Sura 108

Sura 108 – Beten und schächten?

Im Namen Gottes Des Erbarmers Des Gnädigen

Sura 108 beinhaltet ein Wort (NaH´aRa), das nur ein einziges Mal im Koran vorkommt und von Interpretern bzw. Übersetzern als “schächten” wiedergegeben wird. Das Nominativ “NaH´R” beschreibt eine Stelle am Körper, die zwischen Brustkorb und Hals liegt. Deshalb bedeutet das Verb NaH´aRa auch “schächten”, weil man beim Schlachten eines Tieres genau auf diese Stelle konzentriert sein soll.

Hier haben wir die Übersetzung des Verses, wie er so oder ähnlich von den meisten Übersetzern wiedergegeben wurde.

108:2 So bete zu deinem Herrn und schächte (Übersetzer: Khoury, Zaidan, Rasul, Azhar)

Die Fragen, die mich all diese Jahre diesbezüglich beschäftigten, sind folgende:

  • Was hat das Beten mit dem Schächten in Vers 108:2 zu tun?
  • Laut Vers 108:1 gab Gott dem Propheten die Fülle im Paradies. Heißt es, dass man beim Schächten Gottes Nähe erlangen würde?
  • Warum wird hier das Wort “schächten” (NaH´aRa) verwendet und nicht “Opfern” (qurban), so wie es in Vers 5:27 der Fall ist, als die beiden Söhne Adams Gott eine Opferung darbrachten?

5:27 Und verlies ihnen den Bericht über die zwei Söhne Adams der Wahrheit entsprechend. Als sie ein Opfer (Qurban) dar brachten. Es wurde von dem einen angenommen und von dem anderen nicht angenommen. Der sagte: »Ich schlage dich tot.« Er sagte: »Gott nimmt es an nur von den Gottesfürchtigen.

All diese Fragen ließen uns keine Ruhe, dass das Wort womöglich etwas anderes bedeuten könnte, als nur “schächten”. Im Almunjid Lexikon der arabischen Wurzel fanden wir eine interessante Stelle, die das Wort direkt mit dem Gebetsritual verbindet. Wir werden aus dem gescannten Ausschnitt einige Erklärungen zu diesem Begriff übersetzen, um auch verschiedene Variationen zeigen zu können:

naharaNaHaRa:
(Tiere) schächten, den Hals (des Tieres) treffen, am Hals schlachten.
(Wissen) beherrschen.
(jemanden) empfangen.
(Gebet) Anfang der Gebetszeit verrichten.
(Der Betende) aufstehen mit gestreckter Brust

Im arabischen Raum wird das Verb “EnH´aRa” für eine innerliche Situation verwendet und bedeutet: sich in eine Sache versetzen, sich um eine Sache bemühen, sich für etwas oder für Gott hingeben.

So wie wir an Hand dieser Beschreibung sehen, muss unser Wort nicht unbedingt mit dem “Schächten” zu tun haben. Da es neben dem Wort “Beten” steht, ist es eher logisch, dass hier das Gebet in irgendeiner Weise beschrieben wird.

Deshalb werden wir Vers 108:2, auch wenn Interpreter das Wort als “Schächten” definiert haben, folgendermaßen übersetzen:

108:2 So bete zu Deinem Herrn und gib dich hin.