Gerechtigkeit vollständig. Keiner vermag Seine Worte zu ändern, und Er ist der Allhörende, der Allwissende. Wenn du der Mehrzahl derer auf Erden gehorchst, werden sie dich wegführen von Gottes Weg. Sie gehen nur Vermutungen nach und raten nur.

Ein Muslim orthodoxer als Mohammed?

Die Sucher nach dem Mittelweg, die darauf bestehen, in der großen Arbeit mindestens eine erlesene Anzahl an Ahadith einzuschieben, sollten sich nicht selbst täuschen. Die Ergänzung von sogar nur einem Hadith würde allmählich den Weg für die Ergänzung des gesamten Corpus der je gesammelten Ahadith pflastern! Es gibt eine Kategorie von Leuten, die wenngleich auch glatt rasiert, im Prinzip einen Bart tragen müssten; die zwar Musik hören, obwohl sie jeden ungesetzlichen Ton in den Wind schlagen müssten; sie gehen sogar so weit, Radiostationen aufzubauen und Musik zu senden; die weibliche Sprecher anheuern und zusehen, dass weibliche Abgeordnete ihre Stimme im Staatsparlament erheben und Seite an Seite mit Männern sitzen, obwohl sie im Prinzip getrennt sein müssten. Sie argumentieren sogar für das Sektierertum und kämpfen gegen den im Koran präsentierten Islam. Es ist eine breite Kluft zwischen dem, was sie verfechten, und ihren Praktiken. Sie versuchen, ihre Praktiken wegzuerklären, als eine Taktik für die Verbreitung ihrer Botschaft. Wären die Umstände günstig gewesen, sagen sie, könnten wir die sektiererischen Ansichten in Bezug auf das Wachsen des Bartes, das Verbot der Musik und die Trennung von Frauen rechtfertigen. Die breite Öffentlichkeit, unkundig über die Ableitungen beruhend auf Ahadith und nicht im Stande, den Wert der von den Pseudo-Sektierern gelieferten Erklärungen abzuschätzen, erhält zwangsläufig falsche Schlussfolgerungen über den Islam.

Taliban: Repräsentative der Sunniten

Jene, die daran interessiert sind, alles über die sunnitischen Sekten zu lernen, können auf das von den Taliban angewandte System zurückkommen, und die Personen, die alles über die Schia wissen wollen, würden gut daran tun, den Weg der Schiiten im heutigen Iran zu studieren. Sie sind keine übertriebene Version der Sekten. Sekten sind Abweichungen. Jedoch sind die Taliban in Afghanistan und die Schiiten in Iran selbstkonsequent.

Die wahren Intellektuellen und Aufgeklärten müssen, so früh wie möglich, zwischen dem Koran als solches und den Interpretationen der Sektierern unterscheiden. Die von den „Nicht-Muslimen“ an diese Gruppen gerichteten Angriffe werden ihrer Festigung beitragen. Die Öffentlichkeit, die diesen Angriffen zuschaut, riskiert, diese Sekten mit der offenbarten Religion Gottes zu identifizieren. Dies ist eine große Gefahr. Das einzige Remedium ist die Differenzierung zwischen der echten offenbarten Religion und den sektiererischen Erfindungen. Sobald die sunnitischen Sekten gründlich verstanden werden, wird der wahre Wert des Islam in den Vordergrund treten.

Die erfundene Religion und die Koranische Religion – Kapitel 14: Sekten

Sobald der Koran als nicht ausreichend betrachtet und das Bedürfnis ihn mit Ahadith und Idschtihads zu ergänzen empfunden wurde, war der Aufstieg zahlreicher Sekten unvermeidlich. Die heute vier vorherrschenden sunnitischen Sekten und die schiitischen Sekten hatten die meisten Anhänger unter vielen, welche die Geschichte hervorgebracht hat.

Gemäß einem Hadith sollten die Waden des Mannes verdeckt werden, wobei sie nach einem anderen offen bleiben können; gemäß einer Erklärung eines Hadiths würde die Blutung einen Mann vorschriftsmäßig unrein machen und entsprechend einem anderen hätte das Berühren der Hand der Frau denselben Effekt. Jene, die dafür verantwortlich waren, die Religion zu korrumpieren, indem sie auf andere Quellen als den Koran zurückgriffen, versuchten sich in solchen Themen zu einigen, indem sie sich auf Sekten stützten. Auf diese Weise wurde der Koranische Islam zum Islam der Sektierer. Andererseits kam es dazu, dass der Gründer einer Sekte aufgrund eines Hadiths auf den Gedanken kam, den Körper des Mannes von der Taille bis zu den Knien zu bedecken, während ein anderer die Authentizität davon ablehnte. Der Gründer einer anderen Sekte denkt wiederum anders und beachtet solch ein Verbot nicht. Die Tatsache ist, dass ein gegebener Hadith dafür verantwortlich war, dass er verschieden interpretiert wurde; aber nicht der Koran, weil er die einzige Quelle des Islam ist.

 

Ähnlichkeit zwischen islamischen und christlichen Sekten

Sektiererische Oberhäupter (Imame) kehrten zu verschiedenen Ahadith zurück, aus denen sie versuchten, Schlüsse zu ziehen und Regeln, in ihrer Eigenschaft als Gesetzesgeber festzulegen, in Themen, die der Freiheit des Menschen überlassen wurden. Das Ergebnis war das Hervortreten einer neuen, religiösen Struktur. In Anbetracht der Vorgehensweise war diese neue Struktur nicht anders als der Katholizismus oder die Orthodoxie. Es hat Leute gegeben, die der Auffassung waren, dass diese Sektierer immer die besten Absichten gehabt hatten und dass sie schier endlose Aufopferungen im Namen der Religion vollbrachten; folglich sahen sie über den eigentlichen Stand der Dinge hinweg und ignorierten die Kritik, die gegen sie erhoben wurde. Diese sektiererischen Imame, denen die fast absolute Autorität gegeben wurde, hatten die Freiheit, Urteile zu erheben und Regeln nach ihrem eigenen Ermessen festzulegen oder aufzuheben, und erklärten folglich unzählige Dinge für erlaubt und verboten, mehr als der Koran beinhaltete. Die Namen, die den berühmten Sekten gegeben wurden, waren: Hanafi, Schafi, Maliki, Hanbali und Schii.

6:159 Mit denen, die ihre Religion aufgeteilt haben und zu Sekten zersplittert sind, hast du nichts gemein. Und dann wird Er ihnen Kunde geben über alles, was sie getan hatten.

 

 

Die Bestimmung derselben Person ist gemäß einer Sekte das Paradies und gemäß einer anderen die Hölle

Beispielsweise wird eine Person, die die Verrichtung des Kontaktgebetes verweigert, entsprechend der Hanafi Sekte gepeitscht, aber gemäß den Sekten Hanbali, Schafi und Maliki getötet. Die letzteren drei Sekten begehen ein schreckliches Verbrechen, die größte Sünde gemäß der Hanafi Sekte, während der Hanafi Sekte (von den anderen Sekten) Grausamkeit zugeschrieben wird, weil sie peitschte aber sich des Tötens des Übeltäters zurückhielt. In Übereinstimmung mit dieser Gesinnung, welche die Religion teilt, wird Gott die Muslime abhängig von ihren Sekten aussortieren und das Peitschen der Hanafi beurteilen und diese Handlung bewilligen, während Er das selbe in Bezug auf den Mord der Schafi machen wird und es mit Anerkennung kennzeichnet. Die Person, die das Verrichten des Kontaktgebets verweigert und von einem Hanafi getötet wurde, wird in die Hölle gesandt, aber wenn sie von einem Schafi getötet wurde, wird die vollbrachte Tat mit dem Ernten des Paradieslohnes enden. Ganz gleich, wie hoch die Zahl der Anhänger solcher paradoxen, religiösen Konzepten ist, wie kann ein gesunder Verstand sie seriös betrachten? Der Denkansatz, der die Imitierung dem Nachdenken vorzog und den Koran für Laien für unbegreiflich erklärte, hat das Volk in eine abgrundtiefe Ignoranz getaucht. Kann Gott die Religion exklusiv diesen Sektierern offenbart haben? Dennoch spricht Er die Menschheit an, indem Er ‚O Menschen!‘ sagt und keinen Bezug auf die Vier Imame nimmt.

Wieso verkünden die Imame nach ihrem Ermessen ihre respektiven Urteile, von denen alle zulässig obwohl unvereinbar sind, trotz den Koranversen, die es klarstellen, dass es in der Religion keinen Zwang gibt, und die keine Vorschrift für jene enthalten, die die gottesdienstlichen, von ihnen erforderten Handlungen nicht verrichten?

Es gibt Leute, die behaupten, dass die Unterschiede zwischen den Sekten unbedeutsam sind, dass sich die Hanafi Sekte für die Stadtbewohner besser eignet, wohingegen die Schafi Sekte eher den Dörflern passt! Mit solch sinnlosen Bemerkungen köderten sie die Menschen zu ausgefallenen, äffischen Verhaltensweisen. Die Sekten haben verschiedene Formen angenommen und sich von den grundlegenden Lehren des Koran entfernt und haben fast ungleiche Glaubensüberzeugungen durchgesetzt. Der sektiererische Imam interpretiert den Hadith, den er nach seinem Ermessen auswählt, gemäß seiner eigenen Lebensauffassung und macht den Koran und die Ahadith überflüssig. Abweichung von der einzigen und wahren Religion des Koran ist in ihrer Haltung nur zu offensichtlich.

3:105 Und seid nicht wie diejenigen, die sich zersplittert haben und uneins wurden, nachdem zu ihnen die klaren Zeichen kamen.

 

Trennung ist kein Seelenheil, sondern Verdammnis

Wenn jene, die Seelenheil in der Trennung suchen, ernsthaft den Koran statt die angefertigten Ahadith lesen, werden sie selbst sehen, dass die Trennung in Gruppen und die Bildung von Sekten, die sich darin unterscheiden, was erlaubt und verboten ist, nur eine Verdammnis darstellt.

Ein weiterer erfundener Hadith lautet wie folgt:

„Wenn jemand richtige und gesunde Ansichten zu erarbeiten versucht, aber einen Fehler begeht, so erarbeitet er sich einen Verdienst in den Augen Gottes; und wenn jemand sich anstrengt, richtige und gesunde Ansichten zu erarbeiten, und diese sich in seinem Urteil als wahr herausstellen, wird sein Verdienst in den Augen Gottes verdoppelt.“

Dieser erfundene Hadith ermöglichte es, die eigene Meinung in die Religion einzuschieben, und gab den Eindruck, dass jemand, der angestrengt nach richtigen und Ansichten strebte, den Segen Gottes erhielt, selbst wenn er in seinem Versuch gescheitert sein mag. Gestützt auf diesen beanspruchenden Hadith waren die sektiererischen Imame frei, ihre eigenen Ansichten und Ideen unter der Maske der Ray (Meinung), Kiyyas (Analogie), Idschtihad (Entschlusskraft) oder der Fatwa in Rechtsangelegenheiten in die Religion einzuschieben. Die Wörter, von welchen die meisten fälschlicherweise dem Propheten und seinen Gefährten zugeordnet und wie Gottes eigenes Wort wie der Koran angenommen wurde und die Tausenden an Ergänzungen – die von den sektiererischen Imamen gemacht wurden, die sich selber für autorisiert betrachteten, ihre Urteile über die vor ihnen ausgesprochenen Worte zu formulieren und sie als Religion einzuführen – machen die Geschichte des heutigen Islam aus. In anderen Worten, der Koran + der Hadith gemäß dem Ermessen des sektiererischen Imams + die Kommentare der sektiererischen Imame über den Koran + die Ableitungen der sektiererischen Imame durch Analogie und Idschtihad + die Ableitungen der sektiererischen Imame gemäß ihrer Bewertung der Gefährten des Propheten + die erteilten Fatwas zu Vorfällen, die nachher auftraten, machen den Islam aus. Dies war die erzeugte Gleichung. Der Traditionalismus, das Sektierertum und die auf Ahadith aufgebaute Religion, zu welcher die Fatwas und Idschtihads ergänzt wurden, von Imamen verkündet, die den ersten Imamen nachfolgten und deren Ansichten bereitwillig annahmen, haben das ausgemacht, was heute als Islam begriffen wird. Die kontroversen Punkte, ob das Kölnischwasser reinigt oder nicht, und wenn es auf jemanden gesprüht wurde, ob die Waschung zu erneuern sei, oder ob eine Zigarette für erlaubt oder verboten erklärt werden soll, bilden das Fundament späterer Ergänzungen, wobei jede Sekte eine unterschiedliche Ansicht vertritt.

Ein weiterer angeblicher Hadith war derjenige, der die Teilung der muslimischen Gemeinschaft in 73 Gruppen vorsah, von denen nur eine ins Paradies eingelassen wurde, während der Rest in die Hölle gehen wird. Die Person, die dies verkündete, war niemand anderes als Muawiya (Darimi, Siyer, Seite 75). Dieser Hadith erlaubte jeder Sekte, sich selbst als die zukünftigen Paradiesbewohner zu betrachten und die anderen mit der ewigen Bestrafung in der Hölle zu verdammen. Dieser so genannte Hadith ermöglichte es den Sunniten, die Schiiten als Verdammte und zukünftige Höllenbewohner zu verurteilen, und ebenso den Schiiten, die Sunniten für Verdammte und zukünftige Höllenbewohner zu befinden. Umgekehrt endeten die Nachahmer der vier ersten, sunnitisch geschmückten Sekten in der Interpretation und Rechtfertigung ihrer gegenseitigen Beschuldigungen auf eine versöhnliche Weise und entschieden, dass die Anhänger der vier Sekten fürs Paradies berechtigt sein mögen, während die Schiiten Ausgestoßene waren. In Wahrheit nimmt jede Partei, nachdem sie den Koran für nicht ausreichend verurteilten, ihren eigenen Imam als Führer und folgt den Vorschriften des Imams, als ob sie die Offenbarungen Gottes wären.

 

Der einzige Weg, sich vom Aufstieg der Sekten zu befreien

Yasar Nuri Öztürk erklärt in seinem Buch, Islam im Koran, die Schäden, die durch Sektierertum verursacht wurden: „Einer der Wege im Namen Gottes Lügen zu verbreiten war die Sekten zu Religionen umzuwandeln. Wenn jede der Sekten zu einer eigenen Religion und jeder der sektiererischen Imame ein Prophet geworden ist, der keine Kritik anerkennt, wird die Einführung des Anteils und des göttlichen Beitrags in die vorherrschende Religion für die Massen unmöglich und es ergibt sich ein Chaos unter der Maske der Religion. Trotz dem Lapsus von hundert Jahren dazwischen wagt es niemand, eine Veränderung in diese tabuisierte Interpretationen herbeizuführen. Dies ist nichts außer eine Blasphemie und Grausamkeit. Wegen dieser Grausamkeit geraten die wahren Islam-Gelehrten und ehrlichen Beamten – verantwortlich für die religiösen Praktiken – beim Versuch, den Islam in seiner echten Kleidung zu erklären, in Schwierigkeiten und werden mit Beschuldigungen konfrontiert. Das Remedium dazu wäre eine bilderstürmerische Vorgehensweise, Gott als einzige Autorität anerkennend. Dies, weil die reine Religion die Exklusivität Gottes ist (39:3). Jene, die sich in Angesicht dieser Exklusivität nicht heimisch fühlen und es wagen, Gottes Autorität anderen zu übertragen, sind Verworfene.“

 

Nackte Warnung

Yasar Nuri Öztürk, hat die von Sekten verursachte Zerstörung beschrieben im Wissen des Hindernisses im Koranischen Islam, das der Islam der Sekten erschuf, indem er in seinem Buch, Nackte Warnung (Çiplak Uyari), konkrete Beispiele gegeben hat; im Kapitel „Chaos der religiösen, Gott zugeschriebenen Anthologie“ schrieb er: „Die Unruhe ergibt sich aus der Mischung der Religion Gottes mit der Anthologie der von Menschen erstellten Religion. Gottes Religion ist die von Gott Selbst in Seinem Buch offenbarte, deutlich und detailliert, und worüber es keinen Zweifel gibt. Der Gesandte des Buches ist Mohammed. Dies ist der Koranische Islam. Die Autoren der Religionsanthologie sind Teilhaber und haben ein Sammelwerk erstellt, die Einzigartigkeit der Urquelle des Islam herausfordernd. Mehr als ein Buch, mehr als ein Führer und mehr als eine Gemeinschaft. Es ist wie eine Aktiengesellschaft. Statt der vorhandenen Einheit und Harmonie in der Religion als solches, ist nur Chaos und Uneinigkeit in dieser Anthologie vorhanden. All die resultierende Planlosigkeit stammt von der Pluralität seiner Autoren und vom Mangel der Einheit. Es ist ein absoluter Mangel an Autorität in der Anthologie vorhanden. ‚Gemäß der Meinung von…‘ war die einführende Phrase in vielen Beispielen gewesen. Da Gottes Wille umgangen wurde, war die Folge daraus ein Aufstand, in dem Sekten, Fraktionen, Gruppen, Parteien, religiöse Orden, etc. ihren Teil dazu beizutragen hatten. Darin werden zwei Personen der selben Konfession, die mit der selben Absicht handeln, ihren respektiven Gruppen entsprechend verschieden beurteilt; einer wird verdammt, der andere wird für die vollbrachte Tat unschuldig befunden.“

 

Die Misere eines Hanafi mit Karies

Es scheint so zu sein, dass die Massen die Anhänger einer gegebenen Sekte sind, ohne sich über den wahren Aspekt der Sekte bewusst zu sein, und sich durch Bücher über ‚Islamischen Katechismus‘ anleiten lassen. Beispielsweise beansprucht die große Mehrheit der türkischen Bevölkerung, der Hanafi Sekte anzugehören. Jedoch, da sie das Verbot ihrer Sekte Zähne zu füllen oder zu überkronen nicht kennen, lassen sie ihre Zähne füllen und überkronen. Unter diesen Umständen wird ihre Waschung und folglich ihr Kontaktgebet null und nichtig, gemäß der Haltung ihrer Hanafi Sekte. Klischees und Bedrohungen haben das Sektierertum als eine Art Chauvinismus und Rassismus wiedergegeben. Nicht der sunnitischen Sekte anzugehören wurde fast mit dem Heidentum gleichgestellt. Dasselbe gilt auch für die Schiiten und Alewiten. Ihre Herangehensweise zu den Sunniten ist ähnlich. Die einzige Alternative, die von den Massen vermieden wird, die in diesem Thema aufgeklärt werden sollten, ist die Widerlegung aller Sekten und der Rückkehr zur einzigen Quelle des Islam: der Koran!

Die Sektengründer interpretierten den Koran und die Ahadith gemäß ihren Eigenarten, nahmen eine Auswahl der Koranischen Verse und der übermittelten Ahadith – eigentümlich für ihre Charaktere – vor, legten Regeln unter dem Vorwand der Ra’y (Meinung) und Idschtihad (Entschlusskraft) in Bereichen, die dem Ermessen des Individuums überlassen worden war, fest und endeten dabei, Überlegenheit über den Koran und die Ahadith zu bilden. Die Ausübung dieser Macht erhielt nicht nur von jenen bittere Kritik, die den Koran für selbstgenügsam erachteten, sondern auch von den Hadith-Imamen, die nach den sektiererischen Imamen kamen, die wir kritisieren. Einer der Angelegenheiten von höherer Bedeutung, die sie bestreiten, war die Oberhand der persönlichen Meinungen und Ansichten der sektiererischen Imame. Einige der Hadith-Übermittler erhoben Kritik gegen sektiererische Imame, denen sie die Erfindung von Ahadith vorwarfen, die ihren eigenen Meinungen am ehesten passten. Die Kritik Bukharys (der renommierteste unter den Autoren der Hadith-Bücher), Hanafi – der Gründer der größten Sekte – der Unzuverlässigkeit zu beschuldigen, ist ein Beispiel der Herabsetzung der Sektierer von den Autoren der Hadith-Bücher. Die Folge war der heutige Islam, weit vom Koranischen Islam entfernt und nicht einmal der Islam, der auf eine endlose Anzahl an erfundenen Ahadith gegründet ist. Der heute ausgeübte Islam ist das eingeführte System der sektiererischen Imame. Während der Zeit, als sie ihre Sekten einführten, gab es weder einen Bukhary noch einen Muslim und noch wurden die Ahadith gemäß der Wahrscheinlichkeit ihrer Authentizität aussortiert. In anderen Worden wurden die Sekten zu einer Zeit gebildet, als es noch keine Spur von der Kutub-u Sitte (die sechs renommierten Hadith-Bücher) gab. Dadurch versuchen wir die Tatsache zu betonen, dass der Prozentanteil der erfundenen Ahadith weit höher als eine ganze Menge Hadith-Bücher war. Es ist traurig zu beobachten, dass die große Mehrheit der Menschen glaubt, dass ihre Sekte dem Islam gleichwertig ist, und sie der Tatsache unbewusst sind, dass sie in vieler Hinsicht von den Koranischen Verfügungen abweicht. Der Koran legte in gewissen Bereichen eindeutige Regeln fest, während andere der Freiheit des Individuums überlassen wurde, damit sich die Religion der gefragten Zeit und dem Milieu anpassen kann. Andererseits haben es die Sekten, im Glauben, dass es von Gott hinterlassene Lücken in Seiner Offenbarung gab, gewagt, einzugreifen und versuchten, die so genannten Lücken aufzufüllen, die Religion mit manchen Situationen und sogar mit menschlichen Bedingungen in Widerspruch führend.

 

Die Stellung der Frauen bei den Khariddschis

Idschma (Konsensus) wird ebenso als eine Quelle außerhalb des Koran genannt. Die Sunniten definieren Idschma als den Konsens aller Gelehrten über eine gegebene Angelegenheit. Doch was wir sogleich untersuchen werden, steht in Widerspruch mit den Argumenten. Obwohl Idschma als eine Tatsache der sunnitischen Sekten angenommen werden mag, gibt es kaum eine Angelegenheit in der Islamischen Geschichte, die außerhalb des Koranischen Bereiches liegt, bei der kein Konsens erreicht wurde. Beispielsweise ist ein Konsens aller sunnitischen Sekten über folgende Angelegenheiten vorhanden: das Verbot der Verrichtung des Kontaktgebetes für menstruierende Frauen, die Tatsache, dass die Anzahl an Kontaktgebeten im Verlauf des Tages fünf sein sollten, die Versperrung der Wege zum Staatsoberhaupt für Frauen, die zu Tode Steinigung der verheirateten Ehebrüchige. Aber diese Ansicht gehört exklusiv den Sunniten an, denn gemäß der Khariddschiten darf eine menstruierende Frau ihre Kontaktgebete verrichten, kann eine Frau zum Staatsoberhaupt werden, kann die Anzahl der Gebete weniger als fünf sein, soll der/die Ehebrüchige nicht zu Tode gesteinigt werden. Diese Auffassungen wurden bereits ganz am Anfang der Gründung der Sekte formuliert. Dies zeigt erneut, dass der Koran, der keine Vorschriften über solche Angelegenheiten enthält, als die einzig zuverlässige Quelle angenommen werden sollte. Sobald jemand nicht mehr damit zufrieden war, was der Koran ausdrücklich festlegte, war der Anstieg einer Vielzahl an Sekten unvermeidlich. Obwohl sie unter dem Stichwort der Sunna versuchen, die Einheit der Sekten zu zeigen, werden die LeserInnen in Kürze für sich selbst sehen, dass die Situation nicht so ist, wie sie behauptet wird, und dass sich das Erlaubte und das Verbotene gemäß den meisten von ihnen unterscheiden.

 

Sektiererischer Imam, der Gott in seinem Traum sah!

Jene, deren Absicht die Menschen irrezuführen gewesen war, haben Ahadith erfunden, die ihre sektiererischen Imame gepriesen haben, während ihre Opponenten, die Imame anderer Sekten, abgewertet wurden. Um die Verbindung zwischen den Anhängern der sektiererischen Imame zu fundieren werden Geschichten über die Gelehrsamkeit und Widmung der Sektengründer erzählt. Die unglaublichste Lügenmärchen-Geschichte, die wir gehört haben, war die über Abu Hanifa, wie er in seinen Träumen Gott mehr als hundert Mal gesehen hat. Um die Leute zu ihren Glaubensüberzeugungen anschließen zu lassen, griffen sie auf solche Übertreibungen zurück. Es ist schwer zu sagen, ob die Autoren solch erfundener Geschichten oder ihre Schüler oder Anhänger die Gründer selbst waren.

Wir sind der Meinung, dass jene, die sich heute als Hanafis ausgeben, weit davon entfernt sind, mit Abu Hanifa in Verbindung gebracht zu werden. Abu Hanifa hatte den Kosenamen Ahl-i Ray (autorisiert, Rechtsgutachten zu verkünden). Dies war die Folge seiner Festlegung von Regeln, die nicht im Koran vorhanden waren. Alle Hadith-Gelehrten, besonders Schafi und später Bukhary, nahmen Anstoß auf diese Einstellung, welche die Ahadith missachtete. Und doch wird heute die Hanafi Sekte gänzlich auf Ahadith aufgebaut. Sie versuchen jede Ansicht der Hanafi Sekte auf einem Hadith zu begründen. Nichtsdestotrotz war der Grund für die Ermordung Abu Hanifas nach den historischen Aufzeichnungen seine Kennzeichnung als „Gesetzesgeber“. Die Hanafi Sekte wurde zu uns unter der Souveränität der Machthaber übermittelt, die Abu Hanifa ums Leben brachten. In Wirklichkeit wurde Abu Yusuf – anerkannt als die Persönlichkeit Nummer 2, die Abu Hanifa nachfolgen sollte (die Person, die es wagte, jemanden zu töten, der Fruchtsaftgetränke nicht mochte, weil dies gegen die Sunna ging) – zur Autorität, die Fatwas über die Gruppe erhob, die Abu Hanifa getötet hatte. Das Predigen der Ansichten seines Meisters unter der Herrschaft der Machthaber – Mörder des Meisters – das ihn zu seiner eigentlichen Dienststelle erhob, war gewiss mit ideologischen Vorurteilen und Sektierertum verdorben. Einer der Gründe ist die Erfindung der Ahadith von Sektierern mit der Absicht, ihre eigenen Ansichten zu legitimieren. Die meisten der Hadith-Bücher wurden nach der Einführung der Sekten geschrieben. Was auch immer Abu Hanifas Ansichten gewesen sein mögen, die Sekte namens Hanafi, die wir kommentiert haben, ist diejenige, die zur Zeit angewandt wird.

 

Schafi legte die Fundamente der Pseudo-Religion fest

Eine sorgfältige Überprüfung würde zeigen, dass die Fundamente der sunnitischen Ideen und die auf Ahadith gegründete Religion von Imam Schafi festgelegt wurden, dem Gründer Schafi Sekte. Nach Schafi, außer für bestimmte Fälle, über die es ausdrückliche Verfügungen im Koran gibt, musste eine Verordnung des kanonischen Gesetzes auf einen oder mehreren Ahadith gegründet werden (What is Islam? (Was ist Islam?), Montgomery Watt). Dieselbe Meinung wird auch von Ilhami Güler auf folgende Weise geäußert:

„Es darf nicht vergessen werden, dass der Kern der in der Kutub-i Sitte formulierten Islamischen Denkartgeschichte und besonders Bukharys Werk, welches einen erkenntnistheoretischen Wert fast gleich zum Koran erhielt, größtenteils aus der Reduktion Schafis der Sunna zu ‚gayri metluv vahiy‘ besteht. In der Hadith-Kultur, welche bis Schafi verschieden interpretiert und darauf zurückgegriffen wurde, wurde nun der verbale Intellekt in geschriebener Form formuliert und nahm eine dogmatische Eigenschaft an und ebenso eine Wichtigkeit, die fast dem Koran gleichkam“ (Erstes Koran-Symposium, Seite 310; Arkun Tarihiyyatu’l-Fikril’l-Arabi Seite 7879).

Osman Tastan beschrieb die Art und Weise, mit denen die Fundamente der heutigen sunnitischen Konzeption von Imam Schafi festgelegt wurden:

„Schafis Auftauchen veränderte die Situation. Schafi trennte die Sunna des Propheten von der Sunna der Gemeinschaft und erhob die letztere juristisch gesehen auf ein Niveau, gleich dem Koran. Die Idee war, der Prophetenschaft des Propheten Mohammed den größten Respekt zu zollen, und ihr beizutragen. Genau genommen legte dies eine unüberbrückbare Lücke zwischen den Propheten und der Gemeinschaft. Auf diese Weise wurde die Sunna mit der Offenbarung in einem Schmelztiegel gemischt. Die letzte Sache zu tun wäre die Aussprüche des Propheten mit denen der Gefährten zu vermischen. Diese theoretische Vorgehensweisen haben die Bereiche der Offenbarung geweitet, die zuerst die Sunna und dann die Aussprüche der Gefährten umfassen sollte. Dies bedeutete mit der Göttlichen Offenbarung menschliche Worte abzudecken“ (Erstes Koran-Symposium, Seite 317-321).

Wir wollten im vorliegenden Buch nicht einen weitreichenden Platz mit der Geschichte der Sekten belegen. Alle, die die Geschichte der Sekten untersuchen, mögen für sich selbst die Angriffe auf die Hanafi Sekte von Schafi und die Tatsache sehen, dass die Sekten Maliki, Hanbali und Schafi keine Zweige einer einzelnen, Sunnismus genannten Sekte sind, sondern eine Sekte jede für sich. Die Tabelle, welche wir sogleich anführen werden, wird die weiten Unterschiede zwischen ihnen klarstellen. Diese Sekten, die sich ursprünglich voneinander trennten, wurden unter einem Stichwort durch den Beitrag von Imam Ghazzali – Rektor der Nizamiya Madrasa – unter dem Einfluss politischer Autorität zusammengefasst. Die Offenbarung war die eine im Koran enthaltene, bevor sie in widersprüchliche Sekten aufgeteilt wurde. Das Ziel war irrelevante Quellen zu beschaffen und die Göttliche Autorität zu versuchen herauszufordern.

3:103 Haltet euch allesamt an Gottes Band fest, zersplittert euch nicht, und gedenkt der Gnade, die Gott euch erwiesen hat!

 

Folgt ihr immer noch den Fußstapfen eurer Vorfahren?

Wir werden in der unteren Tabelle die Zwiespältigkeiten zwischen den Sekten und den Weg, der den Islam Gottes anders erfasste, untersuchen. Wir haben hier innere Unterschiede unter den Sekten selber ausgelassen. Nur um Ihnen ein Beispiel zu nennen: es ist anerkannt, dass es eine breite Divergenz zwischen den Meinungen Abu Hanifas und den Ideen seiner Folgern gab; Abu Yusuf, Muhammad… In unserer Tabelle beschränken wir uns auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sekten. Jene, die an das glauben, was von ihren Vorfahren übermittelt worden ist, aber den Kern ihrer Glaubensüberzeugung kennen wollen, sollten nach der Untersuchung der unten angegebenen Tabelle zu einem Entscheid gelangen, bevor sie sich von all dem losreißen und der einzigen Offenbarung im Koran zurückkehren.

100 Beispiele, welche die Unterschiede der Sekten darstellen

Themen

Hanafi

Maliki

Schafi

Hanbali

1

Haut eines toten Tieres

verboten

erlaubt

verboten

erlaubt

2

Fleisch des Tiers, das sich mit Dreck ernährt

erlaubt

verboten

3

Verzehr von Aal

erlaubt

verboten

4

rote Bekleidung für Männer

entsetzlich

erlaubt

verboten

entsetzlich

5

gelbe Bekleidung für Männer

verboten

erlaubt

verboten

verboten

6

Schlagzeug, Ud, etc. zu spielen

entsetzlich

erlaubt

erlaubt

verboten

7

Verzehr von Krähenfleisch

verboten

erlaubt

verboten

verboten

8

Pferdefleisch

verboten

erlaubt

9

Muscheln

verboten

erlaubt

10

Austern

verboten

erlaubt

11

Hummer

verboten

erlaubt

12

Schwalben

erlaubt

erlaubt

verboten

verboten

13

Adler

verboten

erlaubt

verboten

verboten

14

Fledermäuse

verboten

entsetzlich

verboten

verboten

15

Waschung vor der Umkreisung in der Pilgerfahrt

Pflicht (wadschip)

verbindende Pflicht (fardh)

verbindende Pflicht

verbindende Pflicht

16

Fatiha rezitieren während den ersten zwei Rakat

Pflicht

verbindende Pflicht

verbindende Pflicht

verbindende Pflicht

17

Tasbih im Knien und Niederwerfen

Sunna

Sunna

Pflicht

18

Während den ersten zwei Rakat Suren nach der Fatiha rezitieren

Pflicht

zulässig

Sunna

Sunna

19

Die Basmalah vor Fatiha aufsagen

Sunna

entsetzlich

verbindende Pflicht

20

Abstand zw. den Füssen während dem Beten beim Stehen

3 Zoll

16 Zoll

8 Zoll

16 Zoll

21

Witr Gebet

Pflicht

Sunna

Sunna

Sunna

22

Mann, der einen Jungen berührt, wird unrein

Nein

Ja

Nein

Nein

23

Wird mensch unrein, wenn ein Gruss erhalten wird?

Ja

Nein

24

Zulässiger Abstand zum Betenden

40 Klafter

1 Klafter

3 Klafter

3 Klafter

25

Andere Wörter als die Gebetswörter zu äußern annulliert das Gebet

Ja

Nein

Nein

Ja

26

Beim Gebet ein falsches Wort zu verwenden annulliert das Gebet

Ja

Nein

Nein

Nein

27

Das Seufzen annulliert das Gebet

Ja

Nein

Ja

Ja

28

Ist der Urin von Tieren, deren Fleisch essbar ist, rein?

Ja

Nein

Ja

Nein

29

Ist der Sperma von essbaren Tieren rein?

Ja

Ja

Nein

Nein

30

Anzahl von verbindenden Pflichten bei der Waschung

4

7

6

7

31

Gibt es eine obligatorische Reihenfolge von Handlungen während der Waschung

Nein

Nein

Ja

Ja

32

Müssen die Abschnitte der Waschung sukzessiv erfolgen?

Nein

Ja

Nein

Ja

33

Anzahl Sunnas der Waschung

17

8

30

20

34

Ist die Verwendung der Miswak Sunna?

Ja

Nein

Ja

Ja

35

Ist es Sunna, die Hand, das Gesicht und die Arme dreimal zu waschen?

Ja

Nein

Ja

Ja

36

Ist es Sunna, über den Kopf dreimal mit Wasser zu streichen?

Nein

Nein

Ja

Nein

37

Ist es Sunna, die Ohren innen und außen zu frottieren?

Ja

Ja

Ja

Nein

38

Wie viele Mal müssen die Ohren während der Waschung frottiert werden?

1

1

3

1

39

Die Anzahl an Dinge, welche die Waschung annullieren

12

3

5

8

40

Annulliert das Berühren des Geschlechtsorgans die Waschung?

Nein

Ja

Ja

Ja

41

Annulliert ein Lacher die Waschung während des Gebets (salat)?

Ja

Nein

Nein

Nein

42

Annulliert das Essen von Kamelfleisch und das Waschen einer Leiche die Waschung?

Nein

Nein

Nein

Ja

43

Wird die Waschung durch Unsicherheit annulliert?

Nein

Nein

Nein

Ja

44

Annulliert das Bluten die Waschung?

Ja

Nein

Nein

Nein

45

Ist die Äußerung der Absicht vor der Waschung nötig?

Ja

Nein

Nein

Nein

46

Anzahl an Gründe für die totale Waschung (ghusl)

7

4

5

6

47

Anzahl an verbindenden Pflichten in Bezug auf die totale Waschung

11

5

3

48

Eine Person, die aufgrund Gleichgültigkeit oder Faulheit das Gebet nicht verrichtet

wird eingesperrt und geschlagen, bis sie blutet, und getötet

wenn sie keine Reue zeigt, wird sie getötet

wenn sie keine Reue innerhalb 3 Tage zeigt, wird sie getötet

wenn sie keine Reue innerhalb 3 Tage zeigt, wird sie getötet

49

Ist der Gebetsruf (Adhan) gültig, wenn die Wörter nicht aufeinanderfolgen?

Ja

Ja

Nein

Nein

50

Kann eine Person, die der arabischen Sprache nicht mächtig ist, den Gebetsruf in der eigenen Sprache abhalten?

Nein

Nein

Ja

Nein

51

Muss die Absicht beim Gebetsruf geäußert werden?

Nein

Ja

Nein

Ja

52

Ist das Grüssen während des Gebetsrufs zulässig?

Nein

Nein

Nein

Ja

53

Ist ein Gebet ohne die Rezitierung der Fatiha gültig?

Ja

Nein

Nein

Nein

54

Ist der Gruß eine verbindende Pflicht zu jedem Ende des Gebets?

Nein

in eine Richtung

in eine Richtung

in beide Richtungen

55

Bereiche eines Mannes, die verdeckt werden sollen?

von der Nabel bis zum Knie

Vor- und Hinterorgane

von der Nabel bis zum Knie

von der Nabel bis zum Knie

56

Wie viel Anteil muss von der Leiche vorhanden sein, damit die Waschung zu einer verbindenden Pflicht wird?

2/3

1/2

eine Portion

eine Portion

57

Ist es erforderlich, ins Maul und in die Nase der Leiche Wasser einzuführen?

Nein

Ja

Ja

Nein

58

Sollte eine Person, die während der Pilgerfahrt gestorben ist, parfümiert und ihr Gesicht verdeckt werden?

Ja

Ja

Nein

Nein

59

Wer sollte das Beerdigungsgebet führen?

Sultan, Staatsoberhaupt

Die Person, die der Verstorbene beauftragt hat

Vormund

Die Person, die der Verstorbene beauftragt hat

60

Spezielles Verbot für die Verrichtungszeit des Kontaktgebetes zu Ehren des Verstorbenen?

5

3

zu jeder Zeit

3

61

Kann eine Leiche an einem anderen Ort vergraben werden, als dem Todesort?

Ja

Ja

Nein

Nein

62

Sollte die Absicht zu fasten mündlich geäußert werden?

Ja

Ja

Nein

Ja

63

Sollte eine Person im Ramadan jeden Tag ihre Absicht erneuern?

Ja

Nein

Ja

Ja

64

Wird das Fasten durch Blutung annulliert?

Nein

Nein

Nein

Ja

65

Welches Hab und Gut sollte schuldfrei sein, damit die Almosen zu einer verbindenden Pflicht werden?

Alles außer Körner

Gold und Silber

keine Vorschrift

Alles

66

Ist es für Männer und Frauen eine verbindende Pflicht, von ihrem Schmuck Almosen zu geben?

Ja

Nein

Nein

Nein

67

Sollten die Almosen bar ausgezahlt werden?

Ja

Ja

Ja

Nein

68

Almosenanteil an Metallen

1/5

1/5

1/40

1/40

69

Anzahl an Bedingungen bei Handelsware als Zakat

4

5

6

2

70

Ist es eine verbindende Pflicht, Almosen von Sachen zu geben, die aus der Erde kamen?

Ja

Nein

Nein

Nein

71

Ist es eine verbindende Pflicht, Almosen von Herstellungen aus Honig zu geben?

Ja

Nein

Nein

Ja

72

Sollte vom Land, das frommen Gründen gewidmet ist, Almosen gegeben werden?

Ja

Ja

Nein

Nein

73

Sollte vom Land, das gemietet oder das ein Darlehen ist, Almosen gegeben werden?

Nein

Ja

Ja

Ja

74

Ist es nötig, Almosen von Oliven zu geben?

Ja

Ja

Nein

Ja

75

Sollte von Tieren, die mit Futter ernährt werden oder auf dem Feld arbeiten, Almosen gegeben werden?

Nein

Ja

Nein

Nein

76

Alter von Schaf und Ziege, bei dem sie Almosenpflichtig werden

Schaf 1; Ziege 1

Schaf 1; Ziege 1

Schaf 1; Ziege 2

Schaf 1/2; Ziege 2

77

Kann eine Frau ohne die Anwesenheit des Mannes pilgern?

Nein

Ja

Ja

Nein

78

Kann eine behinderte Person, die nicht pilgern kann, jemand anderen für sich selbst schicken?

Ja

Nein

Ja

Ja

79

Anzahl an Bedingungen für die Pilgerfahrt

2

4

5

4

80

Ist es zulässig, dass der an den Teufel geschleuderte Stein während der Pilgerfahrt nicht in die Dschamra fällt?

Ja

Nein

Nein

Nein

81

Ist es zulässig, einem Nichtmuslim, der arm ist, Essen zu geben?

Ja

Nein

Nein

Nein

82

Ist es verboten, auf Seide zu sitzen, dagegen anzulehnen oder sie als Wandteppich zu benutzen?

Nein

Ja

Ja

Ja

83

Ist es für einen Jungen erlaubt, Seide zu tragen?

Nein

Nein

Ja

Ja

84

Ist es zulässig, einen Becher verziert mit Silber zu verwenden, um die Waschung zu vollziehen oder zu trinken?

Ja

Nein

Nein

Nein

85

Ist das Abschneiden des Bartes verboten?

Ja

Ja

Nein

Ja

86

Ist Backgammon verboten?

Nein

Ja

Ja

Ja

87

Ist Schach verboten?

Ja

Ja

Nein

Ja

88

Sollten die Schulden eines Verstorbenen ausgezahlt werden?

Nein

Ja

Ja

Nein

89

Wie viel Anteil an gefundenen Dingen in der eigenen Parzelle gehört dem Staat?

1/5

0

0

0

90

Ist der Landwirt, der in ein Gelände eindringt und etwas aussät, der Besitzer der Ernte?

Ja

Ja

Ja

Nein

91

Zeit, in der ein Vertrag verändert oder terminiert werden kann

3 Tage

So viele wie nötig

3 Tage

Wird nach Absprache geregelt

92

sexuell vergewaltigtes Tier

soll getötet werden, Fleisch nicht verzehrbar

wird nicht getötet, Fleisch verzehrbar

wird nicht getötet, Fleisch verzehrbar

sollte getötet werden

93

Anzahl Prügel, die eine Person erhält, wenn sie Rauschmittel zu sich nimmt (Alkohol etc.)

80

80

40

80

94

Wird eine Person, die nach Wein stinkt oder Wein erbricht, bestraft?

Nein

Ja

Nein

Nein

95

Kann das Erbe eines getöteten Apostaten den Erben übergeben werden?

Ja

Nein

Nein

Nein

96

Sollte eine weibliche Abtrünnige getötet werden?

Nein

Ja

Ja

Ja

97

Sollten folgende Handlungen als vorsätzlicher Mord behandelt werden: sterben lassen durch verlassen, einsperren und verhungern lassen?

Nein

Ja

Ja

Ja

98

Kann eine Frau Richterin sein?

Ja

Nein

Nein

Nein

99

Ist ein Hund ein reines Tier?

Nein

Nein

Ja

Ja

100

Sollte ein Muezzin für seine Arbeit bezahlt werden?

Nein

Ja

Ja

Nein

 

Die erfundene Religion und die Koranische Religion – Kapitel 5: Gründe für die Hinzufügungen zur etablierten Religion & für die Erfindung der Ahadith

In den ersten drei Kapiteln klärten wir die Frage der Selbstgenügsamkeit des Korans und im vierten erbrachten wir klare Beweise durch den Hinweis auf die Sammlungsmethode, um zu zeigen, dass die sanktionierten und in der Heiligkeit verkleideten Ahadith nicht eine Quelle des Islam bilden könnten. Trotz der Annahme, die Gefährten des Propheten seien fehlerlos, bewies die wortwörtliche Repräsentation der Hadith-Sammlung Unzuverlässigkeit, ungeachtet dessen, wie ehrwürdig die Absicht auch gewesen sein mag. Im vorliegenden Kapitel werden wir uns damit nicht länger aufhalten. Gegenstand unserer Untersuchung werden die vorsätzlichen Einschübe sein. Dies wird es uns ermöglichen, eine Einsicht in die Gründe der Erfindungen zu haben, die wir in Kapitel 6 bis 9 mit Beispielen angeben werden.

 

1) Erfindungen mit der Absicht, die Religion zu verzerren

Die Heiden haben unzählige Ahadith erfunden, um den Islam zu pervertieren und die Religion zu verzerren. Später verwendeten sie und eine Unzahl an Ungläubigen, die ihnen nachfolgten, diese Ahadith um die Fundamente des Islam zu untergraben. Ihren mangelhaften Glauben, ihr Hass und ihren Groll in ihren Herzen verdeckend drangen sie in die Mitte der Leute ein, verkleidet in der Tracht der wahren Gläubigen, und versuchten unter den Gläubigen Meinungsverschiedenheiten zu säen und Zweifel in ihren Köpfen hervorzurufen. Mit diesem Ziel erfanden sie eine unendliche Anzahl an Ahadith, deren Autorschaft sie dem Propheten zuschrieben. Es gibt Verse im Koran, die von den Heuchlern sprechen, die bereits zu Lebzeiten des Propheten unter den Leuten eingedrungen waren.

Der berühmt-berüchtigte Atheist Abdulkerim b. Abil Avca hatte folgende Aussage gemacht, bevor er unter Kalif Mahdi geköpft wurde: „Du tötest mich; doch habe ich 4000 Ahadith erfunden, die deine Religion verfälscht und die das gesetzlich Erlaubte in das, was von der Religion verboten wurde, und das Verbotene ins Erlaubte gewandelt haben.“ Bedenkend, dass über 6000 Verse im Koran existieren, kann die Erfindung von 4000 Ahadith von einem einzelnen Mann Ihnen eine Vorstellung dessen geben, welchen Schaden die so genannten Ahadith angerichtet haben können. Es wird berichtet (vgl. Ibni Hadschar, Lisan’ul Mizan), dass die Anzahl an erfundenen Ahadith von Ahmad bin Al Juvaybari durch Muhammad bin Ukesha und Muhammad bin Tamim überschritten wurde: 10’000. Zahabi sagt aus, dass Ahmad bin Abdullah Tausende von Ahadith erfunden hatte, die angeblich auf Hörensagen basierten, und seine Erfindungen den Hadith-Imamen zuschrieb. Er erwähnt, dass er von Dinar Abu Mikyas, der behauptete der Diener Ahmad bin Abdullahs zu sein, eine ganze erfundene Seite gehört hatte, die angeblich von Anas bin Malik stamme (Zahabi, Mizan). Die Hadith-Bücher sind voll von willkürlichen Erfindungen, die gemacht wurden um die Religion zu verfälschen. Dies ist eine fundierte Tatsache. Doch wer kann nun hervortreten und sagen, dass dieser Hadith authentisch ist, während jener unecht ist? Wer kann behaupten, dass die teuflischen Komplotte der Heuchler, die bereits zu Lebzeiten des Propheten umherschwärmten, nicht das verwässert haben, was wir heute als Ahadith haben?

2) Erfindungen von Andersdenkenden

Keine vierzig Jahre vergingen, bevor der Zusammenprall zwischen Ali, der Schwiegersohn des Propheten, und Muawiya begann. Von diesem Moment an trat die Islamische Welt in eine Phase der Spaltungen und der politischen Aufruhre ein. Politisch aufgelöste Gesellschaften, die gegenseitige Exkommunikation und Feindseligkeit für lobenswerte Handlungen hielten, erfanden Ahadith um ihre respektiven Vorhaben zu unterstützen und beschlossen, dass der Glaube an ihren eigenen politischen Idealen Gottes Anordnung war. Sie lobten sich bis in die Himmel, während sie die Führer der Opposition herabsetzten. Wir lesen in Halili, dass einige 300’000 Ahadith von den Schiiten in Zusammenhang mit Ali, dem Schwiegersohn des Propheten, erfunden wurde, und das die Art von Ali’s Aussprüchen verzerrt worden war (Halili, Al Irshad). Diese Anzahl repräsentiert die 50-fache Anzahl der Koranverse. Jemand, der aus dem Schiitentum ausbrach, hatte erklärt: „Möge Gott sie bestrafen, sie haben unzählige Ahadith erfunden“ (Muslim, Sahihi Muslim). Die sunnitische Ansicht, die Abu Bakr vor Ali vorzog, bewertete dies als ein Erfordernis für ihre Religionsschule; ihre jahrelangen Kontroversen außerhalb der Abgrenzungen des Korans sind ein gutes Beispiel. Als der Islam politisiert wurde, missbrauchten die Machthaber die Religion, um sie gemäß ihren Interessen der öffentlichen Meinung nach zu gestalten. Auf diese Weise manipulierten sie die Menschen mit einer gestalteten Ansicht, um sie für ihre eigenen Ziele anzupassen, indem sie religiöse Praktiken hinzufügten oder ausließen.

3) Erfindungen von jenen, die dachten, die Offenbarung benötige Ergänzungen

Unzählige berühmte Persönlichkeiten, die als wohlerzogene Muslime bekannt waren (!), werden von Yahya bin Said beschrieben: „Keine größeren Lügen wurden im Bereich der Ahadith erzählt als diejenigen, die von den Anhängern verkündet wurden.“ Der Autor von einem der zwei großen Hadith-Bücher, die als die zuverlässigsten gelten, Muslim, behauptet und beteuert diese Tatsache. Muslim überlieferte das Folgende von dem, was er von Abu Zannat hörte: „Ich stieß auf einige hundert Menschen in Medina, die ohne Ausnahme zuverlässig waren, aber deren überlieferte Ahadith nicht glaubhaft waren“ (Muslim, Sahihi Muslim). Die Tatsache, dass eine ganze Menge frommer Leute Ahadith erfanden und sie dem Propheten zugeschrieben hatten und dass dies in den Augen der Überlieferer der Ahadith selbst eine anerkannte Tatsache war, ist leicht zu sehen. Diese Leute, die ihre Meinungen für würdig hielten, sie zum Corpus der Überlieferer hinzuzufügen, glaubten, dass sie eine rühmliche Tat begangen hätten; beispielsweise durch die Erfindung von etwas, dass im Koran nicht enthalten war: die Trennung von Mann und Frau. Sie mögen gedacht haben, dass durch die Trennung der Männer- und Frauenbereiche die Ehebrüche und Verdorbenheit verhindert werden würden. Sie hätten sich ihre Denkmützen aufsetzen und denken sollen, dass, wenn Gott dies so gewollt hätte, Er es in Seinem Buch miteinbezogen hätte. Zu erwarten, dass etwas einzuschieben die eingeführte Religion fördere, ist eine primitive Begründungsmethode und die fürchterlichen Konsequenzen davon sind wohl bekannt.

4) Erfindungen, um die Religion attraktiv zu gestalten

Dieses Element hat einige Ähnlichkeiten zum vorhergehenden. Die Gattung von Menschen unter diesem Titel sind überzeugt, dass sie zur Förderung der Religion beitragen. Als ob Gott ihre Hilfe nötig hätte, um die Religion und Rituale in den Augen der Öffentlichkeit angenehm zu gestalten. Dieses populistische Ansehen verursachte, dass die offenbarte Religion durch erfundene Ahadith und Interpretationen verfälscht wurde. Unter diesen Religionsförderern war ebenso auch ein Mann namens Abu Ismet Nuh, der einen Hadith erfand, um jede Sure des Korans zu preisen und zu verherrlichen. Es gibt erfundene Ahadith, in der Absicht die Leistungen des Propheten zu preisen. Diese Menschen argumentierten wie folgt: „Wir erzählten keine Lüge im Namen des Propheten; wir taten es nur, um seine Botschaft zu konsolidieren“ (Ibn Hadschar, Fethul Bari). Was sie taten war ihrer Meinung nach nicht betrügerisch; sie betrachteten ihre Taten sogar als ehrwürdig und fromm.

Die frommen Fanatiker haben eine der gefährlichsten, religiösen Klassen gebildet. In Wirklichkeit waren sie als zuverlässig anerkannte Menschen, die von der Öffentlichkeit befürwortet und deren Verhalten und Taten von ihnen nachgeahmt wurden. Eine Überlieferung, die durch sie übermittelt wurde, wurde ohne irgendwelche Einwände akzeptiert. Auf diese Weise wurde die reine Religion beschmutzt; das neu geformte Glaubensbekenntnis ersetzte den ursprünglichen Islam.

5) Erfinder, die versuchten, ihre Sekten und Ideen zu legitimieren

Von der ursprünglichen Form des Islam entfernt, nahmen die Menschen das menschliche Wort quasi als das Wort Gottes an; Dies gab Anlass zu breiten Divergenzen in Islamischen Konzepten. Konfliktreiche Schlussfolgerungen und Meinungsverschiedenheiten führten zur Bildung von Madhabs oder Sekten. Von der wahren Religionsquelle, dem Koran, entfremdet wurden die Menschen zu Parteigängern. Im Versuch, ihre Argumente und Beeinflussung der Öffentlichkeit zu rechtfertigen, fühlten sie das Bedürfnis, sich auf die erfundenen Ahadith zu stützen, um ihre respektiven Sekten zu preisen, während andere verunglimpft wurden. Um Ihnen ein Beispiel zu geben, zitieren wir den folgenden Hadith, der von den Anhängern der Hanafi-Sekte erfunden wurde: „Unter meiner Gemeinschaft wird sich ein Imam namens Schafi erheben. Er ist ein Freund und seine Beeinflussung wird schädlich sein, schlimmer als die des Teufels. Unter den Mitgliedern meiner Gemeinschaft wird sich eine Person namens Abu Hanafi erheben und er wird das Licht meiner Gemeinschaft sein“ (Ibn Arrak, Tenzihus Sharia). Andererseits blieben die Partisane von Imam Schafi nicht untätig; sie erfanden ebenso Ahadith: „Der quraische Gelehrte (Imam Shafi) wird seine Weisheit auf der Erde verbreiten.“ Dann waren die Partisane von Imam Maliki an der Reihe und sie scheiterten auch nicht daran, ihren Hadith zu erklären: „Ein Tag wird kommen, wenn die Nacken von Kamelen geschnitten werden (lange Distanzen umfasst werden) und es wird keinen Weiseren geben als den Gelehrten von Medina“ (Imam Maliki).

Abu Raja Muhriz, ein altes Mitglied des Kadiriya-Ordens der Derwische, sagte: „Lass keinen Hadith von einem Kadirie-Mitglied übermitteln; denn wir erfanden Ahadith mit der Absicht, die Menschen zu unserer Sekte zu ziehen, in der Hoffnung, dadurch eine lobenswerte und fromme Tat zu vollbringen. Auf diese Weise schrieb ich viertausend Seelen ein“ (Ar jarhu we’l tadi’l).

6) Erfindungen unter Zwang

Wie wir bereits andeuteten waren zu Beginn der Bewegung der Hadith-Sammlung, speziell unter den umayyadischen Kalifen, Drohungen und Folter tagtägliche Erscheinungen. Der folgende Ausspruch von Ez Zuhri, angeblich der erste Hadith-Sammler, beweist dies: „Wir mochten es nicht, Ahadith zu erfinden. Doch die Verwaltungsmänner (die umayyadischen Kalifen und ihre Männer) zwangen uns, es zu tun.“ In den unter Zwang erstellten Sammlungen waren die ausgewählten Ahadith jene, welche die Machthaber erfreuten, die die Konzepte der Verwaltungsmännern in Bezug auf Kultur, Tradition und Geschichte unterstützten. Erheblich viele von ihnen wurden dazu gebraucht, um die Traditionen zu bestätigen und zu bekräftigen. Beispielsweise wurde die einleitende Phrase „Der Prophet sagte, dass…“ oder „Der Prophet beorderte, dass…“ gebraucht, wenn auf eine bestimmte Tat des Propheten verwiesen wurde. Alle Erfindungen und semantische Abweichungen wurden unter dem Befehl der Machthaber ausgetragen, in Bestätigung mit den von ihnen geschätzten Ansichten und Konzepten. Die unter Zwang gemachten Einschübe waren nicht beschränkt auf die Umayyaden und Abbasiden. Diese Einschübe von erfundenen Ahadith wurden später unter dem Druck der Kalifen und Gouverneure zu Fatwas und kanonischer Jurisprudenz umgewandelt. Unter den Osmanen wurde das Kalifat vom Vater zum Sohn übertragen; im Rahmenbereich dieser Fatwas und kanonischer Jurisprudenz wurde Geschwistermord für das Wohlergehen des Staates erlaubt. Dieser Standpunkt ist ein Hinweis auf die Freiheit, welche die Machthaber genossen, hinsichtlich der offenbarten Religion. All dies fand im Auftrag des Scheichülislam statt, eine eindrucksvolle Persönlichkeit, verkleidet in der Autorität der und bezahlt durch die Regierung.

7) Erfindungen von jenen, die materiellen Gewinn suchen

Reisende, die sich auf den Weg machten, Ahadith zu sammeln, hatten lukrative Absichten. Es wird berichtet, dass Yakub b. Ibrahim keine Ahadith übermittelte, sofern er nicht für einen Dinar pro Hadith bezahlt wurde. Ali b. Dschafar, ein Schüler von ihm, berichtete: „Wir vervielfältigten Ahadith von Abu Naim al Fadl, wofür er von uns als Gegenleistung schätzbare Dirham erhielt. Wenn die Dirham, die wir bei uns hatten, einen zu geringen Wert besaßen, so fragte er nach einem zusätzlichen Entgelt.“ Als Schuba b. Hadschadsch gesagt hatte, dass Umera b. Hafsa reich war und er deswegen nicht lügen würde und dass die Ahadith, die er übermittelte, gemäß seiner einstweiligen Verfügung, dass kein Hadith von den Armen angenommen werden sollte, vertrauenswürdig sind, erwiderte Ali b. Qasim gegenüber Schuba b. Hadschadsch: „Wir haben etliche Lügner gesehen, die reich waren“. (Al Kifaya, Seite 155).

Es gab auch Menschen, die Ahadith hervorbrachten, um dadurch Einfluss zu nehmen zu können. Zur Förderung ihrer Handelsware nahmen viele Händler die Dienste von Hadith-Bearbeitern in Anspruch, damit diese gegen Bezahlung Ahadith erfanden, welche die Vorteile ihrer Handelsgüter rühmen sollten. Beispielsweise erfanden Parfümverkäufer Ahadith, welche die Vorzüge des Duftes priesen. Exemplarisch können Hadith-Erfinder wie Abu’l Mudschazzam angeführt werden, der, wie es von Schuba b. Hadschadsch berichtet wird, 70 Ahadith gegen eine Leistung von 70 Kurusch fabrizierte.

8) Erfinder, die spirituelle Vorteile suchen

Nach dem Tode des Propheten und der anschließenden Epoche der ersten Vier Kalifen hatte sich eine Klasse von Leuten als Geschichten- und Parabelerzähler geschmückt und es sich zur Gewohnheit gemach, in den Moscheen bei Predigten zu sitzen, während die Menschen einen Kreis um sie bildeten. Ihre wirklichen Interessen lagen darin, ein Image von Überlegenheit und Ansehen in der Öffentlichkeit zu erzeugen. Sie verrichteten ihre Predigten, um ihre eigenen Interessen zu verwirklichen. Sie wussten sehr wohl, dass der Weg, der zu Ruhm führte, durch die Religion ging, eine Institution von äußerster Wichtigkeit für die Öffentlichkeit. Deswegen achteten sie besonders darauf, zu rhetorischen Mitteln zu greifen und auch darauf, dass ihr Publikum aufgrund der dramatischen Effekten, die sie hervorbrachten, weinte. Sie streuten in ihre Geschichten erfundene Märchen über den Propheten ein. Himmel und Hölle wurde mit Pathos beschrieben, um ihre Audienz zu überwältigen.

Obwohl im Koran über Himmel und Hölle nichts fehlt, beziehen sich diese Geschichten- und Parabelerzähler im großen Ausmaß auf die Hadith-Lehre, um die Menschen hinters Licht zu führen und zu erheitern. Ihre professionelle Leistung baute auf die ausgedehnte Verwendung der Ahadith auf. Dieses tragikomische Bild der Stand der Dinge ließ folgendes Ereignis ergeben: Nachdem der Poet Kulsum in der Versammlung, in der er predigte, verkündete, dass jeder Mensch, der seine Nase mit seiner Zunge berühren könne, der Tortur der Hölle entkomme, begannen es alle zu versuchen. Ibn ul Dschawzi beschrieb diese Leute wie folgt: „Unter ihnen waren Leute, die ihre Gesichter in allen möglichen Färbemitteln eintauchten, um ihrer Hautfarbe eine blasse Erscheinung zu geben, um den Eindruck zu erwecken, dass dies aufgrund ihres Fastens und ihrer Andacht erfolgt sei. Es gab andere, die sich ihr Fasten und ihre Andacht zu nutze machten und solche, die das Salz verwendeten, um Tränen in ihren Augen zu erzeugen, wann immer sie wollten. Wieder andere haben großen Mut bewiesen, indem sie sich in einem Ekstaseanfall vom verschwenderisch dekorierten Stuhl niederwarfen oder sie knallten auf den Tisch und kletterten und stiegen in einer erregten Laune die Treppe hinauf und herunter, ungestüme Gesten und Gebärden machend, im Verlauf der Erzählung ihrer Geschichten, die uneingeweihten Augen merkwürdig erschien“ (Ibn ul Dschawzi, al-Kussas wel Muzekkirin, Seite 93). Eine flüchtige Untersuchung unserer Umgebung wird uns zeigen, dass diese von Ibn ul Dschawzi beschriebenen menschlichen Figuren uns an ‚Betrüger-Erfinder‘ erinnern. Krokodilstränen, laufende Nasen und exzessiver Speichel, knallen und gestikulieren müssen in den Köpfen der Geschichtenerzähler assoziiert werden, die von Ibn ul Dschawzi beschrieben werden.

Die Fantasie der Erzähler von Räubergeschichten war grenzenlos. Es gab einen Mann namens Dschafar b. Nastur Frab, der behauptete, 320 Jahre alt zu sein und die Möglichkeit gehabt hatte, den Propheten zu sehen; er hätte aufgrund der Gebete des Propheten für so viele Jahre gelebt. Rafan’s Fall war ähnlich. Diese Männer, die im vierten und achten Jahrhundert n.H. lebten, behaupteten, dass sie die Gefährten des Propheten gewesen waren; Rafan schrieb ein Buch, das 300 Ahadith beinhaltete, und erreichte, dass sich viele Jünger um ihn sammelten.

9) Erfindungen, um Traditionen und Bräuchen einen Platz zu Gewähren

Wie wir uns erinnern können, hat der Koran gewisse Verordnungen festgelegt; ebenso Vorschriften und Befehle, die eine große Anzahl von Angelegenheiten der menschlichen Diskretion überlassen. Wir haben diesen Punkt in Kapitel 2 untersucht und werden ihn in Kapitel 39 weiter anpacken. Der Mensch sollte so handeln, wie es seiner Meinung nach am besten erscheint – in seinen eigenen, respektiven Bereichen im Rahmen seiner Traditionen, Bräuchen und Weltvorstellungen. Der Koran erwähnt weder irgendwelche Tischmanieren noch sagt er, ob wir mit unseren Fingern essen oder ob wir Gabeln oder Stäben verwenden sollen oder nicht. Es gibt keine Vorschrift für die Bekleidung des Mannes oder der Frau; ob ein Mann einen Turban, einen Mantel, eine Krawatte oder ein Hemd tragen oder ob eine Frau ein Kimono tragen soll. Angesichts der Tatsache, dass wir in den Taten, die in unserem Ermessen liegen, frei sind, können wir in der Wahl bezüglich den oben genannten Alternativen frei entscheiden. Zu sagen, dass etwas (nicht) erlaubt sei, würde dem Koran widersprechen. Ein wichtiger Teil der Einschübe wurde während der Herrschaft der Umayyaden und den Abbasiden unter dem Vorwand der Traditionen und Bräuchen gemacht, denen sie einen heiligen Charakter zuschrieben. Der Koran ist explizit und enthält nichts bezüglich Traditionen und Bräuchen. Daher mussten Ahadith erfunden werden, um den Traditionen und Bräuchen einen sakralen Charakter mit sunnitischem Hintergrund zu geben. Aufgrund von Stammes- und rassistischen Konzepten der Araber-Umayyaden wurden viele Charakterzüge in die bereits praktizierte Religion eingeführt, die von der arabischen Sprache bis zu den Trends der damaligen Zeit (z. B. Essensmanieren und das Verhalten in der Toilette) reichen (für Einzelheiten siehe Kapitel 16).

10) Erfindungen, die von Einschüben von Geschichten anderer Religionen herrühren

Dieses Thema kann in zwei Bereichen untersucht werden: der erste Bereich wird die Menschen behandeln, die bewusst Geschichten erfanden in der Absicht, die Religion zu verfälschen, um sie als unlogisch erscheinen zu lassen oder um sie so umzuwandeln, dass sie dem eigenen Glauben angepasst wird. Der zweite Bereich bezieht sich auf solche Menschen, die sich dazu verpflichtet fühlten, ihre ehemaligen Glaubensüberzeugungen und Bräuche, die sie vor ihrer Konvertierung zum Islam hatten, in den Islam einzuführen. Jüdische Parabeln, christliche Legenden, heidnische Bräuche und schamanische Konzepte der Türken wurden in den Islam entweder als Ahadith oder als kanonische Jurisprudenz eingeführt. In figurativen Worten nehmen die jüdischen Legenden einen größeren Raum ein, als die christlichen. Die von anderen Religionen übernommenen Legenden, die in der Datierung weit zurückreichen, infiltrierten den Islam, wodurch die Gläubigen meinten, einen leichteren Zugang zum Islam zu haben. Wir werden uns auf die ererbten Legenden beschränken.

Kab al Ahbar, Wahb b. Munabbih und Abdullah b. Selam waren bekannte Persönlichkeiten, die in den Islam jüdische Legenden einbrachten. In der Besprechung der vordersten Hadith-Erfinder werden wir diesen Punkt aufgreifen, um zu zeigen, wie viele jüdische Quellen verlässlich sein können. Eine Sache ist gewiss: einige Muslime sahen keinen Widerspruch in der Erzählung dieser Legenden nebst den Koranischen Versen. Dies ist einer der Gründe, der die Bände an Ahadith aufblähte. In einer großen Anzahl an Hadith-Büchern und in den Kommentaren stoßen wir oft auf erfundene Geschichten, die diesen Leuten zugeschrieben werden. Wir wollen zwei Beispiele nennen, um dies darzustellen. Die Ahadith, deren Wurzeln den jüdischen Lehren entspringen, die von Wahb Munabbih übermittelt sind, lauten wie folgt: „Die Leute der Bayt ul Makdis sind Gottes Nachbarn. Gott achtet darauf, Seine Nachbarn nicht zu kränken. Es wird jenen, die in Baytul Makdis beerdigt sind, das Gottesurteil eines Grabes erspart.“ Eine weitere Fabrizierung, die Kab al Ahbar zugeschrieben wird, aus dem Kommentar von Kurtubi: „Als Gott ihn erschuf, sagte der Himmel: ‚Gott hat keine größere Wesenheit als mich erschaffen.‘ Und voller Stolz schwenkte er auf und ab. Gott ließ ihn von einer Schlange mit 70’000 Armen einkreisen, von denen jede 70’000 Federn hatte. Jede Feder hatte 70’000 Gesichter. Jedes Gesicht hatte 70’000 Mäuler. Jedes Maul hatte 70’000 Zungen. Seine Zungen wiederholten Gottes Namen alltäglich so oft wie es Regentropfen, Blätter an Bäumen, Sandkörner und Kieselsteine, Tage der Welt und Anzahl an Engeln gibt. Die Schlange wickelte sich um den Himmel auf und der Himmel konnte nur die Hälfte davon erlangen. Erst dann begann der Himmel bescheiden zu sein.“

Andererseits können Tamim ed Dari und Ibn Dschuraysch für die Einschübe christlichen Ursprungs verantwortlich gemacht werden. Das Wiederauferstehen von Christus, der Antichrist, der Todesengel und Himmel und Hölle können auf christliche Legenden zurückgeführt werden. (In Kapitel 20 werden wir die Probleme, die durch das Wiederauferstehen von Christus, Mahdi und dem Antichristen entstanden sind, anpacken.)

Die traditionalistischen Fundamentalisten, die wütend auf die Muslime sind, die den Islam exklusiv auf dem Koran aufbauen, sind verärgert über die Wissenschaftler, die die Unzuverlässigkeit der Ahadith betonen. Ungeachtet der Absichten dieser Wissenschaftler betrifft uns der wissenschaftliche Wert ihrer Arbeiten. Diese Leute, die eine unvoreingenommene Vorgehensweise angenommen hatten, in muslimischen Gesellschaften inexistent, haben seriöse Tatsachen unanfechtbar vorgebracht; Stoff zum Nachdenken. Wir müssen eine unparteiische Einstellung gegenüber ihren Arbeiten annehmen, wenn vorhanden, ihre Fehler finden und von ihren Entdeckungen profitieren. Unter diesen müssen wir speziell die Arbeiten von Goldziher, Schacht, van Kramer, Sprenger und Dogi aussuchen. Goldziher, der renommierteste Gelehrte unter ihnen, sagt: „Die Aussprüche der jüdischen und christlichen Gelehrten, die Zitate aus den Evangelien, die Doktrinen der griechischen Philosophen, die literarischen Auszüge persischen und indischen Ursprungs etc. haben den Islam infiltriert. Alle diese wurden mittelbar oder unmittelbar in die Islamische Kultur eingeführt. Eine große Anzahl religiöser Parabeln fand ihren Weg zum Islam. Wenn wir das in den Ahadith und in der jüdischen Kultur verwendete Material untersuchen, beobachten wir das Ausmaß ihrer im Islam“ (Goldziher, Al Akida Wes Sharia).