Salam!
Nachdem Baycan Yanar die erste Diskussion zwischen ihm und mir in der Facebook-Gruppe „Islam gehört zu Deutschland“ über den historischen Kontext ohne Vorankündigung gelöscht hatte, wobei wir die Grundlage des behaupteten historischen Kontextes erörterten, die auf Ahadith aufbauen, möchte ich die Diskussion hier festhalten, damit sie nicht wieder verloren geht. In der zweiten Diskussionsrunde wurde der zuvor angekündigte Artikel von Baycan Yanar Grund zur weiteren Diskussion. Den Artikel finden Sie hier: http://tavhid.de/?p=1712
Artikel: Weshalb ist es notwendig, den Koran im historischen Kontext zu verstehen?
Die Annahme, der Koran könne ohne Berücksichtigung des Kontextes und die grundlegenden Überlieferungen hierfür verstanden werden, muss in aller Deutlichkeit abgelehnt werden. Die Offenbarungsperiode innerhalb von 23 Jahren spiegelt nämlich das wieder, was damals im 7. Jahrhundert geschah. Muslimischerseits ist das bedeutendste Beispiel für eine historische Sichtweise die Ansicht des 1988 verstorbenen Fazlur Rahman aus Pakistan. So wird er in zahlreichen Werken wie auch von Rachid Benzinewie folgt zitiert: “Fazlur Rahman war der Meinung, dass es für das Verstehen des Korans zweckmäßig sei, ihn zuerst bezogen auf seinen chronologischen Kontext zu betrachten. >Die sinnvollste Methode<, wiederholte er oft, >besteht darin, die Entstehung und Entwicklung der koranischen Themen in ihrem historischen Verlauf zu verfolgen.< Diese Sichtweise stützte er auf die Tatsache, dass die frühen Kommentare die Umstände der Offenbarung bewahrt haben, die zeigen, dass der Koran kontinuierlich in Antwort auf bestimmte historische Situationen Sichtweise offenbart wurde” (Islam und Moderne, die Neuen Denker S. 119; Verlag der Weltreligionen). Um den Koran zu verstehen, müsse man ihn im Kontext der Zeit seiner Verkündung verstehen. Somit ist es von Wichtigkeit, zum Koran und den Offenbarungsanlässen zurückzukehren um die allgemein gültigen ethischen Prinzipien zu destillieren, mit anderen Worten, um den Koran und die Essenz in die heutige Zeit zu übertragen, müsse man die historischen Fakten analysieren. Die theologische Strömung in Ankara – Türkei (Ankara Schule) verwendet besonders diese Methodik der historischen Analyse des Korans. Einige möchten wir hier niemanden vorenthalten;
Prof. Ömer Özsoy studierte in Ankara islamische Theologie und ist in Frankfurter Universität eine aktive Lehrkraft. Zu dem Thema positioniert er sich eindeutig. Durch das Ignorieren des Kontextes entgegnet er äußerst kritisch im Buch von Felix Körner, aus der wir einige Zitate besonders hervorheben möchten: “Eine solche Auslegungsentwicklung widerspricht den historischen Fakten. Mit einem derartigen Ansatz kann man den Koran alles Mögliche sagen lassen. Fängt man einmal an, den Koran als übergeschichtlichen Text zu lesen, führt das zwangsläufig dazu, ihn über jeden möglichen Gegenstand sprechen zu lassen; und das ist nichts anderes als Entstellung[Erneuerungsprobleme zeitgenössischer Muslime und der Koran] übersetzt von Felix Körner >Alter Text – neuer Kontext; Koranhermeneutik in der Türkei heute< S. 21-23; Herder Verlag.
Der Theologe Prof. Mustafa Öztürk aus Ankara und seine Kritik an die Gegenposition ist in seinen Büchern ebenfalls nicht zu übersehen. So greift er einen Exegeten (Hakki Yilmaz – Tebyinu’l-Kur’an 1/112, 163, 171-172; 9/669-672) der behauptet, dass ein Koranvers sich auf die heutigen Computer bezieht (Meal ve Tefsir Serencamı S. 123). Auch der Moderne und rationalorienterter Theologe Prof. Yasar Nuri Öztürknähert sich methodologisch auf dieselbe Art, in dem er den Vers 26 der Sure 74 aus dem Kontext reißt und behauptet, dass sich dies auf die Computer bezieht (Der Islam im Koran; S. 20; Auflage 42).
Der Leiter des Zentrums für islamische Theologie in Münster Prof. Mouhanad Khorchide formuliert diese Sichtweise in seinen Büchern folgendermaßen: “Weil sich jede Koranstelle auf Geschichte bezieht, muss man, um die ursprüngliche Bedeutung von Koranstellen festzustellen, jede Stelle in ihrer eigenen geschichtlichen Situation lesen”(Islam ist Barmherzigkeit S. 162 – Herder Verlag). Für seine Sichtweise führt er im Buch “Scharia” interessante Beispiele herbei, was die Richtung des Gebetes definiert. Hierzu bedient Prof. Khorchid sich an dem Vers 2:115: >Gottes ist der Osten und der Westen. Wo immer ihr euch hinwendet, ist Gott gegenwärtig. Gott ist allumfassend und allwissend<. Laut dem Vers könnte man dahingehend der Ansicht gelangen, dass es irrelevant wäre in welche Richtung man betet. Nimmt man sich jedoch den Offenbarungsanlass des Verses zu Hand, erkennt man unzweideutig, dass es sich um eine Gruppe handelte, die in der Nacht beten wollten, jedoch nicht wussten in welche Richtung.“Hier kann man die oben angeführte Regel ohne Weiteres anwenden und verallgemeinern, sodass jeder, der irrtümlicherweise in die falsche Richtung betet, entschuldigt” (Scharia – Der missverstandene Gott S. 97).
Einige Beispiele aus dem Koran wollen wir jedoch als Beweis noch anführen, welches ohne eine Kontextualisierung enorme Probleme bereiten würde. So heißt es in 9:31 & 3:64: “Sie nahmen ihre Schriftgelehrten und ihre Mönche zu Göttern anstelle von Gott, sowie den Messias, den Sohn Marias. Ihnen war doch nur geboten worden, einem Gott zu dienen..”
Da die Leute diesen Vers nicht ganz verstanden haben, erläuterte der Prophet Muhammad ihnen diese Botschaft wie folgt: “Die Juden und Christen haben ihre Gelehrten und Mönche nicht direkt angebetet, vielmehr haben sie sich das erlaubt, was ihre Gelehrten ihnen erlaubt haben und sich das verboten, was ihre Gelehrten ihnen verboten haben”(Tirmidhi Hadith Nr. 3039; Taberi Tefsir 4/283, Hisar Verlag; Kurtubi Tefsir 8/198, Buruc Verlag; Ibn Kathir Tafsir 4/438, Kahraman Verlag).
Diese koranische Kritik richtet sich an einige Juden und Christen, die ihre Gelehrten unhinterfragt gehorcht haben. Differenziert man die Essenz aus dem Kontext, so sind heute damit nicht nur die Schriftbesitzer gemeint, sondern auch die Muslime.
Ein weiterer Punkt betrifft die Schutzmonate, welches in Kriegszuständen verbietet zu kämpfen. Für die Koraniten, die die Hadithe und den Kontext für uninteressant deklarieren (weil der Offenbarungsanlass ebenfalls an Überlieferungen gebunden ist), könnte es schwierig werden herauszufinden, um welche Schutzmonate es sich handeln könnte. Diese stehen nämlich nicht im Koran. Laut Ebu Cafer Muhammed b. Cerir et-Taberi (gest. 923) waren diese in der vorislamischen Zeit der Cahilya bereits bekannt gewesen, da die Araber generell in solchen Zeiten keine Kriege führten (Taberi Tefsir 4/ 292).
Wenn der Koran die Angabe macht, dass die Juden Esra (Uzayr) als Sohn Gottes bezeichnen, könnte man meinen, dass die Juden heute noch daran glauben. Die meisten Juden die man heute befragen würde, so hätte die überwiegende Mehrheit dieses bestritten, da ein derartiger Glaube in der jüdischen Theologie gar keine Rolle spielt. Dies gibt uns nur zu erkennen, dass es innerhalb dieser Religion zu bestimmten Epochen und an gewissen Orten unterschiedliche theologische Ansichten gab. Im Tafsir von Taberi (gest. 923) wird ebenfalls erwähnt, dass es sich nur um eine kleine Gruppe der Juden handelte(Taberi Tefsir 4/282 & Mehmet Paçacı; Der Koran und ich – wie geschichtlich sind wir? übersetzt von Felix Körner >Alter Text – neuer Kontext; Koranhermeneutik in der Türkei heute< S. 41-43; Herder Verlag).
“Dennoch wird es immer nötig sein, den Koran und die authentische Prophetentradition vor dem Hintergrund des Kontextes, in dem sie entstanden sind, zu analysieren und zu interpretieren. Die Botschaft des Islams hätte also keinerlei Wirkung gehabt, wenn sie die Menschen, die sie zuerst empfingen, nicht hätten verstehen können. Und auch sie müssen diese Botschaft in ihrem sozialen und politischen Kontext verstanden haben, und durch ihr Verständnis und dessen Umsetzung veränderte sich ihre Gesellschaft. Während der Text also historisch, obgleich in seinem Ursprung göttlich ist, ist seine Interpretation absolut menschlich” (Nasr Hamid Abu Zaid; Gottes Menschenwort S. 89-90).
Quelle: tavhid.de
Dem Artikel wurde nachträglich ein Absatz hinzugefügt, welcher aber in der Diskussion erwähnt wird.
Weitere Artikel, die Sie hierzu kennen sollten:
– Zuverlässigkeit der Ahadith
– Koranischer oder sunnitischer Mohammed?
– Allein Gott lehrt und erklärt den Koran
– Ein Dutzend Gründe, dem Koran alleine zu folgen
– Hadith: Die Frage nach der Authentizität
– Al Shafi’is Koranexegese
– Nasikh-Mansoukh: Die Katastrophe der Abrogation
– Die Wahrheit des Koran
KEREM ADIGÜZEL:
Salam Bruder Baycan, ich habe einige Kritikpunkte für den Text:
1. ZITAT:
„Diese Sichtweise stützte er auf die Tatsache, dass die frühen Kommentare die Umstände der Offenbarung bewahrt haben“
Das ist eine Behauptung, die keinerlei objektive Überprüfung zulässt. Entweder glauben wir, dass die Kommentatoren XY diese bewahrt haben oder nicht, indem wir sie als Autoritäten annehmen oder nicht. Wenn wir diese hinterfragen, so stellen sich gewisse Fragen:
a) Wie konnten die Kommentatoren in der Lage sein, 50-100 Jahre vorher vergangene Umstände einwandfrei zu dokumentieren, wo nachweislich bereits unglaublich viele Lügen im Umlauf waren? Die einzige Art und Weise der Überlieferung dieser Art sind die Ahâdîth, welche wiederum auf zweifelhafter Methodik aufbauen.
Wie gesagt, ich diskutiere hier NICHT den Inhalt dieser Offenbarungsanlässe, sondern ihre Authentizität wird insgesamt angezweifelt und sollte vorerst zweifelsfrei begründet werden.
b) Weshalb sollte Gott im Koran sagen, dass der Koran für alle Welten gesandt wurde, also die koranische Botschaft doch überzeitlich beabsichtigt ist laut Eigenaussage, wenn der Koran nur in seinem historischen Kontext zu berücksichtigen sei? (vgl. Vers 21:107, 25:1)
c) Gibt es einen Koranvers, der uns befiehlt, den historischen Kontext zu berücksichtigen? Oder ist es nicht eher so, dass Gott uns all diese Geschichten zukommen lässt, damit wir (in allen Zeiten der Menschheitsgeschichte) eine Lehre und eine Moral daraus ziehen können (12:3, 12:111). Bitte beachte die arabische Ausdrucksweise aus 12:111, wo es heißt „mâ kâna Hadîthan yuftara“ = er (der Koran) war kein erdichteter/erfundener (iftiralar dolu) Hadith.
d) In 15:9 verspricht Gott, das Buch (dhikr) zu schützen, aber nicht die „Offenbarungsanlässe“ – oder willst du etwa behaupten, die asbâb an-nuzul seien auch wahy?
Alles in allem verwirft der Koran selbst, dass man ihn in eine bestimmte zeitliche Epoche reinzwingen will.
2. ZITAT:
„Mit einem derartigen Ansatz kann man den Koran alles Mögliche sagen lassen.“
Also bei solchen Sätzen frage ich mich schon, inwieweit man sich des Inhaltes solcher Aussagen bewusst ist, wenn man doch gleichzeitig eine Hadith-Tradition verteidigt, in der alles Mögliche bereits interpretiert wurde, sogar die Geschichte, dass eine Ziege den Koranvers aufgefressen habe, in der die Steinigung enthalten sei. Und durch Idschma haben die Ulema es geschafft, Steinigung als eine sunnitische Rechtspraxis anzunehmen. Solches Verhalten kritisiert der Koran selbst scharf und deutlich:
68:36-38 Was ist mit euch, wie urteilt ihr? Oder habt ihr eine Schrift, in der ihr studiert, worin ihr findet, was ihr euch wünscht?
Aus dem Koran allein kann man keine Steinigung, keine Todesstrafe (haddu-r-ridda) für Apostate etc. ableiten. Aber mit den Büchern, aus denen man diese besagten „Offenbarungsanlässe“ bezieht, geht das eben schon.
3. ZITAT:
„Auch der Moderne und rationalorienterter Theologe Prof. Yasar Nuri Öztürk nähert sich methodologisch auf dieselbe Art, in dem er den Vers 26 der Sure 74 aus dem Kontext reißt und behauptet, […]“
Hier wird lediglich das Ergebnis kritisiert, weil es einem zu Beginn unscheinbar erscheinen mag, darin Computer zu sehen. Jedoch wird nicht begründet, weshalb diese Vorgehensweise falsch sein sollte. Das entsprechende Wort „saqar“ kommt viermal im Koran vor und in den Wörterbüchern wird es auch als Fremdwort behandelt, insofern ist es eine Frage der Interpretation.
Wieso sollten wir eher den erfundenen Geschichten (hadith yuftara) glauben, nur aus Angst, dass der Koran uns auch Botschaften für die heutige, unsrige Zeit gesendet hat?
Ich ziehe es vor, den Koran eher als lebendigen Organismus zu verstehen als knöchrigen verstaubten Text, aus dem wir mühsam irgendwelche ethische Prinzipien „destillieren“ müssen, wobei hier auch wieder nach eigenem Gutdünken alles mögliche herausgezogen wird. Wieso haben wir sonst eine ganze Palette an Interpretatoren von Qaradawi bis Tariq Ramadan, von Qutb bis Khalifa etc.?
Das Argument zieht also nicht.
4. Das Beispiel mit Vers 2:115 ist nicht ausreichend, da im Gesamtkontext des Koran die Sachlage wieder deutlich wird, dass man sich der masjidul-haram zuzuwenden hat. Bitte recherchiere selbst Baycan, ob dies im Koran steht oder nicht.
5. Ebenso ist das Beispiel mit 9:31 schwach, weil eine kontextuelle Analyse Aufschluss über den koranischen Gebrauch dieser Wörter gibt. Zudem gibt es auch noch Vers 3:113. Dies ist auch der gleiche Sachverhalt in Bezug auf „Uzayr als der Sohn Gottes“.
6. Zitat: „Für die Koraniten, die die Hadithe und den Kontext für uninteressant deklarieren (weil der Offenbarungsanlass ebenfalls an Überlieferungen gebunden ist), könnte es schwierig werden herauszufinden, um welche Schutzmonate es sich handeln könnte. “
Recherchiere bitte zuerst, bevor du eine Aussage machst. Dann hättest Du dir diese Peinlichkeit ersparen können.
TIMUR TEZKAN: Super Kerem, bis auf deinen vierten Punkt, hast du meine volle Zustimmung. Unsere Differenz bei diesem Punkt tut innerhalb des Themas hier jedoch nichts zur Sache (dennoch der kurze Hinweis: Ich sehe nicht, dass das Hinwenden zur masjidul-haram im Kontext von as-salat steht). Frieden!
BAYCAN YANAR:
Salam bruder Kerem.. bin jetzt auf der Arbeit bis 23 uhr.. heut abend werde ich noch einiges hinzufügen weil mir da noch paar wichtige Sachen eingefallen sind..
Das Problem besteht auch darin, dass die Koraniten dieselbe Methodik wie die Salafisten im Bezug auf den Koran verwenden. Beide zerreißen die Verse aus dem Kontext. Die salafisten nehmen die Verse heraus, die den Heiligen Krieg behandeln (laut ihrer Sicht) und legitimieren ihr fehlverhalten. Sie Manipulieren den Koran mit dieser Vorgehensweise. Ich denke somit wäre auch deine Frage bzgl. des Computers auch beantwortet. Zu dem ist es auch wichtig, die Verse in ihrer Chronologischen Reihenfolge ordnen zu können. Wenn wir die mekkanischen Verse nicht von den Medinensischen unterscheiden können, entstehen dadurch auch Probleme. Auch wenn es bei einigen unterschiedliche ansichten existieren, ist man sich doch bei den meisten darüber einig.
Der 2 Kalif Ummar ibn al-khattap erwähnte von einem Steinigungsvers, er sagte “Es gab einen Steinigungsvers, doch als Aischa diesen Vers beiseite lag und wegging, kam eine Ziege und fraß sie auf” (Abdullah ibn Mes’ud & ibn Kuteybe). Bei diesem Hadith kann es sich nur um eine Fälschung handeln, dass von den Omayyaden verbreitet wurde. Würde man so etwas äußern, würde man gleichzeitig behaupten, dass Gott unfähig war, die einzelnen Verse aufzubewahren. Aber Gott offenbarte “Wir haben die Ermahnung herabgesandt, und Wir werden ihr Hüter sein”. (15:9)
Was die Exegeten betrifft, so schau mal bitte auf die konsens der alten Kommentatoren. Von ibn Ishak, oder Muqatil (gest. 765) bis bis Taberi (gest. 923)
KEREM ADIGÜZEL:
Also komm bitte Baycan, wenn du den Vergleich mit Salafisten heranziehst, dann hast du dich nicht mal im Ansatz mit dieser Denkweise, dass der Koran ausreicht, auseinandergesetzt.
Wenn ich auf dieses Spiel eingehe, dann kann ich dir dasselbe vorwerfen, dass du im Koran nicht genannte und von Gott nicht autorisierte Namen als Autoritäten anführst, die ihrerseits wiederum die im Koran verwendeten Worte aus ihrem koranischen Kontext herausreißen.
Beispiele aus dem klassischen Fiqh:
– `urf (örf)
– `ada (adet)
– sulh
Bitte schau mal den Unterschied an zwischen dem koranischen Gebrauch und dem Fiqh-Verständnis dieser Wörter. Die Menschen haben daraus neue Bedeutungsebenen geschaffen, die so im Koran nicht vorkommen. Wer reißt hier also Wörter aus ihrem bereits gegebenen Kontext heraus? Was das Ergebnis des Fiqh ist, ist offensichtlich: alles mögliche wird im Namen Gottes verboten und erlaubt. Gott verurteilt dies schärfstens in 42:21.
Ich spiele dann das Spiel mal weiter mit: Jetzt kommt also nach 1400 Jahren ein Baycan, der meint, es besser gewusst zu haben als die ältesten Gelehrten vor ihm, welche die beste Ausbildung in Fiqh und Koranwissenschaften genossen haben, und meint, dieser und jener Hadith sei erfunden, nur weil es nicht mehr in seinen „modernen“ Lebensstil passt. Vergiss nicht, dass alle vier Rechtsschulen dies als Idschma akzeptiert haben. Diese kannten den Vers 15:9 auch und haben auch erfundene Offenbarungsanlässe hierzu zitiert. Weitere Beispiele lassen sich zuhauf finden, von Todesstrafe bis hin zu Sklaverei. All dies wird aber mit dem Koran allein nicht begründet, sondern erst durch irgendwelche dubiosen Quellen, die als unfehlbare und zeitlose Quellen neben dem Koran unangetastet geblieben sind. Sie werden dem Koran beigesellt.
Bitte komm mir nicht mit Wörtern wie „Konsens“, weil es diesen Konsens de facto nicht gibt. Sonst schieben wir nur Gelehrtennamen hin und her, die sich gegenseitig widersprochen haben.
Und wenn du schon Umar ibn al Khattab zitierst, so suche doch nach dem Hadith, der als sahih gilt, wo er sagt: `andina kitabu Allah, hasbuna = wir haben Gottes Buch, das reicht uns!
Wir können dieses „Hin und Her“-Spielchen gerne spielen und Hadith auf Hadith zitieren. Gemäß dem Muhaddith (Hadith-Gelehrter) XY ist dieser Hadith sahih aber gemäß dem Muhaddith XY2 ist der sogar mawdu‘ (erfunden). Eine endlose Debatte über die angeblichen Primärquellen, aus denen eine „zweifelsfreie“ Historie abgeleitet werden sollte, aber nicht abgeleitet werden kann. Und genau darum geht es! Darauf hast du keine Antwort geliefert.
Den Kontext der Koranverse zu überspringen und sich auf Ahadith zu verlassen, die selber erst viel später zur Anwendung kamen und erfunden sind, wird dem Koran nicht gerecht, der kein erfundener Hadith (Hadith yuftara) ist.
Wer ist es also, der bestimmt, dass ein Hadith XY dazu gehört oder nicht? Ist es Baycan, ist es Kerem, ist es Bayhaqi, ist es Bukhary, ist es Shafi’i?
Oder ich stelle die Frage mal so: Welche Autorität wollen wir neben Gott akzeptieren?
La ilaha illa Allah.
BAYCAN YANAR:
Ich glaube du hast den Text nicht verstanden.. Die Frage zu der Autorität beantwortet sich an Beispiel von 9:31 im Artikel, auf die ich eingehe.. Wäre mir lieber wenn du „Exeget“ statt „Autorität“ sagst.. Ich habe das spiel „Nur Koran“ sehr gut verstanden. Dann nenn mir den methodologischen Unterschied zwischen Salafisten und Koraniten.
Ummars „der Koran reicht uns“ hat einen ganz anderen Kontext.. “ und siehe da, du akzeptierst eine Überlieferung Ummars?
KEREM ADIGÜZEL:
Erstens: Du behauptest in deinem Text, dass man den historischen Kontext berücksichtigen MUSS (und nicht sollte/darf/kann), da man ansonsten jedwede Art von Interpretation betreiben könne. Bitte korrigiere mich, wenn dem so nicht ist.
Jedoch ist es so, dass man selbst mit dem „historischen Kontext“ jedwede Art von Interpretation betrieben hat und betreiben kann, was ich bereits mit Beispielen anführte. Insofern ist dein Argument haltlos.
Zweitens werden die Exegeten/Autoritäten hinterfragt, auf die du dich beziehst und die du selbst nicht hinterfragst oder nicht hinterfragen willst (weshalb ich von Autoritäten spreche). Wieso sollten wir diesen Exegeten/Autoritäten Glauben schenken? Wer sagt nicht, dass diese für ihre Interpretationszwecke die Offenbarungsanlässe so hingebogen haben, dass es passt? Es muss ja nicht einmal böswillige Absicht vorhanden sein, es kann auch aus kulturellem, politischem oder soziologischem Drang passiert sein – weil sie einfach Subjekte ihrer Umgebung waren.
Drittens argumentiere ich, dass wir diese Offenbarungsanlässe nicht benötigen, um zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen.
Viertens: Umar’s Hadith akzeptiere ich nicht, ich verwende ihn nur, um aufzuzeigen, wie widersprüchlich eure Quellen sind. Wenn du den gesamten Hadith kennen würdest, würdest du große Augen machen, was dort geschehen sein soll. Ich hab noch eine Menge, mit denen du dich dann herumschlagen darfst.
Ich wiederhole die Frage noch einmal, die du stets umgehst:
Wieso sollten wir den außerkoranischen Quellen Glauben schenken, wenn Gott der Erhabene nicht von ihnen spricht und nicht verspricht, diese zu schützen wie Sein Buch (15:9) – insbesondere dann, wenn wir sehen können, wie zahlreich die erfundenen Lügen sind, die dem Propheten untergejubelt wurden?
Der Koran hat 6346 Verse (inkl. Bismillah). Wie viele Mutawatir Ahadith gibt es? Kannst du mir eine Zahl nennen? Wer hat diese abgesegnet? Wo finden wir sie? Wieso gibt es keinen Konsens hierüber?
Ich greife nicht deine Idee an, sondern die Authentizität deiner Quellen/Autoritäten. Gott teilt uns im Koran mit, dass Er alles, was er als für uns notwendig erachtete, in den Koran gelegt hat.
Wenn ein „historischer Kontext“ notwendig gewesen wäre, wäre dieser im Koran mitzitiert worden.
BAYCAN YANAR:
Ich kenne den Kontext der Überlieferung von Ummar diesbzgl. erstens, und zweitens, wie und weshalb du etwas verwendest das spielt für mich keine Rolle. Du verwendest ihn. Wenn du auch wüsstest, welchen Kontext ich bzgl. dieser Überlieferung vertrete, so ist das kein Widerspruch, was du da behauptest. Was Gott geschützt hat oder nicht, ändert nichts der Tatsache dass der koran einen historischen Kontext besitzt.
Frühe Quellen zu analysieren bedeutet nicht, etwas unhinterfragt zu befürworten..
KEREM ADIGÜZEL:
Es steht jedem frei selbst zu irgendwelchen Schlüssen zu gelangen. Dann können wir auch darüber streiten und auch über andere, wo der Prophet oder seine Gefährten selbst die Niederschrift der Ahadith verbieten. Und natürlich haben deine Autoritäten/Exegeten auch hierzu weitere Geschichten und widersprüchliche Aussagen erfunden (Hadith yuftara = iftira edilmiş hadis) und diese dann als „historischen Kontext“ verkauft. Du begründest Ahadith also mit Ahadith. Philosophisch und logisch gesehen sehr wertvoll natürlich!
Im Endeffekt bleibt also eines übrig: die Deutung des „historischen Kontexts“ ist selbst nicht eindeutig, somit deutet jeder nach eigenem Gutdünken, statt auf den Koran zu hören:
7:3 Folgt dem, was zu euch von eurem Herrn herabgesandt worden ist, und folgt nicht an seiner Stelle Verbündeten. Wie wenig gedenkt ihr dies!
Das Wort ‚awliyaa‘ (Verbündete) bedeutet im Koran jedwede Autorität, die eine Souveränität über andere Menschen besitzt. Und wenn man jetzt denkt, wir würden diesen Vers als erste so interpretieren, so sei an folgendes erinnert: Ibn Hazm und Ibn Taymiyyah dachten auch, dass mit diesem Wort awliya‘ religiöse Autoritäten gemeint seien, wir also niemandem außer Gott und seinem Gesandten eine legale oder religiöse Autorität geben dürfen in religiösen Angelegenheiten. Bukhary, Bayhaqi, Shafi’i etc. können also nicht als religiös-zuverlässige Quellen gelten.
Im Endeffekt ist das Wort des Gesandten (69:40), nämlich der Koran, was auch das Wort Gottes ist (69:43), die einzige Quelle. Es ist kein erdichteter Hadith (12:111) und kein leeres Gerede (lahw al-hadith, 31:6).
25:33 Und sie bringen dir kein Beispiel, ohne dass Wir dir die Wahrheit und den besten Tafsir brächten.
Bemerke, dass ich das arabische Wort „tafsir“ (in der Transliteration) bewusst so drin gelassen habe. Dies sollte dich zum Nachdenken anregen, bevor du wieder zu deinen Mufassirûn flüchtest, die dir vorschreiben, wie du über die Geschichte zu denken hast.
Denke auch einmal darüber nach, dass du mir mit ausserkoranischen Quellen antwortest, während ich mit Koranversen argumentiere.
ECEVIT POLAT:
Selam alaikum zusammen. Der Koran enthält zum historischen Erbe nicht alle Details parat, was auch nicht seine Intention ist. Man denke an die Prototypen der Bibel, die unter anderem nur an diversen Stellen des Koran angeschnitten werden. So gibt es auch Koranverse, die nur dann annähernd erschlossen werden können, wenn der biblische Hintergrund dabei erhellt wird. Denn die erst Adressaten kannten zum grössten Teil, zumindest die geschichtlichen Hintergründe der jeweiligen Geschichten im Koran. Der heutige Leser, der nur eine Koranausgabe zur Hand hat, wird nicht (verständlicherweise) wissen können, warum ausgerechnet diese besondere Geschichten im Koran erwähnt werden. In Sure 2 Vers 259 wird von einer unbekannten Person berichtet, den Gott sterben ließ und nach hundert Jahren wieder lebendig machte, um so Seine Macht ihm zu demonstrieren. So heißt es im Vers: ”Oder (hast du auch nicht über) den (nachgedacht), der an einer Stadt vorüberkam, die wüst in Trümmern lag? Da sagte er: “”Oh, wie soll Gott dieser nach ihrer Zerstörung wieder Leben geben?”“ Und Gott ließ ihn für hundert Jahre tot sein. Dann erweckte Er ihn wieder. Er sprach: “”Wie lange hast du verharrt?”“ Er sagte: “”Ich verharrte einen Tag oder den Teil eines Tages.”“ Da sprach Er: “”Nein du verharrtest einhundert Jahre. Nun betrachte deine Speise und deinen Trank. Sie sind nicht verdorben. Und betrachte deinen Esel. Wir machen dich damit zu einem Zeichen für die Menschen. Und betrachte die Knochen, wie Wir sie zusammensetzen und dann mit Fleisch bekleiden.”“ Und als ihm dies klar gemacht worden war, sagte er: “Ich weiß, dass Gott Macht hat über alle Dinge“ (Koran 2:259).
Um diesen Vers in seinen geschichtlichen Kontext richtig einordnen zu können, ist es unabdingbar, die Bibel als Erläuterung hinzuzuziehen, um sich ein klares Gesamtbild machen zu können. Denn im Koran wird nicht erläutert, um wen es in dem Vers hauptsächlich geht. Vor allem aber auch, weshalb Gott diese angesprochene Person hundert Jahre Tod ließ und dann wieder erweckte?
Prof. Mustafa Öztürk erläutert den obigen Vers in seiner Koranübersetzung dahingehend, dass es sich bei der Person nicht wie von vielen muslimischen Koranexegeten angenommen um Uzair handelt, sondern mit größter Wahrscheinlichkeit um den biblischen Propheten Hesekiel. Tatsächlich ergibt sich erst nach der Lektüre in der Bibel im Kapitel „Hesekiel“ erst ein Gesamtbild zum Hintergrund zum Koranvers 2:259. Hernach wird die Auferstehung von Hesekiel nach hundert Jahren als Symbol für die Befreiung und die erneute Wiedergeburt der Kinder Israels aus Babylon von Mustafa Öztürk gedeutet, weshalb er auch in seiner Fußnote die biblische Quelle angibt: „Hesekiel 37/1-14“ (siehe: Kur´an-i Kerim Meali, S. 62).
So wird in Hesekiel 37/1-14 unter der Überschrift „Israel, das Totenfeld, wird durch Gottes Odem lebendig“ die folgende Geschichte erzählt: „Und des HERRN Wort kam über mich, und er führte mich hinaus im Geist des HERRN und stellte mich auf ein weites Feld, das voller Totengebeine lag. Und er führte mich allenthalben dadurch. Und siehe, des Gebeins lag sehr viel auf dem Feld; und siehe, sie waren sehr verdorrt. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, meinst du auch, dass diese Gebeine wieder lebendig werden? Und ich sprach: Herr, HERR, das weißt du wohl. Und er sprach zu mir: Weissage von diesen Gebeinen und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, höret des HERRN Wort! So spricht der Herr, HERR von diesen Gebeinen: Siehe, ich will einen Odem in euch bringen, dass ihr sollt lebendig werden. Ich will euch Adern geben und Fleisch lassen über euch wachsen und euch mit Haut überziehen und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Und ich weissagte, wie mir befohlen war; und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich, und die Gebeine kamen wieder zusammen, ein jegliches zu seinem Gebein. Und ich sah, und siehe, es wuchsen Adern und Fleisch darauf, und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen. Und er sprach zu mir: Weissage zum Winde; weissage, du Menschenkind, und sprich zum Wind: So spricht der Herr, HERR: Wind komm herzu aus den vier Winden und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden! Und ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da kam Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig und richteten sich auf ihre Füße. Und ihrer war ein großes Heer.
Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsere Hoffnung ist verloren, und es ist aus mit uns .Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht der Herr, HERR: Siehe, ich will eure Gräber auftun und will euch, mein Volk, aus denselben herausholen und euch ins Land Israel bringen; und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber geöffnet und euch, mein Volk, aus denselben gebracht habe. Und ich will meinen Geist in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der HERR.
Als ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit des biblischen Kommentars zum Verständnis des Korans, kann der Vers 72-73 der Sure 2 aufgeführt werden. In dem Koranvers werden die Juden an einem konkreten historischen Fall erinnert, dessen Geschichte tief im Bewusstsein des jüdischen Volkes in Medina vorhanden war. Gott verlangte von Ihnen, eine Kuh zu schlachten, um so den Mörder zu verifizieren (siehe Koran 2: 67-73). Jedoch wird im Koran nicht explizit erwähnt, weshalb eine Kuh geschlachtet werden soll. Im Koran heißt es folgendermaßen dazu: „Und als ihr jemanden getötet und darüber untereinander gestritten hattet, da sollte Gott ans Licht bringen, was ihr verborgen hieltet. „“Da sagten Wir: “”Berührt ihn mit einem Stück von ihr (der Kuh)!”“ So bringt Gott die Toten wieder zum Leben und zeigt euch Seine Zeichen; vielleicht werdet ihr es begreifen.” (Koran 2:72-73).
Im fünften Buch Mose (Deuteronomium) unter der Überschrift „Sühnung eines Mordes von unbekannter Hand“ wird der Hintergrund des koranischen Verses “Und als ihr jemanden getötet und darüber untereinander gestritten hattet“ ausführlicher erläutert. So schreibt die Bibel dazu:
„Wenn man einen Erschlagenen findet in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird, es einzunehmen, und er liegt auf freiem Felde und man weiß nicht, wer ihn erschlagen hat, so sollen deine Ältesten und Richter hinausgehen und den Weg abmessen von dem Erschlagenen bis zu den umliegenden Städten. Welche Stadt am nächsten liegt, deren Älteste sollen eine junge Kuh nehmen, mit der man noch nicht gearbeitet und die noch nicht am Joch gezogen hat, und sollen sie hinabführen in einen Talgrund, der weder bearbeitet noch besät ist, und dort im Talgrund ihr das Genick brechen. Und die Priester, die Leviten, sollen herzutreten, denn der HERR, dein Gott, hat sie erwählt, dass sie ihm dienen und in seinem Namen segnen, und nach ihrem Urteil sollen alle Sachen und alle Schäden gerichtet werden. Und alle Ältesten der Stadt, die dem Erschlagenen am nächsten liegen, sollen ihre Hände waschen über der jungen Kuh, der im Talgrund das Genick gebrochen ist. Und sie sollen anheben und sagen: Unsere Hände haben dies Blut nicht vergossen, und unsere Augen haben’s nicht gesehen. Entsühne dein Volk Israel, das du, der HERR, erlöst hast; lege nicht das unschuldig vergossene Blut auf dein Volk Israel! So wird für sie die Blutschuld gesühnt sein. So sollst du das unschuldig vergossene Blut aus deiner Mitte wegtun, damit du handelst, wie es recht ist vor den Augen des HERRN“ (Deuteronomium Kap. 21, 1-9).
KEREM ADIGÜZEL:
Salam Bruder Ecevit,
1. ZITAT:
„So gibt es auch Koranverse, die nur dann annähernd erschlossen werden können, wenn der biblische Hintergrund dabei erhellt wird.“
Hierbei wird im Koran aber deutlich gemacht, wann wir nachlesen sollten. Ein Beispiel hierzu:
48:29 … Das ist ihre Beschreibung in der Tora. Beschrieben werden sie im Evangelium wie ein Saatfeld, das …
Der Koran zitiert die Schriften, sodass wir nachlesen können, wenn wir wollen. Es gibt auch insbesondere Koranverse, die solches von uns verlangen, dass wir die früheren Schriften konsultieren oder die fragen, die diese Schriften lesen:
10:94 Wenn du über das, was Wir zu dir hinabgesandt haben, im Zweifel bist, dann frag diejenigen, die (bereits) vor dir das Buch lesen. Wahrlich, zu dir ist die Wahrheit von deinem Herrn gekommen, so sei nicht einer von den Zweiflern.
16:43 Und wir haben vor dir nur Männer auftreten lassen, denen wir (Offenbarungen) eingaben. Fragt doch die Leute der Ermahnung (Dhikr), wenn ihr es nicht wisst! (Ähnlicher Vers: 21:7)
Der Unterschied hierbei ist jedoch, dass es sich um Schriften von Gott handelt. Thora wie auch das Evangelium sind von Gott. Sind die Ahadith von Gott?
2. ZITAT:
“ In Sure 2 Vers 259 wird von einer unbekannten Person berichtet, den Gott sterben ließ und nach hundert Jahren wieder lebendig machte, um so Seine Macht ihm zu demonstrieren.“
Ist es nicht interessant, dass du den Sinn der Geschichte bereits angegeben hast. Was brauchen wir dann noch den „Namen“ dieser Person, was fügt es dem Sinn und Inhalt des Verses noch weitere Informationen hinzu, ohne die wir eben den Sinn des Verses nicht erschließen könnten? Zumal sich die Exegeten eben auch nicht einig waren, wie du es geschrieben hattest. Man kann die biblische Geschichte als Grundlage nehmen – oder eben auch nicht. Es gibt keinen Zwang hierzu.
3. ZITAT:
“ In dem Koranvers werden die Juden an einem konkreten historischen Fall erinnert, dessen Geschichte tief im Bewusstsein des jüdischen Volkes in Medina vorhanden war. Gott verlangte von Ihnen, eine Kuh zu schlachten, um so den Mörder zu verifizieren (siehe Koran 2: 67-73). „
Diese Geschichte kann auch völlig losgelöst von jeglichem Kontext betrachtet werden. Die Geschichte ergibt auch für sich selbst Sinn, wenn berücksichtigt wird, dass die Sura mit „al baqara“ (die Kuh) betitelt wird und diese Sura selbst etliche Gesetze beinhaltet, die wir einzuhalten haben. Statt dass wir, wie die Juden, nach weiteren zahllosen Einzelheiten fragen, die wir erst in den Ahadith suchen müssen, sollten wir einfach Gottes Befehl ausführen und Gottes Worte achten und einhalten. Kein Bedarf an irgendeinem dubiosen historischen Kontext, der weitere Inhalte einführt, die im Koran nicht erwähnt wurden.
Zumal hier auch noch 2:67-71 mit den Versen 2:72-73 in Verbindung gebracht werden, was so auch nicht sein muss. Es gibt keine Notwendigkeit hierfür. Der Vers 2:73 kann sprachlich gesehen auch figurativ verstanden werden und wird dann so zu einer universellen Lehre ohne einen benötigten historischen Kontext. Falls sich jemand hierfür interessiert, kann ich das auch näher erläutern – vom sprachlichen Aspekt her.
ERDİNÇ YAVUZ:
Slm Ecevit Polat
Nur hierzu:
„So gibt es auch Koranverse, die nur dann annähernd erschlossen werden können, wenn der biblische Hintergrund dabei erhellt wird.“
Der Koran hat alle nötigen Details zu jeder Geschichte, um ihren Sinn zu erschließen, gegeben: Die Details, die du nennst als Beispiele, sind nicht für die Erschließung des Sinns von Nöten, die uns der Koran geben will und nur darauf kommt es primär an. Außerdem sind Details aus Thora oder Evangelium nicht immer beliebt, zB wenn es um die genaue Sünde Davids geht, die im Koran nicht näher beschrieben wird aber in der Thora Eingang findet. Viele Muslime akzeptieren dieses Detail nicht weil es da um Mord geht damit David dessen Frau heiraten konnte.
Natürlich kann man sich Details anschauen aber man darf nicht sagen, dass der Koran alleine für den Sinn nicht ausreiche. Im Umkehrschluss könnte ich nach viel mehr Details fragen das Ende wäre offen und weit. Auf die Verse, die dem Koran Deutlichkeit, Vollständigkeit und ausführliche Darlegung attestieren wurde auch nicht eingegangen, die dann so auch im Widerspruch stehen würden.
BAYCAN YANAR:
Hab den artikel etwas ergänzt:
„Dieselbe methodologische Herangehensweise, Koranverse aus dem jeweiligen Kontext zu reißen sieht man auch bei den radikal islamischen Salafisten. Diese entnehmen Passagen, die die Kriegszustände erläutern um den Heiligen Krieg zu rechtfertigen. Dr. Murad Wilfried Hofmanns Position für dieses Fehlverhalten ist in seinem Buch „Islam als Alternative“ nicht zu übersehen: „Diese Methode, einzelne Koranverse ohne Rücksicht auf ihren Zusammenhang und ihre Offenbarungsgeschichte herauszulösen, um so eine islamische Pflicht zum Angriffskrieg zu beweisen, mutet so an, als würde man aus dem Jesus – Zitat >>Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert<< (Math. 10,34) die Kriegslüsternheit des Christentums herleiten“ (Islam als Alternative S. 192).“
KEREM ADIGÜZEL:
Baycan, du hast dich damit endgültig ins Aus geschossen bei mir, weil du nicht mal im Stande bist recherchierbare Unterschiede festzustellen, also nicht einmal Äpfel von Birnen unterscheiden kannst, weil gerade zu diesem Thema ausführliche Artikel geschrieben wurden. Mir bleibt nichts mehr übrig als dir Frieden zu wünschen.
BAYCAN YANAR:
Die Diskussion ist für mich beendet, weil dein Gegenargument zu 95% aus Koranzitaten besteht. Dies ist für mich jedoch kein Gegenargument, weil du einen Vers sagen lässt, was er nicht sagt in dem du ihn aus dem historischen Kontext reißt. Mein Artikel hat jedoch deinen anderen Argument, was 5% der nichtkoranischen Zitaten entspricht beantwortet wie auch meine Kommentare oben.. Danke für deine Aufmerksamkeit
Salamu aleikum
TIMUR TEZKAN:
Zitat Baycan: „Die Diskussion ist für mich beendet, weil dein Gegenargument zu 95% aus Koranzitaten besteht.“
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, was du Kerem hier vorwirfst.
„[…] Sag: Habt ihr (irgendein) Wissen, das ihr uns vorbringen könnt? Ihr folgt ja nur Mutmaßungen, und ihr stellt nur Schätzungen an. Sag: Gott hat das schlüssige Argument. Wenn Er gewollt hätte, hätte Er euch fürwahr allesamt rechtgeleitet.“ (aus 6:148-149)
Lass dir das mal durch den Kopf gehen, Baycan. Salamun ‚alayka!