Zum Weltgebetstag 2025

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Am 07. März 2025 ist Weltgebetstag. Schön, dachte ich mir, als ich vor ein paar Tagen zum ersten Mal davon hörte. Ein Weltgebetstag, so dachte ich mir, wäre bestimmt eine schöne Sache, bei der man Menschen über alle Länder und Religionen vereinen könnte. Ein solidarisches Zeichen, bei dem, von Frauen geführt, Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus, und jeder andere, der betet, im Gebet vereint wären. Doch je mehr ich über den Weltgebetstag recherchierte, desto klarer wurde mir, dass es sich beim Weltgebetstag um den christlichen Weltgebetstag handelte. Und jedes Jahr schreibt ein anderes Land die Gottesdienstordnung. Schön, dachte ich mir, obwohl ich mich als Muslima mittlerweile doch etwas ausgeschlossen fühlte. Wenigstens gibt es kulturelle Vielfalt. Doch als ich mir die Liste der Länder anschaute, fiel mir die Überrepräsentation einiger Länder doch sehr auf. So waren die Vereinigten Staaten von Amerika ganze acht Mal vertreten gewesen, während ungefähr 60 Länder gar nicht erst vorkommen.

Da ich sehr viel mit Zahlen und Statistiken arbeite, habe ich mir die Liste der bislang vertretenen Länder genauer angeschaut. Diese Liste umfasst 99 Jahre, von 1932 bis 2031, und manche der Länder, die aufgelistet wurden, wie die Deutsche Demokratische Republik (DDR), Britisch-Indien, oder Tschechoslowakei, existieren gar nicht mehr. Auch auffällig ist, dass Afrika bis 1969 gleich dreimal aufgelistet wurde. Ich stelle es mir tatsächlich sehr seltsam vor, wie der gesamte Kontinent Afrika, von Marokko bis nach Südafrika, vereint, die Gottesdienstordnung schreibt. Danach wurde es dann wieder etwas spezifischer, als 1970 Ägypten mit vier anderen Ländern und schließlich 1975 Ägypten alleine als zweites spezifisch genanntes afrikanisches Land (das erste war tatsächlich 1946, die Zentralafrikanische Republik) die Liturgie schreiben durfte. 1979 durfte dann noch Ostafrika zusammenkommen, bis dann 1991 Kenia die Welt im Gebet führen durfte. Und auch, wenn man sich die Kontinente anschaut, und wie fair die Länder verteilt sind, sieht man doch ein gewisses Ungleichgewicht. Europa, Asien, Amerika und Ozeanien sind teilweise stark überrepräsentiert, wohingegen Afrika unterrepräsentiert ist. Dabei ist Afrika der Kontinent mit den meisten Christen, aber leider immer noch derjenige, der immer wieder vergessen wird. Leider zeigt der Weltgebetstag auch, wie lange die Geschichte des Kolonialismus und Imperialismus noch lebendig war.

Am 7. März werde ich beten. Ich werde meine Hände im Gebet falten und für all die wundervollen Menschen aus Afrika beten, die ich in meinem Leben kennenlernen durfte. Ich werde dafür beten, dass mehr Menschen sich mit den vielen wundervollen Kulturen auseinandersetzen und dass mehr Menschen klar wird, wie viel mehr dieser wundervolle Kontinent zu geben hat. Und dass es eines Tages einen Weltgebetstag geben wird, an dem Frauen aller Hautfarben und Religionen sich die Hände reichen werden, um Menschen rund um den Globus im Gebet zu vereinen. Der Weltgebetstag hat zwar seinen Ursprung im Christentum, aber dies bedeutet nicht, dass der Weltgebetstag seine Türen nicht für andere Religionen öffnen kann, und wenn es nur einmal alle paar Jahre als „interreligiöser Weltgebetstag“ stattfinden würde. Dies muss aber nicht immer von den Christen angestoßen werden, auch andere Religionen sehe ich in der Verantwortung, aktiv einen interreligiösen Dialog anzustoßen. Dafür könnten sich die anderen Religionen (Juden, Buddhisten, Muslime) auf ein Format einigen, z.B., dass unterschiedliche Formate des Gebets inkludiert werden. Dann wäre vielleicht die ganze Welt am Weltgebetstag eingeschlossen.